Detective Conan: Die Mirapolis-Ermittlung Review
Man kann über die Sendestatuten von RTL II sagen was man will, aber immerhin kommt man erst durch die Ausstrahlung der Anime-Serien im deutschen Fernsehen in Genuss zahlreicher Videospiele der bekannten Nachmittagshelden. Nach Naruto, One Piece und Co beehrt uns nun auch Detective Conan in einem Konsolenspiel. Die Mirapolis-Ermittlung ist ein klassisches Adventure und will alle Spürnasen unter den Videospielern neues Futter liefern. Begeben wir uns also auf Spurensuche und ermitteln nach den Tops und Flops des Spiels.
Von Zeugen, Tätern, Hinweisen und mehr
Die Zutaten klingen wirklich verlockend: Auf der Wii und an der Seite des beliebten Detective Conan stürzen wir uns einen undurchsichtigen Fall und ermitteln nach Indizien, die uns die Überführung des Täters ermöglichen. In der Praxis (also beim Spielen selber) bleibt davon dann aber leider nicht mehr viel übrig.
Zunächst fällt sofort auf, dass die Mirapolis-Ermittlung in einer frei begebaren Welt stattfindet. Ihr könnt als Conan durch alle Flure des Schauplatzes laufen und an fast jeder Ecke auf andere Personen treffen, die hin und wieder sogar mit nützlichen Informationen rausrücken. Den Eindruck, sich in einem riesigen Komplex eines Freizeitparkes aufzuhalten bekommt man dabei allerdings nie. Vielmehr wirken alle Gänge wie die öden Abstellräume eines Hotels. Die richtige Stimmung kommt überhaupt nicht auf. Mal von der veralteten Technik abgesehen, fängt nach einiger Zeit an die Kamera zu nerven. In den ersten Spielminuten ist man noch willens alles manuell mittels B-Taste nachzubessern, doch irgendwann gibt man einfach enttäuscht auf. Die Struktur des gesamten Spiel und die Architektur der Gänge sind eigentlich sehr einfach gehalten. Da könnte die Frage danach, wieso die Entwickler es nicht verstanden haben eine normale Kamera zu programmieren, schon fast zum größten Detektivfall der Geschichte mutieren.
Bei all der Aufregung um die Technik des Spiels (die noch einige Überraschungen für uns bereit hält), dürfen wir aber nicht vergessen, dass Detective Conans erstes Abenteuer auf der Wii noch eine Geschichte erzählen will. Genau hier steht und fällt die Güte eines Krimis. Die Geschichte um die Mirapolis-Ermittlung beginnt sehr beschaulich, denn Meisterdetektiv Kogoro Mori und seine Freunde sind als auserwählte Gäste noch vor der Eröffnung des neuen Freizeitkomplexes Mirapolis als Gäste geladen. Auf einer großen Feier sollen sogar Ehrenkarten für lebenslangen und kostenlosen Eintritt verlost werden. Nebenbei wollen der kleine Schülerdetetiv und seine Freunde den ganzen Laden auf den Kopf stellen und alle möglichen Attraktionen ausgiebig antesten. Als Spieler steigt man bei Ankunft auch direkt ins Spielgeschehen ein. Man darf sich frei durch die Anlage bewegen und muss sich zunächst durch viele (wirklich viele) belanglose Dialoge quälen. Einige der anderen Gäste haben wenig geistreiche Witze für euch parat, während andere von der Entstehung der Einrichtung berichten. Man entdeckt auch die ersten Minispiele in der Spielhalle und weitere in den Gängen der Anlage. Diese tragen so einfallsreiche Namen wie Futsal (Tischfußball mit lebensgroßen Figuren) oder Curling. Alle Spiele haben eine Gemeinsamkeit: Die Steuerung ist anspruchslos und kann nicht gerade lange motivieren. Hat man einige dieser Spielchen abgeklappert (was Bestandteil der Story ist), trifft man auf den ersten "echten" Fall. Kogoro Moris geliebtes Taschentuch ist abhanden gekommen. Wer hat ihm das Teil geklaut? Anhand dieser ersten Aufgabe, wird dem Spieler sehr deutlich veranschaulicht, wie der gesamte Titel aufgebaut ist. Alle anwesenden Gäste auf die man trifft, muss man nach Hinweisen befragen und deren Aussagen als Indizien im Notizbuch festhalten (was übrigens automatisch passiert). Ist man im Besitz einer bestimmten Anzahl an Indizien fordert euch Conan auf diese in einer Indizienkette zusammen zu setzen. In einer Übersicht werden verschiedene Fragestellungen aufgeführt. Deren Antwort muss mit einem der gesammelten Indizien in Zusammenhang gebracht werden, so dass sich Schritt für Schritt die Lösung des Falls offenbart. Das Spielprinzip ist also recht monoton und verändert sich im Laufe der insgesamt zwölf Fälle kaum. Darüber hinaus sind die Rätsel sehr simpel, so dass die Zuordnung in wenigen Sekunden erledigt ist und einem erwachsenen Spieler eigentlich total unterfordert.
Der "Taschentuchfall" war wie erwähnt nur der Einstieg, im späteren Verlauf bekommt man es sogar mit einer Mordserie zu tun. Wie im Anime nimmt sich Kogoro Mori, der angebliche Experte in Sachen Detektivarbeit, allen Fällen an und erntet Lob. Die eigentliche Arbeit ruht aber auf den Schultern des kleine Conans, den ihr mittels Wii-Fernbedienung steuern könnt. Wem diese Variante zu unbequemt ist, der kann auch seinen Nunchuck einstöpseln und den Analogstick nutzen. Für die gefühlten Ewigkeiten, die man in Mirapolis unterwegs ist, kann man auch das aus der Serie bekannte Solar-Skateboard nutzen und so immerhin schneller umher flitzen.
Technik aus einer anderen Generation
Würde man die Technik hinter Detective Conan Die Mirapolis-Ermittlung auf GameCube-Niveau einschätzen, so wäre das für den Titel sicherlich noch ein Kompliment. Es ist einfach erschreckend, dass das Spiel selbst im Vergleich mit der direkten Konkurrenz auf der selben Plattform so aussieht, als ob der Titel bereits vor rund zehn Jahren auf den Markt gekommen wäre. Die gesamten Texturen des Spiels sind unscharf und an jeder Ecke gibt es die berühmte Treppchen-Bildung zu sehen. Nichts im Spiel scheint mit Liebe zum Detail verarbeitet wurden sein. Der gesamte Komplex Mirapolis wirkt erschreckend langweilig und wartet nicht mit irgendeiner Form von Hingucker auf. Man könnte denken, die Gebäude wurden mit Legosteinen errichtet. Selbst die Figuren selber bewegen sich störrisch und bieten nur schwache Animationen.
Immerhin dürften sich die Fans der Serie beim Klang der Musik wohl fühlen, denn diese stammten alle aus dem Originalsoundtrack des Anime. Zwar beginnt die Hintergrundmusik schnell nach langer Spielzeit an zu nerven, da man diese fast zum größten Teil des Abenteuers zu hören bekommt, aber immerhin passen sich die Stücke der jeweiligen Situation an und versuchen so etwas Stimmung noch aufrecht zu erhalten. Die englische Synchronisation ist ordentlich gelungen. Wer es aber richtig authentisch haben möchte, der kann wahlweise sogar auf das japansiche Original zurückgreifen.
Positiv:
+ nach zähmen Anfang eine doch brauchbare Story
+ alle wichtigen Indizien werden säuberlich im Notizbuch protokolliert
+ über den Kartenbildschirm kann man zu den Orten wechseln und Laufwege einsparen
Negativ:
- langweilige Dialoge
- sehr schwache Technik
- anspruchsloses Gameplay
- belanglose Minispiele
- Kameraführung