Def Jam ICON Review
What up? Seid ihr bereit für deftige Beats und üblen Schlägen? Klingt etwas klischeehaft, kann aber überaus viel Spaß bereiten. Diesen Beweis trat bereits Def Jam: Fight for New York auf den Konsolen der letzten Generation an. Dieser Prügler vereinte viele Elemente und Stars der HipHop Szene und ließ es zu einem gelungenen Beat'em'Up mit einem durchdachten Story-Modus verschmelzen. Nun hat sich Electronic Arts daran gemacht, dem Ganzen noch den nötigen Flavour "Next-Generation" einzuhauchen. Dabei ist der neue Teil mit dem Zusatz "ICON" herausgekommen. Wer hier nur alte Tugenden mit neuer Grafik erwartet wird überrascht sein. Ob nun positiv oder negativ wollen wir in unserem Test zu Def Jam ICON für die PlayStation 3 herausfinden.
Who's world is this?
Zwischen den brennenden Tonnen mit dem Ghettoblaster ausgestattet...so sieht das Szenario eines real HipHop-Games aus. Def Jam ICON geht aber weiter. Hier tummelt man sich in Clubs, im Penthouse und auf den Dächern der Stadt. Bereits in den ersten Spielen der Def Jam-Reihe hat man es verstanden spannende Rahmenbedingungen für ein Prügelspiel zu schaffen. Es standen die Stars der gleichnamigen Plattenfirma zur Auswahl, in interaktiven Umgebungen ging es zur Sache, fünf verschiedne Kampfstile brachten die nötige Abwechslung ins Spiel und die vernichtenden Finishing-Moves gingen leicht von der Hand. In Sachen Spielbarkeit und Präsentation hat man sich die Messlatte ziemlich hoch gesetzt. Um das Ganze jetzt überhaupt noch toppen zu können, bedient man sich der Grafikpower der Xbox 360 und der PlayStation 3. Grafisch konnte man so noch eine ganze Schippe drauflegen und in Sachen Style ist Electronic Arts ohnehin Experte.
Def Jam ist ein reales US-amerikanisches Plattenlabel, welches sich hauptsächlich auf die Hip Hop-Szene konzentriert. Die besten und beliebtesten Künstler dieses Labels bilden die Speerspitze von ICON und schlagen sich in einer fiktiven Story die Köpfe ein. Ob nun Method Man, Redman, Ludacris, Sean Paul oder Lil'Jon, diese Kämpfe würden in Wirklichkeit für große Schlagzeilen sorgen. Doch in Def Jam ICON wurde alles in einer Story verpackt, die sich hinter dem Menüpunkt "Build a label" verbirgt. Hier kreiert man mittels eines Editors sein eigenes Hip Hop-Ebenbild und beginnt als Nobody im Business. Euer Ziel als Produzent besteht darin, möglichst große Namen für sich zu gewinnen und deren Tracks auf die obersten Plätze der Billboardcharts zu bringen. Dazu sind fast alle Mittel recht. Ganz nach dem Motto "fressen oder gefressen" werden, müssen erstmal einige Personen durch handfeste Argumente von eurem Können überzeugt werden. Das Spiel geht aber darüber hinaus und verlangt von euch auch einige Manager-Qualitäten ab. So muss man auch auf die Budgets für die Platten achten und genau abwiegen, wie viel Mäuse ihr nun unter anderem in Werbung steckt. Umso mehr man investiert, umso mehr Platten werden verkauft. Naja, so ist es wie im echten Leben aber nicht immer. Hat man aber zu dem Zeitpunkt, in dem euch euer Künstler seinen neuen Track vorstellt nicht genügend Geld für eine vernünftige Promotion, so kann man den Releasetermin verschieben. Plötzlich merkt man selber, wie das ist und jammert vielleicht nicht wieder bei der nächsten Terminverschiebung eines herbeigesehnten Projektes.
Alle Ereignisse und Figuren wurden geschickt zu einer Story vernetzt. Zum Beispiel gibt es im Spiel Neider, von denen man gestohlene Demotapes zurückholen muss. In anderen Fällen beschützt man Künstler von aufdringlichen Papparazzis und erobert so ihr Herz. Seinen Terminkalender für die nächste Schlägerei und das Büro für die Finanzen richtet man sich in seinen eigenen vier Wänden ein. Von hier aus hat man den gesamten Überblick. An seinem heimischen Rechner kann man alle wichtigen Punkte wie aktuelle Charts, Budget, News und Status einsehen. Besonders wichtig ist auch euer Mail Eingang, denn hier melden sich alle Figuren der Story bei euch zu Wort. Entweder haben eure Künstler eine Bitte um Finanzspritzen oder es liegen einfach andere Dinge an, die euch zu neuen Kämpfen auf der Straße animieren. Ein weiterer wichtiger Punkt ist dann aber noch die Karte. Von hier aus gelangt man nicht nur zu den Schauplätzen der Kämpfe, sondern kann noch die Kleidergeschäfte, den Friseur oder den Juwelier aufsuchen. Denn wie bereits in Fight for New York ist der "Style" einer der wichtigsten Faktoren in ICON. Ob nun Klamotten, eure aktuellen Liebschaften oder die errungenen Platinscheiben, alles summiert sich und bildet euren Status in der Szene. Es gibt einfach viele Dinge in diesem Spiel zu beachten und viele Dinge, die ausprobiert werden wollen. Wenn eure Künstler um einen Gefallen bitten und wieder einmal Geld für anstehende Gerichtstermine Geld verlangen, so muss man sich genau überlegen, ob man ihnen dieses Geld verwehrt. Ist ihre Stimmung schlecht, so verlassen sie nämlich euer Label. Genauso verhält es sich mit eurer Freundin, die genauso schnell verschwindet, wie sie aufgetaucht ist. Verbessert man seinen Status, so verbessert sich auch das Leben. Darin enthalten ist auch das eigene Heim. Macht man gute Geschäfte, so schafft man es schnell aus seiner kleinen und schäbigen Wohnung, hinein in ein luxuriöses Apartment in der City. Um aber die Kohle im Umlauf zu halten, muss man sich auf die Straße begeben, denn genau hier liegt das Geld. Man wirbt um neue Talente und schaltet die Konkurrenten aus. Zwischen den Kämpfen gibt es hin und wieder eines der zahlreichen und aufwendig gemachten Cutszenen zu sehen. Hier wird die Story weitererzählt und nimmt auch mal völlig neue Bahnen. Die Dialoge und nahezu alles andere sind sehr klischeehaft, aber für Leute aus der Szene und mit dem Geschmack für diese Kultur überaus authentisch. Wer nicht alles zu ernst nimmt, der wird hier genau mit dem richtigen Game versorgt.
*Bling*Bling*
Rotiert erstmal die BluRay in eurer PlayStation3 (oder auch DVD in der Xbox 360), so erahnt man schon vom ersten Ladebildschirm, dass Electronic Arts hier wieder ganze Arbeit geleistet hat. Jeder Pixel und jeder Menüpunkt wurde aufs feinste durchgestylt. Kaum ein Softwareentwickler versteht es mit Lizenzen und aufwendigen Inszenierungen zu jonglieren und ein aalglattes Produkt auf die Beine zu stellen. Zum Beispiel sind viele Klamotten, die man im Kleidershop findet auch real. Das heißt namhafte Hersteller haben hier ihre Produkte ausgelegt und verleihen somit dem Ganzen einen wahren Authentizitätsgewinn. Während der passende Soundtrack euch um die Ohren gehauen wird, bringt der erste Blick in das eigentliche Spielgeschehen euch zum Staunen. Man fühlt sich geradezu erdrückt von der Masse an Effekten. Die Modelle der Kämpfer und der gesamten Umgebung sind überaus gelungen. So strotzen die Schauplätze nur so von Effekten wie wechselnde Beleuchtungen und dem Einklang mit der Musik. Diese spielt passend zur Thematik nämlich eine überaus wichtige Rolle. Dröhnt nämlich der basslastige Hip Hop Beat, so fungiert der Hintergrund so zu sagen als Visualisierung der Beats. Auch realistische Umgebungen bekommen plötzlich einen surrealen Eindruck. Alles scheppert und bewegt sich. Je nach Szenario nimmt der Hintergrund auch einen wichtigen Einfluss auf das Kampfgeschehen ein. Befindet sich der Gegner im Club nämlich vor den Boxen und man dreht die Stimmung mittels der Musik nochmals auf, so wird dieser durch den Druck durch die Luft geschleudert. Genauso ist es im Block, wo sich ein Lowrider befindet, der nur darauf wartet annähernde Figuren durch die Luft zu werfen. In anderen Schauplätzen entflammt der Kamin oder ein Helikopter schlägt um sich. Das alles klingt etwas verrückt, aber wer mit aufgedrehter Anlage davor sitzt und alles in einer HD-Optik genießt, der wird hineingezogen in die Welt von Def Jam ICON.
Wer sich nach dem ersten Flash erholt hat, der will es dann aber auch richtig wissen und beginnt seine Karriere. Wie zuvor oft erwähnt, ist das entscheidende Mittel der Kampf und genau hier dürfte die Euphorie etwas wieder gezügelt werden. Denn alles, was die Vorgänger ausgezeichnet hat, wurde hier kurzerhand über Board geworfen und durch neue Elemente ersetzt. Leider ist dies spielerisch nicht gleichwertig, auch wenn die Ideen sicherlich interessant im Ansatz waren. Doch rollen wir mal das Feld langsam von hinten auf. Fight for New York bestacht durch seine einfache Spielbarkeit und die für jeden schnell zugänglichen Finishing-Moves. Man konnte seine Figur durch gute Leistungen trainieren und mit neuen Fähigkeiten ausstatten. Eine Art Rollenspiel in einem Beat'em'Up. Diesmal hat sich Electronic Arts aber mehr auf den Beat aus Beat'em'Up konzentriert, als nur wieder das selbe Spiel mit neuer Grafik auf den Markt zu bringen. Eigentlich ist dies ein löblicher Ansatz, aber wenn das Spiel dadurch so verfremdet wird, sind viele Fans enttäuscht. Die Blazing-Anzeige wurde völlig gestrichen und die besonders vernichtenden Moves, mit denen man einen Kampf beenden konnte, sind nicht mehr vorhanden.
Keep it real!
Der Grundaufbau von ICON ist eigentlich im Prinzip wie bei jedem anderen Kampfspiel auch. Es stehen sich zwei Figuren gegenüber, die sich prügeln bis die Lebensanzeige dem Ende zugeht. Mit den vier Aktionsbuttons des PS3 Controllers versetzt man harte und weiche Tief- bzw. Hochschläge. Mit dem linken Analogstick bewegt man seine Figur über den Parkett, während man den rechten Analogstick für die sogenannten erweiterten Moves nutzt. Zu diesen zählen neben effektiven Angriffen auch die Grabs mit denen man seinen Gegner auf den Boden der Tatsachen werfen kann. Durch einen Druck auf die zweite rechte Schultertaste blockt man. Allerdings muss man dann mit dem rechten Analogstick auch entscheiden ob man sich nun gegen tiefe oder hohe Schläge verteidigt. Mit einem Druck auf die L2-Taste beginnt aber die neue Welt von Def Jam. Hiermit nämlich mit man die Musik selbst in die Hand und aktiviert den "DJ-Turntable". Dieses Feature ist in der Erklärung etwas kompliziert, aber nach einigen Spielminuten weiß man schnell wie der Hase läuft. Die Musik nimmt im Spiel eine wichtigere Rolle ein als zuvor. Vor einem Kampf wählt man seinen Track, den man im Kampf hören will. Genauso macht es der Gegner. Während Künstler wie Method Man natürlich mit ihren eigenen Hits wie "Da Rockwilder" auf die Kampfbühne stürmen, darf man selber aus den Hits wählen, die man als Produzent im Story-Modus auf den Markt gebracht hat. Läuft während des Kampfes nämlich eure Platte, so bekommt man einen Switch-Bonus. Dieser verleiht der Umgebung heftigere Auswirkungen auf für Gegner. Um die Platte zu wechseln muss man die L2-Taste gedrückt halten und erstmal mit dem linken Analogstick gegen den Uhrzeiger drehen (die Platte zurückdrehen im Prinzip). Anschließend muss man mit dem rechten Analogstick seine eigene Platte in Fahrt bringen. Der beste Zeitpunkt, um diesen überaus zeitaufwendigen Wechsel zu starten, ist wenn ein Gegner erschöpft am Boden liegt. Das war aber noch lange nicht alles. Um dem laufenden Track noch ein Highlight zu setzen kann man mit dem rechten Analogstick (während man natürlich L2 gedrückt hält) scratchen. Mit dieser Funktion bringt man die Umgebung zum Beben. Wer mit der Melodie eins wird, der kann so die Umgebung nutzen, um dem Gegner zu schaden. Sollte sich also der Feind im Club gerade vor den monströsen Boxen befinden, so scratcht auf den imaginären Turntables und haut ihm die Beats um die Ohren.
Die Ideen sind im Ansatz wirklich super und so etwas kennt man eigentlich nicht aus anderen Spielen. Besonders bei diesem Spiel ist die Einbringung der Musik überaus wichtig und es ergibt sich so die Möglichkeit alles in den acht Szenarien kurz und klein zu schlagen. Hat man aber erstmal alles gesehen, so wird das Gameplay sehr einseitig. In vielen Situationen fühlt man sich sogar etwas hilflos. Das Fummeln mit den Sticks ist leider nicht so schlagkräftig und präzise wie die gekonnten Schläge aus den Vorgängern mit den einfachen Tastenkombinationen. Es gibt auch nicht mehr so viele Variationsmöglichkeiten und man ertappt sich dabei immer wieder mit dem selben Muster zu kämpfen. Das heißt man probiert seine Gegner zu packen und in die interaktiven Ecken der Szenarien zu befördern, weil der Scratch-Einsatz die effektivste Waffe im Spiel bildet. Leider wirkt ICON an vielen Stellen etwas unausgereift und alle Dinge wollen nicht gleich so funktionieren, wie man es geplant hat. Außerdem ist das Tempo doch sehr gedrosselt worden. Die Akteure bewegen sich sehr lahm und auch viele Attacken haben einen ungewollten Slow-Motion Effekt.
What you see, is what you get!
Neben dem Story-Modus, der gelungenen Präsentation und den heftigen Beats bekommt man aber noch einige weitere Spielpunkte in Def Jam ICON spendiert. Zu diesen zählen der "Throwdown", "Beating with Bass" und der Practice Mode. Im ersteren gehts ohne größere Regeln zur Sache. Und auch Beating with Bass ist nur eine kleinere Abwandlung des klassischen Kampfes. Hier kämpft man einfach nur mit dem Bass der Musik und beeinflusst nicht selber die Gefahrzonen. Der Practice Mode ist darüber hinaus die perfekte Gelegenheit sich mit der doch recht komplexen Steuerung vertraut zu machen.
Viel interessanter dafür aber ist F.A.C.E. Dies ist ein Charaktereditor mit dem man seine Figur für den Online-Modus gestalten kann (auch eure Figur aus dem Story-Modus kann nach Beendigung hier genutzt werden). Im Online-Modus kann man sich so mit menschlichen Spielern und deren Figuren messen. Dies funktioniert nahezu lagfrei und kann zwischen rangfreie oder rangabhängige Fights gestaltet werden Es gibt außerdem noch einige Lounges in denen man sich mit anderen Spielern austauschen und herausfordern kann. Dies ist wohl neben den Story-Modus das Highlight und lässt keinen großen Spielraum für Kritik.
Es muss übrigens noch erwähnt werden, dass das Spiel komplett auf Englisch ist, was aber in diesem Spiel überaus sinnvoll ist.
Positiv:
+ stylische und schöne Optik (bis 1080p Auflösung)
+ Einbindung der Musik ins Kampfgeschehen
+ perfekter Soundtrack
+ Online-Modus
+ Story-Modus
Negativ:
- überladene Steuerung
- wenig Variationen im Gameplay
- Kämpfe nicht mehr ganz so temporeich