Einleitung
Nachdem die NHL im letzten Jahr aufgrund des großen Spielerstreiks nicht gespielt hat, wird es in diesem Jahr wieder NHL Hockey vom Feinsten zu sehen geben. Unsere heimatliche DEL war und ist spannend wie nie und genau zum richtigen Zeitpunkt erscheint NHL 2006 von EA um die erfolgreiche Eishockey-Serie fortzusetzen.
Die Steuerung - alles neu, aber nicht unbedingt gut
Seit Mitte der 90er erscheint die jährliche Neuauflage von NHL. In den letzten Jahren fiel die Serie nur durch kleinere Änderungen auf. Dieses Jahr hat EA einiges an der Steuerung geändert und damit manches gut und manches schlecht gemacht.
Bislang wurden Schüsse aufs Tor nur marginal gesteuert. Man konnte theoretisch die Richtung des Schusses beeinflußen, praktisch wusste man aber erst nach einem Schuss, ob dieser wirklich in die gewünschte Richtung gegangen ist. Optional konnte man die Schusskontrolle schon in den vergangenen Ausgabe auf automatisches Zielen stellen, ohne große Änderungen festzustellen. Dieses Jahr kommt daher eine Schusszielanzeige zum tragen. Sollte man das manuelle Zielen aktiviert haben, so sieht man vor einem Schuss bzw. während des Drückens der Schusstaste ein "Bulls-Eye" im Kasten des gegnerischen Tores, je nach gewählter Richtung und Höhe an der entsprechenden Position. Flinke Finger können das Schussziel vor dem Abschluß kalibirieren und so den Goalie verladen. Soweit zur Theorie. In der Praxis ist das Nachjustieren des Schusses naturlich nur möglich, wenn es sich um einen Schuss aus der Distanz handelt, bzw. einen freien Schuss, logischerweise nicht bei Direktabnahmen (One-Timern). Wartet man zu lange, blocken die gegnerischen Spieler den Puck nur allzu oft.
Das klassische Dekeing (Wechseln des Pucks von der linken Stockseite auf die rechte um den Goalie zu verwirren) wurde auf den linken Analogstick verlegt. Somit wird das Deken direkt an die eigenen Bewegungen gekoppelt, was das ganze deutlich realistischer macht. Der rechte Analogstick wird für Trickschüsse genutzt, die aber ausschließlich "Star-Spielern" (gekennzeichnet durch einen Stern statt einem Kreis um den Spieler) vorbehalten sind. So kann man Schüsse aus 360-Grad-Drehungen heraus und durch die eigenen Beine ausführen. Spektakuläre Tore sind somit garantiert, aber erst nach längerer Übungszeit. Eine Torgarantie sind diese Trickschüsse jedoch nicht, sie müssen gut getimt sein.
Die Open-Ice Steuerung ist weiterhin vorhanden, wird aber praktisch wohl von den wenigsten eingesetzt werden.
Simulation oder Arcade?
Die geänderte Steuerung führt zu einem deutlich arcademäßigerem Spiel als in der letzten Saison. Die guten Ideen für die neue Steuerung werden jedoch dadurch gemindert, dass die Reaktionszeit auf die Steuerungseingaben ein wenig zu sehr verzögert. Dadurch wird es schwer einen erfolgreichen Abschluss durch einen Trickshot zu erzielen. Je wendiger ein Spieler und je höher seine Fähigkeiten, desto leichter wird die Steuerung. Scheinbar bezieht EA dies in die Berechnungen mit ein. Mir persönlich erscheint die Steuerung dadurch zu schwer, während es den Realismus auf der anderen Seite deutlich erhöht.
Aus dem Vorjahr bekannt sind die Taktik-Einstellung, die man während des Spies mit Hilfe des Digitalkreuzes für die Offensive und Defensive ändern kann. Von Torabsicherung bis agressivem Forechecking sollte so jede Spielsituation taktisch abgedeckt sein. In der Praxis beschränkt sich die Abwehrarbeit aber weiterhin darauf, die gegnerischen Spieler schnellstmöglich zu checken. Wartet man damit zu lange, ist die Wahrscheinlichkeit für einen gegnerischen Treffer hoch. Wählt man eine allzu passive Abwehrtaktik kassiert man somit schnell ein Tor. Es fragt sich daher weiterhin wie sinnvoll dieses Feature wirklich ist.
In der Offensive führen in 90 % aller Fälle die sog. "One-Timer", also Direktannahme nach einem Querpass vor dem gegnerischen Tor, zu einem Torerfolg. Hilfreich ist in diesen Fällen, nicht einfach draufzuschießen sondern mit einem Rückhandschuss den Puck über den Goalie zu heben. Die Tore fallen dadurch etwas zu ähnlich, Fernschüsse führen selten zum Erfolg trotz der neuen Zielsteuerung und Alleingänge werden aufgrund der schon genannten Trägheit der Steuerung nicht sehr häufig oder nur nach intensivem Üben belohnt.
Es gibt wieder drei Schwierigkeitsgrade (Einfach, Mittel, Schwer), welche durch unzählige Optionen individuell angepasst werden können. Die Auswirkungen der einzelnen Optionen sind jedoch minimal und daher zieht der "normale" Spieler einen der drei Standardstufen vor.
Grafik, Sound und Präsentation
Die grafische Qualität des Titels entspricht in etwa der des Vorgängers. Immerhin wurden dieses Jahr neue Animationen für die Spieler eingefügt. So sehen Bewegungen und Gesichtzüge noch ein wenig realistischer aus, wenn auch die Polygonmodelle eine Überarbeitung gebrauchen könnten.
Die Kommentare werden lediglich auf Englisch, Finnisch und Schwedisch angeboten. Ein deutscher Kommentar ist weiterhin nicht im Spiel vorhanden. Die englischen Kommentare kommen gewohnt langweilig und sich ständig wiederholend daher.
Da EA die kompletten Lizenzen zur NHL und der Players Association hält, sind von den Spielernamen über die Trikots bis zu den Schlittschuhen, auch das gesamte Stadion inkl. jeder noch so kleinen Werbefläche authentisch gestaltet. Dies gilt auch für die DEL, nur das dort nicht in den Orginalstadien gespielt wird, was ein wenig die Atmosphäre trübt. Die englischen Kommentatoren kennen immerhin die Spieler aus der DEL und auch die entsprechenden Mannschaftsnamen.
Die Stadionatmosphäre kommt sehr realistisch rüber. Jede Torchance wird beschrien, in schwierigen Situationen wird das eigene Team angefeuert oder das gegnerische Team ausgebuht. Man fühlt sich "mittendrin statt nur dabei". Die Durchsagen des Stadionsprechers sind immer informativ und passend, bei den DEL Spielen erfolgen diese sogar in deutscher Sprache, jedoch sehr emotionslos.
Gewürzt wird das Geschehen abseits des Eises wieder von übersichtlichen Menüs und einem rockigen Soundtrack, auch wenn dieser qualitativ dieses Jahr in allen "EA Sports"-Titeln nicht ganz so stark ist wie gewohnt. Dies ist jedoch durchaus Geschmackssache.
Spielmodi und Features
Neben dem einfach Spielchen für zwischendurch bietet NHL 2006 den schon bekannten Karrieremodus (Dynasty), Create-a-Player (eigenen Spieler erstellen) und Create-a-Team (eigenes Team erstellen). Der Dynasty-Modus lässt euch zum General Manager Eures Teams werden und ihr müsst auf die Finanzen des Vereins achten, die Verträge der Spieler aushandeln sowie Training und Aufstellungen regeln. Die Aufstellungen lassen sich vom Assistenztrainer übernehmen, die anderen Punkte bedürfen keinem allzu großen Aufwand und sind mit ein paar kleineren Einstellungen erledigt. Die Manageraufgaben sind eine willkommene Abwechslung zum Geschehen auf dem Eis.
Die Deutsche Eishockey Liga (kurz: DEL) ist auch dieses Jahr mit den (nicht ganz) aktuellen Kadern integriert. Der Karrieremodus heißt dort "Elite-Ligen" und neben der deutschen ist auch die finnische und schwedische Liga vorhanden.
Weiterhin sind auch Turniere und eigene Ligen möglich.
Online mit Xbox Live!
Erstmals geht NHL auch in Deutschland online über Xbox Live! Dieses Jahr dürft Ihr online ein schnelles Spiel oder ein Turnier mit 4 oder 8 Spielern absolvieren. Aufgrund der kleinen bis nicht nicht vorhandenen Community der Xbox-NHL-Spieler trifft man nicht viele Spieler im Online-Modus an, und es stellt sich schnell Langeweile ein.
Pro und Kontra
+ geniale Atmosphäre
+ inklusive DEL
+ wieder mehr Arcade
+ Xbox Live
- ähnliche Tore (One-Timer)
- träge Steuerung
- Kommentare
- kein Auto-Save
- Warum zum Geier pfeifen die Schiri kein Torraum-Abseits!?