Motorstorm Pacific Rift Review
Schließt die Augen und begebt euch mit uns auf einen paradiesischen Trip, in dem euch die Sonne anlächelt, die Palmen wedeln und malerische Strände zum Verweilen einladen. Während eine leichte Brise euch um die Nase wedelt und es nach Tropen richt, schwingt ihr euch auf ein motorisiertes Gefährt und rast wie eine besenkte Sau quer über den Strand. Genau das ist Motorstorm Pacific Rift! Wie schon im Vorgänger geht es hier wieder richtig dreckig zur Sache und mit den verschiedensten Offroad-Buliden querfeldein. Der große Unterschied besteht im Grunde genommen lediglich darin, dass das Setting aus der Wüste auf eine tropische Insel verlegt wurde. Dies ist aber kein Grund auch nur ansatzweise den Fuß vom Gaspedal zu nehmen und sich mit voll Karacho und brennendem Motor ins Ziel zu stürzen.
Vollgas!
In der Wüste gibt es eine ganze Menge Sand und nur wenig Abwechslung. Ein Tapetenwechsel in Richtung tropischer Insel kann da wahre Wunder bewirken und im Handumdrehen viele verschiedene Settings bieten. Im Gegensatz zum mittlerweile eineinhalb Jahre alten Motorstorm, konnten die Evolution Studios im zweiten Teil deutlich tiefer in die Trickkiste greifen und dem Spieler unterschiedlichere Strecken basteln. Generell gibt es auf der Insel vier verschiedene Kategorien in denen die Pisten unterteilt sind: Erde, Feuer, Luft und Wasser. Diese vier Elemente bilden immer den Kern der jeweiligen Strecke und sind der entsprechende Hauptbestandteil. Bei einem Rennen in der Erdkategorie beispielsweise, muss man auf der Strecke mit dichten Waldabschnitten, Sand und Matsch rechnen, während auf den Strecken des Elementes Feuer auch gerne mal eine Lavagrube mittels gekonnten Schanzensprung überquert werden muss. An spektakulären Ideen mangelt es auch nicht bei den Luftstrecken, denn hier begibt man sich auf die höchsten Punkte der Insel und rast mit voller Geschwindigkeit den steilen Gipfel wieder hinunter. Selbsterklärend geht es bei den Rennen des Elementes Wasser sehr feucht zur Sache.
Davon abgesehen, dass die Evolution Studios es durch dieses einfache Elementenspiel geschafft haben jeder Strecke eine sehr individuelle Note zu verleihen und dem Spieler eine reichhaltige Palette an verschiedenen Strecken zu bieten, eröffnen sich dadurch auch für den elementaren Boosteinsatz in Motorstorm interessante neue Möglichkeiten. Die Gegebenheiten der Strecken können nämlich direkt zum eigenen Vorteil genutzt werden. Weiterhin darf man ohne Ende den Turbo einsetzen, allerdings sollte man ständig darauf acht geben, dass der Motor dabei nicht überhitzt oder gar komplett in die Luft geht. Durch eine, für einen Nachfolger erwartungsgemäße, Neuerung bringen Fahrten durch Wasser nicht nur Kühlung für eure strapazierten Nerven, sondern kühlen auch den heißlaufenden Motor, so dass der Turbo noch effektiver genutzt werden kann. Fahrten nahe der Lava hingegen lassen den Motor in wenigen Sekunden kochen. Dieses Zusammenspiel muss in den schwierigeren Rennen genutzt werden und bringt der Serie eine passende taktische Nuance.
Rechts, links und quer durch...
Ein Rennen in Motorstorm Pacific Rift kann immer wieder zu einem neuen Erlebnis werden, auch wenn man glaubt eine Strecke schon perfekt zu beherrschen. Das Spiel bietet viele Freiheiten und neben den offensichtlichen Routen, findet man an allen Ecken und Enden Alternativen und Abkürzungen, die zwar im ersten Augenblick euch weit vom Fahrerfeld entfernen, aber dann euer Fahrzeug plötzlich wieder an der an der Spitze auf die Piste schicken. Das ist nur eines der großen Reize bei Motorstorm und fordert den Spieler immer wieder aufs neue heraus, schließlich gibt es in manchen Fällen bis zu acht verschiedene Wege, die unbedingt erforscht werden müssen, um am Ende auf dem Podest zu landen und so auch die wichtigen Punkte einzufahren. Hinter jeder unscheinbaren Hecke könnte sich auch eine Abkürzung befinden und sollte dies nicht der Fall sein, so bekommt man immerhin einen spektakulären Crash zu sehen. In dieser Form kann man sich auf insgesamt 16 Strecken austoben, was immerhin die doppelte Anzahl zum Vorgänger bedeutet. Es gibt also viele Neuerungen und Verbesserungen, die Motorstorm bereits im zweiten Teil immer weiter in die richtige Richtung treiben.
Die Struktur von Motorstorm ist im groben auch bei Pacific Rift beibehalten wurden. In der Karriere gibt es neben der Einteilung der vier Element-Geländestrecken Tickets, die euch überhaupt die Teilnahme an den schwierigeren Rennen ermöglichen. Durch eine Platzierung auf dem Podium erhält man (wie bereits erwähnt) Punkte, die wiederum in neue Tickets investiert werden. Nach der Wahl eines Fahrers wählt man aus dem verfügbaren Fuhrpark und begibt sich sogleich auf die Rennpiste. Auch hier gibt es eine Neuerung, denn neben den bekannten Motorrädern, ATVs, Rallyautos, LKWs, Buggys, und Renntrucks, gibt es erstmals auch Monstertrucks mit denen die Strecken unsicher gemacht werden können. In vielen Rennen gibt es bestimmte Einschränkungen, wobei man nicht aus dem gesamten Fuhrpark wählen darf. Dies macht die Entscheidung aber nicht unbedingt einfacher, denn selbst wenn man nur aus zwei Fahrzeugtypen wählen kann, sind die unterschiedlichen Eigenschaften so gravierend, dass sich sogar das gesamte Spiel komplett anders anfühlt. Natürlich kann man mit einem Buggy schnell durch die Kurven düsen, allerdings bringt euch auch eine leichte Unebenheit schnell zum wanken, während euch ein Monstertruck endgültig unter die Erde bringt. Eine weitere Änderung im Detail findet man übrigens bei den ATVs, bei denen man als Fahrer den Kopf einziehen kann um sich durch Hindernisse zu "quetschen". Dies ist besonders bei der Suche nach Abkürzungen hilfreich. Die Palette der verschiedenen Fahrzeuge und deren Eigenarten sind also breit gefächert und versprechen ebenfalls immer wieder ein neues Rennspielerlebnis. Egal für welche Karre man sich aber letzten Endes entscheidet, das Non-plus Ultra in Motorstorm lautet nach wie vor geschickter Einsatz des Turbos und aggresives Vorgehen, denn eure Gegner schenken euch Nichts.
Rennen auf der Insel
Die Motorstorm-Gemeinde ist ein verrückter Haufen und genau dieser Geist wird auch bei den Rennen ausgelebt. Neben klassischen Rundrennen in denen es einfach darum geht auf den ersten Platz zu landen, gibt es noch viele weitere Variationen. Es gibt Zeitrennen, Intervallrennen und Eliminationsrennen. Die Zeitrennen sind eigentlich selbsterklärend, wobei die vorgegebene Zeit geschlagen werden muss, obwohl die Konkurrenz ebenfalls auf der Strecke ihr Unwesen treibt. Zwar mag das Ganze recht simpel klingen und auch in den ersten Rennen tatsächlich sein, doch um so weiter man in der Karriere voranschreitet, umso schwieriger wird es das Rennen gegen die Zeit zu seinen Gunsten zu entscheiden.
Die Intervallrennen erinnern stark an klassische Arcade-Racer, in denen es gilt bestimmte Checkpoints innerhalb vorgegebener Zeit zu erreichen und so immer ein paar wenige Sekunden auf das Zeitkonto zu erhalten. Richtig heftig geht es schließlich in den Eliminationsrennen ab, denn hier werden in regelmäßigen Abständen die Fahrzeuge in die Luft gejagt. Ein kleiner Counter läuft während des gesamten Rennens immer wieder ab und beim Erreichen der Nullmarke wird der Letzte des Fahrerfelds in tausend Teile verschrottet. Es gilt also immer möglichst weit vorne mitzufahren, um an die begehrten Punkte zu gelangen.
Den gesamten Spaß, den man mit Pacific Rift hat, darf man auch sehr schön mit seinen Freunden teilen. Im Offline-Modus wird sogar der gute alte vier Spieler Splitscreen wieder belebt, während es Online absolut ruckelfrei und flüssig zur Sache geht. Wer die Freunde am Fahren in der Karriere noch nicht erschöpft hat, der wird bei diesem Titel also auch in dieser Hinsicht für lange Zeit beschäftigt.
Wolken über dem Paradies?
Motorstorm Pacific Rift ist in vielen Hinsichten genau das geworden, was man sich von einem guten Nachfolger verspricht. Mehr Strecken, sinnvolle Erweiterungen und ein technischer Fortschritt. Doch trotzdem gibt es weiterhin einige Bestandteile, die dunklen Wolken über das sonnige Rennen auf der Tropeninsel aufkommen lassen. Gerade Motorstorm-Anfänger werden zu Beginn an ihre Grenzen geführt und erleben immer wieder aufs Neue, wie leichte Berührungen mit dem Streckenabschnitt zur totalen aber auch sehr ansehnlichen Zerstörung des eigenen Fahrzeugs führen. Irgendwann findet man sich mit dieser Tatsache ab und konzentriert sich stark darauf eben nicht in jeder Runde mehrmals alles kaputt zu fahren. Genau in diesem Zustand erlebt man dann plötzlich, dass auch ein heftiger Crash nicht zur Explosion führt und man mittels Select-Taste sich wieder auf die Strecke platzieren lassen muss. Hier ist Motorstorm oftmals einfach inkonsequent und als Spieler weiß man (zumindest in den ersten Spielstunden) nicht genau woran man ist.
Profispieler fühlen sich hingegen genau dadurch gefordert. Man muss sich mit den Strecken befassen, mit deren Gegebenheiten und auch den Fähigkeiten der einzelnen Fahrzeuge. Wann setzt man Boost ein, wann setzt man ihn aus? Motorstorm ist schon seit dem ersten Teil in seiner Ausrichtung stumpfes Gasgeben, allerdings wird es hier gepaart mit vielen taktischen Elementen und einer echten Gameplayherausforderung, so dass man am Ende doch ein richtig anspruchsvolles Offroad-Rennspiel vor sich hat. Die Tastenbelegung und Steuerung ist komplett aus dem ersten Teil übernommen wurden, wobei kleine Verbesserungen im Detail vorhanden sind und das Gefühl einer präziseren Kontrolle aufkommt. Während man sich in der Karriere von Rennen zu Rennen vorarbeitet, merkt man auch schnell wie sich die Fähigkeiten Schrittweise verbessern. Genau so etwas erwartet man von einem guten Rennspiel.
Eine ganz große Stärke von Motorstorm Pacific Rift offenbart sich dem Spieler, wenn er seine Anlage mal so richtig aufdreht. Hier tönt nämlich ein Sound aus den Boxen, der euch so richtig nach vorne peitscht und ganz wunderbar zum Spiel passt. Der rockige Soundtrack ist bestückt von namhaften Größen und sorgt für die richtige Stimmung. Darüber hinaus verfügt jedes Fahrzeug über einen authentischen Motorensound, der genauso deutlich zu hören ist wie die Umgebungsgeräusche von den tosenden Wasserfällen bis hin zu den donnernden Steinmassen, die durch einen Vulkanausbruch ins wanken geraten. Doch nicht nur durch den Sound wird der Spielspaß in die richtige Richtung gelenkt, auch visuell ist Motorstorm Pacific Rift eine Wucht. Die generelle Thematik der tropischen Insel mit all ihren Facetten ist sehr schön eingefangen und sprengt die Fesseln des typisch braunen Tons seines Vorgängers. Im Detail können besonders die Fahrzeuge überzeugen, wobei einige Texturen eher einen schwachen Einruck hinterlassen. Großartig Zeit sich mit solchen Dingen zu beschäftigen bleibt bei der rasanten Geschwindigkeit ohnehin nicht und ehe man sich versieht steuert man geradezu durch einen kristallklaren Wasserfall. Üppige Wälder, die blendende Sonne am Horizont oder auch die aufsteigende Hitze der Lava rahmen die Strecken und sorgen für eine wahre Augenweide auf dem Bildschirm. Der einzige Wehrmutstropf bei all der Pracht, ist wohl die Darstellung in maximal 720p.
Positiv:
+ schöne Kulisse
+ sinnvolle Boost-Erweiterung durch Wasserkühlung
+ Multiplayer mit Online und vier Spieler Splitscreen
+ Abwechslungsreich: Mit Vollgas von der Klippe und mit einem Sprung über die Lava
+ passender Soundtrack
+ atemberaubende Kollisionen
Negativ:
- schwammige Bodentexturen
- teilweise inkonsequente Kollisionsabfrage