Nach einiger Wartezeit geht es nun endlich mit der Laytonschen Rätselreihe weiter. Der neuste Teil stellt dabei einen Neuanfang dar, in dem mit einigen Konventionen der Serie gebrochen wird. Die offensichtlichste dürfte dabei der Wechsel des Hauptcharakters sein, schließlich spielt man jetzt anstelle von Professor Hershel Layton seine Tochter Katrielle. Dabei ist es natürlich immer ein Wagnis, einen etablierten Charakter zu ersetzen. Ob sich dies und die weiteren Änderungen von Level 5 für die Serie auszahlen, wird sich in den folgenden Zeilen zeigen.
Welcome to London
Im Gegensatz zu den vergangenen Serienteilen spielt die Handlung diesmal nur in London, wodurch die Geschichte einen anderen Anstrich bekommt. Anstatt sich mit weltbewegenden Ereignissen auseinanderzusetzen, handeln die meisten Fälle, welche Katrielle als Detektivin löst, von alltäglichen Ereignissen. Dabei gilt es unter anderem, ein verschwundenes Haustier aufzuspüren oder Geistererscheinungen in einem Anwesen zu ergründen. Wie man anhand dieser Beispiele sieht, befinden wir uns noch am Anfang der Karriere von Katrielle. Glücklicherweise erarbeitet sie sich im Laufe des Spiels einen immer besseren Ruf und erhält daraufhin interessantere Fälle, in denen es auch um mehr geht. Aufgrund dessen plätschert die Geschichte besonders am Anfang des Spiels etwas vor sich hin, bevor sie gegen Ende anzieht. Richtige Spannung möchte deshalb zu Beginn nicht aufkommen. Trotzdem folgt man der Erzählung gerne, da die neuen Charaktere sympathisch sind und ihre Eigenheiten unterhaltsam rüberbringen.
Die einzelnen Fälle werden dabei jeweils in einer eigenständigen Episode abgehandelt, wodurch das Spiel in seinen 12 Episoden den Spannungsbogen einer Slice-of-Life Anime-Serie besitzt. Dies ermöglicht auch, dass sich der Spieler in der Mitte des Spiels aussuchen kann, in welcher Reihenfolge er vier Episoden angeht. In diesen Episoden werden auch die namensgebenden Millionäre vorgestellt und jeweils mit einem eigenen Fall bedacht. Für die übergreifende Geschichte stellt das Spiel nur einen Einstieg dar und beantwortet nicht alle Fragen, welche im Laufe aufgeworfen werden. Dessen ungeachtet ist die Hauptgeschichte des Spiels in sich abgeschlossen und bietet ein befriedigendes Ende.
Million Dollar Rätsel
Neben der Geschichte sind die Rätsel einer der Hauptaspekte der Layton-Reihe. Wie in den Vorgängern bestehen diese aus Logikrätseln, in denen zum Beispiel Streichhölzer neu angeordnet, Rechenaufgaben gelöst sowie Kisten verschoben werden. Diese befinden sich meist auf dem gewohnten hohen Niveau, wobei die Anzahl der Fangfragen, also der Rätsel mit einem Trick, zugenommen hat. Das Herausfinden des Tricks stellt sich dabei in einigen Fällen ohne zu Raten beziehungsweise ohne eine iterative Herangehensweise als unmöglich dar. In diesen Fällen sind die Randbedingungen nicht ausreichend genau beschrieben, wodurch man fast gezwungen ist, vor jedem Rätsel dieser Art zu speichern oder die Hinweise zu bemühen, um die maximale Punktzahl an Pikarat zu erreichen. Mit Hilfe von Pikarat werden nach Ende des Spiels einige Dinge frei geschaltet.
Der Schwierigkeitsgrad orientiert sich an den vorherigen Teilen und dürfte Veteranen der Serie vor keine allzu großen Herausforderungen stellen. Doch selbst Anfänger sollten es bis ins letzte Kapitel schaffen, da die für die Story relevanten Rätsel auch später gelöst werden können. In solchen Fällen geht die Geschichte einfach weiter. Nur für das letzte Kapitel muss eine bestimmte Anzahl an Rätseln gelöst werden. Das sollte dank der zahlreichen Hinweismünzen, welche in der Spielwelt versteckt sind, aber für jeden möglich sein.
Es wurden leider auch einige Möglichkeiten vertan, da der Großteil der Rätsel höchstens einen thematischen, aber keinen direkten Bezug zur Story besitzt. Besonders im Hinblick auf die Lösung der Fälle hätte sich dies angeboten. Im Laufe eines jeden Falls werden sechs Hinweise von Katrielle gesammelt, mit denen dieser aufgelöst wird. Das Sammeln der Hinweise erfolgt dabei genauso automatisch, wie das spätere Lösen. Meist ergeben sich die Hinweise aus den Unterhaltungen mit den Zeugen sowie aus dem Entdecken von Auffälligkeiten am Tatort. Zwar wird hierdurch Katrielles Gedankenprozess gut dargelegt, trotzdem wäre es interessanter gewesen, wenn das Lösen zumindest einen gewissen Grad von Interaktion gefordert hätte. Man denke zum Beispiel hier an die Danganronpa-Serie.
Insgesamt gesehen bietet das Spiel weiterhin gute Rätselkost und genügend Umfang mit ungefähr 16 Stunden Spielzeit für das erstmalige Durchspielen. Im Anschluss an das Lösen eines Falls ist es möglich, zu den Orten des Geschehens zurückzukehren. Hier lassen sich noch weitere Rätsel finden sowie bislang übersehene Rätsel, Gegenstände und Hinweismünzen einsammeln. Für weiteren Nachschub ist mit täglich herunterladbaren Rätseln auch gesorgt, womit das Spiel genügend Beschäftigung für das nächste Jahr aufweist.
Ein Trip durch London
Inszenatorisch weist das Spiel ein stimmiges Gesamtbild auf. Die Charaktere und Umgebungen sind liebevoll inszeniert. Besonders die Reaktionen der einzelnen Charaktere spiegeln ihre Gefühle anschaulich wider und lassen sie einen schnell ins Herz schließen. Die Musik passt sich dem Spielgeschehen gut an und bietet gewohnt eingängige Melodien. Die Sprachausgabe hätte gerne mehr sein dürfen, da diese nur zum jeweiligen Fallfinale sowie zu besonderen Punkten in der Geschichte einsetzt und insgesamt eine gute Sprecherauswahl aufweist. Zusätzlich gibt es an den wichtigen Punkten der Geschichte kurze Anime-Sequenzen. Diese sind ansehnlich animiert und fügen sich gut in das Gesamtbild ein.
Im Hinblick auf die Locations fehlt im späteren Spielverlauf etwas die Abwechslung, da das Spiel komplett in London stattfindet. Hier fällt besonders im späteren Verlauf die Wiederverwendung von mehreren Locations auf, was zwar handlungsmäßig sinnvoll ist, aber trotzdem langweilig wirkt. So sind die Hotspots identisch zu den vorherigen Besuchen und unterscheiden sich nur darin, ob sich hier diesmal ein Rätsel oder eine Hinweismünze versteckt.
Schade ist auch, dass das Spiel kein 3D unterstützt und somit einen potenziellen Vorteil gegenüber der Smartphone-Version nicht ausnutzt. Zwar wäre der Effekt natürlich auch nur in den Dialogen einsetzbar, da die Rätsel lediglich in 2D dargestellt sind. Trotzdem hätte es ein Argument für die später erscheinende 3DS-Version sein können. Somit besteht der einzige Vorteil darin, dass die verschiedenen Outfits für Katrielle nicht über Mikrotransaktionen freigeschaltet werden. Diese können mittels spezieller, im Spielverlauf auffindbarer Münzen gekauft werden und bieten zusätzlich noch ein weiteres Rätsel. Die Steuerung des Spiels erfolgt fast ausschließlich über den Touchscreen, was bei den meisten Rätseln auch die optimale Eingabemöglichkeit ist. Dennoch wäre es wünschenswert gewesen, wenn zumindest in einzelnen Menüs das Steuerkreuz und die Tasten verwendbar wären. Zumindest ist dies in den zahlreichen Dialogen der Fall.