Einer der Vorteile bei der Entwicklung von Indiespielen ist, dass Entwickler viel mehr kreative Freiheit besitzen und diese benutzen können, um ihre Vision umzusetzen. The Path of Motus gehört eindeutig zu dieser Art von Spiel, da Entwickler Michael Hicks hier seine persönlichen Erfahrungen verarbeitet und sich diese sogar im Gameplay des PC, PS4 und XONE Spiels wiederfinden.
In den großen Wald
Im Verlauf der Geschichte begleiten wir den Goblin Motus durch drei Lebensphasen: in der Kindheit, als Jugendlicher und schließlich als Erwachsener. Schon früh ist klar, dass Motus anders ist als die anderen Goblins und nicht den von seinem Vater vorgeschlagenen Lebensweg folgen möchte. So machen wir uns zu Spielbeginn von zu Hause auf und beeinflussen je nach Spielweise die Geschichte, welche sich dadurch aber nur in Details verändert. Die meisten anderen Goblins sind Motus nicht freundlich gesinnt, wobei es dem Spieler selbst überlassen ist, ob er die Konfrontation sucht oder ob er dieser aus dem Weg geht. Dabei ist die Konfrontation meist die einfachere Vorgehensweise, während es für den gewaltlosen Ansatz mehr Überlegung braucht. Durch fleißiges Erkunden finden wir alte Briefe und Erinnerungen, welche die Story genauer erklären und das Handeln der einzelnen Figuren nachvollziehbar machen. Gegen Ende des Spiels, wendet sich sogar Entwickler Michael in einer persönlichen Botschaft an den Spieler, welche die Spielerfahrung als Ganzes abrundet.Von A nach B
Das Spiel bietet zwei verschiedene Arten von Gameplay, zumeist steuern wir Motus in einem Plattformer durch die Spielwelt und setzen uns mit den anderen Goblins auseinander. Diese können durch das Rufen von Wörtern besiegt werden, wobei die anderen Goblins diese auch benutzen, um Motus zu verletzen. Insgesamt gibt es vier unterschiedliche Wörter im Spiel, welche sich farblich unterscheiden. Dabei heben sich die Wörter gleicher Farbe auf und können dementsprechend von Motus auch defensiv verwendet werden, um sich vor Schaden zu schützen. Die Sprungpassagen sind dabei in kurze Abschnitte aufgeteilt, wobei jeder Abschnitt seinen eigenen Rücksetzpunkt besitzt. Diese sind im späteren Spielverlauf auch nötig, da hier der Rätselanteil steigt und es für die richtige Lösung einige Versuche bedarf. Zumal Motus nach jeder Verletzung wieder zu einem Rücksetzpunkt befördert wird. Durch das großzügige Verteilen dieser Punkte kommt aber nie Frust auf, sondern es wird deutlich, dass die Herangehensweise an die jeweiligen Herausforderungen im Fokus steht. Besonders am Ende bedarf es einiger Überlegungen, zumal das Spiel vom Spieler auch erwartet, außerhalb der etablierten Konventionen zu denken. Die Steuerung mittels Gamepad weist die für einen Plattformer nötige Präzision auf, auch wenn sie nicht die Perfektion anderer Genrevertreter erreicht und manche Passagen ein paar mehr Anläufe deswegen bedürfen.Neben Plattformer-Einlagen hat das Spiel auch genügend herkömmliche Rätsel, welche den Bau von Brücken symbolisieren. Dabei sind dies zuerst herkömmliche Brücken, welche benötigt werden, um in der Spielwelt voranzukommen. Die gleiche Spielmechanik findet sich auch in der Gedankenwelt von Motus wieder und wird dazu benutzt, um geheime Dokumente aufzufinden. Im Grunde gilt es, Punkte mit Linien zu verbinden, wobei zwischen zwei Punkten maximal zwei Linien erlaubt sind. Dies ist am Anfang noch trivial, wird aber durch zusätzliche Rahmenbedingungen im Spielverlauf herausfordernder. Gerade bei den komplexen Rätseln am Ende wirkt die Controllersteuerung etwas umständlich und verhindert ein schnelles Lösen der Rätsel, was dem Spielfluss gelegentlich schadet. Mit der Maus funktioniert es hingegen problemlos, allerdings ist die Steuerung per Tastatur schlecht gelöst, zumal sich die Tasten noch nicht einmal neu belegen lassen. Dementsprechend dürfte das Gamepad das Eingabegerät der Wahl sein, in Verbindung mit dem gelegentlichen Einsatz der Maus. Insgesamt erweitern diese Rätsel das Gameplay sinnvoll und ermöglichen zusammen mit der Geschichte ein homogenes Bild des Spiels.
Idylle bis Dystopie
Die Ausgestaltung der Spielwelt trägt viel zur Atmosphäre bei und beeinflusst diese im Verlauf des Spiels. Während der Kindheit dominieren bunte Farbtöne die Szenerie und repräsentieren damit die Unbekümmertheit dieses Lebensabschnitts. Im weiteren Spielverlauf hingegen, wird die Farbauswahl immer trister, unterstreicht damit aber primär die Eindrücke der Geschichte. Die optische Ausgestaltung der Figuren und der Welt sind dabei eines der Highlights des Spiels. Leider befinden sich die Animationen nicht auf dem gleichen Niveau, stören den grafischen Gesamteindruck aber nur geringfügig. Besonders einzelne, etwas in der Spielwelt versteckte Details, wissen außerdem zu gefallen. Der Soundtrack bietet dazu die passende Kulisse und passt sich, wie die grafische Ausgestaltung, der Geschichte an. Im Zusammenspiel von Geschichte, Grafik und Sound entsteht somit ein runder Gesamteindruck.Technisch läuft das Spiel nach einem Patch kurz vor Release sauber. Die grafischen Einstellmöglichkeiten sind dabei etwas begrenzt, da man nur zwischen niedrigen, mittleren und hohem Detailgrad sowie der Auflösung wählen kann. Dafür dürfte das Spiel auf jedem Rechner laufen, da die Anforderungen eines 2D-Spiels im Vergleich zu 3D-Spielen niedrig sind. Die Spielzeit ist relativ kurz, so dürfte der erste Spieldurchgang drei Stunden dauern und nach weiteren ein bis zwei Stunden auch die Sammlung vervollständigt sowie alles gesehen sein.