Tomb Raider Underworld - Review

Tomb Raider Underworld

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Review
PS3
35
 
[b]Tomb Raider Underworld
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Preisfrage: Was haben die Jahre 1789 und 1996 gemeinsam? In beiden fanden tiefgreifende Revolutionen statt. Während im 18. Jahrhundert die französische Revolution das Demokratie-Verständnis in Europa entscheidend mit beeinflusste, kreierte 1996 eine bis dahin unbekannte Archäologin auf der PSone und dem Sega Saturn ein völlig neues Genre und drückte damit allen folgenden Videospielgenerationen ihren unverkennbaren Stempel auf. Auch wenn die gesellschaftliche Bedeutung der beiden Ereignisse nicht wirklich miteinander zu vergleichen ist, stellte das erste "Tomb Raider" die Welt aller Videospieler unbestreitbar auf den Kopf. Nun, 13 Jahre und acht Abenteuer später, schickt sich Lara Croft unter der Regie von Crystal Dynamics mit Tomb Raider Underworld erneut an, die Action-Adventure-Krone zurück zu erobern.
 
Du bist Hamma
 
Die Handlung von Underworld ist eine geschickte Verquickung der Geschehnisse vorheriger Teile wie Legend, Anniversary oder auch aus den Filmen. Vom Gedanken beseelt, die Hintergründe für das Verschwinden ihres Vaters zu erforschen, widmet sich dieses Mal der nordischen Mythologie rund um Avalon, Thors Hammer und dessen Rüstung Mjolnir. Anstatt sich jedoch sofort an exotische Schauplätze zu begeben, startet das Abenteuer in einem zerstörten und im Flammen stehenden Croft-Manor, Laras Zuhause. Wer für dieses Inferno verantwortlich ist, wird erst im Laufe der spannenden Geschichte enthüllt. Nur soviel: ihr werdet auf alte und neue Gesichter treffen. Wer auch mit alten Gesichtern nichts mehr anfangen kann, bringt sich in einem kurzen Zusammenschnitt ausgewählter Zwischensequenzen der Vorgänger die bisherigen Geschehnisse in Erinnerung. Insgesamt sechs verschiedene Schauplätze wie Thailand, Mexico, die Antarktis oder eben Croft Manor warten darauf, von euch erforscht zu werden. Der Umfang von Underworld ist zwar überschaubar, dafür begeistern die verschiedenen Landschaften jedoch mit einem großen Abwechslungsreichtum und stellenweise gigantischen Ausmaßen. Angesichts der Neuausrichtung der Entwickler ein logischer Schritt. Diese besonnen sich für den neusten Teil nämlich wieder auf die Wurzeln der Serie und legen den Großteil des Gameplays auf das Erforschen der Umgebungen und dem lösen komplexer Rätsel. Somit verbringt ihr die meiste Zeit damit, die Landschaften nach möglichen Wegen zu erkunden und haarige Kletterpassagen zu meistern. Gegner treten nur sporadisch auf, was dem Gameplay allerdings keineswegs schadet. Vielmehr sorgt die Abkehr vom Action-orientierten Gameplay der letzten Teile wieder öfters für das "Einsamer Abenteurer in einsamen Gebieten"-Gefühl, was ein echtes Plus für alle Anhänger der Serie sein dürfte.
 
 
Im Sekunden-Takt hangelt sich Lara wie der Prinz aus Persien an Vorsprüngen entlang, balanciert auf schmalen Balken oder schlägt an Stangen Salti. Das ein oder andere Mal muss sie sich auch in ausgedehnten Unterwasser-Abschnitten die Haare nass machen. Alle Interaktionsmöglichkeiten wurden dabei geschickt in die Umgebung integriert. So erkennt ihr meist recht schnell entsprechende Vorsprünge oder vorgegebene Wege, allerdings sind diese nie so offensichtlich, dass sie das realistische und naturgetreue Design der Umgebungen zerstören würden. Besondere Stellen wie beispielsweise Schalter werden auf Wunsch auch mit dem entsprechenden Button auf dem Controller hervorgehoben. Als Folge kommt man stets gut voran, Frustmomente sind eher selten. Als neues Kletter-Element integrierten die Entwickler sogenannte Free-Climbing-Passagen, bei denen sich Lara wie Altair aus Assassins Creed realistisch an kleinen Vorsprüngen nach oben, zur Seite oder nach unten hangelt. Ebenso ist es an einigen Stellen möglich, Stangen zu entfernen und an anderer Stelle wieder einzusetzen. Abgesehen von den akrobatischen Einlagen seid ihr meist damit beschäftigt, eines der vielen Rätsel zu knacken. Die Bandbreite reicht dabei vom typischen Blöcke verschieben, Feuer entzünden oder dem verwenden des richtigen Schlüssels bis hin zum Ausrichten von Lichtstrahlen oder typischen Schalterrätseln. Stets werdet ihr dabei gefordert, extreme Kopfnüssen sind jedoch selten dabei. In den Gebieten versteckte Schätze und Relikte halten den Wiederspielwert oben.
 
Das Equipment einer Abenteuerin
 
Viele Ausrüstungsgegenstände helfen beim lösen der Rätsel und Kopfnüsse. Beispielsweise ist der in Tomb Raider Legend eingeführte Greifhaken wieder mit von der Partie und wird neben dem Abseilen oder Erklimmen hoher Wände oder dem hin und her Schwingen auch zum lösen des ein oder anderen Rätsels verwendet. So zieht ihr schwere Felsbrocken von Säulen oder löst damit Schalter aus. Die physikalisch korrekt dargestellten Eigenschaften des Seils wissen dabei nicht nur optisch zu gefallen, sondern finden auch in einigen Rätseln Anwendung, in dem es beispielsweise als Hebel eingesetzt werden muss. Über Laras nützliches und jederzeit aufrufbares PDA habt ihr zudem stets Zugriff auf weitere nützliche Funktionen. Das Sonar erstellt eine grobe Karte der derzeitigen Umgebung und kann beim Suchen nach Vorsprüngen oder hinter Buschwerk versteckten Eingängen helfen. Seid ihr einmal mit eurem Latein am Ende, gibt die Hilfe-Funktion nützliche Tipps, während im Tagebuch weiterführende Infos zur Story und den Schauplätzen zu finden sind. Ein Muss für jeden, der nichts von der Handlung und deren Hintergründen verpassen möchte. Ebenso können hier die Waffen ausgerüstet werden. Neben den standardmäßigen und mit unendlich Munition versehenen Pistolen verfügt Lara über ein breites Spektrum an Waffen, angefangen von MG, Uzi oder Schrotflinte bis hin zur Harpune für Unterwasser-Einsätze. Die Ballermänner verfügen zwar nur über einen begrenzten Munitionsvorrat, können allerdings jederzeit gewechselt werden.
 
 
Die regelmäßig auftauchenden Gegner geben einem schließlich genug Gelegenheit, das Waffen-Arsenal auch zu benutzen. Anstatt ausschließlich mit Söldnern habt ihr es in Underworld überwiegend mit tierischen Gegnern zu tun, darunter so illustre Gesellen wie Panther, Tiger, Eidechsen oder Spinnen. Im weiteren Verlauf gesellen sich noch mythische Figuren wie Skelette, meterhohe Trolle oder eben auch Menschen hinzu. Das dabei zur Anwendung kommende Kampfsystem kränkelt leider etwas an Abwechslung und Tiefgang. Eine Zielautomatik hält jeden anvisierten Gegner im Fadenkreuz und alles was ihr tun müsst ist den Angriffen auszuweichen und die Schusstaste durchgedrückt zu lassen. Ein beherzter Kick oder Sprungattacken halten zudem allzu aufdringliche Gegner auf Distanz. Während der Kämpfe füllt sich eine Zeitlupen-Leiste, die auf Knopfdruck das Geschehen entsprechend verlangsamt. Der spielerische Wert dieser hübsch anzusehenden Funktion blieb uns allerdings bis zum Ende verwehrt. Bei voller Leiste ist zusätzlich ein alles vernichtender Move verfügbar, bei dem in einem kurzen Zeitfenster ein Fadenkreuz an eine markierte Stelle bewegt werden muss. Ein solcher Treffer ist für jeden Gegner sofort tödlich. Wirklich oft wird diese Funktion aufgrund der wenig geschickt agierenden und leicht zu besiegenden Gegner allerdings nicht zum Einsatz kommen. Als Folge dieses recht simplen und wenig anspruchsvollen Systems gestalten sich die Kämpfe etwas fade. Hier hätte man definitiv mehr machen können.
 
Bedauerlicherweise trifft dies auch auf die Motorrad-Passagen zu, die ab der zweiten Hälfte des Spiels hinzukommen. Via Motorrad gelangt Lara in den Gebieten von A nach B, was sich in der Praxis so darstellt, dass ihr schlauchartige Wege durchfahrt, die von Zeit zu Zeit von Sprüngen aufgelockert werden. Zwar befahrt ihr auch offene Flächen, diese Abschnitte halten sich jedoch in Grenzen. Leider ist die Steuerung des Motorrades dezent misslungen, und das Fahrverhalten zeigt sich störrisch und ungewöhnlich. Eine nett gemeinte Abwechslung vom Entdecker-Alltag, die jedoch nicht konsequent umgesetzt wurde.
 
 
Feuchte Träume
 
Mit der Entwicklungen von Tomb Raider Legend und Anniversary hatte Crystal Dynamics genug Gelegenheiten, sich mit der Technik von Tomb Raider vertraut zu machen. Diese Erfahrung merkt man dem neusten Teil auch hundertprozentig an. Lara steuert sich geschmeidig durch die Level, reagiert direkt auf eure Befehle und die Sprungpassagen gehen flott von der Hand. Die großzügige Kollissionsabfrage lässt auch potentielle Fehlsprünge noch erfolgreich enden, und immer wieder schafft es Lara, doch noch einen Arm an den nächsten Vorsprung zu bekommen. Sprünge auf wenige Zentimeter breite Pfosten oder halsbrecherische Salti an Stangen sind damit kein Problem. Dennoch ist die grundsätzlich hervorragende Steuerung auch aufgrund stellenweise massiver Kameraprobleme nicht frei von Fehlern. Bleibt beim Abseilen das Seil an einer Kante hängen, löst es sich mitunter ohne Vorwarnung aus der Verankerung, ebenso bleibt man gelegentlich an Steinen oder in engen Passagen hängen. Bei Klettertouren springt Lara gelegentlich von der Wand ab, anstatt seitlich zum nächsten Vorsprung zu hechten. Meist liegt das daran, dass sich der Kamera-Winkel im Moment des Absprunges ohne euer Zutun ändert. Kriecht ihr durch enge Passagen ist es zudem so gut wie unmöglich, die Kamera vor Lara zu bringen und damit das Gebiet am Ende des Tunnels zu begutachten. Auch müsst ihr viele Blindsprünge in Kauf nehmen. Da sich die Kamera bei Kletterpassagen meist sehr nahe an Lara befindet, kann stellenweise die Umgebung hinter ihrem Rücken nicht in Augenschein genommen werden. Meist gehen diese notgedrungenen Blindsprünge zwar gut und dank eines fairen Checkpoint-Systems kommt auch kaum Frust auf, dennoch hinterlassen sie einen dezent faden Beigeschmack.
 
 
Konkurrenz für Uncharted?
 
Die Jungs von Crystal Dynamics scheinen offensichtlich nicht gerne mit Traditionen zu brechen. Bisherige Spiele aus dieser Schmiede glänzten immer mit einer hervorragenden Optik, und auch Tomb Raider Underworld bildet da keine Ausnahme. Lara ist unglaublich realistisch animiert und so detailliert wie nie zuvor. Die Animationen sind butterweich, Arme und Beine bewegen sich bei Kletterpassagen oder beim Schwimmen absolut realistisch und reagieren auch auf Unebenheit. Läuft Lara durch Gebüsch nimmt sie schützend die Arme vor das Gesicht, und je nach Position springt Lara in einer anderen Haltung zum nächsten Vorsprung. Auch das Charakter-Modell überzeugt mit beeindruckenden Details. Laras Gesichtsausdruck passt sich der jeweiligen Situation an, und die unterschiedliche Kleidung und Ausrüstung glänzt mit Feinheiten wie Nähten oder Haltegurten. Bei besonders heiklen Aktionen ist auf Laras Haut Schmutz zu erkennen, der sich bei einem beherzten Sprung ins Wasser wieder abwäscht, und geht sie in die Hocke, sind am Rücken sogar die durch die Haut drückende Rückenwirbel zu sehen. Wir sind uns sicher dass man damit Lara ohne Übertreibung als einen der am realistischsten animierten Charaktere dieser Generation bezeichnen kann.
 
Auch die Umgebungen wissen mit detail- und Abwechslungsreichtum zu begeistern. Scharfe, mit Moos bewachsene Felstexturen, die unter jahrhunderte langer Verwitterung gelitten zu haben scheinen, vermitteln das Gefühl, sich wirklich in uralten Ruinen zu befindet. Unzählige Details wie im Wind wiegende Blätter, Palmen oder Flüsse kreieren einen unglaublich realistischen Dschungel, den nur noch die genialen Licht- und Schatteneffekten übertreffen. Besonders beeindruckend gelangen die Unterwasser-Welten, die mit unglaublicher Größe und einem Gefühl für Tiefe überzeugen. Wo kommt es schon mal vor, dass man vom Boot ins Wasser springt und ohne Ladepausen bis in gefühlte hundert Meter Tiefe taucht? Wenn sich langsam die Ruinen aus dem Dunkel schälen, stockt einem regelrecht der Atem. Die unterschiedlichen Settings unterscheiden sich zudem grundlegend und sorgen für die nötige Abwechslung. Weniger begeistert haben uns hingegen die Animationen der Gegner und gelegentlich auftretende Grafikfehler wie im Boden verschwindende Füße bzw. Gliedmaßen. Zudem kommt es ab der zweiten Hälfte des Spiels bei besonders großen Gebieten zu mitunter ziemlich starken Rucklern.
 
 
Die spannende Handlung ist eine geschickt verflochtene Mischung aus Legend, Anniversary und den Filmen und setzt diese Grundlagen konsequent fort. Die Story wird über zahlreiche ansprechend inszenierte Zwischensequenzen vorangetrieben, und das praktische Tagebuch hält weitere Details zu Landschaften, Charakteren und Mythen fest. Nicht-Kenner der Serie erfahren so auch etwas aus der Vorgeschichte zu Underworld. Da Lara meist alleine unterwegs ist, kommentiert sie ihre Videoaufnahmen, sodass der Spieler auch ohne Dialogpartner jederzeit weiß, was in ihrem Kopf vorgeht. Beim Sound gab man sich keine Blöse. Die deutsche Synchro ist gut gelungen, Lara besitzt erneut die gewohnte Synchronstimme von Angelina Jolie. Bei der musikalischen Untermalung ließ man sich von den ersten Teilen inspirieren, sodass dezent im Hintergrund spielende mystische Melodien das Gefühl der Einsamkeit weiter verstärken.
 
Fazit:
 
Tomb Raider Underworld ist ohne Frage eines der besten Action-Adventures dieser Generation. Die Ausrichtung auf die ursprünglichen Werte der Serie, sprich dem entdecken verlassener Ruinen, und die Abkehr vom Action-Titel haben Underworld sehr gut getan. Abwechslungsreiche Settings, die hervorragende Steuerung, eine beeindruckende Technik und anspruchsvolle Rätsel lassen das Herz jedes Lara-Fans höher schlagen. Das Erkunden der Umgebungen macht Spaß, leider wurden Schätze oder Relikte lieblos in überall herumstehenden Tontöpfen versteckt. Dennoch gibt es einige Kritik-Punkte, die dem Spiel den Vorstoß in höhere Wertungsregionen verwehren. Das oberflächliche Kampfsystem bietet kaum spielerischen Tiefgang und bereichert das Gameplay kaum. Ebenso wirken die Motorrad-Passagen unausgereift und stören mitunter den Spielfluss empfindlich. Beispielsweise fährt man oft durch enge Gänge, in deren Ecken massenweise Ton-Gefäße versteckt sind. Als guter Entdecker möchte man natürlich in jedes dieser Gefäße schauen, muss dazu aber immer wieder vom Motorrad absteigen. Die Folge: man fährt einige Meter, steigt ab, zerstört ein paar Krüge, steigt wieder auf, fährt einige Meter weiter, steigt wieder ab und so weiter. Nicht sehr spaßig. Auch die grundsätzlich sehr gute Steuerung hat einige Macken: öfters bleibt Lara in engen Stellen hängen bzw. springt nicht in die gewünschte Richtung. Die hektische Kamera macht das Geschehen teilweise unübersichtlich und verlangt von einem den ein oder anderen Blind-Sprung ab.
Dennoch: Jeder Lara-Fan und Freund von Action-Adventures, der mit dem etwas geringen Umfang leben kann, greift bei diesem Spitzentitel bedenkenlos zu.
 
Positiv:
 
- sehr schöne Grafik
- abwechslungsreiche, teilweise bombastische Settings
- durchdachte und fordernde Rätsel
- gute Steuerung
- geschickte Verwebung der Storys vorangegangener Teile
 
Negativ:
 
- störrische Kamera, die viele Blind-Sprünge von einem verlangt
- Fehler bei Grafik und Kolissionsabfrage (Füße verschwinden in Wänden etc.)
- etwas kurz
- häufig Ruckler
- fades Kampfsystem
 
 
 
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VOID

Fazit

Pro
 
Contra
 
Sharky81
Underworld ist für mich ein Titel, der beim Zocken eine Menge Spaß macht, danach aber sang und klanglos im Regal verschwindet. Bleibende Eindrücke hat es bei mir nicht hinterlassen, dennoch haben mich die Kulissen stellenweise umgehauen. Großen Respekt an die Entwickler für die optische Präsentation, das Kampfsystem, die wenig spaßigen Motorrad-Passagen und die stellenweise technischen Mängel machen eine höhere Wertung jedoch unmöglich.

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