MotorStorm - Review

MotorStorm

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Review
PS3
51
Motorstorm
 
Wer ist nicht gern als kleiner Junge in Gummstiefeln durch die tiefsten Pfützen marschiert, ist mit Genuss vom Bordstein ins tiefste Schlammloch gesprungen und hat sich gefreut, wenn die Brühe richtig schön durch die Gegend geflogen ist; am besten noch auf die eigenen Klamotten. Tja, diese kindliche Freude am Dreck, die wohl vor allem bei männlichen Vertretern vorhanden ist, bleibt uns irgendwie doch bis ins Erwachsenenalter erhalten. Bestes Beispiel: Motorstorm. Ein Spiel in dem der Matsch fliegt und man alles richtig schön dreckig machen kann, bekommt von der Spielewelt die vollste Aufmerksamkeit. Spätestens seit dem E3-Trailer 2005 waren alle gespannt, wie gut der Dreck wohl simuliert und dieses Renngefühl eingefangen werden wird. Seit dem 23. März 2007 wissen auch wir Europäer, wie schmutzig es genau in Sonys Vorzeigetitel für die PS3 zugeht. Für alle, die sich die kindliche Freude am Dreck noch immer zutrauen, haben wir uns der Verkaufsversion angenommen und die schlimmsten Schlammlöcher durchpflügt, auf der Suche nach der ultimativen Wertung! Viel Spaß beim folgenden Test!
 
Das waren wir nicht, das waren die Flecken-Zwerge!
 
Motorstorm: so heißt das außergewöhnliche Renn-Event, auf dem sich jährlich die verrücktesten und durchgeknalltesten Pisten-Rowdies treffen, um den Besten der Besten zu ermitteln. Die Aufgabe des Spielers ist es natürlich, in der Rolle eines dieser Fahrer die Meisterschaft für sich zu entscheiden. Im Gegensatz zu den meisten Rennspielen geht es hier aber nicht auf abgesteckten Weichei-Kursen mit Kiesbetten und Sicherheitszonen zur Sache, sondern auf staubigen, schlammverkrusteten Teufelspisten, die kreuz und quer durch die Täler und Gebirge des Monument Valley führen. Vorbei an tiefen Abgründen, durch enge Schluchten und über Stock und Stein. Streckenposten, Ambulanz oder Reglement? Fehlanzeige. Hier zählen nur der eigene Mut, genügend PS und Streckenkenntnis.
 
Bei Motorstorm kracht es an allen Ecken und Enden
 
Insgesamt warten 21 Tickets unterteilt in 4 Schwierigkeitsstufen darauf, von euch bewältigt zu werden. Je Ticket stehen maximal 4 Rennen zur Verfügung, wobei in jedem Rennen mindestens einer der ersten drei Plätze erreicht werden muss, um weitere Tickets und Fahrzeuge freizuschalten. Die Streckenzahl ist mit 8 zwar etwas gering ausgefallen, dafür hat sich das Streckendesign ordentlich gewaschen. Jede der Pisten mit so klanghaften Namen wie Raingod Mesa, The Grizzly oder Dust Devil strotzt nur so vor Abkürzungen und alternativen Wegen; hier gewinnt nur der, der sich perfekt auskennt und die auf sein Gefährt passende Route wählt. Moment, auf das Gefährt passende Route? Richtig, im Gegensatz zu anderen Rennspielen tummeln sich in Motorstorm 7 verschiedene Fahrzeugklassen gleichzeitig auf der Strecke. Diese sind: Motorräder, Quads, Buggys, Geländewagen, Rally-Autos, Renntrucks und Trucks. Je Gruppe kann man fünf verschiedene Vehikel freischalten. Jedes dieser Gefährte hat unterschiedliche Eigenschaften und Vorlieben. Ein Beispiel: Rally-Autos sind die schnellsten aus der Gruppe. Auf geraden, harten Untergründen fühlen sie sich am wohlsten und können ihre ganze PS-Kraft problemlos auf die Strecke übertragen. Im Matsch jedoch verliert sich jeder Geschwindigkeitsvorteil im unkontrollierten Hin- und Herrutschen sowie durchdrehenden Rädern. Geländewagen sind nicht so schnell, fühlen sich dafür im Matsch am wohlsten und lassen jeden Konkurrenten locker stehen. Ein LKW ist das langsamste Gefährt, muss sich aber keine Gedanken darüber machen, vom nächsten Gegner in die Felsen gedrückt zu werden. Im Weg stehende Gegner werden einfach überrollt.
Diese Kombination aus nötiger Streckenkenntnis und richtiger Fahrzeugwahl ist es, was Motorstorm so spannend macht. Für jedes Fahrzeug muss die richtige Route gewählt werden, sonst kommt man auf keinen grünen Zweig. Das Streckendesign ist dabei hervorragend ausgeglichen gelungen. Jedes Fahrzeug hat bei richtiger Wahl eine Chance auf den Sieg. Bis man jedoch alle Abkürzungen und geheimen Wege entdeckt hat, vergeht einige Zeit. Auf welchem Untergrund dabei gefahren wird ist ebenfalls elementar wichtig. Vom Schlamm über Staub bis zum puren Gestein ist alles vertreten. Die Fahrphysik ist den Entwicklern dabei hervorragend gelungen. Man merkt sofort, dass sich das Fahrzeug anders verhält, wenn der Untergrund wechselt, was vom Spieler schnelles Umdenken und gute Fahrkenntnis erfordert: besonders wenn euch ein Gegner gemeinerweise in die nächste Matschrinne stößt, aus der ihr schnell wieder herauskommen solltet.
 
Im weiteren Spielverlauf wiederholen sich die Strecken recht häufig. Um wenigstens für etwas Abwechslung zu sorgen, werden die Rennen an unterschiedlichen Tageszeiten ausgetragen. Vom Morgengrauen bis hin zur finsteren Nacht ist alles vertreten. Die Nachtrennen fallen aber eindeutig zu dunkel aus, da die Fahrzeuge über keine Scheinwerfer verfügen. Um zu gewinnen muss hier jeder Fels und jeder Stein genau gekannt werden. Diese Rennen sind recht nervig und machen nicht sehr viel Spaß, halten sich aber stark in Grenzen.
 
Kann ich den Jeep bitte noch etwas tiefer legen?
 
Für eine weitere taktische Komponente während der Rennen sorgt der Turbo. Dieser kann beliebig oft eingesetzt werden, man sollte lediglich die Temperatur-Anzeige im linken unteren Bildschirmrand im Auge behalten. Geht diese in den roten Bereich, explodiert das Fahrzeug. Ein Tuning oder sonstiges Aufrüsten der Vehikel ist nicht möglich. Die einzige Waffe auf der Strecke ist euer Fahrzeug selbst, und dieses solltet ihr gut beherrschen. Die K.I. der Gegner fordert nämlich aufs Äußerste. Sie Drängeln und Schubsen, kennen jede Abkürzung und lassen nichts unversucht, um euch den Tag zu vermiesen. Geschickt touchieren sie das Heck um euch ins Schleudern zu bringen oder drängen einen gegen die nächste Mauer. Erschwerend kommt hinzu, dass sich das Fahrerfeld nie stark in die Länge zieht. Auch wenn ihr 2 Runden souverän und ohne Fahrfehler führt, kann ein kleines Missgeschick bereits die Führung kosten. Gut wenn man selbst versucht aufzuholen, sehr ärgerlich wenn man in Führung ist. Aufgrund dieser Komponenten ist der Schwierigkeitsgrad recht hoch ausgefallen. Die Rennen sind so zwar immer spannend, aber besonders auf Level 3 und 4 ist der Computer eine ernstzunehmende Konkurrenz, an der man sich mitunter die Zähne ausbeißt und die auch für den ein oder anderen Frustmoment sorgen wird. Starke Nerven sind hier gefragt.
 
Jedes Fahrzeug hat unterschiedliche Fahreigenschaften
 
Die Steuerung
 
Das wichtigste, eine gute Steuerung, wurde sehr gut umgesetzt. Sie benötigt zwar etwas Eingewöhnungszeit, hat man diese jedoch erst einmal hinter sich gebracht, lassen sich die Fahrzeuge punktgenau um die Kurse zirkeln. Jedes Fahrzeug, vom Motorrad bis zum LKW, reagiert anders und erfordert einen etwas anderen Fahrstil. Dabei hat man nie das Gefühl, aufgrund einer miserablen Abfrage die nächste Wand geküsst zu haben, sondern immer aufgrund eines Gegners oder des eigenen Verschuldens. Auch ist sie sehr simpel gehalten: auf den neuartigen analogen Schulterbuttons L2 und R2 wird stufenlos Gas gegeben und gebremst, mit X wird der Turbo aktiviert. Fertig. Mit dem rechten Analogstick kann während des Rennens die Kamera um den eigenen Wagen routiert werden, um sich einen Überblick über das Verfolgerfeld machen zu können. Leider ist die Abfrage der Schulterbuttons nicht perfekt gelungen. Man entwickelt schwer ein Gefühl dafür, ob man jetzt viel Gas gibt oder beispielweise stark bremst. Die fehlende Rumble-Unterstützung und das damit verbundene Streckenfeedback ist dafür ebenfalls ein Grund. Sehr schade. Gerade ein Spiel wie Motorstorm ist prädestiniert für eine Rumblefunktion. Dafür wird die Bewegungserkennung des Sixaxis unterstützt. Auf Wunsch kann durch Neigen des Controllers gelenkt werden. Bei den Fahrzeugen ab der Buggy-Klasse funktioniert es hervorragend, Motorräder und Quads benötigen aufgrund ihrer empfindlichen Lenkeigenschaften eine wesentlich längere Eingewöhnungszeit.
 
Next-Gen beginnt, wenn wir es sagen!
 
Starke Worte, die Sony im Konsolenkampf hat verlauten lassen. Nun müssen diesen auch Taten folgen. Motorstorm ist auf jeden Fall ein großer Schritt in die richtige Richtung. Was die PS3 auf den Bildschirm zaubert, ist wirklich beeindruckend. Das Aushängeschild des Titels, die Matscheffekte, sind faszinierend realistisch gelungen. Der Dreck bleibt in Echtzeit auf den Wagen haften, vor euch fahrende Fahrzeuge spritzen riesige Schlammbrocken gegen die Windschutzscheibe, die daraufhin ebenfalls stark verdreckt. Im Gegensatz zu bisherigen Rennspielen handelt es sich also nicht um eine bloße Textur, die Verdreckung simuliert, sondern um echten Polygon-Schlamm, der immer wieder anders auf der Karosserie haftet. Jeder Gegner zieht seine eigenen Furchen, die für die gesamte Renndauer bestehen bleiben. Diese haben zwar keine spürbaren Auswirkungen auf das Fahrverhalten, sehen aber verdammt schick aus. Die Kurse glänzen mit sehr realistischen Felstexturen, zerstörbaren Objekten wie Schildern und Hütten und unzähligen kleinen Details wie Steine oder Sträucher. Lediglich die Standortwahl hätte abwechslungsreicher sein dürfen. Stets und ständig ist man in felsigem Gebiet unterwegs. Bei heftigen Unfällen oder kleinen Berührungen werden die Vehikel realistisch beschädigt. Türen werden locker, Kofferraum-Klappen fliegen davon, Räder eiern oder der Rahmen verzieht sich. Ein realistisch animierter und mit der Ragdoll-Physikengine ausgestatteter Fahrer ist dabei jederzeit hinter dem Steuer sichtbar. Bei Motorrad und Quad fliegen diese nach einem Crash durch die Luft, verdrecken ebenfalls und hinterlassen ihreseits furchen im Schlamm.
 
Um diese grafischen Effekte zu unterstützen, werden besonders heftige Unfälle in Zeitlupe präsentiert. Als schlauer Schachzug kann die Entscheidung der Entwickler bezeichnet werden, das Spiel jederzeit zu pausieren und die Kamera stufenlos um das Auto rotieren zu können. So kommen die Details der Fahrzeuge besonders zur Geltung, und das geniale Fahrzeugdesign hat es auch verdient. Auf den Reifen ist das Profil zu erkennen, die Federungen sind hinter den Rädern zu erkennen, und auf allem liegt eine dicke Schlammschicht. Ein Traum für jeden Offroad-Fan. Lediglich zwei Perspektiven stehen zwar zur Auswahl, die Motorhauben-Ansicht glänzt dafür mit einem unglaublich intensivem Renn- und Geschwindigkeitsgefühl, bei dem man sich mitten ins Geschehen versetzt fühlt. Bei all diesen Details bleibt die Framerate stets konstant. Nur in sehr seltenen Fällen, mit allen Fahrzeugen gleichzeitig auf der Piste, kommt sie gelegentlich ins Stocken. Auch wenn die Genialität des berühmten Trailers nicht komplett erreicht wird, ist Motorstorm ein absoluter Vorzeigetitel, wenn es um die Leistungsfähigkeit der PS3 geht.
 
Was passt am besten zu echter Offroad-Action? Genau, agressive Gitarrenriffs und treibende Beats. Die gelungene Songauswahl von Motorstorm reicht von Slipknot über Primal Scream bis hin zu Hyper. Insgesamt 21 Songs unterstützen die Rennaction auf dem Bildschirm. Auch die Motorengeräusche sind gut gelungen, wirken aber etwas zu schwach auf der Brust. Etwas mehr Bass und Stärke wäre hier wünschenswert gewesen. Ein Matrix-ähnlicher Verzerreffekt lässt die Crahes in Zeitlupe noch etwas stärker erscheinen.
 
Der LKW rammt alles weg, was ihm vor die Stoßstange kommt
 
Online-Modus
 
Im Gegensatz zur japanischen Version bekamen wir Europäer einen Online-Modus spendiert. Leider ist dies der einzige Modus, im dem mehrere Spieler zum Pad greifen können. Es gibt keinen Splitscreen oder Vier-Spieler-Modus. Auch die Möglichkeit mit einem Freund gemeinsam an einem Bildschirm online zu spielen ist nicht vorhanden. Hier zeigt sich Motorstorm von seiner extrem sparsamen Seite. Wenigstens ist der Online-Modus recht gut gelungen. Die Rennen laufen stabil, schnell und durch die verschiedenen Fahrzeugtypen kommt eine gewisse Spannung ins Renngeschehen. Es macht richtig Spaß, sich online gegenseitig in die Felsen zu rammen. Ihr könnt entweder einem laufenden Spiel beitreten oder ein eigenes eröffnen. Die Lobby-Optionen sind recht dürftig ausgefallen. Wollt ihr beispielsweise einem neuen Spiel beitreten könnt ihr nicht erkennen, in welcher Runde sich dieses Match gerade befindet. Somit ist öfters ungewisses Warten angesagt, und wenn man Pech hat befindet sich das 5 Runden-Match gerade in Runde eins. Eine Statistik gibt Aufschluss über eure Erfolge und nennt euch die bisherigen Siege, die Gesamt-Rennzahl oder das bevorzugte Gefährt. Leider gibt sie keinen Aufschluss, wie oft der zweite oder dritte Platz belegt wurde. Die Headset-Funktion wird ebenfalls unterstützt. Alles in allem ein spaßiger Online-Modus, der auch nach beenden der Single-Player-Kampagne für Unterhaltung sorgt, der aber noch etwas Feinschliff bedarf. Glücklicherweise wird im Juni ein umfangreiches Update den Online-Modus aufwerten.
 
Fazit:
 
Motorstorm ist ein hervorragender Launch-Titel. Neben der beeindruckenden grafischen Präsentation von Matsch, Trümmerteilen und Umgebung überzeugt auch das Streckendesign. 8 Strecken sind nach heutigen Maßstäben zwar nicht viel, dafür besitzt jede ihren eigenen Charme und Unterhaltungswert und macht auch nach dem tausendsten mal fahren noch immer Spaß. Tuning- und Einstellungs-Fans werden sich über die geringe Optionsvielfalt beschweren, andere begrüßen das einfach Prinzip: Auto auswählen, einsteigen, Spaß haben; ohne großen Schnick-Schnack wie Federung, Flügel oder Schaltpunkte einzustellen. Die Steuerung ist sehr gut gelungen und unterstützt durch ihre Einfachheit das „Just have fun“-Prinzip. Negativ fällt hingegen der Mangel an Spielmodi auf: nicht einmal ein Zeitfahren oder eine freies Rennen sind möglich. Will man nach beenden des Spiels mal wieder eine Runde drehen, muss man sich ein Rennen aus dem Karrieremodus aussuchen. Doch auch dieses Manko soll durch ein Update zumindest teilweise behoben werden. Lange Ladezeiten und das stellenweise fast schon unfaire Verhalten der Computer-Fahrer stoßen ebenfalls sauer auf. Ein ständig eng beieinander liegendes Fahrerfeld sorgt zwar für reichlich Spannung, ist aber umso ärgerlicher, wenn man trotz fehlerfreien Fahrens kurz vor der Zielinie wegen eines kleinen Fehlers noch überholt wird.
Allen die eine PS3 besitzen, über DSL verfügen und Rennspiele auch nur ansatzweise mögen sei Motorstorm wärmstens ans Herz gelegt. Auch wenn grafisch der berühmte Trailer nicht ganz erreicht wurde, so ist es doch dieses unvergleichliche Renn-Feeling, das einen so schnell nicht mehr loslässt.
[b]
Positiv:[/b]
geniale Grafik
7 verschieden Fahrzeugtypen
abwechslungsreiches Streckendesign
gute Steuerung mit Sixaxis-Unterstützung
Online-Modus
 
Negativ:
kein Zeitfahren oder freies Rennen
lange Ladezeiten
stellenweise unfaire Gegner
nur 8 Strecken
 
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VOID

Fazit

Pro
 
Contra
 
Sharky81
Ich muss zugeben: seit Destruction Derby 2 auf der PSone hat mich kein Streckendesign mehr so überzeugt wie das von Motorstorm. Auch war dieser Titel mein Grund mir eine PS3 zuzulegen. Immer wieder habe ich minutenlang das Spielgeschehen angehalten und die Kamera in allen möglichen Zoom-Stufen rotieren lassen. Zwar treiben einen die stellenweise unfair agierenden Computergegner in den Wahnsinn, wenn man sich jedoch wieder beruhigt hat muss man das Pad gleich wieder in die Hand nehmen.

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