Everybody's Golf World Tour
Es gab eine Zeit, an der jeder sich vor einem Videospiel setzen konnte und gleich begriffen hat, was nun gefordert wird. Dies liegt aber viele Jahre zurück und die Videospiele haben sich von simplen Umsetzungen zu anspruchsvollen Simulationen gewandelt. Diese Entwicklung kann man nur befürworten. Ein Schlag in Tiger Woods Golf beispielsweise, ist von vielen Faktoren abhängig (Wind, Schlagkraft, Untergrund etc.). All diese Dinge müssen berücksichtigt werden. Echte Golf-Freaks sind begeistert. Was aber, wenn man sich eben nicht so gut auskennt und einfach nur Spaß an einem Videospiel haben will? Die Antwort darauf bildet Everybodys Golf aus dem Hause Sony. Hier werden seit Jahren die wichtigsten Elemente einer Golfsimulation mit einer ganz simplen Eingabe kombiniert. Und das ziemlich erfolgreich. Mittlerweile gibt es schon fünf Ableger der Serie. Den neusten und ersten für die PlayStation 3 wollen wir uns nun genauer widmen.
Rauf aufs Grün
Die ganz große Stärke der Everybody's-Serie ist die einfache Tatsache, dass komplexe Sportarten mit einem sehr einfachen und simplen Gameplay gespielt werden können. Gleichzeitig bedeutet dies aber nicht, dass die Spiele nicht anspruchsvoll sind. Vielmehr wird der Spieler ganz behutsam mit dem Spiel vertraut gemacht und steigert sich von Runde zu Runde. Diese tragenden Elemente kommen auch bei Everybody's Golf World Tour für die PlayStation 3 voll zum Tragen.
Um erst gar nicht von einer großen Vielzahl an Möglichkeiten erschlagen zu werden, beginnt das Spiel ganz sachte. Insgesamt stehen euch zu Beginn der Karriere gerade einmal zwei verschiedene Charaktere zur Auswahl. Es gibt einen einfachen Schläger und Ball. Aufs Grün wird man von einem Caddy begleitet, der euch mit Rat und Tat zur Seite steht. Dies ist aber nur der Anfang, denn schnell merkt man, dass es noch eine ganze Menge zu entdecken gibt. In vielen verschiedenen Turnieren muss man sein Können immer wieder aufs Neue beweisen. Am Ende winken Preise wie neue Schläger, Bälle und Outfits. Doch wie bereits erwähnt, steigen mit der Zeit euch die Fähigkeiten und die Komplexität des Gameplays. Konkret bedeutet dies beispielsweise, dass man Anhand der neu erspielten Materialien sich den Gegebenheiten der vor euch liegenden Kurse anpassen kann. Ganz nebenbei steigt man im Golferrang und erlernt neue Techniken wie den Spin-Schlag oder die Fähigkeit die Schlagrichtung- und Stärke während des Schwungs zu bestimmen. Wer sich durch Turniere kämpft und fieberhaft mit seiner Charaktere leidet, wird ebenfalls belohnt. Hält man der gewählten Spielfigur die Treue und setzt sie wiederholt ein, verbessern sich bestimmte Attribute.
Wem das irgendwie vertraut vorkommt, der hat mit großer Sicherheit bereits einen der Everybody's Golf-Spiele gezockt. In dieser Hinsicht hat sich recht wenig getan und eigentlich fühlt sich das Spiel sehr ähnlich an. Für die Ausführung der Schläge bedient man sich wieder der klassischen Drei-Punkt Steuerung. Man wählt eine Richtung, holt aus und versetzt dem Ball zum Abschluss einen Schlag. Bei Word Tour stehen aber jetzt zwei Varianten dieser typischen Steuerung zur Auswahl. In der traditionellen wird im unteren Bildschirmrand ein Balken angezeigt, dessen linkes Ende die maximale Kraft des gewählten Schlägers darstellt. Startet man einen Abschlag, so füllt sich der Balken nach links. Glaubt man nun genügend Kraft drauf zu haben, so betätigt man den X-Button und die Anzeige wandert wieder zurück. Nun gilt es mit dem richtigen Timing den Balken in einem kleinen definierten Bereich zu stoppen und somit einen sauberen Schlag auszuführen. Jegliche Abweichung an dieser kleinen Markierung, kommt einem unsauberen Schlag gleich. Diese Art der Golfumsetzung ist erprobt und wird in dieser Form von nahezu jedem Golfspiel genutzt. Zusätzlich gibt es aber noch den Fortgeschrittenen-Modus, der allerdings von den selben Elementen der Drei-Punkt Steuerung lebt. Der Balken samt der Anzeige verschwindet hier völlig. Anhand der Ausholbewegung eurer Spielfigur müsst ihr maßen, wie stark der Schlag ausfallen soll. Dabei muss man sich aber nicht völlig auf seinen Instinkt verlassen. Kleine visuelle und akustische Signale helfen den richtigen Schwung zu finden. Ähnlich sieht es dann beim Abschlag aus. Beide Varianten funktionieren tadellos. Wer also gerne auf Nummer sicher gehen will und eine visuelle Anzeige braucht, der wählt die klassische Methode. Wer hingegen einfach nach Gefühl spielen will, der bedient sich dem Fortgeschrittenen-Modus.
Spielmodi für Jedermann?
Es gibt bestimmte Voraussetzungen, die man wohl an jedes Golfspiel richtet und genau das bietet Everybody's Golf. Für den Single-Player bietet sich als erste Anlaufstelle wohl die Karriere an, der gleichzeitig auch das Herzstück des Spieles darstellt. Man beginnt in einer Liga mit Hobby-Golfern und arbeitet sich bis zu den richtigen Profis hoch. Am Ende einer jeden Stufe begegnet man eine Art Endboss. Besiegt man ihn im direkten Duell wird man in der Charakterwahl auf diese Figur zurückgreifen können. Die größte Motivation liegt aber beim Erspielen neuer Plätze, die in ihrer Thematik viele typische Szenarien verarbeiten. Vom klassischen Golfplatz bis hin zur tropischen Insel wird einiges geboten. Sollte man es etwas ruhiger angehen wollen, so kann auch still und heimlich für sich alleine trainiert werden. Im Trainingsmodus können einzelne Kurse gewählt werden und mit individuellen Gegebenheiten (Wind- und Wetter) ausgestattet werden. Eine schöne Möglichkeit ganz in Ruhe an der eigenen Technik zu feilen.
Leider wurde nicht daran gedacht dem Spieler stets eine Art Übersicht über den Verlauf seiner Erfolge zu bieten. Man klappert einfach ein Turnier nach dem anderen ab, ohne irgendwie eine Art Ende des Tunnels zu sehen. Auch der Fortschritt der Charakterentwicklung wird nicht irgendwie in Zahlen dargestellt. Das ist wirklich schade. Auch können die neuen Outfits für die Spieler kaum motivieren immer weiter an der eigenen Technik zu arbeiten.
Golf macht, wie eigentliche jede Sportart, erst mit der richtigen Gesellschaft so richtig Spaß. Wenn die Computergegner alle besiegt sind, so darf man sich gerne mit bis zu vier Spielern vor der Konsole einfinden und sich im digitalen Golfsport messen. Praktischerweise kann man sich hierbei einen Controller teilen, da die Schläge ohnehin nacheinander ausgeführt werden müssen. Findet man im Freundeskreis keine würdigen Gegner, darf man es im Online-Modus gleich mit der gesamten Welt aufnehmen. Everybody's Golf Word Tour bietet ein nettes Lobby-System, für das man eine kleine Figur zusammenbasteln darf. Diese putzige Figur nutzt man, um durch die verschiedenen Lobbies auf Gleichgesinnte zu treffen. Hier darf man nach Herzenslust plaudern oder an echten Turnieren teilnehmen. Die Gespräche beschränken sich aber tatsächlich nur auf ein einfaches Plaudern, denn zur Kommunikation stehen auch nur Textbausteine (irgendwoher kenne wir das doch?) zur Verfügung. Einen Voice-Chat gibt es leider nicht. Immerhin hat man aber die Möglichkeit eine USB-Tastatur an die PS3 anzuschließen und so bequemer seine Eingaben zu tätigen.
Everbody's Golf Wold Tour will ohnehin kein Chat-Programm, sondern ein Golfspiel sein. Daher wurde der Einstieg in die Online-Welt sehr einfach gestaltet. Per Knopfdruck lassen sich alle laufenden und anstehenden Turniere auflisten. Man kann sich so bequem rechtzeitig auf eine Liste setzen lassen. An den Turnieren können bis zu 50 Spieler teilnehmen. Wenn es schneller gehen soll sucht man eine Einzelrunde auf. Hier spielen lediglich sieben Golfer gleichzeitig. Und mit gleichzeitig ist auch wirklich gleichzeitig gemeint. Diese Lösung ist wirklich sehr gut gelungen. Jeder der Teilnehmer befindet sich auf dem Platz. Alle anderen Spieler werden in Form ihrer Abschläge dargestellt, während man sich selber auf den eignen Schlag konzentrieren kann. Ist in der Gruppe ein Bummler, so wird dieser durch die großzügigen Zeitlimits bewegt etwas schneller zu spielen. Der Online-Modus wurde also recht ansprechend umgesetzt. Leider fehlt, wie schon im eigentlichen Spiel hier ein wenig die Motivation. Es macht Spaß sich in direkten Duellen zu messen, aber irgendwie will man seine Errungenschaften vorzeigen können. Leider bietet Everybody's Golf keine Art Rangliste in der man eigene Daten mit denen der Kontrahenten vergleichen kann.
Charmante Golfer
Everybody's Golf Word Tour ist wirklich ein Spiel für Jedermann. Die Grafik ist hübsch, aber sicherlich kein Meilenstein. Diesen Anspruch hat der Titel ohnehin nicht. Dafür erstrahlt der heimische Fernseher so von satten Farben und gelungenen Charaktermodellen. Wobei diese wirklich stark an Comic-Figuren erinnern und so nicht unbedingt jedermanns Geschmack treffen muss. Trotzdem versprüht das Spiel etwas Charmantes. Das Grün ist saftig, die Stimmung entspannt und alle sind gut drauf. Leider könnte man an dieser Stelle gleichzeitig behaupten, dass sie zu gut drauf sind. In kleinen deutschen Sprachsamples wiederholen sich die Figuren mit ihren langweiligen Sprüchen. Auf Dauer ist dies nur sehr schwer zu ertragen. Die sonstige Hintergrundmusik ist stets dezent und somit sehr passend zum Sport. Jeglicher Kurs hat eine passende Melodie verpasst bekommen. Die Soundeffekte vom Abschlag bis zum Rauschen des Windes empfindet man immer als angenehm und passend.
Positiv:
+ Mehrspielermodus
+ einsteigerfreundlich
+ charmante Welten
Negativ:
- fehlende Langzeitmotivation
- keine große Herausforderung