Chibi Robo Review
Chibi ist der Hippie unter den Videospielhelden. Während sich andere mit der Rettung von Prinzessinnen befassen oder andere wiederum ganze Armeen beseitigen ist es das erklärte Ziel des kleinen Roborters Freude und Frohsinn zu verbreiten.
Chibi Robo ist einfach ein Spiel das nicht weh tut. Alleine die Charaktere, die Präsentation und alles drum herum ist süß. Dass man das Spiel aber nicht einfach ohne Aufmerksamkeit abtun kann, dafür sorgen die banalen aber auch gleichzeitig sehr interessanten Missionen wie Putzen und das Lösen persönlicher Probleme.
Der kleine Roboter mit Pfiff
Auch die Geschichte um Chibi-Robo zeigt Gefühl und taucht mitten in das alltägliche Familienleben. Zeitgenössische Probleme wie Arbeitslosigkeit und Depressionen werden thematisiert. Allerdings alles mit der richtigen Prise Spaß. Die zentrale Rolle des gesamten Abenteuers nimmt die Familie Sanderson ein. Das ganze Spiel findet in ihrem Haus samt Garten statt. Das Oberhaupt der Familie ist Mr.Sanderson. Ein witziger Kauz, der im Prinzip ein großes Kind ist. Seine größte Leidenschaft sind Actionfiguren. Mrs. Sanderson ist eine liebevolle und fleißige Frau, die allerdings oftmals wegen ihres Mannes auf die Palme gebracht wird. Aufgrund der momentanen Arbeitslosigkeit ihres Mannes, muss sie noch strenger die Verwaltung des Budgets führen. Das einzige Kind der Familie trägt den Namen Jenny, die wohl die kindlichen und fantasievollen Gene des Vaters geerbt hat. Nicht nur dass sie sich wie ein Frosch verkleidet
nein, sie spricht auch nur die Sprache der Frösche. Komplettiert wird die Familie Sanderson durch den Haushund Tao. Seine größte Leidenschaft sind Knochen.
Doch am Geburtstag der kleinen Jenny bekommt die Familie Zuwachs. Nach dem eher unspektakulären Geschenk der Mutter, packt das Frosch-Mädchen das Geschenk des Vaters aus. Natürlich gibt sich dieser nicht mit einem 08/15 Geschenk ab. Es muss etwas Spannendes und Aufregendes sein. Die Überraschung ist groß, als ein etwa 10cm kleines Robotermännchen aus der Schachtel steigt. Mr. Sanderson ist natürlich begeistert und erklärt die zahlreichen Features. Chibis Aufgabe ist nämlich einfach die Familie glücklich zu machen. Mit der Hilfe seines Managers Telly arbeitet der fleißige Roboter Tag und Nacht daran Frohsinn und Freude zu verbreiten. Nach einem verdutzten Blick aber freut sich Jenny und es wird gleich die Aufnahme eines weiteren Familienmitglieds gefeiert.
Herrlich durchgeknallt
Die Abenteuer bei Chibi-Robo liegen auf dem Küchenboden und erst bei Nacht tanzen die Mäuse auf den Tischen. Während Chibis oberstes Ziel es ist alle Glücklich zu machen, erledigt er nebenbei allerlei Hausarbeiten. Überall im Haus liegt Müll in Form von Kaugummipapier oder alten Chipstüten herum. Werden diese von Chibi im Mülleimer entsorgt, so wird er mit Happy-Punkten belohnt. Schmutz und Dreck macht unser Roboter-Held auch den Gar aus. Finden sich irgendwo Fußspuren vom lieben Hund Tao, so ist es ratsam die Zahnbürste auszupacken (soviel zum Thema Durchgeknallt). Für jeden beseitigten Fleck hagelt es nämlich wieder Happy-Punkte. Umso mehr Punkte man gesammelt hat, umso höher steigt Chibi in der Rangliste der besten Chibi-Robos. Das soll alle kleinen Helfer der Welt anspornen und zugleich hat ein höherer Rang in der Chibi-Wertung einen positiven Nebeneffekt. Denn auch bei einem Roboter geht ohne Strom gar nichts. Man hat nur eine bestimmte Batterieleistung. Endet diese muss man schleunigst an der nächsten Steckdose Halt machen und neuen Saft tanken. Steigt man aber im Chibi-Rang, so steigt auch die Leistung des Akkus und es werden einem die Wege zur nächsten Zapfstation gespart. Was zunächst nach einer echt witzigen Idee klingt, kann aber auch nerven. Da ja am Anfang der Akku sehr schwach ist, kann man einfach nicht so weite Erkundungstouren starten. Man ist über jede Steigerung des Akkus sehr dankbar. Chibis heimlicher Traum aber ist es alle anderen Chibi-Robos zu übertrumpfen und auf der Chibi-Rangliste den ersten Platz einzunehmen. Man sagt nämlich, dass derjenige, der den ersten Platz einnimmt zum ultimativen Super Chibi-Robo wird.
Eine richtige große Portion Liebe (in Form von Happy-Punkten) bekommt man aber erst, wenn man seine Freunde glücklich macht. Priorität hat natürlich Familie Sanderson, aber das sind nicht die einzigen Figuren, die das Haus bewohnen und sich nach Hilfe sehnen. In der Nacht (oder einfach wenn kein Mensch in der Nähe ist) entwickelt das zahlreiche Spielzeug von Mr.Sanderson ein Eigenleben. Beispielsweise trifft man auf seinen Expetitionen durch Wohnzimmer auf Drake Redcrest, den berühmtesten Super-Helden der Welt. Dieser bringt euch bei, wie sich ein wahrer Held benimmt und sich richtig präsentiert. Überaus lustige Dialoge kommen dabei zustande. Eine richtige Sprachausgabe gibt es allerdings nicht. Jede Figur gibt komische Laute von sich (am ehesten mit Banjo-Kazooie zu Vergleichen). Des Weiteren trifft man noch auf eine Prinzessin, die ihren Schuh verloren hat und daher nicht aus ihrem Haus kommt, der Spielzeugraupe des Hundes Tao, die unsterblich in Drake Redcrest verliebt ist, oder der Eier-Armee, die das Foyer des Hauses mit allen Mitteln beschützt. Jede Figur hat Sorgen und Wünsche und es liegt an Chibi die Lösungen zu finden, um alle wieder glücklich zu machen. Die Wünsche und Aufgaben fallen dabei immer unterschiedlich aus und sorgen für ordentliche Abwechslung im Roboter-Alltag.
Tao ist der Familienhund.
Der Fokus darf aber nie von der Familie Sanderson abweichen. Ihre Sorgen und Nöte sind das Hauptziel und bilden die Hauptstory. Als eine Art Puffer zwischen den gesamten Familienmitgliedern bekommt man schnell mit, welche Probleme die Familie zurzeit beschäftigen. Die Eltern haben Streit, was natürlich die kleine Tochter sehr beschäftigt. Mr. Sanderson ist sogar nicht mehr gestattet im gemeinsamen Ehebett zu schlafen. Hinter der Schlafzimmertür hat sich die Mutter auch noch eingesperrt. Grund des Streites ist das Verhalten des Vaters. Dieser ist arbeitslos und treibt mit seiner Sucht nach Spielzeugen die Familie immer weiter in die Schulden. Dies alles macht die kleine Jenny sehr traurig und daher flüchtet diese in ihre Fantasiewelt. Daher bekommt man von ihr auch nur ein Quak zu hören, wenn man mit ihr sprechen will. Die Mutter sehnt sich nach Unterstützung aus der Familie. So ist sie jetzt sehr dankbar, dass Chibi-Robo viele Arbeiten im Haushalt übernimmt. Dafür wird man auch mit reichlichen Happy-Punkten verwöhnt. Gleichzeitig probiert Chibi dem Vater, bei seinem Versuch alles besser zu machen, zu unterstützen.
Er kocht! Er putzt! Er vernichtet!
Die zentrale Anlaufstelle für Chibi ist sein Chibi-Haus, welches im Wohnzimmer steht. Nach jedem Tag und nach jeder Nacht kehrt unser kleiner Blechheld hierher zurück. Auch wenn sich die Batterie ungewollt entleert, findet man sich in dieser kleinen Behausung wieder. Hier werden die gesammelten Happy-Points verwaltet und an den aktuellen Charts gemessen. Außerdem kann man daheim seinen Spielstand speichern (was auch an jeder Steckdose im Haus möglich ist).
Besonders wichtig ist auch der Chibi-PC, der im Chibi-Haus steht. Hier gibt es besonders nützliche Items zu kaufen, ohne deren Hilfe man im Spiel nicht weiter kommt. Bezahlt wird mit Chibs, die man neben den Happy-Punkten als Belohnung für die guten Taten erhält. Das große schwarze Loch zur linken, ist das Recyclotron. Diese Maschine bastelt aus schrottigen Überresten (die man durch den Sieg über spezielle Gegner erhält) nützliche Geräte, die Chibi in Bereiche vordringen lassen, die er ohne dessen Hilfe nicht erreichen würde.
Stehts wird Chibi von seinem Manager Telly beraten. Sollte man im Spiel gerade keine passende Aufgabe finden, so hilft der etwas dämlich reinblickende Telly mit seinem Rat weiter.
Mrs. Sanderson und Chibi beim Frühstück.
Das Haus der Sandersons ist nicht unbedingt groß, aber es gibt viel zu entdecken. Vom Wohnzimmer aus geht es in den Garten oder ins Foyer des Hauses. Von dort wiederum gelangt man entweder in den Keller, die Küche oder ins erste Geschoss. Oben im ersten Geschoß befinden sich das Schlafzimmer und das Kinderzimmer. Zwar kann man schnell alle Räumlichkeiten besuchen, doch an jede Stelle gelangt man nicht. Dazu sind die Fähigkeiten Chibis noch zu Beschränkt. Außerdem sind überall Froschringe der kleinen Jenny verteilt, die man für sie einsammeln muss. An diese gelangt man ebenfalls nur schwer. Im Laufe der Zeit aber wird der kleine Roboter mit immer nützlicheren Sachen ausgestattet, denn auch Chibi wird von seinen Zeitgenossen unterstützt. Besonders praktisch ist beispielsweise der kleine Helikopter, der aus dem Köpfchen Chibis herausgefahren werden kann. Mit Hilfe des Blasters wiederum können die bösen Roboterspinnen eliminiert werden, die probieren das gesamte Haus der Sanderson einzunehmen. Grundsätzlich ist es euer Ziel, den Haushalt sauber zu halten, die Leute glücklich zu machen und im Rang zu steigen. Ist eine Sache erledigt, kann man durch die Belohnungen aus diesen Missionen wieder neue Territorien erschließen, die mit neuen Aufgaben aufwarten.
Chibis technischen Daten
Chibis Welt vom Garten bis zum Keller sieht wirklich schön aus. Eine kunterbunte Welt. Achtet man allerdings auf kleine Einzelheiten, so stellt man ernüchternd fest, dass das Spiel technisch wohl unter den mittelmäßigen Titeln auf dem GameCube rangiert. Jegliche Figur ist sehr einfach gehalten und mit möglichst wenigen Polygonen zusammengestellt worden. Das beste Beispiel dafür ist die Eier-Armee, die zwar wirklich lustig sind, aber mit der einfachsten Form aufwarten. In Sachen Animation wurde auch sehr gespart. Nicht nur Chibi selber, sondern auch alle menschlichen Figuren bewegen sich eher wie Roboter.
Die musikalische Untermalung bewegt sich auf demselben Niveau. Hier wird man weder fasziniert, noch erschrocken. Eine kleine witzige Idee zum Sound wurde aber immerhin im Spiel verarbeitet. Mehr oder weniger sorgt man nämlich selber für die Sounds im Spiel. Bei jeder Bewegung der Spielfigur erklingt die Musik. Läuft man schnell, so läuft auch die Musik schneller. Es ist auch ein Unterschied ob man nun Klettert oder Läuft. Und auch der Untergrund ist entscheiden, es gibt nämlich immer unterschiedliche Sounds zu hören. Die Spielmusik selber ist eher relaxt und passt zum Spiel. Sie nervt sicher nicht, hat aber keine besonderen Mitsumm-Lieder.
Chibi-Fazit
Die Aufgaben sind klar verteilt und genau das klingt zunächst wirklich langweilig. Der Anfang ist sehr zäh und die Batterie neigt sich schnell dem Ende zu. Die ersten Putzaufgaben und Aufräumaktionen machen noch Spaß, aber sobald man dies an jedem Spieltag macht, entwickelt sich eine langweilige Routine. Wer bis hierher durchgehalten hat, der wird aber dafür entschädigt. Denn Chibi-Robo entwickelt nur sehr langsam seinen Reiz. Nimmt man sich den ersten Problemen der Bewohner an und erhält erste Gimmicks, mit denen man in neue Territorien vorstößt, so will man auch unbedingt wissen, wie es weitergeht. Wie wird der Streit zwischen den Eltern ausgehen, was hat es mit dem komischen Piraten und dem mysteriösen Giga-Robo aus dem Keller auf sich und was zum Teufel hat die Eier-Armee im Foyer für eine Mission!? Ein süchtig machendes Spielprinzip ähnlich wie in Metroid Prime. Man findet nach einer Mission einen Schlüssel, der es erlaubt in einen Bereich vorzustoßen, der wiederum neue Missionen und Schlüssel beinhaltet. Man ist insgesamt für rund 15 Stunden eigentlich sehr gut beschäftigt. Wer auf Spiele der etwas anderen Art steht und etwas Geduld beim Einspielen mitbringt ist eigentlich sehr gut aufgehoben.
Positiv:
+ sympathische und verrückte Charaktere
+ ungewöhnliches Spielprinzip und Aufgaben
Negativ:
- entwickelt nur langsam seinen Spielspass
- technischer Durchschnitt
- nerviges Akkusystem
- dank Tag und Nachtwechsel bleibt nicht viel Zeit (zu Beginn des Spiels)