Die Referenz der Fussballspiele hat im letzten Jahr Federn gelassen und FIFA konnte in unserem Testlabor gleichziehen. Wie sieht es in diesem Jahr aus? EA ist ein starker FIFA-Teil gelungen. Kann Konami die Schwächen von der 2008er Ausgabe beseitigen und die bisherige Referenz PES 6 erreichen oder gar überflügeln? Diese und noch mehr Fragen klären wir in unserem Test der PS3 und Xbox 360 Version.
Mogelpackung und Legenden
Das große Zugpferd Konamis in Sachen Pro Evolution Soccer Vermarktung in diesem Jahr ist die Champions League. Ein kompletter Spielmodus wurde PES spendiert, in dem ihr den prestigeträchtigen europäischen Vereinswettbewerb nachspielen könnt. Doch ist nicht alles Gold was glänzt!
Startet ihr den Champions League Modus, so werdet ihr von der offiziellen Hymne und dem offiziellen Intro begrüßt. Auch ist der komplette Spielmodus der aktuellen Champions League enthalten, doch könnt ihr lediglich 13 der europäischen Top-Mannschaften tatsächlich spielen. Die deutschen Vertreter Bayern München, Werder Bremen und Schalke 04 fehlen völlig, da hier weiterhin EA die exklusive Lizenz besitzt. Dies gilt auch für andere Ligen. Das spärliche Original-Teilnehmerfeld schrumpft das Vergnügen des Champions League Modus auf ein Minimum. Schade!
Wie sieht es mit den anderen Spielmodi aus? Was bietet PES fern ab von der Champions League? Hier werden wir mit den bereits bekannten Spielmodi konfrontiert, wie Freundschaftsspiele, Turniere und der umfangreichen Meisterliga, die sich im Vergleich zu den Vorgängern nicht verändert hat. Eine Neuerung hat Konami aber parat! So könnt ihr - ähnlich dem FIFA Be-A-Pro Modus - zur Legende werden im "Werde zur Legende" Modus.
ihr startet eine Karriere als Spieler. Diesen könnt ihr im umfangreichen Charaktereditor erstellen und nach euren Vorstellungen anpassen. Solltet ihr über eine Kamera für eure Konsole verfügen, könnt ihr Euer Konterfei auf das Gesicht des Spielers setzen. Ab sofort ist es Euer Ziel einen Stammplatz in der Elf eures Vereins zu ergattern. Dazu müsst ihr erfolgreiche Trainingsspiele absolvieren. Dabei wird lediglich der erstellte Spieler gesteuert. eure Mannschaftskollegen können lediglich in Zweikämpfen zur Hilfe gerufen werden, ansonsten werden diese von der KI gesteuert. Die Kamera folgt immer dem Spieler, nicht zwingend dem Ball. Das größte Manko des "Werde zur Legende" Modus ist, dass ihr bei der Entwicklung eures Spielers auf sämtliches Feedback vergebens wartet. Der Spieler entwickelt sich ohne das ihr direkte Hinweise bekommt wieso und weshalb. Das ist schade, massiv verschenktes Potential und macht den Spielmodus auf Dauer sehr eintönig.
Die Auswahl der Spielmodi und Einstellungen erfolgt über die bereits gewohnte - mittlerweile überholungsbedürftige - Menüstruktur. Diese wurde grafisch zwar stark aufgepeppt, die Tristesse der Menüs verschwindet damit, die teilweise etwas umständliche Navigation bleibt jedoch beim Alten.
Was zählt ist auf'm Platz
Um es gleich ganz klar zu sagen: Das Gameplay von Pro Evolution Soccer 2009 liegt noch immer weit hinter dem vom PES6 zurück. Aber es gibt positives zu berichten! Konami hat aus den Fehlern gelernt und das Spiel zum Positiven weiterentwickelt. Die Veränderungen zur letztjährigen Ausgabe sind sehr überschaubar, aber das Spiel ist wieder realistischer geworden. Dafür sorgt vor allem die etwas reduzierte Spielgeschwindigkeit. ihr habt wieder mehr Zeit für Aktionen - vor allem im Mittelfeld - und die Spieler rennen nicht mehr ganz so flink über den Rasen. Konami gesteht sich damit ein, das PES für seine Simulationslastigkeit geliebt wird und Arcade-Fussball nicht mehr unbedingt gefragt ist. Diese Zeiten scheinen vorbei.
Weiterhin gilt, dass ihr bei PES nur mit viel Übung und Verstand zum Erfolg kommt. Mit dem Kopf durch die Wand erreicht ihr nichts. Gefragt sind direktes und durchdachtes Passspiel und wechselhafte Angriffe, mal über die Außen mal zentral. Das ist insofern wichtig, da Einzelaktionen bei weitem nicht mehr so effektiv sein können wie im Vorgänger. Auch hier ist Konami den richtigen Schritt gegangen und hat das Gameplay wieder Richtung PES 6 angepasst.
Je nach Schwierigkeitsgrad agiert vor allem die Defensive intelligenter. So schließen die Verteidiger effektiv die Lücken im Abwehrverbund, kreuzen die Laufwege eurer Stürmer und spielen von alleine auf Pressing. Je höher der Schwierigkeitsgrad desto aggressiver die gegnerischen Spieler. Im Notfall könnt ihr manuell eure Mitspieler zum Pressing auffordern bzw. einen Mitspieler auf den ballführenden Spieler hetzen. In der Offensive laufen eure Mitspieler häufiger als zuvor eigenständig in gute Anspielpositionen und deuten dies mit wildem Gestikulieren an.
Die Steuerung geht dabei gewohnt einfach von der Hand, wurde jedoch gegenüber den Vorgängern leicht verändert. Der rechte Analogstick dient in den Standardeinstellungen nun zum manuellen Passen, während Tricks nun mit dem linken Analogstick ausgeführt werden können. Neben der klassischen Steuerung könnt ihr auch eine voreingestellte Konfiguration ähnlich der aus FIFA auswählen oder einfach die Tasten frei nach euren Wünschen belegen, sowohl für Defensive als auch für die Offensive.
Grafik und Präsentation
Grafisch hat sich PES auf den ersten Blick nur unwesentlich geändert. Die Stadien sind etwas schicker als zuvor, werden aber noch immer von langweiligen Zuschauertexturen bevölkert und die im weiten Rund verteilten Fotografen sind weiterhin nur 2D-Tapeten. Auch hat Konami noch immer nicht das unsägliche Textur- und Kantenflimmern der Grafik in den Griff bekommen. Das wirkt technisch sehr altbacken. Dafür wurden die Animationen der Spieler deutlich aufgewertet und durch neue Bewegungen ergänzt. Ballannahmen und Fouls wirken nun noch realistischer und sind schick anzuschauen. Die Spielermodelle wurden dazu auch nochmals aufgepeppt und einzelne Spieler sind ihren realen Vorbildern mittlerweile sehr ähnlich und sehr gut zu erkennen. Das fällt in FIFA 09 trotz allgemein besserer Grafik deutlich schwerer. Auch der Rasen erstrahlt mittlerweile in 3D.
Trotzdem: Die Spieler wirken in der Spielansicht noch recht klobig und rennen etwas steif. Die überholten Animationen und Texturen werden hauptsächlich in Nahansichten und Wiederholungen sichtbar.
An der Präsentation der Spiele wurde nichts geändert. Hier ist PES weiterhin sehr nüchtern und fällt weit hinter dem Konkurrenten aus dem Hause EA Sports ab. Soundtechnisch kann PES auch keinen Schritt nach vorne machen. Die Kommentatoren Wolff Fuss und Hansi Küpper bemühen sich, haben aber nichts dazugelernt und liegen noch immer viel zu oft falsch mit ihren Einschätzungen des Spielgeschehens. Auch können die Stadiongesänge schon mal nerven, wenn man z.B. ManU in der Champions League 90 Minuten lang mit einem eintönigen "England, England, England..." begleitet wird. Der Soundtrack hingegen weiß zu gefallen und bietet abwechslungsreiche - wenn auch weitestgehend unbekannte - Rock und Pop Songs.
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Naja, das klingt alles ganz toll. Aber was machen bitte Leute die keine Ahnung vom Fußball haben? Die zum ersten mal den virtuellen Ball über den Rasen kicken? Richtig, die holen sich Hilfe. Extra dafür hat Piggyback einen aufwendigen Spieleberater auf den Markt gebracht, der euch dank einer DVD sogar audiovisuell unterstützt. Dem fast 170 Seiten starken Buch liegt nämlich eine sogenannte Trainings DVD bei, die das Handbuch ideal begleitet.
Doch was kann euch ein Buch nun eigentlich beibringen? Wer sich das fragt, hat wohl schon lange keinen Piggyback Spieleberater mehr in der Hand gehalten, denn ihr bekommt unzählige Statistiken, alle Optionen, Geheimnisse, Tricks und Kniffe haarklein erklärt. Von der Formation mit der man am besten spielen sollte, bis hin zur Tagesform der Spieler oder der Steuerung - es steht alles drin.
Öde wird das beim Durchblättern aber nicht, denn wie immer ist das Lösungsbuch äußerst hochwertig und qualitativ verarbeitet. Übersichtliche Grafiken, haufenweise Screenshots, tolles Papier und eine liebevolle und stylische Aufmachung. Wer also genau wissen möchte wie der Hase läuft und sich etliches Insiderwissen zu Nutze machen möchte, kommt um diese tolle Ergänzung nicht herum.
PES 2009 Piggyback Spieleberater ist im Handel erhältlich und kostet 15,99