"Warum sieht Yoshi so niedlich aus? Wieso ist Poochy ein so knuffiger Hund? Und was ist der Grund, dass das innere Kind durch diese Reihe geweckt wird?" So oder so ähnlich fängt jeder Zyklus eines neuen Plattformers mit Yoshi an. Dabei können wir jedes Mal nur ein weiteres ü in "Es ist so süüüüüüüüüüüüüß!" einfügen, so auch als Yoshi's Crafted World für die Nintendo Switch auf der E3 2017 vorgestellt wurde. Wie der Vorgänger, Yoshi's Woolly World auf der Wii U und dem 3DS, wurde das Spiel von Good-Feel entwickelt und erscheint Freitag dem 29. März 2019.
Die Yoshi-Spiele sind schon immer für eine kinderfreundliche Optik bekannt, so wurden bislang Pastellfarben, kulissenhafte Level, ähnlich Paper Mario, oder auch zuletzt Seide und Wolle verwendet. Yoshi's Crafted World führt das noch einen Schritt weiter indem sich die Welt und die einzelnen Level wie Bastelwerke anfühlen. Bastelwerke die letztlich die Plattformen für dieses Jump'n'Run bilden. Beim Anblick der Objekte lassen sich ihre einzelnen Bestandteile und das Material erkennen, so dass selbst Lust aufkommt, eines der Lebewesen selbst mit einem Grinsen nachzustellen.
Kulissenhafte Reise durch die Bastelwelt
Beginnen, tut das Spiel ziemlich schlicht. So leben die Yoshis in Frieden auf ihrer Yoshi-Insel bis Kamek sowie Baby Bowser die Ruhe stören. So befindet sich auf der Spitze der Yoshi-Insel ein Firmament mit fünf verzierten Juwelen, das jegliche Wünsche erfüllen kann. In ihrem Versuch die fünf magischen Juwelen der Yoshi zu stehlen, scheitern Kamek und Baby Bowser aufgrund ihrer fehlenden Erfahrung. Dies führt dazu, dass die fünf Juwelen auf der Welt verstreut werden. Entsprechend besteht die Aufgabe der Yoshis darin, die Juwelen aufzufinden und das bevor die Bösewichte Unsinn mit der Macht der Wünsche anstellen.Wie vergangene Yoshi-Spiele ist der Anfang sehr linear. Was gleich auf der Karte auffällt, ist die Abkehr von klassischen Welten. Stattdessen sind es einzelne themenhafte Bereiche, ähnlich eines Themenparks, bestehend aus je einem bis drei zusammenhängenden Leveln. Der nächste Abschnitt kann durch die Zahlung von Blumen freigeschaltet werden, die es, ähnlich wie in Yoshi's Woolly World, als Belohnung in den Levels zum Sammeln gibt.
Die einzelnen Bereiche sind anfangs verdeckt, doch mit der Zahlung entfalten sie sich wie ein Aufklapp-Bilderbuch und bestehen aus Materialen, welche sich in jedem Haushalt befinden. Die einzelnen bunt gemischten Level werden aus dieser Hub-World betreten und tragen damit zur Stimmung der Bastelwelt bei.
3D-Bastelwerke in einem 2,5D-Jump'n'Run
Anders als vergangene Yoshi-Spiele fühlen sich die Level in Crafted World plastischer an. So sind es zwar 2D-Bahnen, die ans Ziel führen, aber diese können im Vorder- und Hintergrund verlaufen. Diese räumliche Tiefe macht sich in anderen Aspekten, wie der Sammlung oder der Reise mit Spielzeug-Zügen, bereits im ersten Level, bemerkbar. Besonders zur Atmosphäre verhelfen natürlich die bekannten Shy Guys, die hinter den Kulissen die Fäden wortwörtlich ziehen.
So halten sie teilweise Brücken zusammen oder sorgen für Wind indem sie mittels Strohhalmen Wattebällchen hochpusten. Diese Details sind besonders in den umgedrehten Levels, ähnlich eines Blicks hinter den Kulissen, erkennbar. Kleine Aspekte wie diese vermitteln weiter das Gefühl, dass Yoshi sich in einer plastischen Welt, anders als Woolly World, befindet.
Wie in vergangenen Yoshi-Spielen schwebt Yoshi durch das Strampeln seiner Beine in der Luft und schluckt Gegner sowie Objekte mit seiner langen Zunge. Verzehrbares verwandelt er dabei zu Eiern, die einem folgen. Diese dienen Yoshi wiederum als Projektile. Sei es, um Hindernisse aus dem Weg zu räumen, Konstrukte aufzudecken oder Wolken für weitere Münzen und Blumen zu treffen.
An einigen Stellen in den vielfältigen Leveln muss Yoshi auch Bestandteile von Konstruktionen zur Erweiterung der Welt finden. Zum Beispiel drei Teile einer Brücke, um ein liebevolles Karton-Rhinozeros-Paar zusammenzubringen. An diesem Beispiel zeigt sich, dass das 3D bewusst in Entscheidungen des 2D-Level-Designs eingeflossen ist. Denn auf der Brücke im Hintergrund befindet sich im Anschluss eine belohnende Blume neben dem glücklich springendem Karton-Rhinozeros-Paar.
Sammeln und Yoshi mit Kostümen verzieren
Wie erwähnt, sind die Blumen wieder die begehrten Sammelitems, ähnlich wie die Monde in Super Mario Odyssey. Pro Level gibt es dabei etwa 5-8 Blumen zu finden. Diese können offensichtlich in den Leveln schweben, versteckt unter Konstrukten sein oder auch durch zeitlich begrenzten Aufgaben erworben werden. Es gibt dabei unterschiedliche Aufgaben, wie beispielsweise das Einsammeln von blauen Münzen, das Treffen der richtigen Blume unter Falschen oder die Maulwurfsjagd. Die Varianz sorgt durchaus für Abwechslung, ist aber auch mit einer stressigen Komponente verbunden, da nur ein Versuch pro Level gewährt wird.
Des Weiteren befinden sich 20 rote Münzen in jedem Level. Das Sammeln resultiert ebenfalls in einer Blume als Belohnung. Gleiches gilt auch für den Abschluss eines Levels mit vollem Leben. Eine dritte Blume gibt es wenn mindestens 100 normale Münzen eingesammelt wurden.
Es ist teilweise mühselig hier 100% anzustreben, was durchaus der eigenen Motivation schaden kann und einen besonders am Anfang aufhalten kann. Crafted World ist zwar so gestaltet, dass die erstmaligen Ziele innerhalb des ersten Versuches machbar sind. Gleichzeitig kommen aber weitere hinzu, so dass ein Backtracking hier unumgehbar ist.
Nach Abschluss eines Bereiches warten noch einzelne Missionen bei denen bestimmte sammelbare Konstrukte in den Hinter- bzw. Vordergründen der Level aufzufinden sind. Nach dem Durchspielen kommt ebenso ein weiterer Grund hinzu, die Levels nochmal aufzusuchen. In diesem Sinne ist ein 100% Abschluss ein Bestreben, das eher für das Postgame aufgespart werden sollte. Zumal Blumenbegrenzungen für neue Bereiche ziemlich großzügig sind, so dass 50% der erreichten Blume zumeist ausreichen und bei normaler Spielweise kein Hindernis darstellen. Bereits geschaffte Aufgaben müssen dabei nicht erneut erledigt werden, so dass die Wiederholung angenehmer ausfällt.
Auch beim Sammeln kommt der 3D-Aspekt zur Geltung, da Crafted World mit seinem aggressivem Unschärfe-Effekt die Konstrukte, Münzen oder auch Blumen im Hintergrund versteckt. Erst beim Zielen von Yoshis Ei werden diese klar dargestellt, so dass beim Spielen oftmals leere Hinter- und Vordergründe auf der Suche anvisiert werden.
Die gesammelten Münzen dienen als Währung für Kapsel-Automaten, die in jedem Bereich stehen und dazu passende Kostüme verschiedener Seltenheit enthalten. Dabei gilt jede Kapsel nach Erwerb als verbraucht, wodurch die Wahrscheinlichkeiten ein eher vernachlässigbarer Aspekt sind. Mit Fortschritt werden sowieso alle Kostüme erworben, nur eben in unterschiedlicher Reihenfolge.
Die Kostüme selbst sind quasi aufgehübschte Rüstungen für Yoshi und rein optional. Die Seltenheit zeigt an wie viele Treffer die Rüstung blockt. Letztlich dienen sie als optionaler Puffer, der das Spiel erleichtert, um bspw. die Level mit vollem Leben für den Erhalt der Zusatzblume zu beenden. Aufgrund dieser Eigenschaft lassen sich die Kostüme komplett ignorieren, da diese das Spiel weiter vereinfachen und damit das letzte bisschen Herausforderung nehmen können.
Ebenso optional sind Amiibo, welche weitere Kostüme freischalten.
Schaurig zuckersüße Abwechslung
Der Einstieg in das neue Yoshi-Abenteuer kann etwas eintönig ausfallen. Gerade die ersten Level sind einfacher gestaltet und machen kaum Gebrauch der Stärken von Crafted World. Auch wenn früh genug eines der Autoscrolling Level kommt, indem Yoshi-zilla sich seinen Weg durchboxt.
Dabei mangelt es dem Spiel nicht an Kreativität. In einem Level segelt Yoshi auf einem gebastelten Schiff und legt sich mit seedieberischen Shy Guys an, die einen mit ihren Kanonen anvisieren. In einem anderen springt er von einem Seidenfaden zum Anderen. Dann fliegt er auf mal auf einem Flieger oder rennt vor einem Riesenskelett in einem anderen Autoscrolling Level weg. Vertikale Levelabschnitte sind Yoshi auch nicht fremd. Ebenfalls einem Wettrennen mit Shy Guys auf einem Parkour ist Yoshi nicht abgeneigt. In einem Geisterhaus meidet Yoshi die gruseligen Gestalten, während er in einem anderen selbst eine Gegnerbasis infiltriert. Selbst die Level innerhalb der themenhaften Bereiche fallen sehr divers aus und nutzen ihre eigenen Gimmicks. Bspw. Magnete die Yoshi auf Dosen werfen muss, um an höheren Orten zu gelangen oder schlicht als Gewicht, um an Fäden gebundene Blockaden zu entfernen.
Außerdem öffnet sich Crafted World etwas nach dem ersten der fünf Juwelen. So können die nachfolgenden drei Juwelen und damit die Bereiche auf den Wegen dorthin in beliebiger Reihenfolge abgeschlossen werden, einzig das letzte Juwel ist wieder linear. Es ist eine begrenzte Offenheit, aber ein Teil der weiter motiviert und so in vergangenen Yoshi-Spielen nicht vorhanden war.
Auch die Bosse weisen diese Kreativität zumindest in der Gesaltung auf. So lässt sich der Zusammenbau dieser beobachten. Während die Mechaniken selbst vergangenen Teilen ähneln. Im Gegensatz zu Woolly World sind die Bosse in Crafted World eigene Level, die im ersten Durchgang keine zusätzlichen Herausforderungen wie Zeitbegrenzung, volles Leben oder eigene Bedingungen benötigen. Dies vereinfacht das Bestreben nach 100%, da nicht mehr ganze Level für die Herausforderungen der Bosse erneut bewältigt werden müssen.
Nichtsdestotrotz lauern in einigen wenigen Leveln spezielle Gegner als Hindernisse.
Zu Zweit Hunde einsammeln, aber...
Ein letzter großer Aspekt, der bei der Vorstellung von Crafted World aufgeführt wurde, ist die 180-Grad-Drehung von Leveln. Im finalen Spiel ist dieser Aspekt kleiner als erhofft geraten, was wohl mit dem Engine-Wechsel zusammenhängt. So wird bei einzelnen zeitbegrenzten Blumenaufgaben in regulären Leveln diese Drehung durchgeführt, aber letztlich wurde die 180-Grad-Drehung in einen eigenen Modus gepackt. Nach Abschluss eines Levels taucht ein Poochy auf und ladet einen in diesen Modus ein, bei dem ein Blick hinter die Kulissen der regulären Level werfbar ist. Hier besteht die Aufgabe jeweils darin drei Poochy in einem Level aufzufinden. Diese können sich auf dem Weg, aber auch im Vorder- und Hintergrund verstecken.
Jedes gefundene Hündchen belohnt mit einer Blume und wenn alle drei innerhalb eines Zeitlimits gefunden werden, gibt es eine weitere Blume. Einige der sammelbaren Konstrukte können nur hier gefunden werden, weshalb auch hier Wiederspielbedarf besteht. Leider können in diesem Modus keine Münzen gesammelt werden, so dass dieser etwas leer wirkt.
Dieser Modus bietet sich mehr zu zweit im Multiplayer an, da sich beide Spieler auf die Suche nach Hunden und ggf. Konstrukten konzentrieren können. Der reguläre Modus ist für den Multiplayer weniger geeignet, da die Koordination hier schwerer fallen kann und Themen wie volles Leben ein Streitpunkt sein können.
Zum Schwierigkeitsgrad: Dieser fällt an sich angemessen aus. Gegner können zwar leicht vermieden werden, aber es gibt auch hartnäckige Gegner die einem nach dem Leben trachten. Insgesamt für erfahrene Spieler einfach, aber wie in jedem Yoshi-Spiel besteht die Herausforderung alles einzusammeln. Der Verzicht auf die Kostüme hilft hierbei. Für unerfahrene Spieler oder für den chaotischen Multiplayer besteht jederzeit die Möglichkeit in den Optionen auf einen milden Modus umzuschalten. Hierbei bekommen die Yoshi Flügel, womit permanentes Fliegen möglich ist, was viele Herausforderungen des Spiels schlicht umgeht. Dies bietet sich für den Sammelaspekt auch an, wenn der Zeitaufwand zu mühselig erscheint.
Zu QoL-Aspekten: Kostüme müssen, sobald die Rüstung in einem Level bricht, erneut nach Beendigung des Levels in einem Untermenu ausgewählt werden. Wer mit Kostümen spielt, sollte daher stets darauf achten. Ansonsten ist es gut, dass jederzeit die Möglichkeit besteht auf Multiplayer und leichteren Spielmodus zu wechseln.
Zur Grafik: Der Stil des Spiels sowie der Unschärfe-Effekt helfen dabei, dass es trotz niedriger Auflösung gut ausschaut. Zumal es flüssig mit 60 FPS innerhalb der Level für das gute Gameplay läuft. Das ist sowohl im Dock als auch Handheldmodus der Fall.
Zur Musikuntermalung: Diese ist leider der enttäuschende Teil von Crafted World. So gibt es insgesamt nur 20 Musikstücke und kommen nicht mit der Diversität der Bereiche oder gar Level einher. So gibt es zwar einige wenige gute Stücke, aber das ist ein Aspekt der im Vorgänger um einiges besser war.