FIFA 08 - Review

 

Ein strahlender Miroslav Klose ziert das Cover der neuesten Fussball Episode aus dem Hause EA. FIFA 08 lockt euch mit hervorragender Technik, prahlt mit feinen Animationen und wieder mal tollem Lizenzsound. Der virtuelle Sport bietet euch viele Spielmodi, darunter zahlreiche Turniere und ein Managermodus, außerdem natürlich jede Menge Tore, Taktik und Online Duelle. Auffällig ist der angehobene Schwierigkeitsgrad, der Einstieg ins Spiel fällt deutlich schwerer als sonst. Ist man aber erst einmal drin, fühlt man sich richtig wohl. Vorbei die Zeiten von Spielen jenseits der 6:0, vorbei die Zeit von fadem Gekicke, FIFA ist erneut besser geworden und macht Pro Evo mittlerweile ganz böse Konkurrenz. Das Gameplay ist deutlich realistischer geworden, dank der tollen Präsentation und dem grandiosen Umfang, sollten auch einstige FIFA Muffel dem neuesten Teil eine Chance geben.

 

 

Der König ist tot, es lebe der König. Erneut behält EA die Krone in Sachen Grafik. Ganz recht, was die Präsentation angeht, so ist FIFA 08 wieder top. Besonders gut gefallen haben uns dabei die Animationen. Die Sportler bewegen sich realistisch über den Platz, kicken, fallen und jubeln wie ihre realen Vorbilder und verwandeln euer Wohnzimmer in ein Fussballstadion.

Sobald die Kamera mal heranzoomt, erkennt ihr schicke Details bei Spielern und Rasentexturen. Die Trikots "wehen" im Wind, die Gesichter der Profis überzeugen schon beim ersten Blick und auch was die Texturen angeht, überzeugen die Kicker. Einzig die Fans könnte man immer weiter verbessern, was den Rasen, die Stadien oder den Rest angeht, hat EA ganze Arbeit geleistet. FIFA 08 ruckelt nicht, krankt nicht an Tearing und erzeugt ein mehr als stimmiges Gesamtbild. Wieder mal ein mehr als ansehnliches Sportspiel.

 

 

In den Menüs wird man wie immer von fantastischem Lizenz Sound unterhalten. Bei EA wundert das mittlerweile niemanden mehr, die Musik ist stets auf hohem Niveau. Auch diesmal überzeugen die elektronisch-exotischen und ab und an leicht rockig-poppigen Tracks. Im Spiel gibt es derlei Liedgut natürlich nicht. Hier heizen euch die Fans ein, machen die Stadien zu wahren Hexenkesseln, Pfosten scheppern, Leute jubeln und der Schiri pfeift. Alles bestens also, aber irgendwie wie immer.

Die beiden Kommentatoren, Tom Bayer und Sebastian Hellmann, leiten das Spiel nett ein und haben allerlei Phrasen mit dabei. So werden nicht nur spektakuläre Schüsse bewundert, sondern auch Fehlentscheidungen kommentiert, außerdem schweifen die beiden auch mal vom Thema ab. Das wirkt zwar arg aufgesetzt, trotzdem erhaltet ihr Infos zu den Stadien und selten sogar mal zu den Mannschaften. Wer also nur eine Hand voll Spiele macht, empfindet die beiden wohl als gute und authentische Kommentatoren. Macht man aber mehr als jene Hand voll Spiele, wiederholen sich Sätze, Ausrufe und Phrasen natürlich. So schaltet man die beiden irgendwann ohnehin ab.

 

 

Die Ladezeiten halten sich in Grenzen, meist turnt man sogar noch eine Sekunde länger im Menü rum - freiwillig. Denn während das Spiel läd, könnt ihr im Hauptmenü weiter mit eurem Lieblingsspieler Tore schießen. Eine gelungene Ablenkung, die erst nach vielen Stunden nervt.

 

 

Keine Boni

 

 

Das interaktive Hauptmenü orientiert sich an Vorgängern und Sportkollegen, mit einem bestimmten Spieler könnt ihr hier genüsslich auf ein Tor zudribbeln und einen Schuss wagen. Erst wenn man die Start Taste drückt, kommt man in das vollgestopfte Menü. Vollgestopft hat in diesem Fall positive und negative Eigenschaften, denn auch wenn es zahlreiche Optionen und Spielmodi gibt, verliert man am Anfang gerne mal den Überblick. Zu Beginn reicht vielleicht ein Freundschaftsspiel. Zur Verfügung stehen euch alle europäischen Ligen, ein paar Teams aus dem Rest der Welt und natürlich die Nationalmannschaften. Theoretisch könnte man auch Brasilien gegen Cottbus spielen lassen, oder aber den KSC gegen Real Madrid ins Rennen schicken. Alle Mannschaften spielen in ihren original Trikots, schon in den ersten Minuten macht sich die Lizenz bezahlt. Danach nehmt ihr allerlei Einstellungen vor, regelt zum Beispiel den Schwierigkeitsgrad, in welchem Stadion gespielt werden soll oder die Halbzeitlänge. Wenig später steht ihr auf dem Platz und unter Applaus und von den Kommentatoren begleitet, pfeift der Schiri das Spiel an.

Die Steuerung hat sich im Grunde genommen überhaupt nicht verändert. Während Y den Pass in den Lauf einleitet, der A Knopf einen kurzen Pass zur Folge hat, pfeffert ihr den Ball mit B aufs gegnerische Tor. Zahlreiche Tricks und Variationen sind unter anderem mit den beiden Sticks möglich, jedenfalls hetzt ihr intuitiv über den Platz, nur ganz selten stört man sich am Wendekreis der Spieler und hält das für eine zu langsame Bewegung. FIFA spielt sich sehr realistisch und deutlich anspruchsvoller als die Episoden der letzten Jahre. Das sehen wir sehr gerne, denn so ist der Spielstand am Ende auch mal 1:1 und nicht immer 8:0. Nein, diesmal reicht es nicht, mit ein paar Tricks an den Gegenspielern vorbei zu sprinten, ihr müsst über die Flügel gehen, geschickte Pässe spielen und die Räume nutzen. Die KI wurde drastisch erhöht (bzw. verstärkt), vor allem die Torhüter halten ihren Kasten gerne sauber. Doch auch die Verteidiger unterbrechen euer Kurzpassspiel, starke Mannschaften stören euch früh und gegnerische Angreifer lassen gerne mal ein Pfund raus. So kann es vorkommen, dass Anfänger selbst auf dem untersten Schwierigkeitsgrad was auf die Mütze bekommen. Davon gibt es übrigens ganze 5 Stück und diesmal sollten auch Profis daran zu knabbern haben. Denn vom Amateur zum Profi, bis hin zur Legende, liegt ein harter Weg vor euch, der nur mit vielen, vielen Spielen überwunden werden kann.

 

Doch das ist gut so, die Spiele machen Spaß, man bleibt gerne am Ball und ist motiviert dem Gegner ein Tor einzuschenken. Das schöne dabei ist die Balance: Kopftreffer, Distanzschüsse und beeindruckende Kombinationen, nichts zieht immer, aber alles kann mal reingehen. Abgesehen davon ist FIFA natürlich just ein Fussballspiel, mit Abseits, Strafstößen, verletzten Spielern und einigen schönen Toren.

 

FIFA 08 hat im Hauptmenü aber noch einiges mehr zu bieten, soviel, dass man sich damit sicher einige Wochen beschäftigen kann, ohne das man immer das gleiche tut. Für ein Sportspiel sind es jedenfalls beeindruckend viele Modi. Neben allen möglichen Ligen, Pokalen und Turnieren, könnt ihr nämlich auch die Rolle eines bestimmten Spielers übernehmen. Das nennt sich Be-a-Pro, ist anfangs ziemlich ungewöhnlich, da ihr auf dem Platz nur eine Person steuert. Dafür gibt es extra eine andere Kameraperspektive, die das Spielfeld im Ganzen zeigt und sich quasi "hinter" euch befindet. Auch so macht man gern das ein oder andere Spiel, interessant und spaßig. Nicht ganz neu, aber ebenfalls eine Bereicherung, ist der Managermodus. Hier agiert ihr als Trainer, stellt eine Mannschaft zusammen, kümmert euch um Sponsoren und tragt zur Not auch noch selbst die Spiele aus. An den Umfang eines richtigen Managerspiels kommt FIFA 08 in diesem Bereich natürlich nicht heran, es eröffnen sich euch trotzdem viele Optionen (inkl. Interviews) und wer mal etwas anderes machen will, kann sich damit bestens amüsieren.

Für richtig schwere Spiele sorgt der Herausforderungsmodus. Hier müsst ihr zahlreiche Partien austragen, dabei aber stets eine "Mission" erfüllen. Manchmal muss ein Abwehrspieler unbedingt ein Tor machen, mal müsst ihr euren eigenen Kasten sauber halten oder verhindern, dass der Gegner einen Eckstoß bekommt. Der Modus motiviert, wird aber recht schnell sehr anspruchsvoll und bisweilen sogar nervig - falls man es wieder nicht geschafft hat. Wem die zahlreichen Voreinstellungen und Modi nicht genug Spaß machen, der bastelt sich seine eigenen Turniere zusammen. Problemlos kann man also auch die WM nachspielen oder die EM planen, ihr habt schier unendlich viele Möglichkeiten und alles fühlt sich gut an.

 

FIFA erlebt mit der neuesten Episode also eine Art Wiedergeburt. Stärkere KI, realistischeres Gameplay, dazu altbekannte Stärken, wie die tolle Präsentation, unzählige Modi und alle Lizenzen die das Herz begehrt. Ihr könnt im Hauptmenü aktuelle Fussballnews lesen, außerdem hat EA das Spiel mit der eigenen Homepage verbunden. Dort bekommt ihr zahlreiche Statistiken zu euren Spielen, außerdem viele Infos und habt sogar die Möglichkeit, Bilder hochzuladen und dem Rest der Welt eure schönsten Tore zu zeigen. Ihr seht schon, ein wunderbar vollständiges Spiel, bei dem die Entwickler auf die meisten Kritikpunkte eingegangen sind.

 

Perfekt ist FIFA aber immer noch nicht. Kritisieren muss man tatsächlich die etwas zu steile Lernkurve und die teilweise perfekten Keeper. Auch der Herausforderungsmodus birgt nicht selten etwas Frust. Leider gibt es auch nur relativ wenig Stadien, vor allem gemessen am restlichen Umfang, und stellenweise kommt man sich ein wenig hilflos vor. Wenn selbst die stärksten Teams der Welt, Probleme mit schwachen Mannschaften haben und Top Stürmer nicht an schlechten Abwehrspielern vorbeikommen, wirkt es einfach unrealistisch. Weiteres Manko sind regungslos herumstehende Spieler, vor allem wenn ein Pass auf sie zu rollt. Ab und an bewegen sie sich gar nicht oder der Ball landet gleich beim Gegenspieler. EA hat also noch einige Details an denen man arbeiten kann. Nichts desto weniger, ist FIFA 08 im Vergleich zu den Vorgängern ein wahrhafter Traum, vielen Leuten jetzt aber bereits zu viel des Guten. Wenig Tore, eher langsames Gameplay - für den schnellen Arcade Kick ist FIFA nicht mehr geeignet.

 

 

Solide wie immer und ohne große Änderungen, kommt der Mehrspielermodus daher. Duelliert euch in Ranglisten- oder Freundschaftsspielen, stellt verschiedene Optionen ein und kämpft dann um das runde Leder. Während ihr an einer Konsole mit bis zu drei Freunden gleichzeitig zocken könnt, ist es Online sogar mit insgesamt 8 Leuten möglich. Ihr entscheidet, am Gameplay ändert sich natürlich nichts.

Widmen wir uns deshalb kurz den Ranglisten Spielen. Hier ist das größte Problem sicherlich die Mannschaftsauswahl, da man fast nur gegen Barcelona oder Real Madrid spielt. Nicht mal der Host kann da irgendwelche Einstellungen vornehmen, dafür könnt ihr immerhin aussuchen, wie hoch die "Quit-Quote" sein darf. Denn sobald ein Spieler zwei oder drei Tore von euch kassiert hat, also chancenlos ist, ist die Versuchung groß, das Spiel vorzeitig zu beenden. Da das keine Laune macht, könnt ihr euch zumindest teilweise davor schützen. Online ist die Performance nicht immer traumhaft: Neben kleineren Slowdowns, vor allem im Mittelfeld, machen sich ab und an Lags breit.

Eine weitere Besonderheit des Mehrspielers sind die interaktiven Ligen. Hier spielt ihr z.B. in der Bundesliga genau die Spiele, die auch gerade in Wirklichkeit gespielt werden. Angenommen ihr favorisiert die Bayern, die an besagtem Tag, Nürnberg gegenüber stehen. Mit FIFA spielen nun alle Bayern Fans, gegen die Nürnberg Fans. Das Ergebnis wird zusammengerechnet und ein Durchschnitt ermittelt, der sich in einer virtuellen Tabelle widerspiegelt. Witzige Idee, vor allem für richtige Fussball Fans.

 

 

Im Vergleich zur Xbox 360 Version gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Diese beiden Version leben von den selben Tugenden und unterscheiden sich wirklich kaum voneinander. Genauso wie auf der Xbox 360 bekommt man ein umfangreiches Online-Angebot spendiert und kann sich gegen Spieler auf der gesamten Welt messen. Ein interagieren zwischen den verschiedenen Versionen (also systemübergreifend) ist aber leider nicht möglich. Sollte man zwischen der Wahl zwischen PS3- und Xbox 360-Fassung sein, so kann man völlig blind wählen. Der einzige Faktor bei der Entscheidung könnte der Controller sein. Je nach den eigenen Geschmack greift man zur entsprechenden Version.