Ace Attorney: Apollo Justice Review
Betrachtet man sich das heutige Nachmittagsfernsehen genauer, so stellt man fest, dass es sehr stark von Gerichtsshows und so genannten Detektivgeschichten belagert ist. Diese sprühen nur so voller Fantasie und absoluten wirren Geschichten. Dadurch kommt recht schnell eine lustige Stimmung auf. Das Brisante daran ist die einfache Tatsache, dass dies sicherlich nicht beabsichtigt ist. Wer das Ganze mit echtem Humor erleben und seine eigenen Gehirnzellen anstrengen möchte, der findet in der Ace Attorney-Reihe seine Erfüllung. Bereits auf dem GameBoy Advance hat Capcom diese ungewöhnliche Gerichtssimulation etabliert. Wobei das Wort Simulation dem Spiel nicht ganz gerecht wird. Man bekommt in dieser Serie echte Emotionen, Gefühle und eine mitreißende Inszenierung präsentiert, die dem gebannten Spieler in den Bann zieht. Man muss nur einen leichten Hang zur Dramatik haben und schon entpuppt sich Ace Attorney zu einem wahren Freundenfest. Man untersucht verschiedene Beweisstücke, befasst sich intensiv mit komplexen Charakteren und verhilft der Gerechtigkeit zum Sieg.
Gerechtigkeit siegt!
Voller Leidenschaft haben wir uns bereits in zahlreichen Verhandlungen mit dem Staranwalt Phoenix Wright gestürzt, der es immer wieder verstanden hat die Unschuld seiner Mandanten zu beweisen. Oft sah man sich aussichtlosen Situationen gegenüber, doch mit dem richtigen Gespür und den Sachverstand eines echten Profis konnte man die Wahrheit ans Tageslicht bringen. Ingesamt gibt es insgesamt vier Episoden dieser Serie für den Nintendo DS. In Europa machte Ace Attorney: Phoenix Wright den Anfang. Wenige Zeit später folgte Ace Attorney: Phoenix Wright Justice for All. Der dritte Teil, Ace Attorney: Phoenix Wright Trials and Tribulation wurde bisher nicht auf dem europäischen Markt veröffentlicht. Allerdings wurde von Capcom ein Release in naher Zukunft zugesagt. In dieser Review geht es aber um den vierten und hierzulande aktuellen Teil Ace Attorney: Apollo Justice.
Die größte Neuerung in diesem Teil lässt sich schon vom Titel ableiten. Man schlüpft erstmals nicht in die Rolle des charmant verpeilten Phoenix Wright, sondern darf als junger Anwalt namens Apollo Justice die Gerichtsäle unsicher machen. Jung und voller Tatendrang muss man sich erstmal in diesem hart umkämpften Geschäft beweisen. Der grobe Spielaufbau ist grundsätzlich gleich geblieben. Man hat vielfältige Möglichkeiten verschiedene Beweisstücke zu untersuchen. Alle Gegenstände lassen sich in einer genaueren Untersuchung mittels Stylus in alle Richtungen drehen. So findet man an die eine oder andere brauchbare Information, die auf den ersten Blick wohl verwehrt gewesen wäre. Diese wichtigen Informationen sind es schließlich, die euch den entscheiden Vorteil im Gerichtsaal bringen.
Das Spiel nutzt die Touchscreen-Eingabe und das Mikrofon sehr gekonnt, ohne dabei als ein Zwangeinbau zu wirken. In diesem Spiel macht das Pusten und Hauchen in den Mikroeingang des DS wirklich Sinn. Um das Pulver zur Untersuchung von Fingerabdrücken zu entfernen, muss man Pusten wie in jeder guten Kriminalgeschichte.
Das Spielprinzip hinter Ace Attorney ist ohne Zweifel etwas besonders. Die ganz große Stärke des Spiels verbirgt sich aber hinter den spannenden und aberwitzigen Charakteren des Spiels, die neben den durchdachten Geschichten zu glänzen wissen. Ohne diese würde das Spiel nur halb soviel Spaß machen. Oft geben die Figuren im Gerichtsaal mehr von sich preis, als euch wirklich interessiert, aber das macht dieses Spiel so menschlich. Wirklich alles wirkt übertrieben und kann dadurch seinen karikativen Charme entfalten.
In den frühren Episoden musste Phoenix Wright sich oft mit Mia Fey und Miles Edgeworth herumschlagen. Diese Rolle übernehmen in "Apollo Justice" Gebrüder Kristoph und Klavier Gavin. In der ersten Verhandlung ist Kristoph Apollos Mentor und hilft ihm mit Ratschlägen. An der Seite von Apollo steht aber noch eine reizende Assistentin namens Trucy. Dieses verrückte Mädchen ist eine Magierin und zeigt bei der Aufklärung der Fälle vollste Hingabe. Sie ist eine große Hilfe für Apollo und gibt immer wieder passende Denkanstöße. Besonders interessant ist aber ihre Fähigkeit Falschaussagen der Zeugen durch einen gekonnten Blick aufzuklären.
Bereits der erste Fall wird besonders für Fans der Serie ein echtes Highlight. Hier steht nämlich niemand geringeres als Phoenix Wright höchstpersönlich auf der Anklagebank. Schritt für Schritt werden Neulinge hier aber in das Spiel eingeführt und auch wenn man nicht alle Punkte aus der Vorgeschichte genau nachvollziehen kann, fällt der Einstieg sehr einfach aus.
Mehr als nur ein Anwalt
Ein Spiel als Anwalt, der sich nur im Gerichtsaal befindet wäre sicherlich sehr langweilig. Ace Attorney bietet euch deutlich mehr. Man ist Anwalt, Detektiv, Seelsorger und eine Schnüffelnase in einem. Vor jeder eigentlichen Verhandlung gilt es immer wieder passende Beweismaterialien anzusammeln. Erst mit diesem ist es euch möglich vor Gericht eine gute Figur zu machen. Man sucht alle Plätze auf, die in irgendeiner Art und Weise mit dem aktuellen Fall in Verbindung stehen. Hier führt man Gespräche mit Augenzeugen und untersucht jeden noch so kleinen Gegenstand. Mit den angesammelten Fakten muss man schließlich die Unschuld der Mandate beweisen und den Fall klären.
Bis dahin ist aber ein sehr langer Weg. Oft (bzw. eigentlich immer) schlagen die Fälle einen völlig verrückten Weg ein. Ein Fall, der so offensichtlich scheint, kann plötzlich ganz unglaubwürdig klingen und entwickelt sich in eine ganz andere Richtung. Das macht die Sache einfach nur spannender. Am Ende aber, man mag es während der Gerichtsverhandlung kaum glauben, stellen sich die Verbrechen ganz deutlich da und alles erscheint hieb- und stichfest.
Ace Attorney ist eine Art Text-Adventure, in dem man jederzeit aufmerksam jedes Wort verfolgen muss. So gestaltet sich auch der Großteil des Spiels. Nur an bestimmten Stellen ist euer Einschreiten gefragt. Diese sind im groben in genau zwei Parts aufgeteilt. Bei der Beschaffung von Beweisen muss man die Umgebung ganz genau nach Ungereimtheiten untersuchen. Jede noch so kleine Spur kann man Ende entscheidend sein. Der zweite Teil eurer Aktionen besteht darin im Gerichtsaal die Zeugenaussagen zu vergleichen und zu prüfen. Hier müssen die Aussagen mit Hilfe der Beweise unterstützt bzw widerlegt werden.
Wer es versteht sich in diesem Spiel einzuleben, der wird sich rund 15 Spielstunden mit Ace Attorey: Apollo Justice beschäftigen können. Ingesamt gibt es vier Kapitel, in der das Geschehen unterteilt ist. Ein Game Over im Spiel gibt es eigentlich nicht. Allerdings kann man mit einer Reihe sinnfreier Anschuldigungen schnell in der Gunst des Richters sinken oder unter der Beweislast des Staatsanwaltes zusammenbrechen. Wird von euch ein Beweisstück gefordert, so sollte man sich genau überlegen, was man nun vorzulegen versucht. Es gibt Situationen, an den euch einfach nichts anders übrig bleibt einfach etwas zu probieren, auch wenn es euch sehr abwegig erscheint. Ist man in einer solchen Sackgasse, so sollte man sein Spiel vorher abspeichern. Dies kann man nämlich zu jedem Zeitpunkt
Warten wir das Urteil ab...
Das komplette Spiel lässt sich sehr bequem steuern. Mit Hilfe des Stylus können die Textpassagen einfach weitergeblättert werden und jeder Punkt auf den Beweisen untersucht werden. Zwar lässt sich alles auch klassisch mit den Buttons steuern, doch die Variante mit dem Touchscreen ist deutlich empfehlenswerter.
Der Look der Serie konnte in den vergangen Teilen kaum gesteigert werden. Auch in Ace Attorney: Apollo Justice gibt es kaum Verbesserungen zu verzeichnen. Nur vereinzelt sind etwas detailiertere Darstellungen zu vernehmen. Einen großen Sprung zum ersten Teil kann man aber nicht feststellen. Der gesamte Stil ist beibehalten worden. Alles ist in einem Comic-Look gehalten und erfreut sich einer charmanten Präsentation. Ähnlich sieht die Sache beim Sound aus. Freunde der Serie werden viele Stücke sofort wieder erkennen. Natürlich passt die musikalische Untermalung nach wie vor zu dieser Serie, aber mehr neue Stücke würden gerade den eingefleischten Fans das Gefühl geben, wirklich einen neuen Teil in den Händen zu halten. Übrigens kann mittels Mikrofon im laufenden Prozess Einspruch erhoben werden. Dazu muss man bei gedrückter Y-Taste die Worte nur ins Mikro rufen. Echtes Gerichtsfeeling kommt dabei auf.
Positiv:
+ komfortable Steuerung
+ wieder spannende Fälle und interessante Charaktere
+ wunderbare Inszenierung
+ neue Ermittlungswerkzeuge
Negativ:
- nichts für Textmuffel
- nur minimale technischen Verbesserungen
- kleiner Wiederspielwert