Heavenly Sword - Review

Heavenly Sword

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Review
PS3
64
Heavenly Sword Review
 
Da kommt etwas ganz Großes auf uns zu. Einige behaupteten sogar, diese Frau könnte den Gott des Krieges vom Thron stürzen und der PlayStation 3 endlich den ersehnten Exlusiv-Superhit bescheren. Heavenly Sword für die PlayStation 3 zeigt auf beeindruckende Weise, dass die Grenze zwischen Kino und Videospiel nicht mehr so groß ist. Die Entwickler von Ninja Theory haben eine einzigartige cineastische Inszenierung in das Spiel integriert, bei der jeder Zuschauer gespannt auf den Fernseher starrt. Hier waren echte Profis am Werk. Andy Serkis zum Beispiel war als Schauspieler und Contributing Director an diesem Spiel beteiligt. Er war für die Motion-Capture-Arbeiten in Heavenly Sword verantwortlich. Herausgekommen sind wirklich gelungene und bisher nicht da gewesene realistische Gesichtszüge und Emotionen der digitalen Figuren. Endlich spielt die PlayStation 3 mit seinen Hardware-Muskeln. Doch gerade solche Aussagen lassen dann plötzlich die Laute der Konkurrenz wieder im Hinterkopf erwachen. "Grafik ist nichts, Spielpass ist alles!" - ja, also auf in das neuste Abenteuer. Wir wollen uns amüsieren.
 
Das himmlische Schwert
 
Ein Erfolgsrezept für einen guten Film sind die richtigen Schauspieler. In einem Videospiel hingegen bedarf es einer Figur, die authentisch ist, in der man sich hineinversetzen kann und die man einfach cool findet, schließlich will man einige Stunden seiner Freizeit mit dieser Figur verbringen. Diese Kriterien kann die Kriegerin Nariko allesamt erfüllen. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Geschichte die erzählt wird. In Heavenly Sword nimmt man die Rolle der besagten Kriegerin ein, die zugleich die Tochter eines Klananführers ist. Der skrupellose Imperator Bohan weitet sein dunkles Reich immer weiter aus und auf seiner Abschussliste rangiert der Klan Narikos gerade ganz weit oben. Diese Gier nach einer Schlacht mit dem Klan kommt nicht von ungefähr, denn schließlich sind es jene die das himmlische Schwert besitzen und vor allem bösen beschützen wollen. Bohan hingegen sieht darin seine Chance die ultimative Macht zu erlangen und somit die gesamte Welt zu Untertanen zu machen. Nach der ersten Schlacht und den starken Angriffen Bohans überreicht Narikos Vater ihr das himmlische Schwert. Sie soll es so schnell wie möglich in Sicherheit bringen, denn schließlich wäre der Verlust des Schwertes viel schlimmer als der Verlust der eigenen Männer. Von diesem Zeitpunkt an wird Nariko zur Gejagten.
Das Spiel beginnt in einem Szenario, bei dem man schnell merkt, dass man sich bereits mitten in der Schlacht zwischen Himmel und Hölle befindet. Mit dem himmlischen Schwert in der Hand vernichtet man ganze Herscharren an Gegnern, ehe Nariko, der Kräfte beraubt, zu Boden fällt. Das Spiel beginnt mit der Schwelle zum Tod (irgendwie kommt das einem doch sehr bekannt vor). Das himmlische Schwert ist mächtig und es saugt dem Träger jegliche Lebensenergie. Die Zeit für den Tod der rothaarigen Heldin ist aber mit Sicherheit noch nicht gekommen. Nun liegt es an euch, die letzten fünf Tage Narikos nochmals zu erleben und die Wende in dieser schier aussichtslosen Situation einzuleiten.
 
Der Kampf zwischen Himmel und Hölle beginnt
 
Heavenly Sword nimmt euch an die Hand und zeigt Schritt für Schritt, wie man Narikos Fähigkeiten richtig nutzt. Diese Prozedur zieht sich bis weit ans Ende des Spiels und man bekommt immer wieder neue Fähigkeiten und Möglichkeiten, die man im Spiel einsetzen kann. Nachdem mal also schon einen Einblick in die Entwicklung der Geschichte bekommen hat, beginnt das eigentliche Spiel auf der Festung, die gerade von Bohans Armee angegriffen wird. Über die Mauern klettern die Schergen reihenweise in den Hof und sorgen für Angst und Schrecken. Um ihnen ein ähnliches Gefühl zu geben, ist nun der Einsatz von Nariko gefragt. Hier hat man also seine ersten Kämpfe, die im Prinzip den größten Teil des Spiels ausmachen. Die Steuerung dabei ist sehr simpel, aber ebenso effektiv. Zwar gibt es nach und nach sehr viele Kombos zu erlernen, doch im Eifer des Gefechtes werden diese, teilweise recht komplizierten Eingaben, etwas vernachlässigt. Man braucht schon etwas mehr Zeit, bis man die wirklichen Killer-Moves verinnerlicht hat. Dafür aber nutzt man eben die (wie bereits gesagt) einfacheren, aber nicht minder effektiven Angriffe. Mit der Quadrattaste führt man schnelle Angriffe aus, während man mit der Dreieckstaste die harten Hiebe auspackt. Diese beiden Angriffsmöglichkeiten bilden das Fundament für die beiden Stilrichtungen, die man dann grundsätzlich benutzt. Zum einen wäre da die Reichweite-Stellung. Bei gedrückter L1-Taste führt man nun mit den beiden Angriffsknöpfen sehr schnelle Attacken aus, die auch eine große Reichweite haben. Mit dieser Taktik kann man große Gegnerscharren in Schacht halten. Dafür aber sind die Angriffe nicht sonderlich effektiv. Will man seine Gegner aber richtig kaputt machen, so sollte man sich der R1-Taste bedienen. Mit ihr aktiviert man die Power-Stellung. Im Prinzip ist die Power-Stellung das genaue Gegenteil der Reichweiten-Stellung. Man führt langsame, aber dafür tödliche Angriffe aus. Es gibt also genau drei Arten der Angriffe. Reichweite-Stellung (L1), die Tempo-Stellung (ohne zusätzliche Taste) und die Power-Stellung (R1). Man muss immer selber abwiegen, welche Taktik nun zu welcher Situation passt. Das Prinzip ist aber schon recht clever durchdacht und gestaltet ein abwechslungsreiches Gameplay. Hinzu kommt nämlich, dass auch die Gegner solche verschiedenen Angriffe ausführen. Jede Art ist mit einer anderen Farbe hinterlegt, an der man die Angriffe gleich erkennen kann. Dies ist für das Blocksystem wichtig, welches auf diesen Punkten basiert. Wird man mit einem leichten Angriff attackiert, so muss man die L1-Taste gedrückt halten. Bei einem normalen Angriff muss man keine Taste drücken (Nariko blockt automatisch) und bei den schweren nutzt man die R1-Taste. Wer es versteht die Farbhinweise zu deuten, dem gelingen sogar sehr schön inszenierte Konterangriffe und eure Gegner werden nur traurige Statisten in eurem Feldzug gegen das Böse. Hierfür ist aber auch richtiges Timing erforderlich. Eine weitere mächtige Waffe befindet sich hinter der Superstil-Scheibe. Diese wird im linken oberen Bildschirmrand eingeblendet. Für ein stilvolles Spiel bekommt man Punkte für die Anzeige. Es gibt insgesamt drei Abschnitte auf der Scheibe (man kann sie also bis zur dritten Anzeige aufladen, welche auch die größte Auswirkung hat). Betätigt man die Kreis-Taste, bei einer der drei Stellungen, so führt Nariko einen Angriff durch, der den Gegner auf jeden Fall tötet. Hinzu kommt, dass die Gegner in der unmittelbaren Nähe stark in Mitleidenschaft gezogen werden. Insgesamt gibt es neun verschiedene Superstil-Angriffe, jeweils drei in den Stellungen Tempo, Reichweite und Power. Die Superstil-Angriffe heißen übrigens nicht umsonst so. Bei der Ausführung zoomt die Kamera in eine gelungene Nahaufnahme und beschert euch einen wunderbar inszenierten Angriff, der glatt aus einem Hollywood Action-Film stammen könnte.
 
Heavenly Sword bietet eine große Menge an Bonus-Material. Um an dieses zu gelangen, sollte man stets ein Auge auf die Komboleiste richten, die sich im unteren linken Bildschirmrand verschanzt hat. Durch viele erfolgreiche hintereinander ausgeführte Attacken füllt sich die Anzeige. Während des normalen Spielverlaufs wird euch dann angezeigt, dass man neue Angriffe, Kombos, Artworks oder Videos freigeschaltet hat. Das A und O für die Komboleiste sind natürlich die erforderlichen Angriffe, die man im Spiel ausführen muss. Zwar ist Nariko in der Lage wirklich geniale Angriffe zu starten, doch der normale durchschnittliche Spieler, kann diesem nicht gerecht werden. Es gibt Kombos, bei denen muss man bei gedrückter Schultertaste einen Angriffsknopf drücken und bei Gegenwehr den SISAXIS schütteln. Leider funktioniert das Ganze im doch hektischen Spielverlauf nur sehr selten und man begnügt sich schnell mit der einfachen Variante der Tötung. Die Entwickler von Ninja Theory wollten wohl etwas sehr besonderes in das Spiel einbauen, haben es aber leicht übertrieben. Stattdessen hätte man Nariko vielleicht durch eine Sprungaktion mehr Variationen verleihen können. Leider aber kann die gute Frau im normalen Spielbetrieb nicht springen. Man hat den Fokus einfach auf andere Dinge verlegt. Zu diesen besagten Dingen gehört zum Beispiel der SIXAXIS-Einsatz. Man kann Gegenstände wie Schilde oder Messer vom Boden aufheben und bei gedrückter Quadrat-Taste diese den Gegner vor den Latz hauen. Hält man die Taste gedrückt, so wechselt die Kamera in eine Ego-Perspektive. Durch die Bewegung des PS3-Controllers kann man so die Flugrichtung korrigieren und gezielt angreifen. Was so einfach in der Theorie klingt, ist während eines Nahkampfes mit den Feinden eine Sache der Unmöglichkeit. Daher sollte man das Ganze wirklich nur für Angriffe aus sicherer Distanz nutzen. Besonders gelungen ist aber die Fähigkeit Pfeilsalven der Gegner durch eine coole Wirbelattacke zunichte zu machen. Nariko bewegt sich durch die zahlreichen Pfeile, als ob sie dies genauso gut beherrscht, wie das gleichzeitige Kaugummikauen und geradeaus gehen.
 
Das SIXAXIS-Kapitel ist aber noch nicht abgeschlossen. Es gibt nämlich Abschnitte im Spiel, die man nicht als Nariko spielt. Hier nimmt man die Rolle der etwas eigenartigen Kai an. Das Mädchen mit den katzenartigen Bewegungen liebt es mit den Möglichkeiten der SIXAXIS-Steuerung zu hantieren. Im Gegensatz zu Nariko, bei der dieses Feature wirklich eine untergeordnete Rolle spielt, bestehen die Abschnitte mit Kai fast ausschließlich aus der Spielerei mit dem Controller. Ihre Waffe ist eine Armbrust, deren aus der Ego-Perspektive abgefeuerten Pfeile per Controllerbewegung punktgenau platziert werden können. Wer dies schaffen will, muss aber Nerven dick wie Drahtseile haben. Die ersten Versuche sind in der Regel sehr miserabel. Doch wer sich einige kleine wichtige Hinweise zu Herzen nimmt, der erkennt nach einiger Spielzeit, dass doch nicht alles so schlimm ist, wie man es im ersten Augenblick annimmt. Im Spiel wird gesagt, dass man mit der SIXAXIS-Steuerung die Flugrichtung korrigieren kann und genau das muss man beherzigen. Feuert man einen Pfeil ab, so sollte man bereits im Vorfeld so gut wie möglich auf das angepeilte Objekt zielen. Wenn man jetzt ein wenig den Controller bewegt, kann man die Flugrichtung ein leicht korrigieren und schon trifft man ins Schwarze. Außerdem sollte man ganz einfach darauf achten, dass alles sehr sensibel reagiert. Ein paar Übungsrunden, bei denen man nicht voller Ergeiz an die Punkte für das Bonusmaterial denkt, sind daher sehr ratsam.
 
Kinoreifes Spiel
 
Rätseleinlagen oder der Gleichen sollte man bei diesem Spiel nicht erwarten. Stattdessen kämpf man sich mit brachialer Gewalt durch die Horden zahlreicher Feinde. Und genau darin wurde der größte Wert bei der Umsetzung des Spiels gelegt. Ähnlich wie bei God of War gibt es Abschnitte, in denen man aufgefordert wird bestimmt Tasten im richtigen Augenblick zu drücken (Quicktime-Events). Hier zeigen sich die talentierten Köpfe hinter dem Projekt und inszenieren ein wirklich kinoreifes Erlebnis. Und auch zwischen den Kapiteln bekommt man Zwischensequenzen zu sehen, an deren Darstellern man erkennt, dass echte Mensche diese eingespielt haben. Überhaupt ist die gesamte äußere Aufmachung des Spiels wirklich oberste Liga. In keinem anderen Spiel hat man bisher so interessant und detailreich gestaltete Figuren gesehen. Die Mimiken und Bewegungen wirken einfach erschreckend echt. Hier merkt man den Anteil von Andy Serkis, dessen Arbeiten für das Spiel übrigens im interessanten Making of zu sehen sind. Wer vor diesem Spiel sitzt, der vergisst schnell dass es sich hier um ein Videospiel handelt und lauscht den sehr schönen, vom Orchester eingespielten Soundtrack. Leider aber wird man aus dem himmlischen Traum durch einige Patzer wieder rausgeholt. Die durchweg realistischen Animationen werden durch leichte Ruckler eingedämmt. Während des Spielens merkt man einfach, dass irgendwie das Spiel leicht langsamer abläuft. Übrigens hat man sich God of War auch in Sachen Tearing zum Vorbild genommen.
 
Zur Info: Die deutsche Version ist ungeschnitten.
 
Positiv:
 
+ gelungene Action-Einlagen und Inszenierung
+ unglaublich realistische Mimiken der Spielfiguren
+ stylisches Gesamtpaket
+ ein wunderbare Heldin
+ super Bonusmaterial
 
Negativ:
 
- kurze Spieldauer (unter 10 Stunden)
- teilweise überladene Steuerung
- SIXAXIS eher unnötig als förderlich
- Tearing und Ruckler
 
 
 
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VOID

Fazit

Pro
 
Contra
 
Becks
Heavenly Sword bestätigt tatsächlich das, was in den letzten Wochen abzusehen war. Diejenigen, die dem ganzen Stil verfallen waren, die werden ihre wahre Freude an dem Spiel haben. Diejenigen, die das Spiel bereits im Vorfeld kritisiert haben, bekommen einen begründeten Grund dafür. Heavenly Sword ist wirklich ein sehr gelungenes Spiel. Das Spiel sprüht nur so vom Elan und Einsatz der Entwickler. An jedem Ende merkt man, dass hier etwas Großes geschaffen werden sollte. Die Charaktere sind unglaublich realistisch, die Inszenierung ist Kinoreif und das Bonusmaterial (von den gelungen Artworks bis hin zu den unvergleichlichen Legend of Sword Anime) lässt keine Wünsche offen. Doch ein fader Beigeschmack bleibt stets unverborgen: Das hier ist ein Videospiel. Und was ist das wichtigste daran? Genau, es muss Spaß machen. Das tut Heavenly Sword sicherlich auch, aber leider haben die Entwickler wohl ihren Fokus zu sehr auf andere Dinge gerichtet. Zu sehr war man wohl damit beschäftigt das Spiel äußerlich wirklich komplett durchzustylen. Das Resultat sind eine kurze Spielzeit und einige Fehler im Gameplay. Man darf niemals vergessen, wofür man ein Projekt macht. Wir haben es hier mit einem Videospiel zu tun und nicht mit einem Hollywood-Film.
Trotzdem: Heavenly Sword ist ein kinoreifes Action-Erlebnis, welches uns wohl als eines der besten Quickis aller Zeiten in Erinnerung bleiben wird.
 

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