Aufgemerkt: Dieses Review stammt aus der Feder von astrogirl
[u]Ein Spiel wie eine Jeanette Biedermann Single [/u]
Zum dritten Mal schickt Namco einen Videospielhelden der allerersten Stunde in die dritte Dimension. Pac Man World 3 erscheint für Xbox, Gamecube, PS2 und PSP und Nintendo DS. Die Versionen der Heimkonsolen unterscheiden sich nur marginal.
[u]Was ins Auge sticht[/u]
Und wie es sich für einen typischen Multiplattformtitel gehört, scheinen die Entwickler keinen Gedanken an Optimierung zu verschwenden. Pacman World 3 sieht tatsächlich teilweise schlechter aus als ein Playstation 2 Spiel der ersten Generation. Die Texturen matschig und eintönig, teilweise gibt es nackte geshadete Objekte ohne eine Textur.
[u]Die Story[/u]
Auch hier wird Pacman World 3 keinen Oscar bekommen. Die Story wabert um den 25. Geburtstag Pacmans, an dem er in eine Parallelwelt gezogen wird, in dem ein gespenstischer Freund in Schwierigkeiten steckt. Denn die bösen Geister kommen in Pacmans normale Welt und wollen da... irgendwas Böses tun. Pacman muss also losziehen und vier gefangene Geister befreien. Die Geschichte wird im unfreiwillig komischen bis hirnerweichend zähen Intro erzählt, bei der man den Entwicklern auf Knien dankt, daß endlich das normale Spiel beginnt.
[u]Das Gameplay[/u]
Doch zu früh gefreut. Sobald man mit dem Joypad die Kontrolle über Pacman erhält, beschleicht einen das Gefühl, um genau diese betrogen worden zu sein.
Die Steuerung ist schwammig und ungenau. Offenbar wollten die Entwickler Pacmans dekadenlangen Pillenkonsum Rechnung tragen und eine fortschreitende Hirnzersetzung penibel einarbeiten. Das ist wenigstens gelungen. Danke, Jungs!
Die Gegner sind nicht gerade mannigfaltig und wiederholen sich schon im ersten Level bis zum Kollaps.
Interessant ist beim ganzen Spiel das ambivalente Gefühl, das man jedes mal hat, wenn ein Jeanette Biedermann Lied im Radio dudelt. Da denkt man auch: Das nehm ich dir nicht ab und vor allem: Den Song habe ich doch schon mal irgendwo gehört...
Bei Pacman World 3 klingt zwar nicht wie ein Modepüppchen, das einen auf AC/DC machen will und den Härtegrad von Roxette nicht übersteigt, aber bedient sich gnadenlos bei den aktuellen 3D Plattformern.
Gleich im ersten Level dachten wir, in einer unfertigen Version von Ratchett & Clank gelandet zu sein. Dann ein bisschen Prince of Persia Wand und Stangengehopse, ein paar Roboter und die Bumper aus Sonic Adventure, ein Schuss Jak & Daxter gepaart mit einer Möchtegern Mario Sunshine Optik.
Allerdings kommt dieses Machwerk in keinem Level an eines seiner Vorbilder heran.
Welch Erlösung, als gegen Ende des ersten Levels eines der Classic Stages kommt.
Hier sieht man ein Spielbrett von oben und muss sich wie vor 25 Jahren durch ein Labyrinth voller Pillen fressen. Die klassische Spielmechanik.
Umso größer die Enttäuschung, wenn es wieder in die eintönige 3D Welt zurückgeht.
Der Schwierigkeitsgrad ist zudem eine Frechheit. Wenn man sich die hakelige Steuerung gewöhnt hat und nicht gerade dank der unfairen Kamera mitten in einen Lavasee springt, kann jeder halbwegs geübter Gamer das Spiel ohne Probleme meistern.
[u]Fazit[/u]
Ja, was soll man zu so einem Spiel abschliessend schreiben? Wer soll es bloß spielen? Was hat sich Namco gedacht, als dieses Spiel am Reißbrett entworfen wurde?
Die älteren Semester, die Pacman von früher kennen, werden vom nicht vorhandenen Schwierigkeitsgrad, der lieblosen Optik, und dem kindischen Inhalt abgestoßen.
Jüngere Spieler werden sich wundern, daß eine schlichte Kugel ohne nennenswerte Charaktereigenschaften zum Helden berufen wird und werden sowieso eher zu hochqualitativen Plattformern verschiedener Coleur greifen.
Nun, möglicherweise spekulierte Namco auf einen ähnlich langen und intensiven Pillengenuss auf Seiten der Käufer. Anders lässt sich ein solches Produkt nämlich kaum ertragen.
Um noch einen versöhnlichen Satz am Schluß zu bringen: Pacman World 3 ist nicht das schlechteste Spiel, das je erschien. Aber es gibt in diesem Genre so überragend gute Titel (mittlerweile sogar schon zum Budgetpreis), daß ein in allen Punkten mittelmässiges Spiel einfach so sehr auffällt wie ein Glühwürmchen vor einem Stadionscheinwerfer.