Fahrenheit - Review

Fahrenheit

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Review
XBOX
20
[u]"Popcorn? Klar! Coke? Klar! Okay, dann starte den Film..."[/u]
 
Quantic Dream lädt euch zu Fahrenheit ein, einem Spiel, dass anders sein soll und sich selbst "Interactive Movie" nennt... zumindest laut Chef Entwickler David Cage. Man nimmt also alle positiven Eigenschaften eines Films und kombiniert es mit spielerischen Elementen so, dass der geneigte Zocker quasi einen Film spielt. Dieses Konzept geht mit seinem ersten Genrevertreter aber nur teilweise auf. Grandios ist definitiv die Hintergrundgeschichte und die Tatsache, dass man sein Vorankommen selber bestimmt. Weniger gefallen hat uns die schlampige Optik, die wirklich nicht mehr zeitgemäß wirkt. Die tiefgründigen Charaktere können insgesamt auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Fahrenheit in wesentlichen spielerischen Elementen versagt (Kamera) und zeitweise zu einem Reaktionstest verkommt. Dennoch, die Ansätze sind da, Fahrenheit macht Spaß und wir hoffen, dass andere Spielschmieden von Quantic Dream lernen.
 
 
[u]Geschichte:[/u]
 
Um als "Spiel Film" ernst genommen zu werden, braucht es natürlich eine ausgefeilte und spannende Hintergrundgeschichte. Und nach mehrmaligem Durchzocken können wir euch sagen: Quantic Dream hat diese Aufgabe mit bravur gemeistert. Fahrenheit erzählt euch von Lucas Kane, einem mutmaßlichen Mörder, der versucht herauszufinden, warum er einen ihm unbekannten Mann getötet hat. Für einen Film ein scheinbar recht simpler Plot und nichts wirklich neues, ist es als Spiel doch nicht alltäglich sich mit einem Kriminalfall zu beschäftigen. Doch der Clou bei Fahrenheit ist nicht die Thematik allein, sondern der simple Fakt, dass ihr keinen Protagonisten habt. Denn hier glänzt Quantic Dream mit einem innovativen Geniestreich: Ihr spielt Jäger und Gejagten, schlüpft also nicht nur in die Rolle von Kane, sondern auch in die der Ermittler. Klingt seltsam, eröffnet euch aber völlig neue Möglichkeiten und ein komplett neues Spielgefühl. Aber das Prinzip geht noch weiter: Wem helft ihr mehr? Kane oder den Ermittlern?
Ja, was die Story betrifft, so können wir echt nur unseren Hut ziehen, wenn man sich ans Spiel zurückerinnert, glaubt man in der Tat einen Film gesehen zu haben. Allerdings einen Film, den man selber mitschreibt. Denn durch eure Entscheidungen ändert sich der Handlungsverlauf spürbar und geht sogar soweit, es vorzeitig zu beenden. Zwar läuft es stets auf dasselbe hinaus, wie ihr euern Weg dahin bestreitet, ist aber euch überlassen. Spannend und atmosphäisch ist es aber allemal, eben wie in einem richtigen Film...
 
[u]Optik:[/u]
 
Wie zerstört man ein Spiel, mit einer Atmosphäre so dicht wie im Film? Richtig, man spendiert ihm eine altbackene Optik, die fern ab ist, von der Leistungsfähigkeit der heutigen Konsolen und Realismus recht klein schreibt. Ja, richtig gelesen, Quantic Dream hats bei der Grafik ordentlich vermasselt und das sonst so atmosphärische Spiel leidet ein wenig unter der Optik:
 
Und das hat leider viele Ursachen. Obwohl das Spiel stets flüssig läuft und für die Kämpfe Motion Capturing verwendet wurde, leiden die normalen Handlungen. Die Figuren laufen wie Puppen durch die Gegend und die Bewegungsabläufe wirken steif und unbeholfen. Die gut aussehenden Kämpfe laufen meist im Hintergrund, ohne euer zutun ab. Doch auch den Umgebungen fehlt es an Qualität. Durch richtige Farbgebung, schöne Kameraperspektiven und das verschneite New York wirken die Schauplätze zwar alle sehr stimmig und strahlen eine Menge Atmosphäre aus, Texturtechnisch versagen sie aber. Wände und Böden sind grob und undetailliert, meist sehr kantig und sehen definitiv nicht so aus, als gehörten sie ins Jahr 2005. Auch sind viele Objekte seltsam proportioniert, wirken fehl am Platz oder leblos. Auffällig ist ebenfalls, dass egal ob die Figuren nun was greifen, sich umziehen oder sich küssen, nie wirklich ein Kontakt zwischen ihnen und dem anderen Objekt besteht. Wenn Carla den Wein eingießt, sieht das aus, wir in Spielen die es vor laaanger Zeit zu kaufen gab. Und so geht es bei Fahrenheit weiter, die Grafik spielt nicht so recht mit, schafft es ab und an nicht, den gewünschten Grad an Realität zu vermitteln, vieles ist dazu einfach zu schlecht oder undetailliert modelliert.
Dennoch fühlt ihr euch auf dem Friedhof genau wie auf einem Friedhof und in der Polizeiwache genau so wie auf einer Polizeiwache. Nette Filter (Kindheit) gibt es ausserdem, wobei die Effektkulisse insgesamt absolut nicht begeistern kann. Zu wenig Highlights und die Sachen die da sind, wurden eher stümperhaft umgesetzt. Und auch wenn die Optik ein großer Schwachpunkt des Action Adventures ist, stört es euch nach kurzer Spielzeit nicht mehr, denn dann seid ihr bereits drin in der Welt von Fahrenheit.
 
 
[u]Akustik:[/u]
 
Die Synchronsprecher bei Fahrenheit hinterlassen bei uns gemischte Gefühle. Vorab, die Sprachausgabe ist ein wichtiger Bestandteil des Spiels, komplett ins deutsche übersetzt und sehr umfangreich. Nun ist es leider so, dass nicht jeder Figur die volle Konzentration gewidmet wurde, einige Charaktere sind nicht sehr qualitativ vertont worden und wirken überzogen oder aufgesetzt. Auch die Hauptfiguren überzeugen nicht in jedem Dialog, dafür sind die Stimmen sehr passend ausgewählt und nach wenigen Spielminuten versprühen sie Sympathie. Wirklich wie ein Film wirkt es allerdings trotz allem bemühen nicht, da kann Quantic Dream noch optimieren.
Die musikalische Untermalung ist hingegen äußerst gut gelungen, die langsam, klassisch wirkenden Themen bringen enorm viel Atmosphäre rüber, erinnern ein wenig an Max Payne 2 und müssen sich nur einer Kritk beugen: Abwechslung. Leider gibt es nämlich einige Stücke, auf die ihr mehrfach im Spiel trefft und dann recht schnell sehr gut kennt. Andererseits gibt es viele Facetten in Fahrenheit, neben diesen klassischen Passagen gibt es treibende Abschnitte oder begleitende Rockmusik, vornehmlich aus Stereoanlagen.
 
Die Effekte wirken stellenweise ein wenig flach und unvoluminös, passen aber stets zur restlichen Kulisse und sind alles in allem durchschnittlich Umgesetzt worden. Genauso wie die Surroundabmischung die uns nicht wirklich vom Hocker gehauen hat. Insgesamt ist Fahrenheit, schon sehr attraktiv für die Ohren und verbreitet sehr sehr viel gute Atmosphäre. Schade das es mit den genannten Unpässlichkeiten zu kämpfen hat und stellenweise etwas schwach auf der Brust klingt, ansonsten nämlich wirklich zu empfehlen.
 
[u]Ladezeiten:[/u]
 
Man wird nicht selten mal von einem Ladescreen überrascht, der in "Interactive Movies" natürlich eher die Seltenheit sein sollte. Als störend haben wir das Ganze jedoch nicht empfunden.
 
[u]Extras:[/u]
 
Die Extras und Boni sind allesamt nicht wirklich herausragend, machen bei Fahrenheit aber dennoch mehr Spaß als bei anderen Spielen. Wer genug Bonuskarten eingesammelt hat, kann sich ein rasantes Making Of anschauen, bestimmte Passagen nochmal zocken oder sich bei einem erotischen Tanz verführen lassen Soundtracks und Artworks gibts obendrein, wir sind also zufrieden!
 
[u]Suchtfaktor & Spielgefühl:[/u]
 
Fahreinheit beginnt mit einem witzigen Tutorial, bei dem ihr mit den Grundzügen der Steuerung vertraut gemacht werdet. Diese entspricht nicht dem gängigen Action Adventure, will innovativ wirken und bringt euch so dazu, die Bewegungen der Figuren mit dem rechten Stick nachzuahmen. Türen öffnet man also mit einer Bewegung nach vorn, genauso wie Schränke etc. Auch klettern wirkt im ersten Moment ein wenig absurd, ihr müsst Viertelkreise ziehen. Im Spiel selbst stört es aber nicht, im Gegenteil, wirkt wirklich leicht erfrischend!
Auch in anderen Belangen versucht Quantic Dream uns Neuerungen zu spendieren, ob das klappt lest ihr jetzt:
 
Die größte Neuerung, die sehr viel dazu beiträgt das sich das Action Adventure wie ein Film spielt, ist die Tatsache, dass es keine Hauptfigur gibt. Nein, ihr übernehmt die Kontrolle von mehreren Figuren, was nicht aufgesetzt oder fehl am Platz wirkt, sondern euch neue Perspektiven ermöglicht, ein neues Spielgefühl schafft und das Spiel so mehr als genial vorantreibt. Denn ihr seid Mörder und Polizist zugleich. Dieser Geniestreich bringt euch mitunter in die Zwickmühle: Den Tatort den ihr mit Lucas verlasst, müsst ihr mit Carla später untersuchen. Quantic Dream hat es in vielen Situationen verstanden, euch absolut brillant unter Druck zu setzen! Wir waren jedenfalls begeistert!
Um einem Film näher zu kommen, also nicht so vorhersehbar zu sein, überlässt euch Fahrenheit viele Freiheiten. So habt ihr in Dialogen stets die Möglichkeit das Gespäch zu lenken und euch selber für eine Antwort zu entscheiden. Was bei Spielen wie Jade Empire langsam und sehr durchschaubar funktioniert, wird bei Fahrenheit auf ein neues Level gehoben. In bestimmten Situationen seht ihr oben 4 Antwortmöglichkeiten eingeblendet und müsst euch unter Zeitdruck entscheiden, was ihr denn nun wählt. Diese Antworten sind nur mit einem Schlüsselwort markiert, der Zufall spielt also stellenweise schon mit. Ausserdem haben jene Antworten teils drastische Auswirkungen auf den Plot. Wie begegnet man der Ex Freundin, was erzählt man dem Bruder und wie unterhält man sich mit Polizisten ohne Verdacht zu schöpfen? In der Haut von Tylor und Carla habt ihr hingegen andere Prioritäten, z.B. Zeugen ausquetschen. Quantic Dream ist dieses Feature sehr sehr gut gelungen, oft ärgert man sich, weil man sich lieber doch anders entschieden hätte, meist schaut man aber gebannt zu, wie sich das Gespräch entwickelt. Ab und an kommt es leider auch vor, dass man sich ausversehen für etwas falsches entscheidet, weil das Schlüsselwort einen in die Irre führt.
 
 
Weg vom Gespräch, her mit der Action: Anstatt euch jedoch eine Waffe in die Hand zu drücken und wild fuchtelnd auf die Menschheit loszulassen, erlebt ihr die Kämpfe und Actionsequenzen eher passiv. Im Hintergrund passieren meist opulente Dinge, wie von Matrix inspirierte Kämpfe oder mehr als riskante Ausweichmanöver. "Auf die Plätze" heißt der Spruch den ihr nun auf dem Schirm lest und mit beiden Sticks müsst ihr nun die richtige Tastenkombination nachdrücken. Das verlangt stellenweise eine gute Koordination, wer sich vom Hintergrund ablenken lässt, neigt dazu, zu verlieren. Jedenfalls drückt ihr fleissig die Ministicks und beobachtet dabei, was der Protagonist daraus macht. An die guten alten Zeiten fühlt man sich erinnert, wenn man im schnellen Wechsel die Schultertasten drücken muss, um Ausdaueraufgaben zu bewältigen. Euer Können bestimmt hierbei den Erfolg.
 
Ansonsten schleicht ihr mit einer cineastischen Kamera durch die Gegend, untersucht viele Objekte, interagiert aber auch mit ihnen. In eurer Wohnung könnt ihr duschen, den PC benutzen, euch aber auch was zu essen machen oder Gitarre spielen. Alles sehr realistisch, vor allem, da sich solche Aktionen auf euren Gemütszustand auswirken. Der wird von euren Handlungen und der jeweiligen Situation stark beeinflusst und schwankt von "neutral" bis "nervös" und "völlig fertig". Trifft letzteres ein, begeht Lucas Kane bisweilen sogar Selbsmord! Bei den Ermittlern müsst ihr in selbigen ruhigen Passagen Dinge untersuchen, kombinieren oder als Tylor eure Freundin besänftigen. Zum Abschluss dieses Absatzes noch ein kurzes Wort zur Kamera: Sie ist grauenhaft. Was sich die Qualitätskontrolle dabei gedacht hat? Ab und an bekommt man mal ein paar nette Blickwinkel spendiert, aber in egal wo man sich bei Fahrenheit aufhält, ständig läuft man gegen Wände, ins Leere oder hat absolut keine Ahnung wo man gerade ist. Die Kamera gestaltet es extrem unübersichtlich und raubt euch echt ein paar Nerven. Hinzu kommt die Standard Steuerung. Anfangs haben wir ja bereits erwähnt, dass Quantic Dream euch etwas neues bieten will, also mit den Sticks Bewegungen nachahmen lässt. Das klappt auch. Was hingegen nicht klappt ist die normale Fortbewegung und die Kollisionsabfrage bei Objekten. Beides Dinge, die in Kombination mit der Kamera für Frustmomente sorgen.
Apropos Frustmomente, ihr werdet im Spiel auch in die Haut des jungen Lucas Kane schlüpfen der als Kind herumstolziert. Diese Abschnitte grenzen an unfairness und spielen sich unausgegoren, langweilig und ganz ganz mies... Sagt also nicht, wir hätten euch nicht gewarnt! Beim Umfang scheiden sich die Geister. Nach guten 8 Stunden hat man Fahrenheit bewältigt, steigt aber sicherlich nochmal in drei oder vier Stellen des Spiels ein und guckt, was gewesen wäre wenn. Denn die Entscheidungsfreiheit ist interessant und man will wissen was passiert wäre, wenn man sich nun anders entschieden hätte. Wenn wir ein Fazit ziehen müssen, dann jenes, dass Fahrenheit in eine neue Kerbe einschlägt, die sich viele Entwickler zum Vorbild nehmen sollten. Charaktere, Plot und Atmosphäre sind fast wie im Film, hinzu kommt Interaktion und viel Freiheit in den Dialogen. Das steigert Spielspaß und Atmosphäre. Schade, dass es stellenweise zum Reaktionstest verkommt, die Optik nicht mitspielt und es auch ansonsten nicht ganz Mängelfrei ist.
 
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VOID

Fazit

Pro
 
Contra
 
shadowman
Ich finde Fahrenheit schon sehr gelungen: Echt tolle Ansätze mit dabei, nackte Haut ist sowieso immer gut und wenn da nur noch ein bisschen optimiert worden wäre, hätten wir gerne mehr %e vergeben! So gibt es aber doch einige Dinge, die einem die Haare ergrauen lassen.
Dennoch, sollte man mal gezockt haben!

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