[head]Was kommt heraus, wenn ein Strategiespiel Liebe mit einem Flipperspiel macht? Antwort: Ein unglückliches Kind, das es schwer hat, Freunde zu finden
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Odama versucht sich im Fusionieren verschiedener Genres: Auf der einen Seite haben wir das simple Gameplay einer Pinball-Simulation, dem gegenüber ein strategische Kriegsspiel. Zusammen funktioniert die Sache unter dem konstruierten Grund, eine riesige Kanonenkugel über das komplette Schlachtfeld - also den Flippertisch - zu spielen. Als wäre das nicht genug der Innovation, wird das mitgelieferte Mikrofon voll ins Spielgeschehen eingebunden. Mit abgehakten Ausrufen wie "Stürmen!" erteilt man den kleinen Pixelsoldaten Befehle.
Es geht darum, eine heilige Glocke in das Lager des Feindes zu schleppen.
Der findet das aber weniger gut und geht deshalb auf unsere Truppen los. Direkt können wir mit unserer Kanonenkugel Einfluss darauf nehmen, wie gut das funktioniert. Wobei direkt hier etwas schwammig gewählt ist - Flipper hat es so an sich, dass immer auch eine gehörige Portion Glück zum Erfolg führt. In Odama hatten wir allerdings mehrmals das Gefühl, dass wir von diesem komplett verlassen wurden - das Spiel ist schwer, zu schwer. Aber später mehr dazu.
In der Praxis funktioniert das mit der Steuerung der Soldaten leider nicht perfekt. Wie Mario Party schon gezeigt hat, funktioniert das unspektakulär designte Mikro nicht ohne Mängel, so werden zu laute oder zu leise Eingaben stellenweise ignoriert.
Dennoch hat uns diese mehr oder weniger direkte Art der Steuerung gefallen. Das hektische Rufen fügt sich zweifellos in die seltsame Atmosphäre ein, die der Titel bietet.
Okay, was ist nun also zu tun? Glocke: Check. Ins feindliche Lager bringen: Check. Außerdem notwendig: Die eigenen Truppen schützen, was aufgrund der Steuerung nicht immer gezielt funktioniert. Darüber hinaus sollte man den Feind auch noch ablenken. Zum Beispiel mit Reis, den man auf das Terrain des Gegners streut. Außerdem muss man darauf achten, Brücken nicht zu zerstören, Schleusen zu öffnen, Schlüssel zu holen, Tore zu öffnen, die richtigen Befehle zur richtigen Zeit zu erteilen und die Motivation der eigenen Truppen aufrecht zu erhalten.
Das ist zu viel. Zu viel auf einmal, und wir haben noch nicht einmal erwähnt, dass man ständig noch die große Kugel im Auge behalten muss. Wenn die nämlich zwischen den beiden Flippern ins Aus fällt, ist das Spiel aus.
Das passiert eher, als man sich versieht und sorgt schon in den ersten Missionen für Ärger. Frust wird ohnehin groß geschrieben in Odama. Es mag realistisch sein, dass die Moral der Soldaten abnimmt und sie so nicht mehr alle Befehle entgegennehmen - aber da fragt man sich doch, was Realismus in einem Spiel wie diesen verloren hat? Zur Erinnerung: Odama ist eine Fusion aus Schlachtfeld und Flipper.
Das Intro zeigt sich zwar atmosphärisch, aber angesichts der Natur des Titels wenig zugänglich. Es fiel uns ehrlicherweise auch schwer, die Geschichte rund um Odama ernst zu nehmen, obwohl sich Nintendo hier stellenweise große Mühe gegeben hat. In der Substanz verfolgt der Titel aber ein Konzept, zu dem eine epische, aufgeblasene Storyline ganz einfach unpassend ist.
Natürlich ist Odama neu, so etwas gab es noch nie. Man kommt sogar in Versuchung, die ganze Sache "innovativ" zu nennen, aber ganz ausgewogen spielt sich der Titel leider nie.
Der Titel hat eine ausgesprochen hohe Eingewöhnungszeit, und die Motivation hält sich aufgrund der Tatsache, dass der Spieler sofort ins kalte Wasser geworfen wird, in Grenzen. Natürlich steigert sich der Schwierigkeitsgrad auch noch und erreicht so bald scheinbar unerreichbare Höhen. Da kann es schon mal vorkommen, dass man die Versuche für ein Level nicht einmal an fünf Händen (nicht Fingern!) abzählen könnte.
Es ist tatsächlich geglückt, Odama eine Story zu verpassen. Es geht um Tamachiyo, seineszeichen Yamano-Samurai. Ein Selbstmord, Rache, Intrigen und so weiter. Nette Ansätze, aber es bleibt ein Pinball-Spiel, und bis auf das schöne Intro gibt es auch nicht allzuviele Storyfetzen.
Grafisch hat der Titel nicht besonders viel zu bieten. Der Stil ist abschnittsweise schön anzusehen, aus technischer Sicht ist das Spiel allerdings durchwegs mangelhaft. Die Soldaten bestehen aus einer Hand voll Polygone, die an Nintendos erste Schritte in der dritten Dimension erinnern. Beeindruckende Effekte gibt es nicht, auch grafische Finessen bleiben aus. Akustisch sieht es da besser aus, obwohl es kaum Musik gibt. Dafür umso mehr Schlachtrufe, Soundeffekte und stellenweise sogar Sprachausgabe.