Ratchet and Clank: Quest for Booty
Eben noch auf der E3, jetzt auf unserer Showbühne. Ok, an die "Mini Playback Show" und Marijke Amado werden sich wohl die wenigsten von euch erinnern, und die E3 ist auch bereits eine ganze Weile her. Das dort erstmals der Weltöffentlichkeit präsentierte "Ratchet and Clank: Quest for Booty" hat es dennoch ungewöhnlich schnell auf die Showbühne, sprich den deutschen Playstation Store, geschafft. Für uns Grund genug euch zu sagen, ob sich der Download lohnt und ob Sammler auf die Mitte September erscheinende Bluray-Version warten sollten.
Cliffhanger, ich hasse Cliffhanger
Damit ist nicht etwa der mehr oder weniger gute Bergsteiger-Film mit Sylvester Stallone gemeint, sondern Film- oder Videospiel-Enden, die den Zuschauer mit nichts als quälenden Fragen zurücklassen. Einen solchen "Cliffhanger" gab es nicht nur bei Halo 2, sondern auch bei "Ratchet and Clank: Tools of Destruction". Nachdem das Universum endlich gerettet zu sein schien, wurde Clank, Ratchets blecherner Freund und Begleiter über bereits so viele Titel, von unbekannten Wesen entführt. Welche Wesen das waren und wo sie Clank hinbrachten, diese Fragen soll "Ratchet and Clank: Quest for Booty" beantworten. Die downloadbare Episode benötigt nicht das bereits als Platinum-Version erhältliche "Hauptspiel" und ist somit auch ideal für Leute geeignet, welche mit einem Kauf liebäugeln, die Serie aber erst einmal besser kennenlernen möchten.
Wer sich bereits mit "Tools of Destruction" auskennt, wird sich auch bei "Quest for Booty" sofort wie zu Hause fühlen, denn am grundlegenden Spielprinzip hat sich nichts geändert. Nach wie vor besteht das Gameplay aus mehr oder weniger anspruchsvollen Hüpfpassagen, leichten Rätseln und einer gehörigen Portion Action. Auf eurer Suche nach Clank, dessen Fähigkeiten euch folgerichtig in dieser Episode nicht zur Verfügung stehen, durchstreift ihr verschiedene Settings wie eine tropische Insel, düstere Höhlen oder Piratenschiffe. Die Haupt-Aufgaben in den einzelnen Gebieten bestehen meist darin, Hebel zu aktivieren oder einfach von A nach B zu gelangen. Um beispielsweise den Bewohnern einer tropischen Insel ihren Strom wiederzugeben, müssen auf der Insel verteilte Windmühlen aktiviert werden. Jede davon ist anders zu erreichen und konfrontiert euch dabei mit haarigen Jump`n Run Passagen, in denen todbringenden Elektroschocks oder heißen Luftquellen ausgewichen werden muss. Die berühmten Grind-Passagen sind natürlich ebenfalls wieder vertreten und nehmen einen noch größeren Teil als bei "Tools of Destruction" ein. Gelegentlich müssen auch kleine Rätsel wie das Nachspielen einer Melodie oder Schieberätsel gelöst werden, diese sollten euch aber nicht vor größere Probleme stellen.
Ein weiteres wichtiges Element von Ratchet and Clank, das auch in "Quest for Booty" nicht fehlen darf, sind die zahlreichen Action-Sequenzen, in denen mit bloßer Waffengewalt gegen zahlreich anrückende Gegner wie Piraten, Kampfroboter oder schleimige Würmer vorgegangen wird. Das Waffenarsenal gleicht dabei mit Magma-Werfer, Alpha-Kanone und Blitz-Zerstörer dem von "Tools of Destruction", ist aber bei weitem nicht so umfangreich und bietet euch nicht so viele Möglichkeiten, mit den verschiedenen Fähigkeiten zu experimentieren. Durch häufigen Gebrauch werden die Waffen nach und nach immer stärker, dieses Aufleveln geschieht jedoch recht schnell und ist wohl der recht kurzen Spieldauer rund von 2 bis 3 Stunden geschuldet. Ihr habt kaum Gelegenheit, die Vorzüge aller Waffen kennenzulernen und bei den zahlreichen Gefechten entsprechend auszuprobieren. Neue Waffen könnt ihr wie gehabt bei Händlern mit den in Kisten versteckten Schrauben kaufen.
Neuerungen, wir brauchen Neuerungen
Da Clank in diesem Abenteuer fehlt und bisher für außergewöhnliche Fähigkeiten oder besondere Kräfte zuständig war, haben die Entwickler Ratchet kurzerhand einen universal einsetzbaren Schraubenschlüssel spendiert. Diesen hat er zwar bereits seit seinem ersten Abenteuer auf der PS2 dabei, diesmal kann er jedoch als Magnet ausgeworfen und zum drehen, herunterziehen und verschieben von Plattformen genutzt werden. Die Level wurden größtenteils auf diese neue Fähigkeiten ausgerichtet, sodass ausreichend Gebrauch davon gemacht werden muss. Eine weitere, kleine Neuerung sind Glühwürmchen-ähnliche Tiere, die ihr mit einem Knopfdruck aufnehmen und mit euch tragen könnt. Ein großer Teil von "Quest for Booty" spielt in dunklen Höhlen, und hier benötigt ihr die kleinen Kerlchen zum beleuchten des Weges und zum Vertreiben gefährlicher Fledermäuse.
Das soll es allerdings bereits mit nennenswerten Neuerungen gewesen sein. Ansonsten ist "Quest for Booty" ein typisches "Ratchet and Clank" und gleicht "Tools of Destruction" in puncto Spielbarkeit und Gegner-Design wie ein Ei dem anderen. Erneut kämpft ihr gegen fiese Piraten (die es nun auch in einer Geisterversion gibt), Kampfroboter oder Käfer. Glücklicherweise ist auch die hervorragende Steuerung erhalten geblieben. Mit Leichtigkeit vollführt ihr punktgenaue Landungen und Doppelsprünge, zum besseren Zielen kann durch betätigen der L2-Taste Ratchets Blickrichtung fixiert oder in eine Ego-Ansicht gewechselt werden. Das Spiel "läuft einfach", ihr fliegt förmlich durch die Level und könnt euch voll und ganz auf eure Aufgaben konzentrieren.
Neue Episode, bessere Grafik?
Bei der allgemeinen Präsentation des Titels haben die Jungs von "Insomniac Games" nichts anbrennen lassen und fackeln erneut ein Grafik-Feuerwerk erster Güte ab. In den wunderschön designten Außenwelten erwarten euch eine gigantische Weitsicht, am Himmel kreisende Vögel, im Wind wiegende Palmen, detailliertes Blattwerk und hochauflösende Texturen mit unterschiedlichen Oberflächeneffekten. Kräftige und bunte Farben verbreiten ein regelrechtes Karibik-Flair und lassen euch öfters inne halten und einfach die Umgebung genießen. Wo Licht ist, ist aber auch Schatten, und dies im wahrsten Sinne des Wortes. Einen Großteil von "Quest for Booty" seid ihr in dunklen Höhlen unterwegs, die das Grafik-Potential durch die überwiegend dunklen Farben nicht annähernd ausreizen. Besonders hier gibt es viele unscharfe Texturen, die so gar nicht in das Next-Gen-Bild passen wollen, aber bereits ein bekanntes Problem aus "Tools of Destrucion" sind. Dafür kommt in den dunklen Abschnitten das gute Beleuchtungssystem zum Tragen. Nett gemachte Zwischensequenzen mit toll gezeichneten, comicartigen Artworks, eine gute deutsche Synchro und ein atmosphärischer Soundtrack runden den positiven Gesamteindruck ab.
Fazit:
"Ratchet and Clank: Quest for Booty" ist genau das, was es sein soll; eine nette Ergänzung zu "Tools of Destruction", welche die Wartezeit bis zum nächsten Teil überbrücken soll. Die geniale Spielbarkeit und die ausgewogene Mischung aus Jump´n Run, Rätsel- und Action-Sequenzen ist erhalten geblieben und macht auch "Quest for Booty" zu einem ausgezeichneten und spaßigen Jump´n Run. Die neuen Fähigkeiten wie der magnetische Schraubenschlüssel sind nett und machen die Rätsel- und Jump´n Run-Einlagen interessanter. Die Grafik und die witzige Präsentation wissen genau wie im Vorgänger zu überzeugen, auch wenn wieder einige unscharfe Texturen vorhanden sind. Allgemein ist der Look zudem erneut etwas verwaschen.
Ein wenig schade ist, dass durch die geringe Spieldauer von zwei bis drei Stunden das süchtig machende Upgraden der Waffen und der eigenen Fähigkeiten so gut wie gar nicht zum Tragen kommt. Im Handumdrehen habt ihr eure Waffen auf den höchsten Level gebracht, neue Fähigkeiten wie in "Tools of Destruction" sucht ihr vergebens. Wir wollen mit dem Titel jedoch nicht zu hart ins Gericht gehen; ein Vollpreis-Spiel sollte man einfach nicht erwarten. Verschiedene Schwierigkeitsgrade sorgen zudem für etwas mehr Langzeitmotivation. Schwerer wiegen da schon die häufigeren Ruckeleinlagen, teilweise nervige und unfaire Rücksetzpunkte und dass man einen Großteil des Titels in dunklen Höhlen mit engen Gängen unterwegs ist.
Nichtsdestotrotz: wer keine 30 Euro für die Platinum-Version von "Tools of Destruction" ausgeben und erst einmal erfahren möchte, worum es in Ratchet and Clank überhaupt geht, macht mit einem Download eigentlich nichts falsch. Ob es jedoch die 20 Euro wert ist, die man für die Mitte September erscheinende Bluray-Version löhnen muss, ist fraglich.
Positiv:
recht günstig
super Spielbarkeit
leichter Einstieg auf für Nicht-Kenner
sehr gute Grafik
Hauptspiel wird nicht benötigt
spielerische Ergänzungen
Negativ:
relativ kurz (2 bis 3 Stunden)
Neuerungen sind nur marginal
erneuter Cliffhanger am Ende
anspruchslose Rätsel
teilweise nervige und unfaire Rücksetzpunkte
teilweise Ruckeleinlagen
fehlender Tiefgang bei Waffenupgrades