[u]"Gandalf auf B3, Legolas zieht auf E6"[/u]
Strategie Spiele sind nicht jedermanns Sache, folglich sind auch Wertung und Testbericht mit Vorsicht zu genießen. Denn hier geht es rundenbasierend zur Sache, ohne das man selber kämpfen oder zaubern kann. Auch muss man eher nachdenken, Situationen einschätzen und taktieren, als das man Herr der Ringe inspirierte Action geliefert bekommt.
Wer das beachtet, der hat mit der UMD nichts falsch gemacht, Herr der Ringe ist ein aktzeptables Lizenzspiel, welches vor allem Einsteigern in das Genre gefallen dürfte. Denn Vollblutprofis wird es zu simpel und oberflächlich erscheinen. In dem technisch mittelprächtigen Spiel könnt ihr sowohl die Böse, als auch die Gute Seite spielen und bekommt zudem noch jede Menge Filmschnipsel. Doch es ist nicht alles Gold was glänzt, lest also jetzt, was EA verbockt hat.
[u]Handlung_[/u]
Wer die drei Filme gesehen hat, der wird haargenau verstehen worum es geht
Wäre jetzt etwas zu komplex euch die Handlung darzubringen. Wichtiger ist aber: Leute die die Filme nicht kennen, werden aller Wahrscheinlichkeit nach ein Verständnis Problem haben, da recht zusammenhangslos zwischen den Schauplätzen gewechselt wird. Dennoch, wer auf Fantasy steht, der mag auch das hier. Und da ja eigentlich jeder die Filme kennt, vor allem wir Zocker, sollte eigentlich niemand ein Problem haben, erneut zu erleben, wie die Gemeinschaft in den letzten Krieg gegen Sauron zieht.
[u]Optik_[/u]
Die Grafik hinterlässt bei uns gemischte Gefühle, denn während einige Dinge toll umgesetzt wurden, rauft man sich bei anderen die Haare.
Ganz besonders auffällig und leider auch sehr störend, ist das miserable Clipping. Egal in welchem Level und um welche Objekte es sich handelt, ständig verschwinden Gelenke, komplette Charaktere oder andere Dinge in Böden und Wänden. Das Spiel kann die Höhenunterschiede absolut nicht verarbeiten und auch wenn sich die geschlachteten Gegner direkt in Luft auflösen, müssen sie vorher nicht im Boden verschwinden! Hinzu kommt starkes Kantenflimmern, das sich vor allem in weiter entfernten Kameraperspektiven bemerkbar macht.
Auch stört die durchwachsene Qualität der Texturen: Während einige Böden und Wände recht detailliert wirken, gibt es immer wieder extrem karge Abschnitte und sehr matschige, einfarbige Flächen. Das sieht nicht schön aus und weil die Kamera ab und an sehr nah ranzoomt, geht einiges an Atmosphäre verloren. Auch die Animationspalette krankt an Abwechslungarmut. Zwar bewegen sich die Figuren im Kampf recht flüssig und eigentlich ganz ansehnlich, da man sich aber mit wenigen Animationen zufrieden geben muss, vergeht die Freudenstimmung recht schnell. Die Spitze des Eisbergs sind wirre Kamerawinkel, bei denen man nichts sieht ausser einer Wand. Das passiert während den Kämpfen, wodurch ihr zwar keinen Nachteil habt, aber dennoch nichts seht.
Jaja, wir wissen, das alles klingt fürchterlich vernichtend. Aber das Strategiespiel sieht insgesamt trotzdem ganz ansehnlich aus. Besonders hervorzuheben wären da die detaillierten Charaktere, die den Originalen fast in nichts nachstehen. Auch die Level können weitestgehend überzeugen. Sofern vorhanden, machen die Details und Hintergründe eine stimmige Figur und man erkennt alle Schauplätze des Films wieder. Wo wird grad bei Film sind: Das Spiel ist gespickt von Ausschnitten aus den drei Herr der Ringe Teilen. Fast jedes Level bekommt ein Intro, das direkt aus dem Film stammt.
Die Atmosphäre könnte also besser nicht sein, viel verfliegt jedoch wenn die Filmchen zu Ende sind und man vor dem nüchternen Kampfbildschirm steht. Leider sind die Schauplätze nämlich sehr steril, leer und nur mit wenigen Figuren gespickt. Es liegt leider in der Natur des Strategiespiels eher zweckmäßig auszusehen, aber da wäre wirklich mehr drin gewesen.
Die Taktiken sind also ein eher durchschnittliches Spiel ohne große Highlights und mit faden Effekten etc., die nur stellenweise durch gute Wiedererkennung, also Atmosphäre, punkten können. Schlecht siehts nicht aus - gut aber auch nicht.
[u]Akustik_[/u]
In den Menüs gibt es tolle orchestralische Musik, die entweder direkt aus dem Film stammt, oder dem aber sehr nah kommt. Das schafft schon vor Spielbeginn eine tolle Atmosphäre. Auch im Spiel selbst bleibt der Soundtrack recht episch, geht aber im Schlachtengetümmel unter. Die Stücke sind qualitativ und passen sehr gut ins Spiel, dudeln aber zu dezent im Hintergrund. Ausserdem gibt es leider zu wenig Abwechslung. Schade, da hat man schon mal echt schöne Musik, selbige geht aber unter.
Sprachausgabe gibt es nur in den Filmsequenzen, diese tönt auch klar und deutlich aus der PSP, was sehr viel Freude macht. Im Spiel gibt es nur Kampfschreie. Denen mangelt es leider ebenfalls als Abwechslung und Vielfalt, ansonsten gibts nichts zu meckern. Genau wie bei den Effekten, denn egal ob ihr nun zaubert, herumlauft oder die Schwerter sprechen lasst, alles klingt genau so wie es klingen soll.
Leider wirkt alles dennoch irgendwie recht oberflächlich und leicht distanziert. Bögen klingen immer gleich und manchmal hat man das Gefühl, dass es sich zu eindimensional anhört. So schafft HdR Taktiken es leider nicht, die geniale Filmatmosphäre auch wirklich ins Spiel zu bringen, auch wenn die Zutaten dafür eigentlich vorhanden waren. Insgesamt ist die Soundkulisse also wie die Grafik - jenseits von Gut und Böse.
[u]Ladezeiten_[/u]
Vor jedem Kampf betrachtet man für einige Sekunden den Ladescreen. Kein Problem also, was wir uns hingegen gewünscht hätten, ist eine Auto Save Option. Das Spiel lädt und speichert insgesamt recht zügig, nur ab und an kommt es auch während der Kämpfe vor, dass die PSP zwei oder drei Sekunden braucht um die CPU ziehen zu lassen.
[u]Extras_[/u]
Hier herrscht Ebbe...
[u]Suchtfaktor & Spielgefühl_[/u]
Strategiespiele sind nicht allzuhäufig anzutreffen. Sicher, auf den heimischen PCs halten die Echtzeit Vertreter die Fahne hoch, aber für Konsoleros herrscht nicht gerade Überfüllung auf dem Markt. Mit einer starken Lizenz im Rücken schickt EA nun einen Vertreter ins Rennen, der insgesamt einen durchaus aktzeptablen Eindruck in der Redaktion hinterlassen hat.
Zunächst mal wollen wir die Zielgruppe definieren, denn HdR Taktiken ist ein eher seichter Vertreter des Genres. Ihr habt nicht unzählige Möglichkeiten oder Items und dank den 3 Schwierigkeitsgraden kommen auch Einsteiger gut voran. Jedenfalls schneidet EA hier viele Dinge nur an, die man z.B. bei Fernost Strategiespielen sehr viel verästelter, vielfältiger oder detaillierter bekommt. Für Leute die sich nicht oft mit solchen Taktikspielen befassen sicherlich sinnvoll, Hardcore Strategen dürfte das hier aber ein wenig zu oberflächlich sein. Da wäre zum Beispiel das Shop System, was einfach auf ein fades Menü beschnitten wurde, indem man nur wenige Dinge verbessern und einkaufen kann. Hat leider wenig Flair. Das Geld für die Upgrades verdient man übrigens durch Kämpfe.
Die Charakterentwicklung geht automatisch von statten und wird von euch eigentlich nicht beeinflusst. Immerhin gibt euch das Spiel vor, wann ihr mit wem in die Schlacht ziehen müsst. Auch das ist also ein wenig zu simpel geraten, Rüstungen oder neue Waffen gibt es gar nicht.
Vor jedem Kampf bekommt ihr eine kurze Info, welche von euren Hauptfiguren daran teilnimmt und wer euch gegenüber steht. Dann lädt das Kapitel und eine kleine Kamerafahrt zeigt euch das Schlachtfeld. Das ist anfangs immer etwas unübersichtlich, dank Radar und frei schwenkbarer Kamera hat man sich aber nach einer Minute darauf eingestellt und kann nun mit seinen Figuren ziehen. Die haben alle eine unterschiedliche Reichweite und sollten von euch weise platziert werden. Feinheiten gibt es hier aber kaum. Klar, Bogenschützen sollten höher stehen um besser zu treffen, aber andere strategische Finessen gibt es eigentlich nicht. Ein Raster hilft euch übrigens beim positionieren. Ist das Geschehen, seht ihr, wie sich eure Helden und deren Gegner in Bewegung setzten. Jetzt kommt die Kampfphase: Erst jetzt legt ihr fest wer wen attackiert, was recht simpel geraten ist. Die meisten Charaktere unterstützen Fernangriffe, die ihr so auf fast jedes beliebige Ziel richtet. Habt ihr den Widersacher direkt gegenüber richten eure Attacken natürlich mehr Schaden an. Auch legt ihr jetzt fest, ob Tränke oder Zauber benutzt, bzw. angewandt werden sollen. Per Knopfdruck wird das Ganze beendet und ihr seht zu ob sich eure Entscheidungen gelohnt haben.
Rundenbasierende Spiele sind ja nicht für jeden geeignet, durch die zwei getrennten Phasen wirkt HdR Taktiken sogar noch ein wenig steifer. Aber das ist an sich kein Problem, viel schlimmer ist, dass es in den Kämpfen kaum Abwechslung gibt. Da eure Zauber sehr berenzt und unspektakulär sind, beruft man sich fast immer nur auf normale Angriffe. Das wird schnell zur Routine: Man rückt vor, wählt einen Gegner an, nutzt die Verstärkung um von einer anderen Ecke einzufallen und hat irgendwann alle Gegner beseitigt. Zudem wirkt vieles sehr willkürlich: Ob der Feind jetzt blockt oder ausweicht oder ob man selbst vielleicht mal einen Konter startet wirkt so simpel, als ob selbst das Spiel nicht wüsste, wann es was tun will. Jedenfalls fehlt einfach der spielerische Tiefgang. So ist der von euch gewählte Schwierigkeitsgrad entscheidend, denn er entscheidet obs ein Kinderspiel wird oder ob man sogar ein wenig Glück braucht. Denn es kann schon mal vorkommen, dass 4 Attacken hintereinander ins Leere gehen
EA hat ab und an bestimmte Missionsziele eingebaut, was uns sehr gut gefallen hat. Da muss man dann den Balrog aufhalten, auf seine Flaggen aufpassen oder mit Frodo aus einem Ork verseuchten Gemäuer fliehen. Diese Level bringen Abwechslung mit rein und unterhalten ausgezeichnet. Überhaupt hat das Spiel einen gewissen Charme, eben weil es so simpel ist, der euch die PSP anfangs sehr häufig in die Hand nehmen lässt. Vor allem die ersten Matches machen sehr viel Spaß - schade, dass alles so limitiert ist. Nach knapp 11 Stunden ist das Spiel mit beiden Parteien beendet, auch hier ist man von Fernost Vertretern wesentlich mehr gewohnt.
Unser Fazit ist also klar: Wir haben ein wirklich durchschnittliches Spiel vor uns, was vielen eine gute Einleitung ins Strategiegenre sein könnte. Man kann wirklich Spaß mit dem Game haben, merkt beim spielen aber ebenfalls, dass die Taktiken kein Meisterwerk sein.
[u]Mehrspieler_[/u]
Wer im Schwimmbad nicht allein seine Zeit verplämpern will oder eine lange Zugfahrt mit Freunden überbrücken muss, der macht sich die WiFi Fähigkeiten der PSP zu nutze und zockt gegen einen Freund. Das ist im Endeffekt genau wie der Singleplayer, nur das ihr diesmal eine menschliche KI gegenüber habt. Die Wartezeiten während der andere zieht können mitunter ein wenig nerven, ansonsten bietet der 2 Spieler Modus durchaus spannende Schlachten!
[u]Unterwegs_[/u]
Für Bus und Bahn eignet sich dieses Spiel absolut hervorragend. Zwar sollte man sich in den höheren Schwierigkeitsgraden nicht allzu sehr von seiner Umwelt ablenken lassen, ansonsten kann man sich mit dem Strategiespiel herrlich entspannen, ablenken und unterhalten. Speichern ist auch während der Kämpfe möglich und da alles rundenbasierend abläuft, kann man auch mal zwei Minuten nicht auf den Schirm starren.