Jagdfieber Review
Mit King Kong hat Ubisoft uns auf positive Art gezeigt, wie Filmumsetzungen zu Videospielen aussehen können. Im neusten Werk der französischen Entwickler ist man eine enge Kooperation mit Sony Pictures Animation eingegangen und liefert mit Jagdfieber (Open Season) das passende Videospiel zum Film.
Im Animationsfilm Jagdfieber, welcher vor wenigen Wochen in den deutschen Kinos angelaufen ist, spielen Boog der Bär und Elliot der Hirsch die Hauptrollen und erleben ein tierisches Abenteuer. Um herauszufinden, ob diese lustige Stimmung auch bei dem dazugehörigen Videospiel aufkommt, haben wir uns in die Wildnis des Waldes begeben und das Spiel auf Herz und Nieren getestet.
Zurück in die Wildnis
Boog ist eigentlich ein gemütlicher Bär, dem es nicht unbedingt nach Abenteuern sehnt. Er ist ein Hausbär und wohnt glücklich in der Garage seiner Ziehmutter Beth. Eines Abends aber bekommt er Besuch von dem geschwätzigen Hirsch Elliot, der auch gleich eine tolle Idee für die Abendgestaltung hat. Gemeinsam ziehen sie in die Stadt, um im Supermarkt leckere Kekse zu klauen. Trotz aller Bemühungen dies möglichst leise zu machen, werden die beiden bei ihrer Mission entdeckt und anschließend bestraft. Für viele der Einwohner steht fest, dass eine Garage nicht das Richtige ist für einen Grizzlybären und so wird entschlossen, dass Boog gemeinsam mit Ellitot wieder in die Wildnis ausgesetzt wird, wo er ja im Prinzip auch hingehört. Doch zum Schrecken aller, ist gerade die Jagdsaison eröffnet worden.
Da Boog unter Menschen aufgewachsen ist, muss Elliot ihn erst einmal über in das Leben im Walde aufklären. Gemeinsam probiert das neue Gespann nun Boog wieder in sein altes Leben in der Stadt zu führen. Während des Weges durch den langen Wald trifft man auf viele weitere Tiere, die eure Hilfe benötigen und auf viele Jäger, die gerne die ausgestopften Köpfe der Tiere in ihren Wohnzimmern hätten. Ein Trip auf Leben und Tod beginnt
doch auch wenn dies noch so ernst klingt, diese Reise ist mit viel Spaß verbunden.
Die Saison ist eröffnet
Die Abenteuer von Boog und Elliot erstrecken sich auf insgesamt 25 Level. Zu Beginn befindet man sich in der Stadt, doch der größte Teil des Spiels findet im Walde statt. In einigen Missionen steuert man den lustigen Elliot, doch den Bärenanteil des Spiels übernimmt Boog. Die zwei steuerbaren Charaktere lernen im Laufe der Zeit immer wieder neue Moves, die man zum Überleben in der freien Natur dringend braucht. Zu Beginn kann Boog nur laufen und greifen. Später aber, ist er sogar in Lage weit entfernte Goodies zu erreichen. Dies gelingt durch den geschickten Einsatz seines Hirschfreundes Elliot, der durch die Bärenkraft in die Luft geworfen werden kann und somit unerschlossene Territorien erkundet. Boog ist nicht in der Lage zu springen. Für Freunde des Tierreiches besonders interessant ist es, dass man sogar beim Spielen etwas lernen kann. Analog zu der Sprungunfähigkeit des Bärs, wird Wissen vermittelt. So erfährt man zum Beispiel, dass ein Elefant einfach nicht in der Lage ist zu springen, auch wenn er es mit aller Macht probieren würde.
Neben solchen interessanten Informationen sammelt man auf seinem Weg auch Punkte. Diese kommen dann in der Waldakademie zum Einsatz. Die erspielten Punkte können hier in die Verbesserung der tierischen Fähigkeiten wie Brüllen oder Werfen investiert werden.
Es gibt einige Level, in denen man Elliot alleine steuert. Zum größten Teil aber, steuert man Boog, der immer von Elliot begleitet wird. Zwar gäbe es sicher einige Möglichkeiten, wie ein Hirsch und ein Bär zusammen großartige Moves vollführen könnten, doch die Kooperation in Jagdfieber beschränkt sich darauf, dass der Bär den Hirschen durch die Luft wirft. Ein paar mehr Aktionen wären sicherlich wünschenswert gewesen.
Der größte Feind der Tiere sind die Menschen
Um während der Jagdsaison auch nur überhaupt eine Chance gegen den mächtigen Feind namens Mensch zu haben, muss man die gesamte Stärke des Tierreiches vereinen. Doch bis man alle Tiere von dem Vorhaben überzeugen kann, müssen einige sonderbare Aufgaben erledigt werden. Die meisten Einwohner des Waldes sind nämlich zu beginn nicht besonders erfreut über die neuen Mitbewohner in ihrem Reich. Ob nun die Stinktiere, die Eichhörnchen, Enten oder Biber, jeder der Tiere hat besondere Aufgaben, nach deren Erfüllung sie aber euch mit ihrer ganzen Hingabe unterstützen.
Hat man den Stinktieren zum Beispiel geholfen ihre Kinder wieder zu finden, so stellen sie euch ihre gefährlichste Waffe zur Verfügung: der Gestank. Findet man ein Stinktier im Wald, so kann man es aufheben und den herumlungernden Jägern an den Kopf werfen. Es gibt kaum eine effektivere Lösung, um Menschen loszuwerden. Während man Hasen aus der Ego-Perspektive den Menschen an den Latz werfen kann, so bringen die Enten unserem großen Bären das Schwimmen bei. Wie in jedem Biologiebuch nachschlagbar, bestätigt sich auch hier, dass wirklich jedes Tier seinen Nutzen in der Natur hat.
Es gibt viel zu tun im Wald. Und um die nötige Abwechslung in einem solchen Spiel unterzubringen, gibt es eine handvoll witziger Minispiele. So muss man zum Beispiel in einem Level mit Elliot gegen einen anderen Hirschen im Wettlauf antreten. An anderer Stelle gibt es eine rasante Minen-Fahrt. Doch eines haben alle diese Abwechslungen gemeinsam. Sie sind sehr einfach und kurz. Den meisten Spielern dürfte die Absolvierung dieser Dreingaben gleich beim ersten Anlauf gelingen. Man merkt wirklich, dass das Spiel wohl auf das jüngere Publikum ausgelegt ist. Der Umfang von 25 Level klingt vielleicht viel, doch ein großer Teil der Aufgaben des Story-Modus ist innerhalb von wenigen Minuten erfüllt. Insgesamt gibt es einige Abschnitte, die sehr spaßig sind, und andere die eben nicht ganz so unterhaltsam sind. Ein Auf und Ab wie bei einer Minen-Fahrt eben. Man sollte ungefähr fünf Stunden für Jagdfieber einplanen, ehe man am Ende sich die Namen des Entwicklerteams ansehen kann.
Wem das alles zu wenig erscheint, dem bietet Jagdfieber noch einige kleine Extras an. Ein sehr nettes Extra verbirgt sich hinter den Minispielen. Schreitet die Story im Solospieler-Modus weiter voran, so wird man mit Minispielen belohnt. Im Wesentlichen handelt es sich um kleine Spielchen, die am ehesten mit Mario Party verglichen werden können. Mit bis zu vier Spielern, kann man hier unter anderem Kaninchen versenken oder Baumhüpfer spielen. Alle Minispielchen lassen sich auch als Turnier spielen, so dass am Ende der neue König des Waldes bestimmt werden kann. Zur Auswahl neben Boog und Elliot stehen noch Beth und Shawn (ein fieser Jäger) bereit. Sicherlich kann man sich mit diesem Modus nicht sehr lange beschäftigen, aber eine nette Abwechslung ist es schon.
Wer mehr über den Wald und die Natur erfahren will, der sollte im Story-Modus Ausschau nach den Wildhüter-Marken halten. Sammelt man diese im Spiel, so kann man im Menü ständig neue Dinge in Beths Sammelalbum lesen. Jede der Marken hat dabei Infos über Pilze, Blumen und allgemein der Natur. Hat man einige Marken übersehen, so kann man jedes Level noch mal im Menü ansteuern und sich auf eine erneute Suche begeben.
Beurteilung der Baumschule
Die Figuren aus Jagdfieber sind alle sehr liebenswert und lustig. Leider wurde es aber nicht so richtig geschafft diese im Spiel einzufangen. Der Wald ist zwar ähnlich bunt, wie im Animationsfilm, doch viele Umgebungen wirken einfach leer und kann kaum Details aufweisen. Die Synchronisation der sprechenden Tiere ist auch mangelhaft. In vielen Sequenzen bewegen sich noch die Lippen der Tiere, während es gar keinen Text mehr gibt. Leider wurden so die eigentlich witzigen Texte in den Wind geschossen. Besonders gut hingegen aber sind die Redensarten der Tiere. Jede verfügt über einen eigenen Dialekt. So zaubert der Anführer der Eichhörnchen mit seinem alt-englisch Stil euch garantiert ein Lächeln ins Gesicht, während die Stinktiere mit einer Kaltschnautze aus Berlin ausgestattet sind.
Die Mimiken und Gesten der Tiere wirken auch sehr monoton. Egal in welcher brisanten Lage sie sich befinden, stehts gibt es immer denselben Gesichtsausdruck zu sehen. Das mindert natürlich die ganze Dynamik der Story und vermittelt nicht die richtige Stimmung der jeweiligen Situation.
Zwar gibt es im Hauptmenü ein recht nettes Stück zu hören, aber während des Spiels kann die Musik nicht überzeugen. Einige der wenigen Stücke, die im Spiel Verwendung finden, sind recht schnell und haben eine kurze Wiederholungszeit, so dass sie nach einiger Zeit eher anfangen zu nerven. Auch schade, dass das recht einfach gehaltene Spiel von Ladezeiten unterbrochen wird, denn insgesamt geht Jagdfieber sehr schnell von der Hand. Mit der Steuerung ist man schnell vertraut und gerade Kinder können sich schnell mit der einfachen Tastenbelegung anfreunden.
Jagdfieber kann sicherlich nicht aus der Masse der mittelmäßigen Filmumsetzungen herausragen. Allerdings bietet es mit seinen putzigen Charakteren, der einfach Steuerung, den abwechslungsreichen Minspielchen genügend Stoff für Kinderträume. Über die recht kurze Spielzeit und mittelmäßige Grafik würde diese Zielgruppe wohl am ehesten hinwegsehen.
Die Bonuseinlagen wie die Wildhüter-Marken oder das Spielen der Minigames rundet das Paket zwar etwas ab, doch leider bleiben noch einige Kanten vorhanden.
Positiv:
+ zwei steuerbare Figuren mit ausbaufähigen Fähigkeiten
+ abwechslungsreiche Level und Minigames
Negativ:
- kurze Spielzeit und sehr einfacher Schwierigkeitsgrad
- technisches schwach
- Ladezeiten