Trauma Center New Blood Review
Was hat uns Nintendo nicht alles für innovative Spiele mit dem Nintendo DS und der Wii versprochen...und sie haben es wirklich eingehalten. Völlig neue Konzepte funktionieren nur auf deren Konsolen und das sogar recht gut. Wer hätte sich noch vor Jahren ausmalen können, dass wir mit Hilfe von Videospielen an unserer Fitness arbeiten, Essen zubereiten oder gar Menschen operativ helfen?
Eines dieser Spielkonzepte, die zwar ungewöhnlich, aber passend auf ein Videospiel übertragen wurden sind, verbirgt sich hinter der Trauma Center-Serie. Bereits auf dem Nintendo DS durfte das Skalpell angelegt werden und auch auf der Wii waren die Patienten dank Trauma Center: Second Opinion nicht vor den Hobbyärzten sicher. Das Konzept erfreute sich immer großer Beliebtheit, doch viele der Möchtegern-Halbgötter in weiß waren immer wieder mit den Schwierigkeitsgrad überfordert. Die Operationen erforderten immer viel Geschick und eine ruhige Hand. Genau hier will Atlus (die kreativen Köpfe hinter Trauma Center) ansetzen und will mit New Blood den Spagat zwischen anspruchsvollem Operieren und leichter Zugänglichkeit schaffen.
Schwester, Tupfer bitte
So, Schweiß von der Stirn abwischen und rein ins Operationsgetümmel. Sobald die Disk in der Wii-Konsole rotiert, fühlt man sich in eine moderne Arztserie versetzt, denn das Intro vermittelt einen ähnlichen Charme und scheint genau darauf ausgelegt worden zu sein, eine Assoziation zu eben diesen TV-Serien zu schaffen. Ähnliche Parallelen findet man auch in der Story, die in Trauma Center New Blood erzählt werden soll. Das OP-Abenteuer beginnt im abgelegenen Alaska, wo die beiden aufstrebenden Ärzte Dr. Blaylock und Dr. Vaughn in einem kleinen Krankenhaus ihre Dienste anbieten. Selbst in Alaska kommt es, trotz weniger Einwohner, zu spannenden Fällen in denen die beiden Ärzte mit ihren Fähigkeiten eingreifen müssen. Leider aber, muss das kleine Krankenhaus geschlossen werden, und so wird das Duo von Dr. Wilkens wieder zurück nach Kalifornien beordert. Anscheinend aber, war die Schließung nicht der einzige Grund, weshalb Dr. Wilkens die beiden Könner ihres Faches zu sich bestellt hat. Er leidet nämlich unter einer geheimnisvollen und kaum erforschten Krankheit namens Stigma. Dr. Wilkens glaubt, dass nur Dr. Blaylock und Dr. Vaughn, die über die "heilenden Hände" verfügen, in der Lage sind, ihm mit diesem Virus zu helfen. Die erwähnten heilenden Hände sind eine Meditationsart, die Raum und Zeit verschmelzen lässt. Sie ermöglicht es den beiden Ärzten Operationen auszuführen, in dem sie scheinbar die Zeit um sich herum anhalten.
Hinter dem Virus Stigma verbirgt sich nicht nur ein scheinbar neuer Virus, gerade Dr. Blaylock weiß darüber deutlich mehr, als er zunächst zugeben möchte. Es beginnt eine Geschichte über die Erforschung des neuen Virustypen und dessen Auswirkungen, wenn es in die falschen Hände geriet und missbraucht wird.
Die Geschichte, auch wenn sie im ersten Moment etwas platt wirkt, ist tatsächlich gut in Szene gesetzt und gibt dem Spiel einen roten Pfaden, an dem es sich gekonnt entlang hangelt. Zwischen den tatsächlichen Operationen führen die Protagonisten in Form schön gezeichneter (Anime-) Figuren ihre Dialoge, die mit passender englischer Sprachausgabe untermalt sind. Das Spiel kann aufgrund dieser Elemente eine eigene Dynamik aufbauen und eine Welt schaffen, die lebendig wirkt. Es gibt zum besseren Verständnis auch deutsche Bildschirmtexte.
Die Operation kann beginnen
Traum Center New Blood ist eines der Spiele, die wirklich in dieser Form nur auf Wii (oder auch DS) funktionieren kann. Das Operationsbesteck besteht wahlweise nur aus Wii-Mote oder Wii-Mote plus Nunchuck (was die deutlich angenehmere Variante darstellt). Mit Hilfe des Nunchuck wählt man zwischen dem ganzen Besteck und den Instrumenten. Es ist alles für eine saubere Operation vorhanden: Laser, Ultraschall, Skalpell, Spritzen etc. Während man mit dem Analogstick des Nunchucks sich aus dieser Auswahl bedient, nutzt man die Wii-Mote für die Eingriffe. Beispielsweise fährt man mit der Fernbedienung präzise der Einschnittlinie entlang oder entfernt punktgenau Geschwüre mit der Pinzette. Als besondere Abwechslung gibt es während der Operation auch immer wieder Zwischenfälle, die die Nutzung beider Steuereinheiten erfordern. Bei einem Herzstillstand muss beispielsweise der Defibrilator eingesetzt werden, der durch eine Bewegung der Wii-Mote und des Nunchucks auf die Brust des Patienten angelegt wird. Durch das Betätigen der B- und Z-Taste im richtigen Moment, kann beim Patienten wieder ein Puls hergestellt werden. Im Grunde ist Trauma Center ein Spiel, das vor allem Geschick und Timing abverlangt. Eine gute Organisation und die richtige Rangehensweise machen euch darüber hinaus zum perfekten Trauma Center Arzt.
Die Steuerungskonfiguration und das Konzept hinter Trauma Center klingt sicherlich nach einem entspannten Spiel, bei dem man in aller Seelenruhe mit den Instrumenten hantieren darf, doch das ist es ganz und gar nicht. Es passiert sehr schnell, dass die Arbeit in Stress ausartet. Ungeahnte Komplikationen während einer Operation fordern passende und schnelle Anpassung an die Gegebenheiten. Außerdem läuft im Hintergrund immer eine Uhr mit, die euch keine Verschnaufpause gönnt. Es gibt Situationen, in denen man ganz schnell mit vielen kleinen Baustellen konfrontiert wird. An einem Ende klafft eine Wunde, während ein Tumorgeschwür die Vitalwerte des Patienten in den Keller reißen. Ein schneller Umgang mit der Instrumentenauswahl und genaues Vorgehen sind gefordert. Es ist ein befriedigendes Gefühl, wenn alles flutsch und man sich richtig vom Spiel eingenommen fühlt. Trauma Center New Blood ist anspruchsvoll und bietet ein forderndes Gameplay. Leider aber ist es oftmals ein langer Weg, ehe man so routiniert eine Operation durchführen kann. Läuft die Zeit ab oder stirbt der Patient während einer OP, so hängen die beiden Ärzte ihre Karriere an den Nagel, was einem Game Over gleichkommt. Diesen Bildschirm wird man des Öfteren sehen, denn leider muss man sich bei Trauma Center immer wieder mit dem Try and Error Konzept durchschlagen. Erst wenn man dahinter kommt, wie nun ein Fall behandelt werden kann, schafft man diesen auch in der vorgegebenen Zeit in eine erfolgreiche Operation umzusetzen. Die Hilfestellung der Schwester sind oftmals sehr vage, dass euch nichts anderes übrig bleibt, als einfach einmal alle Instrumente an dem Krankheitsbild auszuprobieren.
Die Trauma Center Serie ist allgemein als ein Spiel mit hohem Schwierigkeitsgrad bekannt. Es gibt zwar die Auswahl zwischen drei Schwierigkeitsstufen, doch selbst "leicht" bildet eine hohe Hürde. Mit etwas Durchsetzungsvermögen und dem Willen, das Gameplay beherrschen zu wollen, dürfte man aber die gesamte Story in rund zwölf Stunden meistern. Hinzu kommen übrigens noch einige Bonusoperationen, die freigeschaltet werden. Das Spiel ist sicherlich anspruchsvoll und in der einen oder anderen Situation ist man der Verzweiflung nahe, aber unfair ist es zu keinem Zeitpunkt.
Kommst du mit zu einer Operation?
Sobald man den Dreh mit den Instrumenten raus hat, schafft man es einen Patienten mit multiplem Leiden in Windeseile zu behandeln. In vielen Situationen aber, in denen plötzlich neue Wunden aufklaffen oder sich die Werte des Patienten aus irgendeinem anderen Grund von der einen auf die andere Sekunde verschlechtern, wünscht man sich, man hätte zwei weitere Hände. Genau das wird in Trauma Center New Blood geboten. Der Co-Op Multiplayer für zwei Spieler ist ein wahrer Mehrwert für das Spiel. Beide Hobbyärzte sind im Spiel gleichwertig, was bedeutet, dass beide im vollen Umfang operieren dürfen. Das Gameplaydesign eignet sich ganz hervorragend für diese Art von Spiel. Während der erste Spieler eine Spritze ansetzt, kann der zweite schon das austretende Blut mit dem Sauger abführen. In dieser Zeit zückt der nächste schon das Skalpell, um den Tumor zu entfernen. Spielt man in einem routinierten Team mit guter Absprache entwickelt sich eine wunderbare Dynamik. In Trauma Center New Blood bildet der Mehrspieler-Modus tatsächlich eine operativen Gewinn. Wem also der Singleplayer zu schwer erscheint, der bekommt durch diesen Modus die Möglichkeit den Schwierigkeitsgrad deutlich zu senken.
In technischen Belangen gibt es zu Trauma Center New Blood nicht viel zu sagen. Alles wirkt wie aus einem Guss, auch wenn die Darstellung nicht mit besonderen technischen Stärken glänzen kann. Die tatsächlichen Operationen kommen mit einer zweckdienlichen Optik aus, während die Geschichte mit schönen Artworks ausgestattet sind. Die musikalische Untermalung ist immer passend gewählt, wiederholt sich aber leider auch immer wieder. Da ist es gut, dass die Töne nur als Hintergrundmusik dezent wahrzunehmen sind. Die englische Sprachausgabe ist qualitativ sehr hochwertig und passend zu jeder Figur. Übrigens verbirgt sich hinter dem Wi-Fi Connection Logo auf der Verpackung, lediglich die Möglichkeit die Operationsergebnisse mit allen Spielern auf der Welt zu vergleichen. Ein klassisches Onlinespiel gibt es nicht.
Positiv:
+ anspruchsvolles Gameplay
+ gelungener Co-Op Modus
+ schöne Storyinszenierung
Negativ:
- viel Try and Error
- happiger Schwierigkeitsgrad mit vielen Frustmomenten