Geist - Review

Geist

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Review
NGC
24
[u]„Ich hab keine Angst vor Gespenstern!“[/u]
 
Ob die Ghostbusters ihrem Motto nach „Geist“ wohl noch treu wären? Denn das Astralwesen ohne Körper treibt mit seiner Umwelt allerlei fiesen Schabernack und jagt den Leuten schamlos Angst ein, um sie dann als Wirt zu missbrauchen. Spielerisch geht Nintendos Ego Shooter also neue Wege, was uns sehr beeindruckt hat, technisch spielt es leider einige Klassen unter den aktuellen First Person Ballereien. Dennoch sollten alle Cube Fans mehr als nur einen Blick riskieren, es ist ein tolles Gefühl herumzuschweben, noch gelungener sind die zahlreichen, sehr merkwürdigen Perspektiven die man im Spiel bekommt. Geist hat neben saftigen Schiessereien auch noch einige Knobeleien auf Lager und ist zwar insgesamt kein Meilenstein, durchaus aber ein ernstzunehmender Titel.
 
 
 
 
[u]Geschichte:[/u]
 
John Raimi ist Wissenschaftler und dringt mit einem Trupp Soldaten in ein Forschungslabor ein, um wichtige Daten zu sammeln. Diese Aktion misslingt jedoch und Raimi selbst wird das neueste Opfer für die Experimente von Volks, Besitzer und Leiter der Volks Corporation. In der Forschungseinrichtung wird der Geist vom Körper getrennt, um eine unsichtbare Armee zu erschaffen, die wichtige Staatsmänner töten soll. Doch John kann entkommen und muss als geisterhaftes Astralwesen nun versuchen, dieses Vorhaben zu stoppen.
Geist legt viel Wert auf die Geschichte. Dicht erzählt lernt ihr viele Personen kennen und dank vielen Schlüsselstellen geht der rote Faden nicht verloren. Das Abenteuer ist durchaus sehr spannend und alles andere als vorhersehbar. Zwar verliert die Inszenierung im Spielverlauf stetig an Atmosphäre, der Ego Shooter weiß dennoch exzellent zu unterhalten.
 
[u]Optik:[/u]
 
Die größte Kritik musste (und muss) Geist leider für seine optische Präsenz einstecken. Und nach ausgiebigem testen ist auch uns klar: Geist spielt definitiv nicht in der Oberklasse. Insgesamt ist die Optik also wirklich nicht Ego Shooter zeitgemäß und weit davon entfernt im Machtkampf des Genres mitzumischen. Während die Xbox sich immer höher schaukelt, scheint man bei N- Space entgegenzuwirken und spendiert Geist eine Grafik, die sich durchaus sehen lassen kann, aber definitiv niemanden ins staunen versetzt.
Das Hauptproblem des Spiels ist allerdings kein Design- oder Texturdefizit, sondern ein ständiges Ruckeln. Sobald man sich schnell dreht oder wild umherschaut gerät das Spiel ins stocken. Unspielbar wird es natürlich zu keiner Zeit, aber es fällt schon negativ auf. Und warum gerade Geist (was ja wie erwähnt nicht das üppigste aller Action Spiele ist) mit diesem Schluckauf zu kämpfen hat, bleibt fraglich. Die Texturen jedenfalls sind es sicher nicht. Zwar gibt es tatsächlich einige Flächen die etwas höher aufgelöst sind, der Effekt hält jedoch nicht an bis man direkt davor steht. So enden die meisten Wanderkundungen also doch mit grobflächigen, eher matschigen Texturen. Selbige wirken stellenweise ein wenig bunt. So haftet an Geist eine etwas seltsame Atmosphäre, da man zwar handelt wie in einem erwachsenen Spiel, viele Abschnitte aber nicht die nötige Authentizität vermitteln können. Die Atmosphäre schwankt also, während es einerseits sehr schicke, stimmige Abschnitte gibt, fehlt es an anderen Stellen einfach an Realismus und Flair.
Das liegt aber nicht nur an den Texturen die qualitativ nicht wirklich begeistern, sondern auch an den Animationen. Das Feindvolk fliegt zwar nach Explosionen gelungen durch die Luft, bewegt sich ansonsten aber nur steif und unauffällig voran. Das Design ist recht langweilig, auch die Monsterbrut macht kaum was her. Licht- oder Partikeleffekte gibt es nur wenige zu bestaunen. Gelungen ist sicherlich der Schweif von Kanonenkugeln, ausserdem macht die „Spektralwelt“ einen gelungenen Eindruck. Mit den kalten Blau Tönen wirkt es schön distanziert und ungemütlich. Wenn wir schon ein Fazit ziehen müssen, dann jenes, dass man wirklich merkt, das Geist keine Grafikgranate ist. Qualitativ spielt das Spiel deutlich unter den Ego Shooter Konkurrenten, dennoch wendet man sich nicht erschrocken ab. Nein, N- Space hat das Spiel nämlich sehr stimmig gestaltet und allein durch die ungewöhnlichen Blickwinkel kommt sehr viel Atmosphäre zu stande. Die ist übrigens ohnehin gelungen!
 
 
 
 
[u]Akustik:[/u]
 
Geister schweben ja eigentlich lautlos durch die Gegend, nur würde das in einem Videospiel ja nicht viel hermachen, lest also nun, wie das Ganze klingt:
Was sofort auffällt, ist die relativ schwache Soundabmischung. Geist klingt nicht sehr voluminös, sondern irgendwie oberflächlich und eindimensional. Selbst mit einem Surround Set angeschlossen, wirkt es relativ schwach auf der Brust und das, obwohl der Bass anständig angesteuert wird. Wirklich schlecht hört es sich selbstverständlich nicht an, aber wenn man zuvor noch eine 5.1 Kulisse auf der Xbox erlebt hat, wirkt es etwas karg.
Die Musik gibt sicher aber reichlich Mühe dieses Defizit auszugleichen, die Tracks sind melodisch und passen ziemlich gut zum Spiel. Einige der Stücke haben sogar „mitsumm“ Ambitionen, leider begegnet man einigen Songs aber nicht nur einmal im Spiel. Das ist ein wenig schade, denn auch wenn sie ebenfalls ein wenig eindimensional klingen, machen die Stück stellenweise wirklich Spaß. Die Sprachausgabe hat auch so ihre Tücken. Denn sobald die Figuren mal wirklich den Mund aufmachen, sitzt man begeistert vor dem TV und lauscht den exzellent vertonten Dialogen. Im Spiel selbst reden die Charaktere aber leider nicht, stattdessen bekommt man ein Wort an den Latz geknallt und muss den Rest lesen. Spricht man also einen Soldaten an, antwortet dieser nur „SIR“, während es unten komplette Sätze zu lesen gibt. Wir wissen nicht was N- Space zu dieser Entscheidung bewogen hat, es verliert aber doch ein gutes Stück an Atmosphäre – vor allem weil die Synchronsprecher an sich ja gute Arbeit geleistet haben…
Die Effektkulisse hat ebenfalls ihre Stärken und Schwächen, ein wenig seltsam klingen die meisten Waffeneffekte nämlich schon. Daran hat man sich aber nach kurzer Zeit gewöhnt und brachial lässt man es krachen. Die restliche Kulisse, also Böden, Umgebungsgeräusche etc. wurde durchschnittlich umgesetzt, wir haben soundtechnisch aber doch einiges mehr von Geist erwartet. Nur wegen der guten Atmosphäre gibt es hier noch genügend Punkte, ansonsten bietet Geist viele Ansätze die man verbessern müsste.
 
[u]Ladezeiten:[/u]
 
Für einen Nintendo Titel hat Geist erstaunlich lange Ladezeiten, unterbrochen wird man also nicht selten und muss sich dann auch noch ein paar Sekündchen gedulden. Gespeichert wird automatisch (und zuverlässig), alles in allem ist Geist in diesem Belang einfach durchschnittlich.
 
[u]Extras:[/u]
 
Uns sind keine Extras aufgefallen.
 
[u]Suchtfaktor & Spielgefühl:[/u]
 
Lässig schlüpft ihr durch den Spalt in der Wand und stellt zu eurer Freude fest, dass ihr euch auf diesem Wege in die Duschkabinen der Damen geschlichen habt. Die fahle, mit viel blau durchzogene Optik wirkt entfernt und kalt. Die beiden duschenden Ladies bewegen sich zudem in Zeitlupe, so dass ihr sie unbemerkt aus allen Winkeln beobachten könnt. Das macht auf Dauer aber nicht viel her, also zwängt ihr euch in den Duschkopf (ab jetzt ist Schluss mit Zeitlupe) und pfuscht an der Wassertemperatur herum. Die verängstige Frau flieht aus der Dusche, ist aber nicht vor weiteren Schockattacken gefeit, bis ihr sie schließlich als Wirt missbrauchen könnt. Das ist Geist; übernehmt die Kontrolle von Laptops, Kränen, Spiegeln, Granaten, Ratten und natürlich andern Menschen. Ein Spiel, dass euch die wohl seltsamsten Perspektiven und Blickwinkel liefert, die es in Videospielen jemals gab.
Denn als Spektralwesen könnt ihr wirklich in die seltsamsten Objekte und Lebewesen schlüpfen, um euch deren Fähigkeiten zu Nutze zu machen. Denn zwar ist man als Geist unverwundbar und schwebt lässig durch die Gegend, Feinde töten und Türen öffnen funktioniert so aber nicht. Also muss man einige Personen so lange erschrecken, bis man in sie eindringen kann und den Wirt so als Schlüssel für Türen oder als Soldat für den Kampfeinsatz missbraucht. Das macht irre viel Spaß, man hat die Umgebung voll unter Kontrolle und es ist ein herrliches Gefühl mal ein Hund oder eine Selbstschussanlage zu sein. Sobald man von einem Menschen Besitz ergreift, erlebt man dessen letzte Erinnerung (nicht immer wohlbemerkt!) und wird fortan ganz anders behandelt.
Man fühlt sich also wirklich wie diejenige Person, hat andere Stärken und Aufgaben und genauso reagiert auch die Umgebung auf einen. So bahnt man sich den Weg in der Ego Perspektive nach vorn, bekommt neben diesem sehr interessanten und gut umgesetzten Feature aber noch zwei andere Hauptaufgaben: Ballern und Rätseln!
Wenn ihr einen Soldaten übernommen habt, bekommt ihr automatischen dessen Waffe und müsst in vielen Passagen auch ordentlich Gebrauch davon machen. Die Steuerung gibt sich hier dezent hakelig und ist wirklich nicht so feinfühlig wie bei Genrekollegen. Das bezieht sich aber nur auf das zielen, ansonsten leistet Geist hier gute Arbeit. Weniger intuitiv sind dagegen die Handgranaten, auch überrascht es, dass euch niemals die Munition ausgeht. Großes Manko bei den Schiesseinlagen ist aber die KI. Die Gegner sind strunzdumm, verfolgen keinerlei Taktik und sind im Grunde einfach nur Kanonenfutter. Schade, dieser Part wird gegen Ende des Spiels nämlich größer und hätte etwas ausgereifter sein müssen. Gelungen ist allerdings die Tatsache, dass man vielen Gefechten entgehen kann. Schlüpft in Selbstschussanlagen und richtet verheerende Blutbäder in den eigenen Reihen der Söldner an oder bringt, bevor ihr einen Raum stürmt, explosive Kisten zur Detonation. Insgesamt spielen sich die Schiesspassagen also durchaus spaßig, auch wenn man merkt, dass alles nicht ausgereift ist.
 
 
Die Rätselpassagen sind da schon besser gelungen. Man muss in vielen Abschnitten erstmal herausfinden was zu tun ist, also die "Zielpersonen" ausfindig machen. Habt ihr diese gefunden, untersucht ihr nun die nähere Umgebung um Objekte ausfindig zu machen, in die ihr hineinschlüpfen könnt. Im Zweifelsfall sind das Lebewesen, aber auch vor fremden Computern, Duschköpfen, Bettlaken oder Getränkeautomaten macht ihr nicht halt. Einmal in ein Objekt eingedrungen, könnt ihr die Zielperson per Knopfdruck erschrecken und schlussendlich Besitz von ihr ergreifen. Jetzt hilft die Karte um sich den Weg zu bahnen, oft gibt es aber auch andere Schwierigkeiten. Wie flieht man z.B. aus einer Militärbasis, wenn man selbst unbewaffnet ist? Ganz genau, serviert den Wachen einfach vergiftetes Essen. Auch Reaktionsspiele gibt es, man muss Lichtstrahlen ausrichten und geschickt von Objekt zu Objekt springen, um ans Ziel zu gelangen. Leider hat Geist hier ein entscheidendes Problem: es ist zu linear. Zwar macht das Ganze Spektakel sehr viel Spaß und spielt sich zudem sehr erfrischend, im Endeffekt sind die zu besetzenden Objekte aber klar vorgegeben und man muss nicht groß rätseln, sondern einfach in den nächstbesten Wirt eindringen. Zwar sahnt das Spiel dennoch ordentliche Innovationspunkte ein, wir könnten uns aber vorstellen, dass, sofern es eine Fortsetzung gibt, selbige wesentlich mehr Freiheiten bietet.
Geniale Momente hat das Spiel dennoch. Wenn man einen Endboss besiegt, indem man in eine Granate schlüpft und auf ihn zurollt, oder Fahrzeuge steuert, indem man in sie hineinschlüpft, dann hat das schon was faszinierendes und innovatives. Geist ist in sofern ein durchaus gelungener Ego Shooter, das Geisterfeature spielt sich hervorragend, hätte man mehr Bewegungsfreiheit wäre das Vergnügen perfekt. Die Ansätze sind also genial, im Detail fehlt es N- Space vielleicht aber an Erfahrung. Da wäre z.B. die Passage, in der man einen Hund an der Leine führt. Das kostet Nerven, Haare und vielleicht sogar ein Gamepad. Auch die Endbosse haben oft eine sehr lange Energieleiste (macht dennoch Spaß!) und insgesamt ist die Spielzeit zu kurz. Geist ist in weit weniger als 10 Stunden beendet, wir schätzen das man nicht länger als 480 Minuten braucht, was einem beim Abspann schon ein wenig kurz vorkommt. Dennoch, wer sich auf ein neuartiges Ego Action Gefühl einlassen will, macht mit dem Titel nichts falsch, wir waren jedenfalls nicht enttäuscht…!
 
[u]Mehrspieler:[/u]
 
Leider geht es bei Geist nur im Splitscreen zur Sache, schnappt euch also einen Kumpel, knallt euch auf die Couch und dringt gegenseitig in euch ein Okay, ein schmutziger Witz, aber tatsächlich spielt sich Geist nicht wie gewöhnliche Multiplayer Ego Shooter, denn auch hier wird das Geister Feature weiter genutzt. Die Ansätze haben uns gut gefallen, man muss zwar ein wenig üben damit sich der Spielspaß entfaltet, insgesamt aber durchaus ganz witzig!
Mit zuschaltbaren Bots geht es also z.B. im „Besessenheits Deathmatch“ zur Sache. Hierbei geht es einfach darum, einen Wirt zu finden und mit seiner Hilfe eure Gegner zu töten. Ob ihr jetzt einen Soldaten mit MG auswählt, eine Selbstschussanlage besetzt oder in einer explosiven Kiste auf vorbeilaufende Gegner wartet, ist euch überlassen. Auch die „Jagd“ ist gelungen, hierbei spielen Geister gegen Menschen: Mit Anti Geist Waffen und mit wildem Button Gesmashe liefert ihr euch hier heiße Duelle.
Wie bereits gesagt, Geist kann hier nach kurzer Einarbeitunsgszeit durchaus ein wenig Freude machen, leider wird die Grafik aber nicht besser und der Grafikschluckauf auch nicht geringer. Ebenfalls sind die Modi knapp bemessen, die Einstellungsmöglichkeiten leider ebenfalls. Im Singleplayer erzockt ihr euch neue Level und Modi, wer gefallen am Splitscreen gefunden haben, kann sich auch in Teams duellieren.
 
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