Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen
Es gibt wohl kaum eine Bühne, die diesen beiden Superstars der Videospielindustrie gerecht werden könnte. Sega und Nintendo mussten lange Ausschau halten und haben mit den Olympischen Spiele die richtigen Rahmenbedingungen gefunden, die eine genauso große historische Bedeutung hat, wie das so lange ersehnte Aufeinandertreffen von Mario und Sonic. Ewige Kämpfe wie Gut gegen Böse, Hell gegen Dunkel oder Rot gegen Blau zerfallen zu völlig belanglosen Fragen, wenn diese beiden Hyperathleten an den Start gehen. Wer ist nun der Bessere? Mögen uns die Olympischen Spiele endlich Klarheit verschaffen.
Lasst die Spiele beginnen
Dieses Werk wartet mit Lizenzen der Superlative auf. Neben den unbezahlbaren Mario und Sonic, wurde speziell für dieses Spiel auch die offizielle Lizenz der Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking an Land gezogen. Sega, die für die Entwicklung des Spiels verantwortlich sind, haben über 20 Disziplinen integriert und stellen 16 Figuren aus dem Sonic- und Mario-Universum bereit. Wunderbare Rahmenbedingungen für ein Spiel also. Jetzt kommt es aber auf den tatsächlichen Inhalt an, denn viele Minigames ergeben nicht gleich ein wunderbares Ganzes.
Ein Startblock voller Stars.[/i]
Bevor es nun an den Start geht, hat man die Qual der Wahl. Es stehen verschiedene Modi und Charaktere zur Auswahl. Nach dem ersten Einlegen der Disk, sind noch nicht alle Disziplinen wählbar. Diese müssen nämlich erst einmal erspielt werden. Der Aufbau ist aber sehr geschickt inszeniert worden. Die Disziplinen sind in verschiedene Zirkel unterteilt. Wer hier erfolgreich Bestzeiten hinlegt, bei dem wächst nicht nur der olympische Geist, nein man erhält so auch immer mehr Minispiele in denen man sich sportlich messen darf. Die grundlegende Aufteilung des Zirkelmodus ist klassisch in Einfach, Normal und Schwer geordnet. In jeder Schwierigkeitsstufe gibt es verschiedene Zirkel, die aus mehreren Disziplinen bestehen. Man darf aus einem Pool von 16 Figuren wählen. Alle sind von Anfang an dabei und müssen nicht erst mühsam erkämpft werden. Unter diesen 16 Figuren gibt es nochmals vier verschieden Typen: Kraft, Geschicklichkeit, Allrounder, Schnelligkeit. Bowser beispielsweise besticht durch seine Kraft, während Sonic mit Schnelligkeit glänzt. Mario ist ein Allrounder und dürfte gerade für Anfänger eine sehr gute Wahl darstellen. Wer trotz dieser großen Namen irgendwie nicht die passende Figur für sich findet, der kann aber auch auf sein Mii zurückgreifen. Mario & Sonic bietet wohl eine der besten Integrationen dieses Features, denn die Miis sehen verdammt lustig im Spiel aus und wurden in einer würdigen Form dem Spiel angepasst. Ähnlich wie bei Mario Kart, muss man nun in allen Zirkeln einen Pokal erspielen, um an die Zirkel der nächsten Schwierigkeitsstufe zu gelangen. Unter Einfach besteht ein Zirkel aus drei Disziplinen. Entsprechend der Platzierung in den Wettbewerben bekommt man Punkte gutgeschrieben. Hat man nach den drei Runden die meisten Punkte auf seinem Konto, so wird man gebührend mit einer Zeremonie auf einer typischen Olympia-Treppe gefeiert und erhält den entsprechenden Pokal.
Der Aufbau ist also recht simpel. Sega hat aber noch eine kleine taktische Komponente eingebaut. Der Glückszirkel darf vor einer Disziplin eingesetzt werden. Es ist eine Art Glücksspiel bzw. eine gut zu überlegende Entscheidung. Setzt man den Glückszirkel, so geht es um Alles oder Nichts. Gelangt man in die Top 3 der Disziplin erhält man die doppelte Punktzahl. Ist man aber darunter platziert, so werden eurem Konto keine Punkte gutgeschrieben. Der Einsatz des Glückszirkels kann also das Endresultat entscheidend beeinflussen. Die richtige Wahl, könnte man Ende das Zünglein an der Waage sein. Innerhalb eines Zirkels darf man nur auf eine Disziplin setzen.
Wer es einfach nicht schafft, sich in einem bestimmten Zirkel durchzusetzen, der hat auch die Möglichkeit gezielt bestimmte Disziplinen zu trainieren. Alle Sportarten sind auch einzeln wählbar, wobei einige einen sehr ähnlich Aufbau besitzen. Beim Hürdenlauf ist die Steuerung fast genauso, wie beim 100-Meter Lauf. Hier muss man lediglich nur die B-Taste zum Überspringen der Hürden betätigen. Eine weitere Abwechslung zum normalen sportlichen Vergleich, bildet der Missions-Modus. In diesem werden bestimmte Aufgaben gestellt, die von euch erledigt werden müssen. Man bekommt beispielsweise eine bestimmte Figur und muss in einer entsprechenden Zeit eine Zielvorgabe erreichen. Dafür erhält man dann Preise und Belohnungen. Gerade in diesem Modus merkt man die Unterschiede der verschiedenen Typen. Ein 100-Meter Wettlauf gegen Sonic kann so zu einer fast unüberwindbaren Hürde werden.
Das größte Sportereignis des Jahres
Insgesamt gibt es in Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen 24 Disziplinen und wie bereits erwähnt muss man eine gewisse Anzahl erst einmal freischalten. Alle Spiele sind klassisch und könnten auch in jedem anderen Olympia-Spiel Verwendung finden. Und wie es eben bei einer echten Olympiade so ist, gibt es halt Sportarten, die unter der selben Kategorie aufgezählt werden können. In Sachen Leichathletik auf der Bahn gibt es den 100m-, 400m-, 4x100m Staffel-, 110m Hürden-, 400m Hürden-Lauf. Die Leichtathletik auf dem Spielfeld wird in den Disziplinen Weitsprung, Dreisprung, Stabhochsprung, Hammerwerfen, Speerwerfen und Hochsprung zelebriert. Aber auch der Wassersport kommt hier nicht zu kurz. Hier wird der 100m Freistil und der 4x100m Freistil geboten. An dieser Stell sei angemerkt, dass sich die Entwickler wirklich Gedanken gemacht haben. Im Sonic-Franchise ist der blaue Igel nicht in der Lage zu schwimmen. Und genau das wurde berücksichtigt. Als einziger am Starblock steht Sonic mit einer Schwimmweste da. Klassische Turneinlagen gibt es auch. Bei Mario & Sonic darf man sich auf dem Trampolin wagen und im Sprung präsentieren. Des Weiteren machen die Disziplinen Skeetschießen, Bogenschießen, Fechten, Tischtennis und Rudern das Programm komplett.
Wobei das noch nicht alles ist. Die Entwickler konnten es sich nicht nehmen lassen und haben noch ein paar spezielle Spiele rund um das Sonic- und Mario-Universum eingebaut. Die so genannten Traumdisziplinen sind eher Funsport-Spiele und bieten eine willkommene Abwechslung zum disziplinierten Sport.
Fassen wir nochmals zusammen: Befindet man sich im Hauptmenü des Spiels, so hat man die Wahl zwischen Einzelmatches, Zirkel und den Missionen. Das ist aber noch nicht alles. Unter dem Menüpunkt Museum warten Minispiele darauf von euch gemeistert zu werden. Als Belohnung erhält man Hintergrundwissen zu den Olympischen Spielen. Diese Minispiele selber haben recht wenig mit Olympia zu tun, sind aber ein kleiner Spaß für zwischendurch. Ein weiterer Punkt in den Menüs sind die Rekorde. Hier hat man eine wunderbare Übersicht der erzielten Rekorde und aller erspielten Trophäen. Die eigenen Rekorde können mit Spielern aus der ganzen Welt verglichen werden. Dazu verbindet sich die Wii mit dem Internet und sammelt alle aktuellen Daten ein. Man kann so sehr schnell einschätzen, wie man im weltweiten Vergleich abschneidet. Das Logo der Nintendo Wi-Fi Connection ist nur aufgrund dieser Funktion auf der Verpackung des Spiels zu finden.
Die Olympischen Spiele hautnah
Buttonsmasher wie Track&Field oder Virtua Athlete konnten uns Videospieler wirklich zum Schwitzen bringen. Mario & Sonic bei den Olympsichen Spielen setzt dem Ganzen aber die Krone auf. Man könnte schon fast sagen, dass man beim Spielen wirklich Sport betreibt. Dies gilt aber nicht für alle Disziplinen. Einige sind eher ruhig, andere wiederum sehr aufregend gestaltet worden. Gerade bei der Steuerung machen sich die Ähnlichkeiten bestimmter Disziplinen besonders bemerkbar. Der 100m-Lauf ähnelt sehr stark dem Weitsprung. Muss man nämlich im Spiel laufen, so gestaltet sich das immer auf die selbe Art und Weise. Man nimmt seinen Nunchuck und seine Wii-Mote in die Hand und sobald das Startzeichen gegeben wird, fängt man an die beiden Steuereinheiten möglichst schnell abwechselnd nach oben und unten zu bewegen. Eine realistische Armbewegungen, die man auch beim echten Laufen in etwa so machen würde. Das A und O eines gelungenen Laufes ist aber der Start, was auch jeder Sportlehrer sagen würde. Dieser wurde auch sehr intuitiv gestaltet. Sobald das Kommando "Fertig" erklingt, muss man die B-Taste der Wii-Mote gedrückt halten. In diesem Zustand sammelt euer Läufer seine ganzen Energien. Sobald dann das "Los!" erklingt, muss man seine Wii-Mote nach unten schlagen.
Beim Weitsprung geht es wie gesagt sehr ähnlich zu. Hier muss man mit der selben Technik Laufen. Hat man aber einen bestimmten Punkt vor der Absprungmakierung erreicht, so rastert sich die Temposperre ein und man kann sich vollkommen auf den anstehenden Absprung vorbereiten. Ein gute Entscheidung, die die Entwickler hier getätigt haben. Müsste man bis zum Schluss laufen, so wäre die Steuerung sicherlich etwas sehr hektisch geraten. Um nun den Absprung gut zu meistern, muss man möglichst weit bis zur Markierung laufen und die Wii-Mote nach oben ziehen. Wer hier mit dem richtigen Gefühl arbeitet, der bekommt auf der Absprunganzeige ein "Super" präsentiert und kann sich auf eine gute Platzierung freuen. Der Hürden- und Staffellauf gestaltet sich ähnlich. Man macht die Laufbewegung und muss beim Hürdensprung oder bei der Übergabe des Staffelholzes die B-Taste drücken. Auch hier ist besonders das Timing entscheidend. Witzig ist es, dass man das Publikum vor jedem Lauf auf seine Seite ziehen kann. Um sich selber nochmals zu pushen, bewegt man den Nunchuck und die Wii-Mote so, als ob man eine Klatsch-Bewegung ausführen würde. Solche kleinen Feinheiten bringen erst die richtige Atmosphäre in euer Wohnzimmer.
Bei den andren Disziplinen sieht die Steuerung dafür aber wieder ganz anders aus. Ohnehin kann man sagen, dass sich Sega durchaus kreativ gezeigt hat und eine ordentliche Abwechslung in die Spiele einbringen konnte. Beim Skeetschießen beispielsweise, zielt man auf Tontauben, die durch die Luft fliegen. Hier fällt die Steuerung wie bei jedem anderen Schießstand-Spiel aus. Beim Tischtennis muss man eine Vor- und Rückhand spielen. Diese Disziplin erinnert übrigens sehr stark an das Tischtennis-Spiel aus Wii Play. Auf dem Trampolin muss man sich erst einmal mit der Wii-Mote hoch in die Lüfte schwingen, ehe man durch verschiedene Tastenkombinationen die wagemutigsten Kunststücke vorführt. Beim Hammerwerfen nimmt man den Hammer durch das Drücken der A-Taste in die Hand. Im Anschluss bewegt man seine Wii-Mote im Kreis, als ob man wirklich den nötigen Schwung holen wollte. Nach drei Umdrehungen muss man dann mit Hilfe der B-Taste den Wurf in die Wege leiten. Ob nun Bogenschießen, Fechten oder Rudern. Alle Spiele haben eine einfache, aber gelungene Spielsteuerung. Wer zum ersten Mal sich an einer Disziplin versucht, der braucht nicht gleich in Verzweiflung geraten. Vor jedem Spiel kann man sich anhand des eingeblendeten Hilfetextes genau darüber informieren, wie eine Disziplin nun gesteuert werden muss. Wer es da immer noch nicht begriffen hat, der sollte sich einfach ins Getümmel stürzen. Spätestens nach ein, oder zwei Versuchen versteht man jedes Spiel und kann sich voll und ganz auf seine beste Leistung konzentrieren. Es kommt übrigens häufig vor, dass man den Nunchuck aus seiner Wii-Mote stöpseln muss. Einige Spiele nutzen beide, oder eben nur eine Steuereinheit.
Dabei sein ist alles
Dieser sportliche Leitsatz kommt besonders bei diesem Spiel zum Tragen. Während das Spiel alleine zwar durchaus Spaß macht, aber nicht lange fesseln kann, entfaltet sich das richtige Potential des Spiels (wie erwartet) im Multiplayer. Hier kann man sich mit bis zu vier Leuten in den virtuellen Sportdisziplinen messen. Die Auswahl an Charaktere ist wirklich groß und dürfte für jeden das passende Ebenbild bereithalten. Sehr schön ist es auch, dass viele der Spiele auch nur mit der Wii-Mote gespielt werden können. Dadurch können mehr Spieler auch bei weniger Equipment an den Spielen teilnehmen. Am meisten Spaß hat aber ohne Frage, wenn beide Elemente (also Wii-Mote und Nunchuck) vorhanden sind. Der sportliche Wettkampf ufert schnell in ein ehrgeiziges Kopf- an Kopf Renen aus, bei dem viele Tränen (der Freude, der Schmach etc.) fließen.
Gerade im Multiplayer entfaltet Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen sein volles Potential.[/i]
Technisch ist Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen im Großen und Ganzen auch gelungen. Für diese Art von Spielen ist die Grafik äußerst passend, wobei man sicherlich nicht vom technischen Nonplus-Ultra auf der Wii sprechen kann (welches seit Mario Galaxy ohnehin sehr schwer zu erreichen sein dürfte). Trotzdem passt die Grafik und vermittelt die richtige Stimmung zu den Geschehnissen auf dem Bildschirm. Das typische Mario-Gefühl aus den Sportspielen mit dem sympathischen Klempner kommt auch hier auf, wobei der Anteil von Sonic und seinen Freunden sicherlich nicht zu kurz kommt. Die beiden Akteure und deren typischen Elemente harmonieren wunderbar und liegen auf gleicher Höhe. Besonders gut haben uns die Charaktere selber im Spiel gefallen. Sie sind groß, bunt und wirklich sehenswert. Da haben sich Sega und Nintendo wohl beide von der besten Seite zeigen wollen.
Nicht ganz so gut ist die Atmosphäre, die von den Rängen ausgeht. Zwar werden tolle Sonic- oder Mario-Fahnen geschwungen, aber leider bleiben die Fans auf den Rängen insgesamt doch zu ruhig. Einzig wenn man sie selber mit Hilfe der Wii-Mote und den Nunchuck anheizt regt sich etwas. Insgesamt hätten diese aber ruhig lauter sein können und unserer Sportler dadurch mehr motivieren können. Das Spiel besitzt übrigens eine deutsche Sprachausgabe. Diese ist zwar passend, aber wirklich nur minimal vorhanden. Da hätten ruhig einige wenige Sprachsamples mehr drin sein dürfen.
Positiv:
+ Mario und Sonic in einem Spiel
+ ein Multiplayer-Hit
+ witzige Disziplinen
+ gute Mii-Integration
+ fordernder Missions-Modus
Negativ:
- teilweise schlechte Steuerungserklärungen
- zu wenig Stimmung von den Rängen
- Rekorde aus dem Multiplayer werden nicht gespeichert
Endlich: Ein Zusammentreffen der Titanen.[/i]