[u]"Schatz, hol doch mal die Peitsche!"[/u]
Nein, die Peitsche könnt ihr diesmal stecken lassen, bzw. müsst sie stecken lassen, denn bei Dawn of Sorrow dürft ihr eure Gegner nicht mit dem kraftvollen Lederriemen vernichten. Doch ansonsten bleibt Castlevania seinen Wurzeln treu und vergisst damit zwar jegliche Innovation oder technische Weiterentwicklung, macht auf spielerischer Ebene aber alles richtig. Dawn of Sorrow ist wohl eines der best spielbaren 2D Abenteuer die es jemals gab und fasziniert mit toller Atmosphäre, simplem aber doch fordernden Spielspaß, jeder Menge Feindvolk und gradliniger Action. Wer also auf die gute alte Peitsche verzichten kann, kommt um dieses Jump n Fight nicht herum!
[u]Geschichte:[/u]
Soma wurde ein schreckliches Schicksal zuteil: In dem smarten jungen Mann schlummert nämlich die Seele Draculas, die ihm zwar neue Fähigkeiten zu Teil werden lässt, ihn aber auch unaufhörlich zur dunklen Seite zieht. Doch Somas starker Wille hielt ihn bis dato davon ab, dem Bösen zu dienen. Das jedoch schläft nie und versucht Dracula unter allen Umständen wiederzuerwecken.
Die Story ist im Spiel nur ein dünner roter Faden, ab und an liest man ein paar Dialoge, selten trifft man mal auf ein paar Figuren. Das Ende ist ohnehin etwas merkwürdig (siehe Extras), ansonsten ist die Story nur fades Beiwerk, die Charaktere hingegen wissen zu gefallen!
[u]Optik:[/u]
Lasst im Hauptmenü unbedingt mal die Finger vom Touchscreen und begutachtet das tolle Intro im Animestil. Macht nämlich einiges her, ausserdem sehen so auch die Figuren im Spiel aus. Das macht sich aber nur bei den Sprechblasen bemerkbar, die sind nämlich mit den Köpfen der Charaktere "verziert".
Leider beeindruckt die Optik ansonsten kaum, hält man den GBA daneben, erkennt man aber keinerlei Unterschied zwischen den Spielen. 3D Effekte sucht man vergebens, dafür bietet Castlevania 2D Deluxe. Flüssig scrollt ihr von links nach rechts, bahnt euch euren Weg nach oben oder nach unten. Die vielfältigen und sehr abwechslungsreichen Gegner haben alle ihre eigene Animationspalette und wissen insgesamt wirklich zu begeistern. Nicht selten nehmen die Viecher große Teile des Bildschirms ein und füllen selbigen dann auch noch mit Effekten. Die Spitze des Eisbergs sind hierbei natürlich die fetten Endbosse, die es zu bekämpfen gibt.
Die Optik ist dank zahlreicher verschiedener Abschnitte im Schloss relativ abwechslungsreich, die Farbpalette ist zwar insgesamt eher düster, aber bei weitem nicht karg. Auch die Hintergründe gehen voll in Ordnung. Die Effekte sind zahlreich, ab und an fallen eure Zauber (oder die der Gegner) auch etwas größer aus, was sich auf dem Bildschirm mit netten Spielereien bemerkbar macht. Jedenfalls kann Dawn of Sorrow auch ohne großes Grafikspektakel punkten - auffällige Licht- oder Spezialeffekte bleiben nämlich aus. Dennoch, die Optik bringt viel Flair und Atmosphäre mit sich und spielt sich einfach herrlich. Wir hoffen zwar, dass Konami uns demnächst wenigstens 3 dimensionale Hintergrundspielereien liefert und eventuell ein paar pompösere Gegner spendiert, aber selbst wenn die Optik wirklich nicht über GBA Verhältnisse herauskommt, hat man Spaß daran. Wer also vor Spielbeginn weiß, dass er keine Grafikperle bekommt, wird sich an der, vor "Retro" nur so sprühenden Optik, erfreuen.
[u]Akustik:[/u]
Wie immer hat jeder Bereich im Schloss einen eigenen Track spendiert bekommen. Dieser tönt auch qualitativ aus den Boxen und weiß dank schönen Melodien zu begeistern, egal ob zuhaus oder unterwegs. Für Abwechslung ist also gesorgt, auch wenn dauerhaftes erkunden von einem bestimmten Teil der Karte nervig werden kann. So wurde uns vor allem der Sound im "Verlorenen Dorf" irgendwann lästig. Insgesamt aber sehr schöne Stücke, die Freude machen!
Sprachausgabe gibt es leider keine, dafür eine große Palette an Effekten. Jeder Gegner stürmt anders auf euch zu, egal ob metallerne Stampfgräusche, lautes stöhnen (die Zombies meinen wir) oder kichernde Kobolde. Hier stimmt alles, wirklich von den Socken gehauen wird man aber nicht. Denn auch hier kann die GBA Fassung durchaus mitziehen. Castlevania wirkt also auch akustisch nicht wirklich so, als spiele man hier auf einem neuen Handheld. Egal, die dichte Atmosphäre weiß trotzdem zu begeistern, Dawn of Sorrow klingt also insgesamt gelungen.
[u]Ladezeiten:[/u]
Vorbildlicherweise gibt es absolut keine Ladezeiten oder störenden Unterbrechungen!
[u]Extras:[/u]
Nun, es gibt mehrere Enden zu erspielen, man kann das Spiel auch mit neuen Figuren (Stichwort: wieder mal die Peitsche) durchzocken. Mehr ist uns allerdings nicht aufgefallen!
[u]Suchtfaktor & Spielgefühl:[/u]
Auf dem GBA flammte die Serie neu auf, auf dem DS wird das Konzept weitergeführt. Und das mit nicht zu geringem Erfolg, obwohl sich das Rezept in all den Jahren kaum verändert hat. Dawn of Sorrow wildert in zweidimensionalen Gefilden und ist ein waschechter Sidescroller, bei dem man sich von links nach rechts (und umgekehrt) bewegt. Die Steuerung funktioniert aufgrund ihrer simplen Belegung fantastisch, lange Einarbeitungszeit ist nicht nötig. Und auch spielerisch gibt sich Castlevania unkompliziert: Mit eurer Waffe schnetzelt ihr euch durch zahlreiche Gegnerhorden und prügelt drauf los was das Zeug hält. Im Spielverlauf erlernt Soma weitere, sehr zahlreiche neue Fähigkeiten, wie den Doppelsprung oder das "unter Wasser" laufen. Das Non Lineare Spiel gibt euch also keinen Weg vor, ohne passende Fähigkeit kommt ihr aber dennoch nicht weiter. Foglich müsst ihr die nächste Schlüsselstelle erreichen, was sich auf dem GBA oft als eher lästige Sucherei entpuppte. Der DS punktet hier mit seinen zwei Bildschirmen, die hilfreiche Karte ist ständig auf dem oberen Screen sichtbar, wer Select drückt bekommt ausserdem einen übersichtlichen Statusbericht eures Helden. Denn Soma bekommt für jeden geschlachteten Gegner Erfahrungspunkte gut geschrieben, wird also stetig stärker, erlangt mehr Intelligenz, Stärke und Verteidigungskraft. Doch Konami schneidet die Charakterentwicklung nicht nur an, sondern ermöglicht euch mit diesem Castlevania weit mehr: Wer nämlich genug Geld sammelt oder aufmerksam jeden kleinen Winkel des Schlosses durchforstet, der findet bald schicke neue Waffen oder schmückende neue Rüstungen. Jedes Kleidungsttück steigert oder verringert eure Attribute, die Waffen hingegen unterscheiden sich in Reichweite, Kraft und Schnelligkeit. Ein gelungenes Upgradesystem sorgt für Freude, so kann man seine Lieblingswaffe problemlos tunen.
Castlevania ist also mehr als ein stumpfer Buttonsmasher, geschickt muss man den verschiedenen Gegnertypen ausweichen und herausfinden, gegen welche Waffe sie besonders empfindlich sind. Erst so kommt ihr unbeschadet davon, denn das Feindvolk ist ebenfalls nicht von schlechten Eltern. Gift spuckende Riesenpflanzen, gigantische wandelnde Baumstämme, Kung Fu kämpfende Dienstmädchen und jede Menge schreckliche Monster- und Gruselwesen stellen sich euch in den Weg. Und das motiviert, auch wenn das Spielprinzip herrlich simpel ist. Wer übrigens fleissig Seelen sammelt, die in unregelmäßigen Abständen freigesetzt werden, kann sich mit den Attributen der Monster schmücken. Bringt Kobolde oder gepanzerte Ritter dazu, euch im Kampf zu unterstützen, schmeisst Sprengstoff oder Äxte durch die Gegend oder verwandelt euch gar in Steingolems und Fledermäuse. Das bringt Abwechslung und Vielfalt ins Spielgeschehen.
Wie schon gesagt, könnte das nach einigen Spielstunden ein wenig abstumpfen. Springen, kämpfen, ausweichen, springen, kämpfen, springen und nochmal kämpfen. Erwartet keine komplexen Spielsituationen und auch keine Rätsel. Viel mehr gilt es, dass Schloss zu erkunden und dabei nicht den Überblick zu verlieren. Klingt jetzt ebenfalls nicht so interessant, aber Castlenavia macht einfach saumäßig viel Spaß! Der simple Charme begeistert und fesselt euch einfach an den DS. Egal ob man jetzt schnell mal ein paar Erfahrungspunkte sammelt oder sich den richtigen Weg sucht, Dawn of Sorrow weiß zu begeistern. Die Atmosphäre stimmt einfach und das macht unheimlich viel Spaß. Damit die Kämpfe auch mal ein wenig an Dramatik zunehmen, gibt es viele Bosskämpfe. Diese, meist bildschirmgroßen Gegner, verlangen euch alles ab, stecken sehr viel ein und benötigen am Ende gar noch ein magisches Siegel. Magisches Siegel? Ja, damit der Touchscreen nicht komplett untergeht, muss man nach jedem Endkampf ein magisches Siegel zeichnen. Ist gar nicht so einfach (vor allem unterwegs), wer versagt muss weiter kämpfen, bis der Endgegner wieder den Geist aufgibt (dauert dann aber nur noch 1/4x so lang).
Castlevania nutzt den Touchscreen kaum, bietet veraltete Technik, keine intelligenten Gegner und keine Rätsel. Wie kann es also sein, dass dieses Spiel dennoch eine so gute Wertung bekommt? Die Antwort ist klar: Es sind die Feinheiten die soviel Freude machen. Das Teleportersystem funktioniert toll, es gibt zahlreiche Speicherpunkte und Dawn of Sorrow bleibt stets fair und ist irgendwie ein sehr spannendes Spiel. Hinzu kommt der Oldschool Charme vergangener Zeiten, das motivierende 2D Ambiente und ein tolles Kampfsystem, bei dem es nie langweilig wird auch wenn man stets die gleichen Knöpfe drückt. Der Umfang ist für ein Handheld Game leicht überm Durchschnitt, 10 bis 12 Stunden eures Lebens kostet euch das Spiel. Zu bemängeln haben wir ansonsten nichts
bis auf die fehlende Peitsche natürlich!
[u]Mehrspieler:[/u]
Die Mehrspieler Modi konnten wir leider nicht selber testen, es gibt aber eine Hand voll kleiner Spielchen die man per WiFi zocken kann. Ein Kartenspiel ähnliches Game bringt die gewonnen Seelen erneut ins Spiel, ausserdem gibt es eine Art Wettrennen durchs Schloss. Ganz faul war Konami also nicht, auch wenn der Multiplayer eher eine Dreingabe ist!
[u]Unterwegs:[/u]
Wer die Karte unterwegs noch gut lesen kann, wird unterwegs viel Spaß mit dem Spiel haben. Endgegner würden wir aufgrund des Stylus nicht gerade empfehlen, aufleveln funktioniert aber auch in Bus und Bahn tadellos. Ansonsten ist Dawn of Sorrow ein durchaus attraktives Spiel um es auf Reisen mitzunehmen, wenn nicht sogar ein Musterbeispiel!