Red Steel 2 Review
Red Steel 2 ist mit dem Vorgängerprodukt vor rund drei Jahren gar nicht mehr zu vergleichen und trägt die schwere Bürde, die Versprechen der vergangen Tage nun endlich zu erfüllen. Der Schwertkampf kombiniert mit dem Einsatz der Waffe...das Entwicklerteam hinter Creative Director Jason Vandenberghe hat dieses Grundkonzept beibehalten und sich tiefgehende Gedanken gemacht, was man nun daraus machen kann und wie man am besten die Stärken der Wii nutzt. Während die Revolver für ein Wild West Szenario a la Client Eastwood stehen und das Katana für die japanische Samuraiwelt, haben die Entwickler einfach alles in einen Topf geschmissen und ordentlich umgerührt. Herausgekommen ist wohl eines der spannendsten Wii-Titel des noch jungen Jahres 2010.
Wild Wild East
Gäbe es eine Wertungskategorie für Style, dann würde wir Red Steel 2 hier locker fünf Sterne verleihen. Das geschaffene Szenario ist einzigartig und mit seiner sauberen Cel-Shading Optik selbst im Vergleich mit den HD-Konsolen absolut auf der Höhe der Zeit. Nicht zuletzt durch den gelungenen Einstieg mittels "Ass-Kick-Start" fühlt man sich gleich vom Spiel gepackt. Im besagten Start wird man in der Rolle des namenlosen Schwert- /Revolverhelden von einem verrückten Jackal hinter einem Motorrad durch die Wüste geschliffen. Durch Glück gelingt die Flucht und es beginnt der große Rachefeldzug gegen die verdammten Wüstenräuber, die eure Heimatstadt eingenommen und ausgeplündert haben. Um aber wirklich im Spiel anzukommen benötigt es schon ein gelungenes Gameplay, welches euch das Gefühl verleiht tatsächlich selber die Kontrolle über die Waffen zu haben. Kommen wir also gleich zu dem wohl wichtigsten Punkt des Titels, dem Gameplay, der übrigens nur mit dem Wii-Motion Plus Aufsatz funktioniert.
Leichen pflastern seinen Weg...
Red Steel 2, und das sollte gleich vorweg geklärt werden, ist weder ein richtiger Ego-Shooter noch eine Art Simulation der Schwertkampfkunst, das Spiel wird von den Entwickler also zu Recht eher als Action-Brawler bezeichnet. Grundsätzlich verfügt man über zwei Waffen: Zum einen das Katanaschwert und zum anderen eine Schusswaffe. Die Schusswaffe, von denen man sich im Verlaufe des Spiels verschiedene Variationen zulegt, wird wie in nahezu jedem Ego-Shooter verwendet. Mittels Pointer-Steuerung der Wii-Mote können punktgenaue Schüsse abgefeuert und eure Gegner in Mitleidenschaft gezogen werden. Der Zauber des Wii-Motion Plus Aufsatzes hingegen wird erst beim Einsatz des Katana entfesselt, denn jede horizontale und vertikale Bewegung, wird 1:1 auf den Spielverlauf übertragen. Zu Beginn testet man natürlich immer wieder die Bewegungen und man stellt fest, dass eigentlich alles sehr schön funktioniert, doch um die Gegner richtig zu malträtieren bedarf es schon der Combo-Attacken, die man im Spielverlauf erlernt. Diese besagten Combos machen Red Steel 2 erst so richtig aus, denn die Kombinationen sind variantenreich und deren Eingabe wird immer korrekt vom Spiel erkannt. Beispielsweise können wir Gegner mittels Vertikalhieb in die Luft befördern, hinterherspringen und mit einem schönen Schlag wieder auf dem Boden befördern. Es ist auch ein klasse Spielgefühl, wenn man die Stärke der Schusswaffe und des Schwertes kombiniert...ein Schuss in die Knie macht den Gegner bewegungsunfähig und schon haben wir die Möglichkeit mittles einer Stichbewegung nach Vorne einen effektiven Finisher auszuführen. Alle gelernten Moves können kombiniert und mit bedacht eingesetzt werden. Das ist also der große Reiz, der nach mehreren Spielstunden immer mehr verinnerlicht wird. Man merkt einfach nach dem Erlernen der Moves, wie man sie effektiv einsetzt und es stellt sich eine gewisse Zufriedenheit ein. Um das gebotene Repertoir auch wirklich ausschöpfen zu können, muss man sich auch tatsächlich dazu durchringen die umfangreichen Tutorials durchzumachen. Hier wird auch beispielsweise erklärt, dass eine starke Bewegung mit der Wii-Mote auch einen starken Schlag, der besonders für gepanzerte Gegner von Nöten ist, zur Folge hat. Die Bewegungserkennung ist also wirklich sehr vorbildlich und genau das haben wir uns ja schon vor drei Jahren mit Red Steel 1 gewünscht.
Red Steel 2: Das Spiel
Das vermeintlich wichtigste Kriterium kann Red Steel 2 also erfüllen, doch wie sieht es mit dem Spiel als solches aus? Der Start von Red Steel 2 macht euch ganz behutsam mit allen wichtigen Elementen vertraut. Zunächst wäre da der Schwertmeister Jian, der euch in regelmäßigen Abständen mit den neusten Kampftechniken versorgt und diese in Tutrorials (samt Anleitungsvideo) erklärt. Den Meister trifft man in der Regel immer in den Basen an, die auf der gesamten Welt von Red Steel 2 verteilt sind. Dies ist auch der Ort an den man mit neuen Aufträgen versorgt wird und man den Waffen Verbesserungen zukommen lassen kann. Zunächst wollen wir auf den letzteren Punkt eingehen, denn das Sammeln von Geld nimmt eine zentrale Rolle im Spiel ein. Überall in der Spielwelt von Red Steel 2 gibt es Geld zu finden. Egal, ob für erfüllte Aufträge, besonders effektiv genutzte Kombos mit denen man die Gegner bearbeitet hat, in irgendwelchen Kisten oder aber auch in speziellen Saves, überall ist das Geld, welches man für die Upgrades der Lebensleiste oder eben der Waffen benötigt, zu finden. Es gibt auch gut versteckte Schätze wie die Sherrifabzeichen oder wertvolle Token, die zum einen viel Geld einbringen und zum anderen euch dazu bewegen sollen, die Wege besonders gründlich abzusuchen. Dieses System, der Geldbeschaffung und des Auflevelns werten das gesamte Spiel positiv auf und motivieren auf spielerische Art immer etwas genauer hinzusehen. Leider aber ist das Ganze nicht unbedingt eine große Herausforderung, da ja wie gesagt quasi überall Geld verstreut ist und man schnell in allen Attributenpunkten das Maximum erreicht hat.
Wagen wir also nun lieber ein Blick auf das generelle Gamedesign, in dem ihr neben den Haupt- auch zahlreiche Nebenmissionen erledigen müsst. Der Aufbau von Red Steel 2 scheint im ersten Augenblick eine Art Open-World zu bieten, allerdings stellt man schnell fest, dass eure Wege quasi vorgeschrieben sind. Sobald man sich einen Auftrag von der Wand in der Basis abgeholt hat, bekommt man auf der kleinen (immer eingeblendeten) Map mittels grünen Pfeil genau aufgezeigt, wo sich euer nächstes anzusteuerndes Ziel befindet. Will man die Bereiche erforschen, die nicht unbedingt auf den Weg liegen, so wird man daran durch verschlossene Türen gehindert. Erst durch das Abschließen der Aufträge, öffnet sich die Welt nach und nach. Besonders für die Nebenmissionen ist dies ein wichtiger Hinweis, denn schließlich kann man die Welt erst komplett erforschen, wenn man schon einen gewissen Fortschritt vorweisen kann. Die Nebenmissionen, die auch mit reichlich Geld belohnt werden, bieten zu Beginn des Abenteuers noch viel Motivation. Euch wird beispielsweise erklärt, dass spezielle Sendemasten den letzten Überlebenden der eingenommen Stadt Caldera, noch einen gewissen Informationszufluß gewähren und ihr unbedingt alle finden und reparieren müsst. Das machen wir doch gerne, aber leider werden wir immer wieder mit den selben Dingen, wie das Beseitigen von Steckbriefen oder das Auffinden von Schatzräumen, beauftragt. Etwas mehr Kreativität und Abwechslung hätte den Nebenmissionen sicherlich gut getan.
In Red Steel 2 wird der WiiMotion Plus Aufsatz auf gelungene Weise genutzt.
Auf den Straßen Calderas
Zwischen euch und der Erfüllung der Aufträge stellen sich zahlreiche Gegner, die in verschiedenen Kategorien, wie den verrückten Jackals oder hartnäckigen Ninjas, unterteilt sind. Diese bedienen sich auch gerne den üblichen Waffen wie den Schwertern oder Schusswaffen und haben in der Regel verschiedene Stärken, Schwächen und Angriffsmuster. Insgesamt aber ist die Anzahl an verschiedenen Gegnertypen, auch wenn diese sehr gut gemacht sind, recht überschaubar. Etwas Wiedergutmachung bieten dann aber die unregelmäßig eingesetzten Bosse, die immer wieder eine neue Herausforderung bieten. Ohnehin ist der Schwierigkeitsgrad gerne schwankend, denn zu Beginn glaubt man noch etwas unterfordert zu werden, während im späteren Spielverlauf eine bunte Mischung an Gegner euch das Leben schnell zur Hölle machen kann. Allerdings ist dies auch der Zeitpunkt, an den man sehr schön im Spiel feststellt, dass man an den neuen Aufgaben wächst und man immer mehr das Spielprinzip hinter Red Steel 2, welches darin besteht seine Angriffe zu kombinieren, versteht. Auf den Straßen Calderas ist aber außer den Kämpfen mit den feindlichen Trupps nur sehr wenig los. Man begegnet keinen anderen NPCs (Nicht-Spieler-Charakter) und überhaupt machen die Straßen der Stadt dem Szenario der Wüste in dieser Hinsicht alle Ehre. Etwas ungewöhnlich, aber wahrscheinlich der Übersicht wiederum sehr dienlich, ist auch das Gegneraufkommen. Betritt man einen neuen Bereich, so wird im oberen Drittel des Bildschirms genau eingeblendet, wie viele Gegner euch nun gegenüberstehen. Ist diese Anzahl besiegt, so wird eure Energie wieder vollständig aufgefüllt und man wechselt von der Action wieder zurück in den normalen "Erkundungsmodus". Die Spielzeit von rund zehn Stunden besteht in der Regel also aus dem immer wiederkehrenden Elementen, wobei das Hauptelement der Kämpfe für viel Spaß sorgt. Hut ab Ubisoft, das ist doch mal ein positives Zeichen für die Wii als Plattform der gelungenen Action-Kost.
Positiv:
+ eine stimmige Welt in gelungener Cel-Shading Optik
+ minimalistisch eingesetzter, aber stimmungsvoller Sound
+ variantenreiches Gameplay (welches alle eure Bewegungseingaben sauber erkennt)
+ Action-Kämpfe mit gelungenen Kombo-Möglichkeiten
Negativ:
- schwaches (Neben-) Missionsdesign
- relativ kurze Spielzeit (10 Stunden)
- erzählerisch schwaches Storytelling