Mario und Luigi: Abenteuer Bowser
Für Mario und Luigi geht es in die dritte Runde: Von der Gamescom 2009 konnten wir euch bereits einen ersten Eindruck des neuesten RPGs für Nintendos DS vermitteln. Die Mischung aus dem bekannten, rundenbasiertem Kampfsystem und frischen Ideen schienen bereits in Köln einen weiteren Hit aus dem Hause Nintendo zu garantieren. Anhand der Vollversion konnte wir uns nun einen finalen Eindruck verschaffen und verraten euch, ob der hervorragende Erst-Eindruck bestätigt werden kann.
Schweinegrippe im Pilzkönigreich?
Bevor wir loslegen, müssen wir Nintendo ein kleines Lob aussprechen. Schließlich haben sich die traditionsbewussten Japaner von der üblichen abgedroschenen Hintergrund-Geschichte verabschiedet, in der Prinzessin Peach von Mario aus den Klauen des Erzfeindes Bowser befreit werden will. Stattdessen geht man ungewöhnlichere Wege, gibt Bowser eine Hauptrolle und dem Spieler die Kontrolle über den Oberschurken. Hut ab vor diesem mutigen Schritt. Doch nun zur Story: Etwas ist faul im Pilzkönigreich. Eine unbekannte Krankheit namens "Metabowlie" lässt unschuldige Toads auf Haus-Größe anschwellen und breitet sich in Windeseile im ganzen Land aus. Im eilig zusammengerufenen Rat finden Prinzessin Peach und ihr Hofstab auch schnell die Ursache für das Dilemma: eine zwielichtige Person, die sich später als Marios Erzfeind "Krankfried" entpuppt, verkauft an unschuldige Passanten geheimnisvolle Pilze, die der Auslöser für die Krankheit zu sein scheinen. Und wie könnte es anders sein, besteht die letzte Hoffnung für das Pilzkönigreich aus den beiden Brüder Mario und Luigi. Bevor diese jedoch zur Tat schreiten können, verschlingt der ebenfalls von der Krankheit befallene Bowser in einem Sauganfall die Brüder nebst Prinzessin Peach und deren Hofstab.
Interessanter Wechsel
Damit sind wir auch gleich beim zentralen Kernelement von "Mario und Luigi: Abenteuer Bowser" angelangt. Anstatt wie im Vorgänger "Partners in Time" auf dem oberen Bildschirm die Kinder-Ausgaben von Mario und Luigi zu steuern, übernehmt ihr diesmal mit der X und Y-Taste die Kontrolle über Bowser, während sich Mario und Luigi via A und B-Taste auf dem unteren Bildschirm in dessen Eingeweiden tummeln. Der Wechsel zwischen diesen beiden Ebenen ist dabei das sprichwörtliche Salz in der Suppe und elementarer Bestandteil des Gameplays. In der Gestalt von Bowser erkundet ihr die Oberwelt und löst verschiedene Aufgaben, für die ihr immer wieder auf die Hilfe von Mario und Luigi angewiesen seid. Diese schlagen sich nämlich in klassischer 2D-Ansicht durch Bowsers Körper, überwinden knifflige Jump´n Run-Passagen, die immer wieder Teamwork erfordern, lösen unter Einsatz beider Bildschirme einfallsreiche Rätsel oder beseitigen in den bekannten rundenbasierten Kämpfen lästige Gegner. Durch das Klopfen auf bestimmte Nerven, das Befreien von Drüsen oder das stimulieren von Muskeln habt ihr zudem Einfluss auf Bowsers Körperfunktionen. Fehlt Bowser beispielsweise für das Bewegen eins Gegenstandes die nötige Kraft, stimuliert ihr in der Rolle von Mario und Luigi in einem Reaktionsspiel die entsprechenden Muskeln - und schon kann Bowser auf der Oberwelt seinen Weg fortsetzen. Dank einer nützlichen Übersichtskarte könnt ihr jederzeit zwischen den einzelnen Körperregionen wechseln und erspart euch so allzu nervige Laufwege. Die Verquickung dieser beiden Welten, zwischen denen ihr jederzeit springen könnt, funktioniert sogar anders herum. Trinkt Bowser beispielsweise an bestimmten Stellen Wasser, öffnen sich damit für die Brüder neue Wege. Saugt er Gegner ein, müssen Mario und Luigi diese bekämpfen. Eine geniale Idee, die dem Spielverlauf eine unglaubliche Abwechslung verleiht. Allerdings haltet ihr euch nicht die gesamte Spielzeit in Bowsers Körper auf. Im späteren Verlauf erkundet ihr zusätzlich die Oberwelt, in der ihr dank kleinerem Körperwuchs an Stellen gelangt, die Bowser zuvor nicht erreichen konnte.
Motivierendes Kampfsystem
Glücklicherweise hat Nintendo an dem aus den Vorgängern bekannten Kampfsystem mit dem Mix aus Menübefehlen, Sprüngen und Spezialattacken kaum etwas verändert. Treffen Mario und Luigi auf einen Gegner, gelangt ihr in den Kampfbildschirm, in dem ihr in einer festen Reihenfolge Angriffe und Spezial-Attacken austeilt, euch gegen Angriffe verteidigt oder eure angeschlagenen Kraftpunkte heilt. So hüpft ihr Gegnern auf den Kopf, verprügelt sie mit dem Hammer oder setzt Feuerblumen und Schildkrötenpanzer ein. Das Geniale: über die A- und B-Taste steuert ihr Mario und Luigi separat. Das ermöglicht nicht nur anspruchsvolle Kombi-Attacken, bei denen sich Mario und Luigi abwechseln müssen, sondern ist auch beim Kontern von Angriffen elementar wichtig. Ob der Gegner nun Mario oder Luigi angreift, erkennt ihr dabei stets an unterschiedlichen Zeichen. Ein Gegner hebt ein bestimmtes Bein, der andere blickt in eine gewisse Richtung - hier sind Beobachtungsgabe und schnelle Reaktionen gefragt. Seid ihr geschickt, könnt ihr nahezu jedem Angriff ausweichen oder sogar in einen Konter umwandeln, was zusammen mit der gewohnt hervorragenden Steuerung das Kampfsystem ungemein motivierend macht. Neben normalen Gegnern trefft ihr im Laufe des Abenteuers auch wieder auf mächtige und herausfodernde Obermotze, die schon mal beide Bildschirme ausfüllen und spezielle Taktiken erfordern.
Nach jedem Kampf erhaltet ihr Erfahrungspunkte, die Mario, Luigi oder Bowser im Level aufsteigen lassen. Dadurch verbessern sich nicht nur deren Eigenschaften wie Kraft oder Widerstandsfähigkeit - von Zeit zu Zeit schaltet ihr nun auch neue Fähigkeiten frei, dank derer ihr beispielsweise zwei Kleidungsstücke gleichzeitig tragen könnt. Wie auch im Vorgänger dürft ihr zudem in einem Roulett-Spiel für eine beliebige Fähigkeit weitere Extra-Punkte erspielen. In den zahlreichen Shops kauft ihr euch von den in den Kämpfen verdienten Goldstücken schließlich neue Items, Ausrüstungsgegenstände oder neue Bekleidung, die euch ebenso wie die Orden unterschiedliche Eigenschaften verleihen. Spezialattacken könnt ihr diesmal jedoch nicht käuflich erwerben. Diese müssen nach und nach durch das Finden von Puzzle-Teilen freigespielt werden. Das klingt zwar anstrengend, da die Puzzle-Teile jedoch stets in einer überschaubaren Umgebung versteckt sind, bleiben euch aufwendige Erkundungstouren erspart. Auch Bowser ist nicht schutzlos unterwegs - ganz im Gegenteil. In der Haut des Bösewichts zerstört ihr mit dessen Faust Steinblöcke, saugt Gegenstände ein, verbrennt mit seinem Feueratem Bäume oder zieht euch zum Schutz in seinen stacheligen Schildkrötenpanzer zurück. Später dürft ihr sogar kleine Goomba-Armeen auf eure Gegner hetzen, denen ihr mit dem Stylus wortwörtlich Feuer unterm Hintern macht, der ebenso wie das Mikrofon im weiteren Spielverlauf zum Einsatz kommt.
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2D-Kunst[/b]
Die beiden Vorgänger überzeugten vor allem durch ihre witzigen Figuren und Dialoge, die sich selbst und das Mario-Universum gekonnt auf die Schippe nahmen. Auch "Abenteuer Bowser" bildet da keine Ausnahme. Die unterhaltsamen Dialoge bringen euch immer wieder zum schmunzeln und lachen und lockern das gesamte, rund 20 Stunden dauernde Spiel hervorragend auf. Auch grafisch ist man der Serie treu geblieben und setzt mit dem 2D-Cartoonstil auf wunderschön gezeichnete Hintergründe, abwechslungsreiche Charaktere und detailverliebte und lustige Animationsphasen. Für alle Pixel-Fans ein echter Hochgenuss. Die gleiche Liebe brachte man auch der musikalischen Untermalung entgegen. Die Melodien gehen schnell in den Gehörgang und wollen von dort nicht mehr verschwinden. Je nachdem, ob ihr mit Bowser oder Mario und Luigi spielt, ändern sich sogar Instrumente und passen sich der jeweiligen Stimmung gekonnt an.
[b]Fazit:
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Nintendo hat mit "Mario und Luigi: Abenteuer Bowser" erneut ein erstklassiges Mario-RPG abgeliefert, das mit seinem motivierenden und abwechslungsreichen Spielablauf ganz in der Tradition seiner Vorgänger überzeugt. Der ständige Wechsel zwischen dem auf der Oberwelt umherstapfenden Bowser und den im Körper des Schurken agierenden Brüdern bringt ordentliche Pepp in den Spielablauf und macht Langeweile zu einem Fremdwort. Erneut verstanden es die Entwickler, einfallsreiche Rätsel, die auch den Einsatz von Stylus und Mikrofon verlangen, und das motivierende und dezent überarbeitete Kampfsystem zu einem genialen Mix zu kombinieren. Auch optisch gibt es nichts zu meckern. Der knuffige 2D-Cartoonstil passt wie die Faust aufs Auge und überzeugt mit vielen, liebevollen Details. Wer für rund 20 Stunden auf hohem Niveau unterhalten werden möchte, greift hier bedenkenlos zu.
Positiv:
- Einfache Steuerung
- einprägsamer Soundtrack
- liebevolle Präsentation mit tollem Humor
- großer Umfang
- herausfordernde Bosskämpfe
- geniales Kampfsystem
Negativ:
- Kaum technische Verbesserungen
- Stylus und Mikro-Nutzung hätte noch besser ausfallen können