inFamous - Review

inFamous

Bild hier droppen

Review
PS3
76
 
InFamous
 
Seit der ersten Ankündigung wurde es verdächtig ruhig um Sucker Punchs "Infamous". Nicht das es komplett von der Bildfläche verschwunden wäre - regelmäßige Trailer und Screenshots lieferten immer genug Informationen über den aktuellen Entwicklungsstand. Vielmehr schien der von Titeln wie "Killzone 2" oder "Metal Gear Solid" gewohnte Hype völlig auszubleiben. Dass dies jedoch nichts schlechtes sein muss, beweist die hervorragende Qualität des Endproduktes, das die Macher von "Sly Racoon" heimlich, still und leise in ihrem Studio kreierten. Denn "Infamous" übertrifft bei weitem alle Erwartungen.
 
Elektrisierend
 
Cole MacGrath ist alles andere als außergewöhnlich. Tagtäglich verdient er als Fahrradkurier in Empire City seine Brötchen und führt ein mehr oder weniger ereignisloses Leben. Das alles ändert sich eines Tages jedoch mit einer gewaltigen Explosion schlagartig. Nicht nur, dass die Bevölkerung mit einem halb zerstörten und von der Außenwelt abgeschnittenen Empire City vor dem sozialen Kollaps steht. Cole verfügt seit diesem Moment über ungeahnte Superkräfte. Als lebende Batterie kann sein Körper Elektrizität speichern und in jeder erdenklichen Form beeinflussen. Auch Sprünge von Hochhäusern Stellen kein Problem dar. Wie es dazu kam erfahrt ihr im Verlauf der spannend inszenierten Geschichte. Viel wichtiger ist jedoch: Wie wird Cole seine neu erlangten Superkräfte nutzen? Für oder gegen Empire City?
 
 
Diese Entscheidung liegt am Ende ganz bei euch, denn als Open-World-Game überlässt Infamous es dem Spieler, auf welche Weise er seine Kräfte einsetzen möchte. Wie in GTA IV bewegt ihr euch völlig frei durch die in insgesamt drei Inseln aufgeteilte Stadt, deren einzelne Stadtteile erst nach und nach freigeschaltet werden. Aufgrund seiner elektrifizierenden Fähigkeiten kann Cole Fahrzeuge oder dergleichen nicht nutzen, weshalb ihr stets zu Fuß unterwegs seid. Schlimm ist dies jedoch nicht, denn Cole verfügt über ähnliche Kletter-Fähigkeiten wie Altair aus Assassins Creed. Geschickt erklimmt er im Eiltempo jedes noch so hohe Gebäude, missbraucht Stromkabel als Brücken oder lässt sicht auf dem Dach der örtlichen Ubahn umherkutschieren. Auf diese Weise überwindet ihr in kürzester Zeit auch die weitesten Strecken. Rund 40 abwechslungsreiche Hauptmissionen treiben die interessante und in stylischen Comic-Sequenzen erzählte Story voran. Die Aufgaben reichen dabei von simplen "gehe zu Punkt A und eliminiere alle Feinde" bis hin zu "Rette einen Zug voller Geiseln"-Missionen. Stets ziehen sich jedoch zwei wichtige Hauptaufgaben wie ein roter Faden durch das gesamte Spiel: zum einen müsst ihr die einzelnen, von der Explosion völlig zerstörten Stadtgebiete wieder mit Strom versorgen, wozu ihr regelmäßig in die Kanalisation absteigt und Generatoren repariert. Ist das geschafft gilt es, die zahlreichen Gegner zu vertreiben, denn seit der Explosion treiben die mysteriösen "Reaper" in den Straßen ihr Unwesen und versetzen die Bevölkerung in Angst und Schrecken. Dies erreicht ihr durch bewältigen der zahlreichen und unterhaltsamen Nebenmissionen, die nach erfolgreichem Abschluss einen Teil der Stadt in eine Feind-freie Zone verwandeln. Meist müsst ihr dafür ein Checkpointrennen absolvieren, eine Reaper-Kurier verfolgen, Menschen aus der Hand der Reaper befreien, Überwachungsanlagen an einem Gebäude zerstören oder eine handvoll Feinde zum nächsten Polzei-Revier begleiten und verhindern, dass sie unterwegs ausbüchsen. Die Entwickler haben sich hier eine Menge einfallen lassen.
 
 
Neben dem Erfüllen von Missionen und dem Erkunden der Stadt ist ein weiteres Kernelement von "Infamous" die ständige Auseinandersetzung mit den zahlreichen Gegnern, die euch nahezu im Sekundentakt attackieren. Die anfänglichen Reaper sind mit ihren Maschinengewehren noch leicht zu besiegen, später auftauchende gepanzerte Kampfmaschinen mit Raketenwerfern, Gegner, die sich teleportieren können oder beinharte Zwischengegner stellen euch bereits vor größere Herausforderungen. Wie ihr die Kämpfe angeht ist euch überlassen, denn Coles Kletter-Fähigkeiten stellen sich als nicht zu unterschätzende taktische Komponente heraus. Greift ihr frontal an und werft auf die Gegner alles was ihr habt, oder umgeht ihr die Stellung und schaltet die Gegner von einem der umliegenden Dächer aus sicherer Entfernung aus? Eure Wahl, jedoch solltet ihr die Gegner-Intelligenz nicht unterschätzen. Haben sie euch erst einmal erspäht, hechten Sie geschickt in Deckung, werfen mit Granaten oder versuchen euch zu flankieren, sodass ihr stets auf der Hut sein müsst.
 
 
Um der Gegnermassen Herr zu werden, greift ihr auf ein umfangreiches Fähigkeiten-System zurück. Da Cole auch keine Waffen verwenden kann, ist er voll und ganz auf seine Fähigkeiten als menschlicher Blitze-Werfer angewiesen. Für jede Aktion im Spiel, sei es das Ausschalten von Gegnern oder das Erfüllen von Missionen, erhaltet ihr Erfahrungspunkte, die jederzeit gegen neue, in jeweils drei Stufen ausbaufähige Fähigkeiten eingetauscht werden können. Nach anfänglichen, unspektakulären Blitzen erlangt ihr so im Spielverlauf riesige Schockwellen, Haft-Granaten, eine praktische Sniperfunktion oder die Fähigkeit, auf Stromleitungen oder Bahnschienen zu sliden. 17 verschiedene Fähigkeiten schaltet ihr auf diese Weise frei. Den dafür nötigen Strom entzieht ihr jederzeit Laternen, Autos und anderen Objekten aus der Umgebung.
 
Gut oder Böse?
 
Welche Fähigkeiten euch überhaupt zur Verfügung stehen hängt hauptsächlich davon ab, in welche Richtung ihr euch entwickelt. Hierbei kommt das sechsstufige Karma-System zum Tragen, das euch stets Aufschluss über eure Gesinnung gibt. Abhängig von euren Taten erhaltet ihr gute oder böse Erfahrungspunkte. Rettet ihr am Boden liegenden Personen als menschlicher Defibrilator das Leben oder schaltet Gegner ohne große Zivile Verluste aus, entwickelt ihr euch zum Helden, dem die Menschen auf der Straße zujubeln. Nutzt ihr verletzte Personen hingegen als Stromquelle oder schert euch einen Dreck um Kollateralschäden, verwandelt sich Cole im Laufe der Zeit in einen unsympathischen und gefährlich aussehenden Schurken, der rote statt blauer Blitze verschießt und vor dem die Menschen schreiend davon laufen. An über 15 Punkten im Spiel werdet ihr vor schwierige, moralische Fragen gestellt, die besonders starken Einfluss auf eure Gesinnung haben. Meist geht es dabei darum, zum Wohle der Allgemeinheit zu handeln und dadurch benachteiligt zu werden oder nur auf den eigenen Vorteil bedacht anderen Schaden zuzufügen. Eure Wahl sollte jedenfalls gut überlegt sein, denn jede Entscheidung hat weitreichende Konsequenzen. Ebenso stellen euch immer wieder spezielle Gut/Böse-Missionen vor die Qual der Wahl. Habt ihr euch nämlich für eine entschieden, wird das Gegenstück automatisch gesperrt, was den Wiederspielwert deutlich erhöht.
Einen Großteil seiner Faszination zieht "Infamous" aus der nahezu makellosen Steuerung. Cole hält sich automatisch an jeder Oberfläche wie Laternen, Regenrinnen, Fenster-Bänken oder Stahlträgern fest, sodass man innerhalb von Sekunden kinderleicht durch die Straßenschluchten turnt und die Gegner von jeder erdenklichen Position mit Leichtigkeit aufs Korn nimmt. Abstürze überlebt Cole ohne Schäden, sodass eurer Entdecker-Lust damit keine Grenzen gesetzt sind. Empire City entpuppt sich als riesiger Spielplatz, auf dem ihr wirklich jeden Punkt erreichen könnt. Die Orientierung fällt dabei dank der stets eingeblendeten Mini-Karte oder der übersichtlichen Stadtkarte immer sehr leicht. Für zusätzliche Motivation sorgen die im Stadtgebiet versteckten Audio-Dateien und Explosions-Scherben, welche die Energieleiste ein Stück erweitern. Dank der großzügigen Kollisionsabfrage geht kaum ein Sprung daneben, sodass Cole beispielsweise auch aus großen Höhen milimetergenau auf einer Laterne landen kann. Dies funktioniert meist sogar so gut, dass es schon schwer werden kann, absichtlich einen Absturz zu provozieren.
 
 
In den Straßen von Empire City
 
Sucker Punch gelang es, mit Empire City eine glaubwürdige Welt mit einer ganz eigenen Atmosphäre zu kreieren. Sei es der konsequent beibehaltene Grafik-Stil oder der Hautpcharakter Cole, dessen cooles Outfit und geschmeidige Animationen ihn euch schnell ans Herz wachsen lassen – alles wirkt wie aus einem Guss. Die Bewohner reagieren auf eure Handlungen, applaudieren euch, machen Fotos oder bitten euch sogar, einem Freund zu helfen, der wenige Meter entfernt von Reapern bedroht wird. Viel Liebe zum Detail bewiesen die Entwickler auch bei der Optik. Besonders die schicken Partikel- und sehr realistischen Blitzeffekte, die sich wie ein Spinnennetz über alle Objekte ausbreiten, wissen zu gefallen. Während der Kämpfe legt ihr meist die komplette Umgebung in Schutt und Asche. Ohne nennenswerte Framerate-Einbrüche fliegen Autos umher und explodieren, bersten Scheiben und laufen Menschen schreiend davon. Die Häuserfassaden sind übersät mit Details wie Vorsprüngen, Regenrinnen oder Feuerleitern an denen man sich festhalten kann, und überall zeugen Auto-Wracks oder halb zerfallene Häuser von der prekären Situation, in der sich Empire City befindet. Die größtenteils hochauflösenden Texturen werden dabei von schicken Lichteffekten ins rechte Licht gerückt. Leider ist die Technik von Infamous nicht gänzlich frei von Kritik. Das gesamte Spiel leidet unter Treppchen-Bildung an Kanten und Figuren, und die Gegner und Fußgänger hätten noch detaillierter ausfallen können. Die Weitsicht ist beeindruckend, hat man aber in Spielen wie Assassins Creed oder GTA IV schon besser gesehen, denn weiter entfernte Objekte verschwinden dezent im Nebel. Der fehlende Echtzeit-Tag- und Nachtwechsel ist nicht wirklich schlimm, hinterlässt aber doch irgendwie einen Faden Nachgeschmack.
Zudem ist Empire City etwas eintönig geraten. Die drei Stadtteile unterscheiden sich optisch nur gering voneinander, und die Straßen hätten zum Teil auch etwas belebter und abwechslungsreicher ausfallen dürfen. Auto- und Fußgänger-Design wiederholen sich einfach zu oft. Für etwas Abwechslung sorgen die regelmäßigen Ausflüge in die Kanalisation, die sich jedoch optisch kaum voneinander unterscheiden. Sehr gut gefallen haben uns hingegen die cool umgesetzten Comic-Sequenzen, die die Story vorantreiben. Auch die deutsche Synchro überzeugt mit sehr guten und überzeugenden Sprechern.
 
 
Fazit:
 
Infamous ist ein mehr als gelungenes PS3-Debüt für Sucker Punch. Die auf Videos etwas eintönig wirkende Action entpuppt sich als spaßiger und motivierender Action /Jump`n Run-Cocktail, der euch so schnell nicht wieder loslässt. Grund dafür sind neben der überzeugenden Atmosphäre, den abwechslungs- und einfallsreichen Missionen und der guten Technik vor allem zwei Dinge: Die makellose Steuerung geht binnen Sekunden in Fleisch und Blut über und macht das Klettern und die Kämpfe gegen die Reaper zu einem wahren Genuss. Cole springt leichtfüßig von Dach zu Dach, erklimmt Fassaden in wenigen Sekunden und hält sich an jedem noch so kleinen Vorsprung fest. Abstürze überlebt Cole ohne Schäden, sodass eurer Entdecker-Lust keine Grenzen gesetzt sind. Empire City entpuppt sich als riesiger Spielplatz, auf dem ihr wirklich jeden Punkt erreichen könnt. Schnell ertappt ihr euch dabei, wie ihr absichtlich nach den höchsten Gebäuden Ausschau haltet, um nach der spaßigen Klettertour mit der hervorragenden Weitsicht belohnt zu werden. Trotzdem sind die Sprungpassagen alles andere als langweilig und glänzen ebenso wie die Gegner-Kämpfe mit einem motivierenden Design. Die Reaper sind zielsicher, gehen in Deckung oder flankieren euch, und die zahlreichen Gegner-Typen mit Teleporter-Fähigkeiten, Panzerungen oder Raketenwerfern bringen zusätzlich Würze ins Spiel. Zweites, motivierendes Spielelement ist das Karma-System, dass die Umwelt auf euren Taten reagieren lässt und den Wiederspielwert extrem erhöht. Auch die Fähigkeiten-Entwicklung ist extrem motivierend. Im Laufe der Zeit verwandelt ihr euch in eine wahre Kampfmaschine, die es spielend mit dutzenden Reapern gleichzeitig aufnimmt. Aber versteht uns nicht falsch: Auch bereits auf der niedrigsten Schwierigkeitsstufe, welche ihr übrigens jederzeit im Spiel verändern dürft, bieten euch die Gegner ordentlich Paroli.
 
Doch auch "Infamous" ist nicht frei von Fehlern. Die drei Stadtgebiete unterscheiden sich optisch nur geringfügig voneinander und dürften manchmal ruhig etwas belebter sein. Die regelmäßigen Kanalisations-Missionen ähneln sich zu sehr, und die Nebenmissionen wiederholen sich nach einer Weile. Zudem neigt die eigentlich makellose Steuerung mit ihrer großzügigen Kollisionsabfrage manchmal zur Ungenauigkeit, und das absichtliche Provozieren eines Absturzes, beispielsweise um eine Rammattacke auszuführen oder feindlichem Beschuss auszuweichen, stellt sich mitunter als ziemlich schwierig heraus, da Cole sich automatisch an jedem noch so kleinen Vorsprung festhält.
 
Dies sind aber nur kleine Kritikpunkte, die den Spielspaß kaum beeinflussen. Wer neues Futter für seine PS3 sucht, Open-World-Games mit Parcour-Einlagen mag und es mal so richtig krachen lassen möchte, sollte hier unbedingt zuschlagen.
 
Positiv:
 
- packendes und straffes Gameplay ohne unnötige Längen
- über 100 abwechslungsreiche Missionen
- hervorragende und nahezu perfekte Steuerung
- interessante Story
- riesiges Stadtgebiet
- fordernde Gegner-KI
- motivierendes Fähigkeiten- und Karma-System sorgen für hohen Wiederspielwert
- gute Grafik mit famosen Blitzeffekten und Atmosphäre
- gute deutsche Synchronisation
 
Negativ:
 
- viele Nebenmissionen wiederholen sich nach einer Weile
- die gute Steuerung hat manchmal auch minimale Macken
- Insel unterscheiden sich optisch zu wenig voneinander
- Treppchenbildung bei der Grafik
- blasse Neben-Charaktere
 
Review teilen
VOID

Fazit

Pro
 
Contra
 
Sharky81
So hab ich es am liebsten: Ein Spiel fast gar nicht auf den Schirm haben, und dann sehr positiv überrascht werden. Dann weiß man auch, dass der eigene Blick auf das Spiel nicht durch übertriebenen Hype verfälscht wurde. Infamous ist ein verdammt gutes Spiel, für dessen Exklusivität PS3-Besitzer stolz sein dürfen, und das noch so lange in meiner PS3 rotieren wird, bis ich alle Explosionsscherben gefunden habe.

Weitere Meinungen der consolewars crew

 

Deine Zusatzmeinung zu dieser Review:

Schreibe Deine Meinung hier in einem fliessenden Text. Benutze [RETURN] nur um Absätze zu erzeugen. Versuche nicht mit [RETURN] zu formatieren.
 
Kategorien
«
Grafik (1-5)
»
«
Sound (1-5)
2
»
«
Motivation (1-5)
3
»
«
Spielspass (1-5)
»
consolewars Wertung
«
9/10
»
Kurz & Knapp
N/A
Userwertung
7.5/10
Deine Wertung:
-
/10
+
Speichern
 
BIZ
MULTI
PC
MS
XONE
XBSX
NIN
SWI
PS4
PS5
SON

Andere Kategorien:

CMMT
😃
EMU
FUN
INT
MEDI
MOV
RNT
RMR
NOTE
SIDE
STYL
NGAG
PHTM
XBOX
360
XBLA
GBA
NGC
3DS
N64
NDS
WII
SNES
WIIU
WW
DC
SEGA
ANDR
IOS
SMRT
PS
PS2
PS3
PSN
PSP
VITA

Login

Willkommen auf CW! Wir haben keine Werbung und sind kostenlos!

Wir würden uns auf zukünftige Besuche von dir freuen! Wir nutzen Cookies, um deinen Login, Präferenzen und technische Aspekte deines Aufenthalts zu speichern. Eingebettete Youtube-Videos und Tweets in unseren News und Inhalten setzen ihre eigenen Cookies auf die wir keinen Einfluss haben!

Cookies akzeptieren