Es ist Nacht und ein Gewittersturm tobt draussen. Blitze erhellen den dunklen Gang durch den du langsam gehst und werfen bizarre Muster an die Wand. Langsam öffnest du die Tür und siehst einen dunklen Schatten, der sich ächzend und stöhnend auf dich stürzt. Du ziehst deine Pistole und feuerst blind drauflos...
Willkommen beim neusten Ableger der Resident Evil-Serie, der eigentlich kein wirklich neuer Ableger ist. Es handelt sich dabei um das Remake des ersten Resident Evil-Spiels, das 1995 auf der PSX erschienen ist. Capcom hat inzwischen für die Serie einen Exklusivvertrag mit Nintento geschlossen und bringt die alten Folgen für Big N's Spielewürfel erneut heraus.
Als Debüt-Spiel wurde der erste Teil einer optischen Frischzellenkur unterzogen. Die Geschichte ist im Grossen und Ganzen die gleiche geblieben. Du hast nach wie vor die Möglichkeit, das Abenteuer aus der Sicht von Jill Valentine oder Chris Redfield zu er- und überleben. Das Herrenhaus ist, für jemanden der das Original auf der PSX gespielt hat, ein alter Bekannter, doch sind neue Locations dazugekommen, die auch PSX-Resident Evil-Veteranen ein erneutes Durchspielen schmackhaft machen.
Rätsel sind anders aufgebaut worden oder ganz neue hinzugekommen. Items liegen an anderen Orten, der Game-Ablauf ist grösstenteils anders strukturiert. Wenn nicht die Hintergrundgeschichte wäre, könnte man von einem komplett neuen Spiel sprechen.
Die Grafik ist mit einem Wort - atemberaubend. Zwar setzt Capcom auch im Remake auf die Kombination von vorgerenderte Hintergründe und echtzeitgerechneten Figuren und Gegnern, jedoch hat beides einen qualitativen Quantensprung nach vorne gemacht. Die Hintergründe sind hochauflösend und abwechslungsreich wie selten in einem Spiel gesehen. Sie lassen den Spieler immer wieder bewegungslos verweilen und die Detailverliebtheit der einzelnen Schauplätze bewundern. Die statischen Bilder werden durch animierte Objekte belebt, so das selten der Eindruck entsteht auf ein Gemälde zu schauen.
Die Spielfiguren als auch die Gegner sind hochauflösend und exellent texturiert und animiert. Ein kleiner Wermutstropfen sind nach wie vor die Bewegungsphasen der Figuren, so drehen sie sich nach wie vor recht hölzern auf der Stelle wenn man einen Richtungswechsel vornimmt.
Licht- und Schattenseiten
Durch die vorgerenderten Hintergründe sind die Lichtsituationen in den einzelnen Schauplätzen vorgeschrieben. Die Figuren und Gegner integrieren sich vorzüglich in diese Bilder, da sie in Echtzeit beleuchtet werden. Diese virtuelle Beleuchtung sorgt dafür, dass sich interaktives Licht- und Schattenspiel ergibt, das hervorragend zur Stimmung des Spieles passt und die Figuren nahtlos in die Szenen integriert. Vorbei sind die Zeiten in denen ein heller Lichtstrahl in ein sonst dunkles Zimmer fällt, die Spielefiguren jedoch in leuchtenden Farben hervorstechen.
Der Sound ist gewohnt unheimlich und atmosphärisch passend. Jedoch ist hier nicht viel dran gearbeitet worden. Alle Musikstücke die im Spiel verwendet wurden sind bereits aus dem Ur-Resident Evil bzw. dem zweiten Teil der Serie bekannt. Dieses ist jedoch nicht störend, passen die Musikstücke doch hervorragend zur Atmosphäre des Spiels.
Die Musik passt sich immer dem jeweiligen Spielgeschehen an. So wird die Musik, sobald sich ein Gegner nähert, wesentlich lauter und hektischer, während in ruhigen Momenten die Musik in den Hintergrund tritt und der Spieler deutlich spürt, das dies ein Moment ist, in dem man beruhigt durchatmen kann.
Die Soundkulisse selbst ist gewohnt gut und abwechslungsreich. Seien es die Schrittgeräusche der Spielfigur auf unterschiedlichen Untergründen, das Stöhnen der Zombies oder das Splittern von zerberstenden Glasscheiben. Alles passt zur jeweiligen Situation und klingt ausgezeichnet.
Das Spiel bietet eine dichte, unheimliche Atmospäre, die einen vom ersten Moment an ans Joypad fesselt. Die Hintergrundgeschichte ist, wenn auch aus dem Original bekannt, spannend und abwechslungsreich aufgebaut. Die Grafik erstrahlt in einer Qualität wie nie zuvor gesehen und zieht den Spieler in das Geschehen rund um Spencer Mansion, so das man alles um sich herum vergisst und komplett in das Spielgeschehen eintaucht.
Auch wenn der Spielaufbau (gehe zu Punkt A, hole Objekt 1, gehe zu Punkt B, benutze Objekt 1) nichts neues bieten, ist es Capcom erneut gelungen ein packendes Adventure für die (volljährigen) Spieler zu kreieren. Die angreifenden Zombies, die knurrenden Hunde oder die pfeilschnellen Hunter sorgen dafür, das das Adrenalin durch die Adern des Spielers gepumpt wird.
Resident Evil ist eindeutig ein Spiel, das nur in erwachsene Spielerhände gehört. Capcom, bzw. EA hat für ganz Europa eine ungeschnittene Version auf dem Markt gebracht, die das 'Ab 18'- Zeichen eindeutig verdient. Im Laufe des Spiel bekommt man sehr viel Blut zu Gesicht. Sei es nun das eigene oder das der Gegner.
Ein kleiner Wermutstropfen ist die nicht immer optimale Kameraperspektive. So kann es schonmal passieren, dass man um eine Ecke biegt und sich unvorhergesehen in den Armen eines Zombies wiederfindet. Doch auch hier hat Capcom am Gameplay gefeilt und den Spielfiguren die Möglichkeit gegeben sogenannte Defensiv-Waffen zu benutzen um sich die Gegner kurzzeitig etwas vom Hals zu schaffen und seine Waffe zu ziehen.
Auch in Sachen Langzeitmotiviation bietet Resident Evil einiges. Zwei Spielfiguren, deren Geschichten sich, zwar nur maginal, voneinander unterscheiden, diverse freispielbare Extras wie weitere Kostüme oder Entwürfe aus der Produktion und immer schwerer werdendes Gameplay laden zu mehrfachen durchspielen ein.
Fazit Gratulation Capcom! Resident Evil übertrifft in allen Bereichen die PSX-Vorgänger und sollte in keiner Sammlung eines Survival-Horror-Fans fehlen. Bei diesen Aussichten freut man sich schon auf die weiteren, exklusiv für Nintendo Gamecube angekündigten Teile der Serie.