Brothers in Arms Double Time Review
Der zweite Weltkrieg...eines der dunkelsten Kapitel der Menschheitsgeschichte. Nach wie vor fasziniert gerade diese Zeit, da es noch heute Menschen gibt, die mit eigenen Erfahrungsberichten von ihr erzählen können. Gerade bei einem so sensiblen Thema fordert man von Menschen, die in irgendeiner Form damit umgehen oder daraus berichten höchste Aufmerksamkeit bei der Arbeit.
Publisher Ubisoft hat in den letzten Jahren die Brothers in Arms Serie ins Leben gerufen. Natürlich will dieses Spiel unterhalten, doch dabei will es auch einen gewissen Anspruch erheben. Die Serie zeichnet sich besonders dadurch aus, dass neben dem intensivem Gameplay auch eine stark emotionale Geschichte erzählt wird. Der Eindruck des Spielers wird zusätzlich noch mit packenden Bildern aus eben jener Zeit eingenommen und versucht die Schrecken eines Krieges aufzuzeigen.
Zwei Titel, die sich diesem Konzept bedienen und bereits im Jahre 2005 auf dem Markt veröffentlicht wurden, erscheinen nun in einem Double-Pack für Nintendos Wii. Brothers in Arms: Road to Hill 30 und Brothers in Arms 2: Earned in Blood wurden komplett auf die Wii-Mote angepasst und werden in einem Bündel verkauft.
Eine Schlacht, zwei Geschichten...
Zwei Spiele zu einem Preis. Das klingt wirklich mehr als verlockend. Die beiden Titel "Road to Hill 30" und "Earned in Blood" wurden in der Wii-Version hinsichtlich der Geschichte nicht verändert. Alle Figuren, Szenarien und Hintergrundgeschichten sind eins zu eins aus den Versionen für PlayStation 2 oder Xbox übernommen worden. Die große Veränderung verbirgt sich hinter der Steuerung, die gerade durch Wii-Mote und Nunchuck auf ein völlig neues Erlebnis hoffen lassen. Eine weitere große Änderung beruht auf den Multiplayer. Dieser wurde schlicht und ergreifend komplett aus dem Spiel gestrichen. Es gibt keine Maps für Schlachten oder Kooperativen-Missionen. Gerade bei einem Ego-Shooter eine mehr als unbegreifliche Maßnahme.
Eines haben beide Titel gemeinsam. Sie erzählen auf einer sehr nahen und persönlichen Ebene von zwei Personen und wie diese ihren Kampf im Zweiten Weltkrieg erlebt haben. In "Road to Hill 30" schlüpft man in die Rolle Mattew Bakers. Dieser amerikanische Soldat aus dem 502. Fallschirmregiment der 101. Luftlande-Division wird nach kurzer Zeit zum Sergant der dritten Gruppe des ersten Zuges ernannt. An der Seite weiterer Kameraden erlebt man die Wirren des berüchtigten D-Days. Man selbst befehligt seinen eigene Truppe und streift mit seinen Mannen durch die Normandie.
In "Earned in Blood" sieht die Konstellation ähnlich aus. Als Corporal Joe "Red" Harsock kämpft man sich durch die Normandie. Er ist ebenfalls im 502. Fallschirmregiment der 101. Luftlande-Division. Allerdings ist er der Führer des dritten Zuges. Matthew Baker aus dem ersten Teil steht also unter eurer Leitung. Man erlebt quasi die selbe Geschichte aus verschiedenen Perspektiven. Beide haben aber die selben Schrecken eines Krieges und den ständigen Kampf mit deutschen Truppen gemeinsam.
"Man hat mich nie gefragt, ob ich Anführer werden wollte..."
Neben der intensiven Story lebt Brothers in Arms vor allem vom Gameplay. Die Serie will nicht einen stumpfen Shooter darstellen, sondern verlangt vom Spieler einen gewissen Spürsinn für Taktik. Wild auf die Gegner zuzulaufen und nur die Schusstaste gedrückt zu halten, bereitet dem Krieg ein sehr schnelles Ende. Es ist wichtig in der richtigen Situation die Ruhe zu bewahren und sich stets einen Überblick des Schlachtfeldes zu verschaffen. Gezielte Befehle führen zum Erfolg. Gruppen können vorgeschickt werden um den Gegner von der Flanke zu attackieren. Sind die feindlichen Truppen und Beschuss muss man diese Situation als Chance wahrnehmen sich selber weiter vorzukämpfen und den Gegner von einer besseren Position unter Beschuss zu nehmen. Das Ganze wird auch visuell dargestellt. Über den Köpfen der Feinde ist eine Marke zu sehen. Besitzt sie eine vollständig rote Farbe, so können sie recht frei agieren. Bei einer weißen Färbung fühlen sie sich bedrängt und verkauern hinter ihren Stellungen. Das ist das Signal mit der eigenen Schusskraft Druck zumachen.
Das Zusammenspiel jedes einzelnen Soldaten ist in diesem Spiel also von extremer Wichtigkeit. Ähnlich verhält sich das Ganze auch auf persönlicher Ebene. Zwischen und während der Missionen finden Dialoge zwischen allen Beteiligen statt. Hier präsentiert sich jeder einzelne mit einer individuellen Persönlichkeit. Wenn es etwas gibt, was bei Brothers in Arms für Wii funktioniert, dann ist es die Darstellung der menschlichen Emotionen. Die Charaktere sind vielschichtig und im Laufe des Spiels lernt man sie immer besser kennen. Es wird eine bedrückende Stimmung aufgebaut, die selbst in dieser düsteren Welt, einige Lichtmomente aufkommen lässt. Es wird viel mit Emotionen gearbeitet und könnte den Spieler stark an sich binden. Verliert einer der Kameraden innerhalb einer Mission sein Leben, so schmerzt dies. Allerdings holt einem das Spiel sehr schnell wieder zurück, denn nach einer Mission werden die Gefallenen auf wundersame Weise wiederbelebt.
WWII meets Wii
Es ist ermündend, doch trotzdem muss es an dieser Stelle wieder gesagt werden: Die Wii eignet sich mit seiner Steuerung perfekt für diese Art von Spielen. Nur leider scheint niemand dies in ein ordentliches Spiel einbauen zu wollen. Dabei hätten die authentischen Waffen wie Karabinder M1 oder die Maschinenpistole M141 der Amerikaner hier mal gekonnt in Szene gesetzt werden können. Während gerade eigentlich die neue Steuerung das größte Plus hätte darstellen sollen, verkommt das Ganze hier zu einer wahren Qual.
Es fehlt in vielen Hinsichten an der nötigen Qualität. Genauigkeit ist gerade bei einem Shooter höchste Priorität. Die Steuerung mit der Wii-Mote zeigt sich als sehr schwammig und unpräzise. Dass es besser geht wissen wir nicht erst sei Metroid Prime 3. Das solche Erkenntnisse aber für diesen Titel wohl keine Rolle gespielt haben gleicht fast einer Frechheit. Egal welche Aktion man ausführt, nie hat man das Gefühl der vollen Kontrolle. Schnelle Reaktionszeiten und gezielte Manöver sind einfach nicht drin. Statt essen zielt man mit seiner Wii-Mote auf den heimischen Fernseher und löst den Schuss. Im selben Augenblick darf man auch gleich ein kleines Stoßgebet schicken, in der Hoffnung das der Schuss auch sein Bestimmungsort findet. Natürlich besitzt das Spiel viele löbliche Ideen. Man ruft seine Gruppe mittels Nunchuck zusammen. Dabei macht man eine kleine Kreisbewegung. Aber solche kleinen Spielereien sind im ersten Augenblick nur amüsant. Auf Dauer kann so etwas nicht fesseln. Man wirft Handgranaten, befehligt seine Truppen mit Bewegungen, doch all das hätte zu Gunsten einer effektiven Steuerung ruhig vernachlässigt werden können.
Ähnliche Qualitäten zeigt die Grafik. Auch hier kann man sich einfach nicht zufrieden geben. Natürlich braucht es keine High-End Grafik um eine richtige Stimmung zu erzeugen (auch hier gibt es auf der Wii genügend positive Beispiele), doch immerhin wäre es doch angebracht, wenn die schwache Grafik sauber dargestellt wird. Brothers in Arms Double Time hat irgendwie die Qualitätskontrollen überwunden und "erfreut" die Wii-Fans mit zahlreichen Grafikfehlern. Clippingfehler, sehr schwache Texturen und hölzerne Animationen. Das Grundgerüst dieses Titels ist eigentlich sehr gut. Doch weder Steuerung noch die Technik wurde in irgendeiner Weise bis zur nötigen Qualität getrieben. Ein richtiger Schnellschuss, der bereits drei Jahre auf den Buckel hat und nun geschwächt den langen Weg auf die Wii geschafft hat.
Positiv:
+ spannende Story mit dichter Atmosphäre
+ deutsche Synchronisation
+ zwei Spiele in einem Packet
Negativ:
- schlechte Umsetzung der Wii-Steuerung
- viele technische Schwächen
- Multiplayer wurde komplett gestrichen