Soul Calibur IV Review
Beat'em'Ups lassen sich in wenigen Kategorien unterteilen. Da wären zum einen die klassischen 2D Prügler wie Street Fighter, in denen es sehr direkt zur Sache geht. Spiele wie Tekken hingegen zeigen, wie moderne Beat'em'Ups in der dritten Dimension aussehen können. Hier wird vom Spieler sehr viel Taktik verlangt, um die Gegner mit präzisen Moves und effektiven Blocks zur Strecke zu bringen. Zuletzt wäre da noch eine eigene Kategorie: Soul Calibur. Das größte Merkmal dieser Serie, seit dem ersten Teil auf der PlayStation, ist der Einsatz von Waffen. Im Gegensatz zu anderen Beat'em'Ups stehen nicht die Kampfstile, sondern die Waffen der einzelnen Akteure im Vordergrund und formen so den Stil.
Die Krone des besten Beat'em'Ups ist sehr schwer zu vergeben. Spieler die Taktik lieben, greifen eher zur Tekken-Serie. Wer hingegen eine "Haudrauf-Mentalität" besitzt, der liebt Soul Calibur. Richtige Videospielfreunde erfreuen sich an beiden Titeln und zelebrieren jeden neuen Release der Prügelspiele. Und genau so ein Ereignis ist der Grund dieses Artikels.
Das legendäre Schwert
1995 begann die Saga um die Schwerter. In diesem Jahr feierte die Soul Calibur-Serie in den japanischen Spielhallen sein Debüt. Der Titel "Soul Edge" (so der Name des ersten Soul Caliburs) brachte mit dem Einsatz von Waffen richtig frischen Wind ins Genre. Seit diesem Zeitpunkt steht die Marke für harte Aktion und atemberaubende Grafik. Mit schöner Regelmäßigkeit erscheinen neue Teile für die Arcade-Hallen und erfreulicherweise auch für die Heimkonsolen. Nach nun vielen Jahren steht mit Soul Calibur IV der erste Teil der aktuellen Konsolengeneration in den Regalen der Videospielhändler, der den alten Tugenden treu geblieben ist und einige feine Neuerungen mitbringt.
Soul Calibur zeichnet sich seit jeher von seiner besonderen Spielmechanik aus. Das generelle Gameplay ist sehr einfach zu beschreiben. Es gibt eine Taste zum Blocken, eine zum Treten und zwei Tasten für verschieden starke Angriffe. Das war es auch schon im Prinzip. Diese einfache Anordnung ermöglicht es gerade Anfänger sehr schnell in das Spiel hineinzufinden und kann daher auch gleich für Begeisterung sorgen. Gerade Soul Calibur ist dafür bekannt, dass blutige Anfänger mit der Taktik des Button-Mashing (Kämpfen mit dem stumpfen Einsatz nur einer Taste) auch gegen gestandene Kämpfer bestehen können. Doch könnte eine Serie mit so einer Ausrichtung für viele Jahre die Faszination der Fans am Leben erhalten? Ganz sicher nicht, denn Soul Calibur verbirgt hinter diesem einfachen Aufbau einen sehr tiefgründiges Gameplay, dass es für echte Profis zu meistern gilt. Das geflügelte Wort "einfach zu lernen, aber schwer zu meistern" beschreibt die Serie ziemlich genau. In diese Kerbe schlägt auch Soul Calibur IV ein. Nur im Kampf gegen einfache Computergegner ist der Einsatz mit der groben Kelle wirksam. Duelliert man sich gegen fähige Leute, so ist es von großem Vorteil die Anzahl an Abwehr-, Konter- und Kombo-Moves zu erlernen. Man sollte sich also im Einzelspieler aufwärmen und die große Herausforderung im Kampf gegen echte Gegner suchen.
Dieses System wird ständig weiter verfeinert. So auch in Soul Calibur IV. Um im Kampf auch eine Entscheidung erzwingen zu können, selbst wenn der Gegner sehr passiv kämpft, gibt es jetzt mit der Seelenenergie eine neue Anzeige. Diese füllt sich, wenn eure Attacken den Gegner treffen. Bei jedem Block, dem man sich bedient, leert sich die Anzeige wiederum. Richtig bedrohlich wird das Ganze, wenn die Leiste komplett leer ist. Aktiviert man zu diesem Zeitpunkt nämlich alle Aktionstasten gleichzeitig, so wird ein Finisher eingeleitet, der für verheerenden Schaden sorgt. Egal wie viel Restenergie noch zur Verfügung stand, trifft euch ein solcher Move, so ist der Kampf beendet. In der tatsächlichen Praxis kommt ein solcher Finisher allerdings nur selten vor. Viel deutlich kommt hingegen eine weitere Neuerung zum Tragen. Jeder Kämpfer hat eine zusätzliche Leiste, die in drei Kategorien unterteilt ist. Jede der drei Teile steht für den Schutz im Kopf-, Brust und Beinbereich. Wiederholte Schläge auf einen der drei Bereiche bringt die Rüstung des Gegners zum Bröckeln, bis sie schließlich effektvoll komplett vom Körper fliegt. Hat man also einen solchen Bereich von der Rüstung befreit, so ist es ratsam genau hier weiter einzuschlagen. So schutzlos sind die Schläge auf diese Bereiche des Gegners noch effektiver. Eine sehr spannende Neuerung, die in Soul Calibur Sinn macht und eine weitere taktische Komponente ins Spiel bringt.
Auf welcher Seite stehst du?
Die Riege der Kämpfer in Soul Calibur wächst mit jedem Teil. Mittlerweile ist die Anzahl der Kämpfer auf die stolze Anzahl von 33 (von denen ein Großteil erspielt werden muss und noch weitere hinzukommen können) angestiegen. Richtige neue Kämpfer in der Serie sind der Oberfiesling Algol und Hilde vom Wolfenclan, die in silberner Rüstung mit ihrer mächtigen Lanze ihre Gegner auf Distanz hält. Neben der Lanze besitzt sie ein effektives Kurzschwert, das gerade bei Nahattacken effektvoll eingesetzt werden kann. Trotz ihrer schwer wirkenden Rüstung ist sie sehr agil. Algol hingegen, der im Arcade-Modus den Endherrscher darstellt, ist ebenfalls ein spannender Charakter mit eigenen Merkmalen. Er führt die beiden mächtigen Schwert Soul Calibur und Soul Edge und kann mächtige Attacken ausführen.
Doch irgendwie verblassen alle Figuren ganz schnell, wenn der dunkle Lord die Bühne betritt. Als ganz großen Bonus bietet Soul Calibur IV die Macht der hellen oder der dunklen Seite in Form von Yoda und Darth Vader aus dem Star Wars Universum. Man mag es beim ersten Anblick nicht für möglich halten, aber die Star Wars Figuren passen ganz hervorragen in das Setting der Serie. Auch die Rahmengeschichte wurde sehr schön verknüpft, so dass der kritische Spieler immerhin einen erklärlichen Grund für das Auftreten der Figuren in dieser Welt vorfindet. Als wären Yoda und Darth Vader nicht genug, gibt es noch einen Schüler Darth Vaders als spielbare Charaktere zur Auswahl. Dabei handelt es sich um niemand geringeren als der Hauptfigur aus dem kommenden Lucas Arts Titel Star Wars: The Force Unleashed. Sollte dieser Auftritt reinen Werbezwecken dienen, so kann man gerne behaupten, dass uns solche Art von Werbung sehr gut gefällt. Von der Spielbarkeit sind alle Figuren sehr stark und passen gut ins Spielsystem, wobei gerade der Schüler mit einigen mächtigen Moves aufwarten kann. Der große Haken bei der ganzen Sache ist allerdings, dass man sich zwischen der hellen und dunklen Seite entscheiden muss. Yoda kann nur in der Xbox 360- und Darth Vader in der PlayStation 3-Fassung gespielt werden. Der Schüler ist in beiden Versionen vorzufinden.
Wer sich jetzt immer noch nicht für eine Charaktere aus dem riesigen Pool entscheiden kann, der stattet dem Editor einen Besuch hab. Hier hat man die Möglichkeit aus einer umfangreichen Bibliothek seinen eigenen Kämpfer zu kreieren. Im Vergleich zum dritten Teil, in dem der Editor seine Premiere feierte, hat man in Teil vier deutlich mehr Auswahlmöglichkeiten. Es gibt allerdings bestimmte Vorgaben, an die man sich halten muss. Der erste Punkt wäre die Entscheidung eines Charaktertyps. Jede "echte" Figur in Soul Calibur IV, wie Siegfried oder Mitsurugi, haben eine Spielerkarte. Diese definiert den Stil und die genutzte Waffe. Hat man sich für eine generelle Karte entschieden darf man zwischen einer großen Anzahl Waffen, Rüstungen und Accessoires wählen. Die Kombination dieser Elemente hat auch direkte Einflüsse auf eure Figur. Bestimmte Attribute verändern sich entsprechend der genutzten Elemente. Eine mächtige Rüstung bringt beispielsweise einen hohen Verteidigungswert, während ein großes Schwert euren Angriff erhöht. Besonders reizvoll gestaltet sich für den Singleplayer die Jagd nach den verschiednen Rüstungen und Waffen des Editors. Diese müssen nämlich in zahlreichen Kämpfen erspielt werden und stehen nicht einfach von Beginn zur Auswahl.
Wer hat das größere Schwert?
Wie erwähnt müssen die Rüstungen und Waffen im Singleplayer erspielt werden. Hierfür gibt es einige Modi. Erste Anlaufstelle dürfte der Story-Modus sein, in dem die Geschichte einer jeden Figur erzählt wird. Leider entpuppt sich dieser vielversprechende Modus nach wenigen Runden als äußerst langweilig. In lediglich fünf Stufen muss man der Reihe nach Gegner besiegen. Zu Beginn wird euch in Textform die Geschichte kurz erzählt, während es zwischen den Kämpfen kleine Zwischensequenzen gibt. Diese sind jedoch bei fast allen Charakteren gleich und dürften nach einem Anblick bedenkenlos übersprungen werden. Auch die Endsequenzen, die man sich im Theater immer wieder angucken darf, sind nicht besonders befriedigend. Hier hätte man sich etwas mehr Aufwand bei der Präsentation gewünscht. Außerdem ist der Schwierigkeitsgrad in der leichten (aber auch in der schweren) Variante erschreckend simpel.
Die deutlich größere Herausforderung stellt der Schicksalsturm da. Hier gilt es sich Etage für Etage einen Turm hoch zu kämpfen. Eine Etage besteht aus einem Kampf gegen eine bestimmte Anzahl von Gegnern. Diese variiert immer wieder. In der Regel muss man sich so drei Etagen lang mit einer oder mehreren Charakteren den Weg durchkämpfen, ehe man auf einen "Endgegner" trifft. Hat man diesen besiegt, darf man wieder neue Kämpfer wählen, wobei der Fortschritt gespeichert wird. Innerhalb dieser drei Etagen wird allerdings eure Energie nicht aufgefüllt. Das bedeutet, es gibt Etagen in denen man mit nur einer Figur sich gegen eine Meute von Gegnern behaupten muss. In einigen Passagen darf man immerhin mit mehren Figuren antreten und diese im Kampf durch "Abklatschen" tauschen. Jede Figur, die nicht gerade kämpft, kommt so immerhin zu einer kleinen Verschnaufpause und kann neue Energie tanken. Das bringt zusätzliche Taktik ins Spiel.
Abgeschlossen wird das ganze Paket von dem Arcade-Modus. Hier geht es ganz klassisch zur Sache. Man wählt eine Figur und muss sich in acht Kämpfen beweisen. Diese drei Modi sind für ein Beat'em'Up sicherlich ausreichend, trotzdem werden Solospieler insgesamt bei diesem Titel nicht für lange Zeit glücklich. Vielmehr dienen diese Modi als Einstieg in die große Soul Calibur-Welt, die erst im Multiplayer ihr ganzes Potential entfaltet.
Zwar werden im Multiplayer-Modus nicht gerade viel mehr Varianten geboten, doch aus den bereits erwähnten Gründen gestaltet sich das Spiel hier deutlich anspruchsvoller (fähige Gegner vorausgesetzt). Man hat endlich die Möglichkeit gegen weltweite Kämpfer im Online-Modus anzutreten und so stetig an seinen Fähigkeiten zu feilen. Der größte Reiz besteht (neben dem Kampf mit Freunden) darin sich in der weltweiten Rangliste nach oben zu kämpfen. Besondere Lags sind weder in der Xbox 360- noch in der PS3-Version aufgefallen. Allerdings dauert es bei der PlayStation 3 Version etwas länger einen Gegner zu finden und eine Verbindung herzustellen. Im Spiel mit Freunden klappt aber alles ganz wunderbar.
Insgesamt bietet Soul Calibur IV für ein Beat'em'Up ein gelungenes Gesamtpaket, dass sehr gut ineinander greift. Im Single-Player macht man sich mit dem Spiel vertraut und erspielt neue Rüstungen und Waffen. Im Multiplayer stellt man seine eigenen Kreationen zur Schau und erfreut sich starker Gegner. Durchläuft man diesen Kreislauf, so merkt man erst, welchen Anspruch und Tiefgang das Gameplay dieses Spiels bietet.
Typisch für die Serie ist die opulente Präsentation. Namco hat es verstanden diesen Weg konsequent weiter zu gehen und die Power der aktuellen Konsolengeneration zu nutzen. Beim Anblick der detailreichen Rüstungen und Waffen sind viele Feinheiten zu entdecken. Auch die Areale und Kampfschauplätze strotzen mit vielen Farben und optischen Highlights. Zwar bietet sie in den wenigsten Fällen irgendwelche Interaktivitäten, doch da man bei den hitzigen Kämpfen ohnehin keine Zeit hat sich umzusehen, kann man dies auch sehr schnell verschmerzen. Sehr beeindruckend sind auch die Bewegungen und Animationen der einzelnen Kämpfer. Man spürt jede Bewegung. Egal ob eine elegante Ausweichbewegung eines Voldos und der vernichtende Schlag eines Astaroths. Der Sound wird dieser epischen Schlacht übrigens in jeder Hinsicht gerecht. Die Orchesterstücke sind während des Kampfes leicht im Hintergrund zu vernehmen, während jeder Kämpfer über passende Sprachsamples verfügt. Man darf übrigens zwischen japanischer und englischer Synchronisation wählen. Abgerundet wird das Ganze vom "Stadionsprecher", der vor jedem Kampf eine kleine Weisheit zum Besten gibt. Zugegebenermaßen wirken diese zwar manchmal völlig übertrieben, aber irgendwie ist genau das der Flair, der diese Serie so auszeichnet.
Positiv:
+ riesige Auswahl an Kämpfern (plus Editor)
+ gelungener Online-Modus
+ passende Neuerungen
+ sehr starke Technik (Grafik und Sound)
+ schneller Einstieg...
+ ...und trotzdem anspruchsvolles Gameplay
+ Star Wars Bonuscharaktere
Negativ:
- schwacher Story-Modus
- zu wenig Abwechslung für den Single-Player