Ihr schleicht durch Schatten, vermeidet Licht, bringt eure Gegner gekonnt und lautlos um die Ecke oder erpresst sie mit ihrem Leben. Ihr hangelt euch an Seilen entlang, an Mästen und Rohren, vollführt meisterliche Kunststücke und seid mit dem modernstem Gerät ausgestattet. Wer seid ihr? GENAU, der Held aus dem Ubi-Soft Spiel Splinter Cell, Sam Fischer!
Solid Snake (Metal Gear Solid 2 - Substance, X-Box; PS2) bekommt mehr als ernstzunehmende Konkurrenz, denn es schleicht noch jemand anders neben ihm durch die Schatten. Sam Fischer allerdings bewegt sich in etwas realistischere Szenarien als Solid Snake aus Metal Gear Solid 2, denn da gibt es keine Häuserhohen Mechs mit überwaffen und Gentechnisch manipulierten Soldaten, sondern spielt in einer recht realistisch anmutenden Neuzeit, ein paar Jährchen in der Zukunft.
Splinter Cell ist ein absolut reinrassiges Stealth-Spiel, bei dem es wahrhaftig darauf ankommt, möglichst unbemerkt durch die Missionen zu schleichen, jeder Schritt könnte der letzte sein, doch um das einigermaßen sauber über die Bühne zu bekommen wurde Sam Fischer mit modernster militärischer Ausrüstung versehen.
Das wichtigste ist aber wohl der Anzug, der kleine, lichtempfindliche Kameras auf der Oberfläche hat, um dem Träger zu sagen: "HALT! Du stehst im Licht!" ... Eine kleine Anzeige im HUD informiert somit über die Sichbarkeit seiner Gestalt gegenüber anderen Personen.
Aber gott seis gedankt, Splinter Cell spielt größtenteils in Dunkelheit und Schatten, was das Bestreiten der Missionen erleichtern dürfte.
Somit kommen wir zu einem Teil des Spiels, was schon bei vielen für erstaunen gesorgt hat, die Grafik.
Das Spiel basiert auf der allseits bekannten Unreal Warfare-Grafikengine, die stark für das Spiel modifiziert wurde. Somit protzt das Spiel nun mit grandiosen Licht- und Schatteneffekten, wie sie noch nie zuvor in einem Spiel gesehen wurden. Lichtstrahlen werden in Echtzeit gebrochen, Schatten, die sehr üppig in den Leveln vorhanden sind, legen sich sanft über alle Objekte, ebenso wirft sich der Schein beispielsweise eines Lichtkegels in Echtzeit über Charaktere und Objekte und im Allgemeinen bringt das schon eine gewaltige Dosis von Atmosphäre mit sich.
Auch imposant sowie realistisch erscheinen die (grafischen) Effekte der Untensilien des Helden, wozu zum Größtteil die Multifunktionsbrille gehört, die Sam Fischer immer bei sich hat. Zum einen bietet sie einen Nachtsichtmodus, womit man gleich in dunkleren Arealen viel klarer sieht. Hierbei fällt ganz klar die Tiefenunschärfe im Hintergrund auf, was nicht nur realistisch ist, sondern auch toll aussieht. Jedoch mag es den einen oder anderen Nachteil mit sich bringen, denn somit erkennt man Gegenstände, wichtige, strategische Punkte und Gegner nur in einer gewissen Reichweite.
Dann kommt die Thermalsicht der Brille. Sobald diese Aktiviert wird, erscheint alles in Roten, Gelben, Grünen und Blauen Farbtönen. Diesen Sichtmodi sollte man aber nur dann anschalten, wenn man beispielsweise einen Code knacken will, denn frisch gedrückte Knöpfe auf einer Schalttafel werden in einer warmen Farbe angezeigt, oder aber man möchte wissen, ob gerade hinter einer Wand ein Gegner hockt, denn man dann durch eine vage Wärmeerscheinung durch die Wand erkennen kann. Was diesen Sichtmodi so imposant macht ist wohl die realistische Simulierung der Wärmequellen in allen Leveln. Wirklich alles wird in warmen Farbtönen gekennzeichnet, was auch in der Realität warm sein müsste, sogar kleinste Details wie Kaffeetassen oder frisch abgefeuerte Patronenhülsen, die dann langsam aber sicher kühl werden.
Somit wären wir bei der Ausrüstung des Superagenten.
Standardmäßig trägt Sam Fischer immer eine 9mm mit Schalldämpfer bei sich, um Gegner auch im Feuergefecht oder aus der Entfernung, wenn es nicht zu umgehen ist, möglichst lautlos auszuschalten, empfohlen wird aber immer ein K.O. Schlag von hinten, da dies viel lautloser vonstatten geht und Munition spart.
Nachher kommt dann noch ein Gewehr mit Zielfernrohr, scharfer Munition, schießbaren Kameras und Tasern als auch K.O. - Geschosse dazu, was das vorrangehen erleichtert.
Dann wäre da noch die kleine Kamera, die man unter einer Tür hindurchschieben kann, um zu schauen, was hinter dieser Tür vor sich geht, was in sehr vielen Situationen äußerst praktisch ist. Auch diese ist mit einem Nachtsichgerät versehen.
Auch Dietriche befinden sich im Gepäck. Zum einen ganz herkömmliche, die man ins Schloss stopft und dann mit dem drehen des linken 3D-Sticks hin und her bewegen kann, um so das Schloss zu knacken, was in machen Situationen schon zum extremen Nervenkitzel führen kann. Zum anderen die viel schneller wirkenden, Schlosszerfressenden Dietriche. Dies sind keine Dietriche im herkömmlichen Sinne, sondern kleine Säurekapseln, die ins Schloss gesteckt werden und dort dann das Schloss zersetzen. Somit kommt man viel schneller in verschlossene Räume, nur sind diese Art von Dietrichen nicht gerade häufig vorhanden, also lieber sparsam mit den Dingern umgehen.
Trotz all diesen hochmodernen Sachen ist Splinter Cell wahrlich nicht einfach und an vielen Stellen schon unmenschlich schwer, auch wenn im Normalen Schwierigkeitsgrad hier und da ein Medizinkoffer rumliegt. Wer bei Splinter Cell also nicht aufpasst, nicht vorsichtig und möglichst unerkannt vorgeht beißt verdammt schnell ins virtuelle Gras und darf vom letzten Missionscheckpoint weitermachen.
Aber eben dieser Schwierigkeitsgrad lässt die Szenarien/Level so realistisch wirken und erzwingt schon das schleichende Vorgehen, somit ist es wahrhaftig ein reinrassiges "Stealth"-Spiel und für Fans solcher Games ein absolutes Muss.
Wer vorsichtig vorgeht hat auch viel höhere Chancen, eine Mission zu absolvieren.
Wobei wir bei den Missionen wären. Leider hat das Spiel nämlich nicht allzuviele von diesen. Insgesamt sage und schreibe "nur" 9 Missionen, die durchgespielt werden können. Das mag zunächst mehr als wenig klingen, doch das Spiel spielt sich überraschend lange. Die Missionen sind zwar wenig, jedoch sehr abwechslungsreich und auf vielerlei Art und Weise durchspielbar, aber der doch sehr hohe Schwierigkeitsgrad mag zu der hohen Spieldauer beitragen.
Trotz der wenigen Missionen und dem schon fast zu hohen Schwierigkeitsgrad ist Splinter Cell ein verdammt gutes Spiel, welches eine realistische und toll inszinierte Story mit sich bringt, sich herrvorangend spielt, sehr abwechslungsreich ist und eine fantastische Grafik sowie einen atmospärischen Sound mit sich bringt.
Fans dieses Genres kommen nicht um diesen Titel drum herum, aber auch Leute, die sich nicht sehr mit solchen Spielen anfreunden können, sollten ruhig mal einen Blick drauf werfen.
Details
Grafik:
Ein hoher Polygoncount, grandiose, noch nie zuvor in einem Spiel dagewesene Licht- und Schatteneffekte, tolle Effekte in den verschiedenen Sichtmodi, eine sehr hohe Sichtweite und eine solide Framerate bei 30 FPS machen Splinter Cell zu einer wahren Grafikbombe.
Sound:
Atmosphärische Ambient-Soundeffekte, wuchtige Effekte bei Feuergefechten, komplett mit Sprachausgabe unterlegt und dazu noch in allen Sprachen, die man im X-Box System einstellen kann lässt natürlich auch die Wertung im Soundbereich steigen.
Multiplayer:
Das einzige, was dem Spiel noch fehlt. Aber welches Spiel deses Genres hat schon einen Multiplayermodus? Trotzdem wäre es sicherlich irre Spannend gewesen, ein Team-Up im LAN oder X-Box Live zu haben und die Missionen zusammen zu meistern. Ein Deathmatch im Stealth-Bereich wäre sicherlich etwas schwierig geworden, aber bestimmt auch ganz interessant.
Steuerung:
Frei belegbar, die Standardsteuerung jedoch ist auch sehr schnell zu verstehen und einfach. Sobald diese erlernt ist, hat man eigendlich absolut keine Probleme mehr damit, Sam Fischer durch die Level zu begleiten, sehr schönes Kameraverhalten.
Spieltiefe:
Eine große Stärke von Splinter Cell ist wohl die Spieltiefe. Man fühlt sich mittendrin, wenn sich Sam Fischer leise durch die Missionen bewegt, man schreckt auf, wenn geräusche von hinten oder von den Seiten kommen, man hält selbst den Atem an, wenn sich ein Gegner hautnah an dir vorbeibewegt. Ubi Soft hat quasi die Spieltiefe mit diesem Spiel perfekt getroffen...
Gesamtwertung:
Splinter Cell ist ein herausragendes Spiel des Stealth-Genres. Die wirklich geniale Grafik und der atmosphärische Sound tragen sehr zur Spieltiefe bei und man fühlt sich mittem im Geschehen. Die abwechslungsreichen Missionen lassen einen nicht aufhören zu spielen und die ganze realistische inszinierung hebt nochmal die ganze Spannung und das "feeling". Lediglich der teils extreme Schwierigkeitsgrad mag hier und da vielleicht zu Frust führen, aber das verschwindet wieder ganz schnell, wenn man weiterkommt. Kurz gesagt: Splinter Cell ist DAS Stealth-Game neben Metal Gear Solid 2 - Substance. Fragt sich nur, wer das Rennen gewinnt.