Need for Speed Carbon Review
Im November letzten Jahres hat ein Fahrer die Straßen unsicher gemacht und eine ganze Stadt "geowned". Sein Name ist bereits jetzt Legende und aufmerksame consolewars-Leser dürften bereits wissen, wer auf der Xbox 360 so ein Tempo vorgibt. Nun, ist die PlayStation 3-Version von Need for Speed Carbon am Start und buhlt um die Gunst der Auto-Nerds. Genauso wie beim Xbox 360-Pedante werden wir von der hübschen Emmanuelle Vaugier begrüßt. Diese hat einige mahnende Worte für uns bereit und macht uns nochmals darauf aufmerksam, dass wir es hier mit einem Spiel zu tun haben. In der Realität dürfen wir niemals auf den Gedanken kommen so zu rasen. Guter Start für eine angehende Romanze. Ob wir überhaupt auf die Idee kommen, trotz PS3-Motor, das Spiel dank der technischen Umsetzung, mit der Realität zu verwechseln, wollen wir auf den Straßen von Newport City herausfinden. Also angeschnallt (das klingt schon ganz nach Emmanuelle) und los geht's!
Aller Anfang ist schwer
Die Geschichte von Need for Speed Carbon ist genau ein Jahr nach den Ereignissen von Most Wanted angesiedelt. Nach der Flucht aus Rockport kehrt man wieder im BMW in die Stadt zurück. Natürlich bleibt dies nicht unbemerkt und ehe wir uns versehen, befinden wir uns wieder mitten im Geschehen. Das Spiel beginnt mit einer turbulenten Verfolgungsjagd, bei der wir den geliebten BMW schrotten und praktisch wieder bei Null anfangen müssen. Nun heißt es mal wieder sich einen Namen machen und die Straßen für sich zu erobern. Im Vergleich zu Most Wanted haben sich die Dinge aber nun etwas geändert. Es gibt keine Blacklist mehr. Statt dessen ist die Stadt in vier Gebiete aufgeteilt, in der rivalisierende Autobanden das Sagen haben. Nun liegt es an euch, jeden Stadtteil nach und nach abzuklappern und zu erobern. Innerhalb der vier Stadtteile gibt es fünf Regionen, die wieder rum mit drei Aufgaben aufwarten. Die Herausforderungen sind immer unterschiedlich, sollte man aber die Mehrheit erfolgreich absolviert haben, so fällt die Region in eure Hände. Mit diesem Prinzip erobert man mit großen Schritten ganze Stadtteile, bis man zum finalen Rennen in dem man gegen den Platzhirsch antreten darf. Zwischen euch und der erfolgreichen Autogang-Karriere liegen rund 60 Kurse.
Es gibt zwar immer unterschiedliche Aufgaben in den Regionen, aber diese lassen sich in wenige Kategorien unterteilen. Da wären die Rund- und Sprintrennen, bei denen man einfach eine Strecke als erster hinter sich bringen muss. Bei den Drift-Events darf man seine Reifen so richtig zum qualmen bringen. Man muss einfach probieren den Großteil einer Runde im Drift-Manöver zurück zu legen. Eine weitere einfallsreiche Methode um die Reifen zum brennen zu bringen ist das Radar-Rennen. Bei dieser Variante ist es das Ziel so schnell wie möglich an positionierten Radarkontrollen vorbei zu rauschen. Die Summe aller Messungen wird dann addiert. Die Kontrollpunktrennen sind der eigentliche Klassiker. Hier wird im besten Arcade-Stil eine Zeit vorgegeben, in der man den nächsten Checkpoint erreichen muss. Neu im Vergleich zu Most Wanted wären dann noch das Massenrennen, in dem 20 Autos antreten, und die Canyon-Rennen. Das letztere ist ein Rennen gegen den Boss eines jeweiligen Stadtteils und bildet erwartungsgemäß die größte Herausforderung. Diese Rennen verlaufen auf einer engen Straße und sollte man nicht sehr achtsam sein, so findet man sich auf dem Boden eines tiefen Tals neben seinem verschrotteten Auto wieder. Der Sieger dieses Rennens wird auch ganz anders ermittelt, als man es im ersten Moment annehmen dürfte. Man fährt nämlich zwei Durchläufe. Im ersten verfolgt man seinen Rivalen. Umso näher man an seinem Hintern klebt, umso höher fällt eure Bewertung aus. Sollte man sich sogar für zehn Sekunden vor ihm befinden, gewinnt man gleich. Im zweiten Anlauf verläuft das Ganze genau andersherum und eure Bewertung in Form von Punkten wird immer abgezogen. Am Ende sollte man also eine Punktzahl im positiven Zahlenbereich haben, um als Sieger vom Platz zu gehen.
Ebenfalls neu (also im Vergleich zu Most Wanted, nicht zur 360-Version!) ist, dass man nicht alleine auf der Strecke ist. Verschiedene Crew-Mitglieder, dessen Anzahl im Verlauf des Spiels anwächst, bieten euch ihre Dienste an. Diese haben unterschiedliche Eigenschaften und unterstützen euch im Rennen. Es gibt Blocker, Schlepper und Scouts. Die Blocker haben es sich zur Aufgabe gemacht, den Gegnern das Leben schwer zu machen. Ein Druck auf die Dreiecks-Taste genügt und schon probiert sich euer Blocker vor den Wagen der Gegner zu platzieren. So verlieren diese wertvolle Sekunden, während ihr genüsslich durchs Ziel fahren könnt. Der Schlepper bietet euch Windschatten, das heißt er fährt für einige Sekunden vor euch, während ihr dessen Schatten zum Beschleunigen nutzen könnt. Der Scout hingegen hält Ausschau nach Abkürzungen, auf die er nicht nur akustisch aufmerksam macht, sondern auch eine Markierung auf die Karte, die immer unten links eingeblendet wird, hinterlegt. Man darf nur einen dieser Crew-Mitglieder mit zum Rennen bringen. Erobert man neue Stadteile, so schließen sich neue Mitglieder euch an.
Die ewige Nacht
Wie bereits ins Need for Speed Underground präsentiert sich Carbon in einer ewigen Nacht. Alle Rennen finden nachts statt, so dass man immer kaum unterschiede zu den verschiedenen Rennorten ausfindig machen kann. Allerdings wirkt es diesmal nicht so beklemmend wie noch in Underground. Während im ersten Teil alles irgendwie aus Plastik schien und man geradezu überstrahlt wurde vom vielen Glanz, ist in Carbon alles ein wenig dezenter geraten. Es fällt einem diesmal auch viel leichter den Streckenverlauf zu verfolgen. Trotzdem wirkt jeder Winkel der gesamten Stadt, trotz toller Bauten und Lichteffekte, sehr ähnlich. Leider bieten nur die Canyon-Rennen einen spürbaren unterschied. Hier war die Lösung von Most Wanted etwas besser, denn hier wurde auch mal am Tag gefahren.
Ebenfalls anders ist die Gewichtung der Polizei. Zwar ist diese auch bei Carbon natürlich wieder mit von der Partie, doch sie haben noch lange nicht die spielerische Gewichtung wie im Vorgänger. Jede Region wird von der Polizei kontrolliert. Sollte man wiederholt in einer Region Rennen fahren, so steigt dort der Fahndungslevel und dementsprechend die Polizeidichte. Es ist also wichtig immer wieder die Location zu wechseln. Ansonsten wird man nicht nur während der freien Fahrt in der Stadt von der Polizei verfolgt, sondern bekommt es sogar im Rennen mit den Herren des Gesetzes zu tun. Um diese wieder abzuschütteln und nicht festgenommen zu werden, muss man ihnen davon rasen. Was im ersten Augenblick sehr einfach klingt, stellt sich nach längerer Verfolgung und mehr Polizeieinsatz als überaus schwierig heraus.
Pimp my ride
In Sachen Gameplay hat Need for Speed nie den Anspruch eines realen Fahrsimulators wie Beispielsweise Gran Turismo gehabt und genau das setzt sich mit Carbon nahtlos fort. Alles lässt sich im Prinzip wie in Most Wanted steuern. Das heißt man hat es mit einem einfachen, aber nicht minder anspruchsvollen Gameplay zu tun, welches wirklich zum Rasen verführt. Die eigentliche Stärke ist aber wieder das Tunen. An jedem Ende seines Fahrzeugs kann geschraubt und geklebt werden. Nicht nur um die Leistung des Fahrzeugs zu steigern, sonder auch um optisch zu gefallen. Jedes Rennen ist selbstverständlich an Preisgeldern geknüpft und dieses Geld kann man in neue Autos oder in das Tuning des vorhandenen Fuhrparks investieren. Es gibt sogar ein Feature in dem es erlaubt ist einzelne Teile auf den individuellen Geschmack anzupassen. So können Schlitze und Luftlöcher neuer Schürzen genau eingestellt werden. Die Anzahl der lizenzierten Autos ist auch sehr hoch und dürfte wirklich für jeden das passende Modell bereithalten. Euer Ruf auf der Straße muss natürlich auch mit dem richtigen Untersatz hervorgehoben werden.
Der Ruf selber und die gesamte Story werden in einzelnen Cutszenen dargestellt. In regelmäßigen Abständen werden kurze Videos mit echten Schauspielern abgespielt, deren Dialoge zwar hin und wieder etwas übertrieben klingen, aber sehr gut zur Thematik passen. Leider ist diese Geschichte aber auch wirklich sehr schnell erzählt. Da es genügt in einem Stadtgebiet nur die Mehrheit zu erobern, sind die Stadteile sehr schnell erobert. Zwar könnte man natürlich das Spiel zu hundert Prozent durchspielen, dadurch verändert sich aber nicht viel an der Spielzeit. Nach einem langen Wochenende dürfte wohl wirklich jeder den Abspann des Spieles zu Gesicht bekommen. Im Vergleich dazu, bot Most Wanted wirklich mehr Spielzeit.
Wer nun am Ende des Single-Players angelangt ist, dem bietet sich aber noch die Möglichkeit im weltweiten Netz mit Gleichgesinnten zu messen. Es gibt Quickraces, benutzerdefinierte Spiele und das schnelle Spiel (aber nicht mit Quickrace verwechseln). Eigentlich sind alle Modi selbsterklärend, aber das "schnelle Spiel" ist die beste der gebotenen Varianten. Hier fährt man mit seinen zuvor gefundenen Gegnern einfach ein Rennen nach dem anderen. Dabei wird das Spiel immer fortgesetzt. Abwechselnd sucht man sich eine neue Strecke aus. Für das Online-Spiel kann man sich sogar einen eigenen Fuhrpark zusammenstellen. Schade ist nur, dass man bei individuellen Einstellungen der Rennen, kaum ein passendes Spiel findet. Man muss sich halt immer das schnappen, was gerade auch online gespielt wird. Eine weitere Möglichkeit sich nach der Story noch etwas mit Need for Speed Carbon zu beschäftigen wäre da noch die Herausforderungs-Serie, die wir nicht unterschlagen wollen. Hier kann man sein Können nochmals auf die Probe stellen und in den Events wie Canyon-Duell oder Kontrollpunkt Goldmedaillen abstauben. Dadurch spielt man neue Teile und Vinyls frei, die in der Karriere und im Onlinespiel eingesetzt werden können.
Technik und Vergleich
Im Prinzip hat sich bei der Umsetzung von der Xbox 360 auf die PlayStation 3 nichts getan. Es gibt einfach nichts Neues in diesem Spiel. Also können sich Besitzer der 360-Fassung gleich abwenden. Ein Manko, dass erwähnt werden sollte ist das Fehlen des Rumbel-Effekts. Natürlich besitzt der SIXAXIS-Controller so ein Feature nicht, doch warum deshalb auch Lenkräder mit einem solchen Feature stumm bleiben müssen, bleibt fraglich.
Need for Speed Carbon ist ansonsten in der Regel sehr flüssig. Nur bei den Massenrennen geht das Spiel leicht in die Knie. Als besonders störend dürfte man dies aber während der Zocksession nicht empfinden. Schließlich wird man mit sattem Motorensound in Dolby Digital verwöhnt. Genauso gelungen ist auch der Soundtrack, der sogar in drei Sparten aufgeteilt wurde. Man kann sich für Hip Hop, Electro oder Rock entscheiden.
Positiv:
+ einfaches Gameplay
+ Tuning-Möglichkeiten und geile Karren
+ passende musikalische und visuelle Untermalung
Negativ:
- kurze Spielzeit
- keine Verbesserungen zur 360-Version