[u]"Der alte Mann und das Schleichen"[/u]
Wenn es nicht schon Teil 3 der Serie wäre und Sam Fisher nicht für einige schon ein alter Hut, dann stünde uns wahrscheinlich ein 97% Titel ins Haus. Denn Chaos Theory lässt sich kaum etwas zu Schulden kommen: Atemberaubende Optik, eine geniale Soundkulisse und jede Menge Atmosphäre. Splinter Cell spielt sich intelligent, komfortabel und ist das Non Plus Ultra für Schleichfreunde. Das Leveldesign ist abwechslungsreich, die Missionen hochspannend und Chaos Theory begeistert mit jedem Detail. So wurden auch fast alle Mängel der Vorgänger (Schwierigkeit, Speichern) aus der Welt geschafft. Dafür gibt es jetzt einen weiter verbesserten Multiplayer, aufgebohrten Umfang und zusätzliche spielerische Finessen.
Jeder der sich damit abfinden kann, dass das Spieltempo immer noch recht gediegen ist, hat mit Chaos Theory seinen Abgott gefunden, Sam Fisher rockt mit Teil 3 so ziemlich alles weg was es gibt - optisch sowieso!
[u]Geschichte:[/u]
Was die Hintergrundgeschichte betrifft, so war Ubi Soft nicht wirklich kreativ. Ähnlich wie bei den Vorgängern muss Sam Informationen beschaffen und Zielpersonen beseitigen, damit die Welt vom dritten Weltkrieg verschont bleibt. Das Ganze wird wie immer etwas "pro" USA dargestellt, dennoch die Geschichte hat Hand und Fuß, ist sehr spannend umgesetzt, dicht präsentiert und erzeugt jede Menge Atmosphäre. Gelungen sind diesmal auch kleinere Schwenks im Plot die sich erst mit der Zeit auftun, hinzu kommen ausführliche Briefings, Unterhaltungen während der Missionen und gelegentliche Entscheidungsfreiheit für den Spieler. So wird das Spektakel um Asien, den USA und den dritten Weltkrieg ideal abgerundet.
Leider gibt es viele Leute, bei denen der Funke um eine derart reale Geschichte kaum überspringt, ausserdem muss man leider sagen, dass die drei Splinter Cell Teile etwas abwechslungsarm sind, was ihre Story angeht. So macht es im Endeffekt keinen Unterschied wen man gerade bekämpft, Spaß macht es auch ohne die futuristische
Hintergrundgeschichte, die mal wieder nicht so fern von der Realität ist wie man glaubt.
[u]Optik:[/u]
In dieser Generation gab es einige Titel bei denen euch zurecht die Kinnlade bis auf den Boden klappte. Und die Chance, dass euch dasselbe bei Chaos Theory passiert ist nicht allzu gering. Das was Ubi Soft hier auf die Xbox zaubert ist fast schon unglaublich, Splinter Cell 3 ist das optisch beeindruckenste was Konsolen derzeit zu bieten haben.
Das fängt schon bei den weit verfeinerten Animationen an. Sam bewegt sich in Chaos Theory noch filegraner, noch eleganter und noch realistischer als in den beiden Vorgängern. Die Bewegungsabläufe sind flüssig und egal was der Protagonist macht, es sieht fantastisch aus. So hangelt er sich an Geländern, hängt Kopfüber an dicken Rohren von der Decke, zückt seine Waffe und überrascht Söldner mit seinem neuen Messer. Und auch das Gegnervolk hat ordentlich zugelegt. Ihr beobachtet komplexere Handlungen, seht also z.B. wie die Söldner ihre Taschenlampen zücken, die Waffe nachladen oder an Computer arbeiten. Und sobald ihr eure Widersacher erledigt habt kommt die ebenfalls verfeinerte Rag Doll Engine zum Einsatz. Schmeisst den ersten Gegner am Besten direkt die Felsen runter über die ihr gekommen seid sieht grandios aus.
Auch verbessert wurden die Texturen, wobei verbessert das falsche Wort ist. Wer Splinter Cell 3 spielt wird sich wohl des öfteren fragen: "Das ist die aktuelle Generation? Warum zum Teufel reden alle vom Parallex Mapping?" Denn die Texturen bei Chaos Theroy sind atemberaubend. Mit feinstem Bump Mapping überzogen sehen einige Wände und Böden derart realistisch aus, dass euch fast der Hut wegfliegt. Gekachelte Böden wirken so plastisch, wie in noch keinem Spiel zuvor, ebenso viele andere Elemente. Und es ist nicht so, dass Splinter Cell nicht passend ausgeleuchtet wurde. Im Gegenteil, die Lichtkulisse bringt die Texturen mit genialen Spiegelungen, der passenden Ausleuchtung nebst Shader Effekten erst richtig zur Geltung. So entstehen Level, die realtistischer und beeindruckender nicht hätten sein können und gegen Ende der Generation noch einmal zeigen, wie bombastisch heutige Titel schon sind.
Und selbst abseits von Bump- und Parallex Mapping, holt Ubi Soft hier alles aus dem Titel raus. Denn die Atmosphäre springt von der ersten Sekunde an über und lässt euch bis zum Ende nicht mehr los. Die Kulissen sind glaubhaft dargestellt, protzen mit unzähligen Details und Feinheiten, sind Abwechslungsreich und übermitteln genau das, was sie sollen. Egal ob auf einem Hochseedampfer, in einem asiatischen Badehaus oder just in Bürogebäuden, Ubi Soft weiß wie man es richtig in Szene setzt, und euch trotzdem genügend spielerischen Freiraum lässt. Denn ein schattiges Plätzchen findet sich immer. So wird gar nicht mehr weiter um den heißen Brei herumgeredet, Chaos Theory sieht bombastisch aus - zu jeder Zeit!
[u]Akustik:[/u]
Wer ist Amon Tobin und warum wurde er von Ubi Soft beauftragt sich um den Sound bei Chaos Theory zu kümmern? Nun, auch wenn wir euch die erste Frage nicht beantworten können, stellt die zweite kein Problem dar. Legt einfach das Spiel in eure Konsole und genießt den bis dato spannendensten und abwechslungsreichsten Splinter Cell Soundtrack der Seriengeschichte.
Zuerst beschäftigen wir uns jedoch mit den Effekten. Und die haben neben hoher Qualität einen weiteren Anspruch bei Splinter Cell, Realismus. Denn die Gegner reagieren ebenfalls auf Akustik und all euer tun hat Auswirkungen. So klingt jeder Bodenbelag anders, jede Waffe hat einen individuellen Klang und je nach Umgebung macht ihr mal mehr, mal weniger krach. Die Umgebungsgeräusche unterteilen sich nämlich, je nach Level, in andere Kategorien. Egal ob jetzt im Hintergrund die Kriegsmaschinerie tobt, ihr auf einem großen Dampfer auf dem Meer unterwegs seid oder es just Motorengeräusche, Radios oder piepsende Kameras sind. Es hört sich jedenfalls immer toll an, selbst wenn es still ist.
Besonders gut gelungen ist Ubi Soft diesmal die Sprachausgabe. Nicht das die Vorgänger hier nicht ebenfalls perfekt waren, es wirkt aber doch ein Stück professioneller. Sam wartet wie immer mit seiner markanten Stimme auf, auch alle anderen bereits bekannten Protagonisten wurden von denselben Leuten wiedermal sehr hochwertig synchronisiert. Doch der Umfang hat zugelegt, die Sprüche wenn man Gegner verhört sind jedes mal komplett neu, witzig und unterstreichen die tolle Grundstimmung von Splinter Cell - inklusive vieler Gags (Akira, Prince of Persia). So könnt ihr auch diesmal wieder lange Dialoge belauschen und huscht durch die Schatten wenn euch die verängstigten Söldner suchen und dabei prahlen, dass sie gar keine Angst vor euch haben.
Die Hintergrundmusik hat, wie eingangs erwähnt, an Spannung ordentlich zugelegt. Der Stil ist zwar weitestgehend gleich, was Mr. Tobin euch auf die Ohren gibt ist aber ein wenig treibender und klingt moderner als die Soundtracks der älteren Teile. Passt jedenfalls exzellent zu Splinter Cell und dank genügend Abwechslung und Levelthematisch angehauchten Melodien steigt der atmosphärische Gehalt. Auch die Abmischung ist gelungen, so macht Chaos Theory über den TV schon eine gute Figur, läuft mit entsprechendem 5.1. Equipment aber zu wahren Höchstformen auf. Sowohl die Rearspeaker, als auch der Subwoofer werden häufig angesteuert und verrichten tolle Arbeit um das Feeling direkt in eure Zockerbude zu bringen.
Das Fazit ist also leicht, viel fehlt hier zur Perfektion nicht. Chaos Theory tönt authentisch und sehr beeindruckend, es gibt genügend Abwechslung und Umfang und auch Surround wird unterstützt. Zu meckern gibt es so gesehen eigentlich nichts, gelegentliche (sehr selten) Aussetzer mal aussen vor.
[u]Ladezeiten:[/u]
Vor jedem Level müsst ihr euch schon 20 Sekunden gedulden, es dauert also ein wenig wenn ihr Neuland betretet. In Anbetracht des Umfangs eines Levels (60 Minuten) ist das aber sehr verschmerzbar. Die Quicksave Funktion hätte einen Tick schneller sein können, speichert aber zuverlässig, auch wenn man den Spielstand lädt, geht das ganz ordentlich von statten.
[u]Extras:[/u]
Leider gibt es wieder keine Trailer oder Bonusvideos, auch nach dem Durchspielen tut sich nichts. Schade...
[u]Suchtfaktor & Spielgefühl:[/u]
Den Spielspaß betreffend müssen wir uns im Endeffekt nur fragen: Was für Macken hat Chaos Theory? Nunja, es gibt nicht viele Mängel, aber einen bestimmten Punkt bei dem Sam Fisher kläglich versagt: Innovation. Denn der dritte Serienteil bietet keine wichtigen Neuerungen, setzt hingegen konsequent auf alte Stärken. So hat sich rein vom spielerischen Gehalt nichts verändert, wer gar keine Ahnung hat worum es geht, kann ja die Testberichte zu Pandor Tomorrow oder Teil 1 zu Rate ziehen. Hier widmen wir uns nämlich eher allen Veränderungen:
Dabei steht eine entscheidende Neuerung im Vordergrund, die für kontroverse Diskussionen sorgt: Quicksave. PC Spieler kennen das, ein Tastendruck und das Spiel ist gesichert. Nun geht das auch bei Splinter Cell, was früher absolut undenkbar war. Damals bekam man nur an bestimmten Stellen des Spiels die Möglichkeit zu speichern. Ich persönlich nutze die Funktion zwar, hätte es aber lieber gesehen wenn man weiterhin nur vom Spiel gefragt wird zu sichern. So wird Chaos Theory ein gutes Stück leichter als seine Vorgänger, viele Leute würden aber auch einfach nur fairer sagen. Doch das ist ja bei weitem nicht alles. Scheinbar hat Ubi Soft unglaublich viele Beschwerden bekommen, denn jetzt kann man auch noch den Schwierigkeitsgrad regulieren. Wer allerdings auf leicht durch die Gegend schleicht, hat es mit recht tumben Gegnern und faden Feuergefechten zu tun. Dennoch, Einsteiger werden diesen Schwierigkeitsgrad lieben. Teil 3 der Serie ist aufgrund dessen aber definitiv der leichteste Teil der Serie.
Und das liegt nicht mal am spielerischen Gehalt, denn der ist so anspruchsvoll wie sonst auch. Stets auf sich allein gestellt liegt es nämlich an euch, Zielpersonen auszuschalten, Unterredungen abzuhören und Gebäude zu infiltrieren. Die Vorgehensweise bleibt dabei weitestgehend euch überlassen, Splinter Cell versucht euch nicht in feste Muster zu pressen und verwirklicht dieses Konzept jetzt noch realistischer. So brechen Missionen nach dreimaligem Alarm nicht einfach ab, dafür tragen die Wachen plötzlich Helme und schusssichere Westen. Überhaupt scheint alles noch realistischer geworden zu sein als bei den Vorgängern. Und die schreiben sich das schon als oberstes Gebot auf die Flagge. Suchaktionen finden jetzt nur noch zu zweit statt, mit Taschenlampen im Gepäck lassen sich die Söldner auch nicht mehr so leicht abwimmeln und geben nicht direkt wieder auf. Immernoch dabei sind aber logische Ungereimtheiten. Türen sind für die KI immer noch Tabu, ausserdem kann im Dunkeln auch nur einen halben Meter von einem Söldner wegstehen, ohne das er einen sieht.
Doch das sind Kleinigkeiten, vielleicht auch gerade solche, die, wenn sie noch realer wären, das Spiel ruinieren, bzw. unspielbar machen würden. Wie immer mit dabei ist der Lichtmeter, der euch zeigt wie sichtbar ihr seid, wieder mit dabei ist ebenfalls der Soundmeter, der eure Lautstärke und die der Umgebung zeigt. Denn wer zu laut ist, wird ebenfalls entdeckt. Und dann segnet der Protagonist, wie immer, nach wenigen Treffern das zeitliche. Geballert wird also nur wenig, Kopfschüsse sind eigentlich Pflicht. Natürlich gibt es auch zahlreiche andere Gadgets die euch helfen. Ringgeschosse, Tasermunition oder Blend- und Gasgranaten. Am besten schleicht ihr euch jedoch direkt hinter die Wachen, haltet ihnen das Messer an die Kehle und würgt sie dann bis zur Ohnmacht vergesst aber nicht die Körper im Schatten zu verstecken. Und sollte es mal keinen Schatten geben, schiesst einfach sämtliche Lampen kaputt um welchen zu machen.
Neue Aktionen hat Sam auch auf Lager, das Messer dient nicht zur gut zum Verhören, es tötet die Gegner auch recht unkompliziert und so ist auch lautloses frontal töten nicht mehr unmöglich. Mit diesem kleinen Werkzeug kann Sam jetzt auch dünne Stoffe zerschneiden. Ansonsten gibt es nicht viel mehr Neuerungen, dass was da ist fügt sich aber toll ins Spielgeschehen ein, das spionieren wird noch authentischer. Ausserdem hat der Protagonist zahlreiche artistische Aktionen auf Lager und noch viele weitere Gadgets, zieht dafür aber bitte die alten Testberichte zu rate. Sonst muss ich ja alles dreifach aufschreiben.
Splinter Cell braucht wie immer viel Zeit. Die Level dauern im Schnitt ca. eine komplette Stunde, es gibt 10 Missionen, also spielt man knapp einen halben Tag. Allerdings nur wenn man die schätzungsweise 60000 Fehlversuche subtrahiert. Im Ernst, aufgrund der Quicksave Funktion lädt man seinen Spielstand verdammt oft neu, Trial & Error ist ausserdem wieder mit dabei. Lockere 15- 16 Stunden hängt man also schon an dem Titel. Schön, dass dabei die suberbe Atmosphäre nicht verloren geht und das Spiel die ganze Zeit über spannend ist und Spaß macht. Eine gewisse Eintönigkeit aufgrund der nicht vorhandenen Innovation, sprich Abwechslung, ist aber nicht von der Hand zu weisen. Auf Splinter Cell muss man Lust haben, denn ballern is nich
Unfaire Stellen gibt es leider gegen Ende auch 2x, hier muss man immer wieder ausprobieren. Dennoch, sobald der Faktor Zeit eine Rolle bei eurer Mission spielt, schrappt Ubi Soft an der Unfairness nur haarscharf vorbei. Und was soll man sonst noch sagen? Splinter Cell ist mittlerweile eine wohlbekannte Serie, Fans werden den dritten Teil vergöttern, es soll aber auch Leute geben, die nicht aufs schleichen stehen. Denen sei wie immer abgeraten vom Spektakel, dank einstellbarem Schwierigkeitsgrad sollten sie dem Titel aber eine Chance geben. So klever und intelligent darf man als Zocker nur selten agieren, soviel Handlungsspielraum gibt es nicht of und nicht jeder Titel fesselt einen so unbarmherzig ans Gamepad. Und wie gesagt, wem das zu wenig Informationen waren, der soll bitte zusätzlich die Testberichte zu den beiden Vorgängern lesen.
[u]Mehrspieler:[/u]
Wieder mit dabei und ebenfalls verfeinert ist der tolle Splinter Cell Multiplayer. Absolviert das ausführliche Tutorial und lernt die Regeln der beiden Parteien. Zwei Parteien? Ja, denn hier heißt es wieder: Spion vs. Söldner. Die Spione ähneln hierbei Mr. Fisher, bleiben im Dunkeln, nutzen die gleichen Sichtmodi und sind recht schwach auf der Brust, dafür extrem biegsam. Die Söldner hingegen spielen sich wie Shooter aus der Ego Perspektive, schlüpft ihr in deren Haut ist es eure Aufgabe die Spione vom spionieren abzuhalten.
Mitspieler finden sich online fast immer, ob euch der Titel gefangen nimmt oder nicht muss jeder natürlich selber entscheiden, Konzept und Umsetzung haben sich aber weiter verbessert und stellen einen wirklich besonderen Mehrspielerpart dar. Jetzt auch im Coop Modus, für den Ubi Soft zwei Spione in eigens dafür angefertigte Level schickt. Mehr als ein kleiner Bonus also, denn das Teamplay muss klever genutzt werden. So bleibt für den Mutliplayer nur das gleiche positive Fazit wie für den Rest des Spiels: Hut ab Ubi Soft!