TT Games und Nintendo luden erst vor kurzem zum Wii U exklusivem-Aufenthalt in Lego City ein, dem ersten Lego-Spiel ohne Schützenhilfe von bekannten Franchisenamen wie Herr der Ringe oder Star Wars. So auf sich allein gestellt, erzählte die Lego GTA-Variante die Jagd des Undercover Cops Chase McCain auf den gefürchteten Schwerverbrecher Nick Fury, ließ aber dabei durchaus durchblicken, dass dies nicht das erste Treffen zwischen den beiden Legomännchen gewesen war. Und in der Tat: Die 3DS-Variante von Lego City Undercover ist nicht einfach nur eine inhaltsgleiche Version des Konsolenspiels, sondern ein eigenständiger Titel mit der dazu passenden Vorgeschichte. Doch lohnt es sich für Wii U-Spieler noch einen Blick auf das 3DS-Prequel zu werfen oder sollte man McCains Vergangenheit einfach ruhen lassen? Wir werfen einen Blick in die Akten.
It's a small world
Bevor Chase McCain zu einer Legende wurde, die Nick Fury hinter Gittern brachte, musste er auch einmal klein anfangen. Und mit „klein anfangen“ meinen wir auf einem 3DS-Bildschirm im Gegensatz zur HD-Glotze. In der Tat fühlt sich nämlich alles merklich geschrumpft an, wenn man bereits mit der Wii U-Fassung vertraut ist. Die Geschichte von Chase McCain als junger Cop mag vielleicht von der Idee her gut sein, doch tatsächlich spielt dies keine Rolle, da sich Chase in kurzer Zeit auf sehr ähnlichen Missionen befindet wie im Konsolen-Spiel. Hinzu kommt, dass die Geschichte nur mit einigen Abstrichen erzählt wird. Ab und zu darf man sich noch ein kleines Video mit gut animierten und sprechenden Lego-Figuren anschauen, die meiste Zeit bleibt das Handheld-Spiel aber in der Hinsicht stumm, da der Großteil der Dialoge unvertont ist. Allein dadurch geht leider schon sehr viel Witz verloren, den die vielen albernen Figuren im Wii U-Spiel durch die beteiligen Sprecher durchaus hatten. Auch die Zwischenrufe und kleineren Kommentare von NPCs im Hintergrund trugen durchaus zum Humor und zur Atmosphäre bei. Aber nicht nur das fehlt, auch die verschiedenen Gesichtsausdrücke der gelben Legomännchen gehen auf dem 3DS verloren, stattdessen tragen manche Charaktere fast andauernd nur das selbe Grinsen im Gesicht, egal ob es zur Situation passt oder nicht. Das mögen Kleinigkeiten sein, ist aber bei einer eher flappsigen Geschichte, die viel Wert auf Charme und Humor legt, ein durchaus merklicher Einbruch. Sonderlich interessant ist das Dargebotene ohnehin nicht, da die eher unbeeindruckende Geschichte um Legos Kriminalbanden den Spieler bereits bekannte Örtlichkeiten abklappern lässt und ihn ebenfalls bekannte Fähigkeiten und Kostüme aus der Wii U-Fassung in die Hand drückt. Für ein eigenständiges Spiel fehlt es hier schlichtweg an Originalität, stattdessen fühlt sich vieles an wie der Downgrade-Port eines Konsolenspiels, inklusive vieler Spielemechaniken und –inhalte. Mehr als alles andere bekommt dies der hoch gelobte „Open World“-Aspekt zu spüren, der im Wii U-Spiel überraschend gut den freien Spaß von Grand Theft Auto in kindgerechter Form emulieren konnte. In The Chase Begins ist dies natürlich wesentlich kleiner, gestauchter und übersichtlicher, was dem ganzen auch den Spaß am Erkunden nimmt. An den Fahrzeugen fehlt das Schadensmodell, bei den Gebieten die große Freiheit und die einzelnen Abschnitte der Stadt werden auch noch mit langen Ladezeiten zersägt. Die Abstriche, die das Spielprinzip von der Wii U zum 3DS zu ertragen hatte, sind ohne Ausgleich leider zu groß, als dass das Konzept noch genau so gut funktionieren oder Spaß machen würde.
Nicht alles geht verloren
Spielerisch bleibt sich die Lego-Reihe auch auf dem Nintendo Handheld treu. Fast alle Aufträge, die der junge Chase McCain zugesichert bekommt, bringen ihn in ein übersichtliches Gebiet, in dem er Umherhüpfen, Kleinigkeiten suchen und diverse Lego-Objekte zertrümmern muss, um sie automatisch zu etwas Neuem zusammen zu bauen, was ihm beim weiteren Erkunden nützlich sein wird. Ab und zu gibt es Schlägereien mit fiesen Verbrechern, diese sind aber ebenso einfach und anspruchslos zu lösen wie die meisten Rätsel. Wie alle Lego-Spiele ist das Gameplay auf eine sehr junge Zielgruppe ausgerichtet, sodass es auch praktisch unmöglich ist zu verlieren, denn selbst wenn der Spieler seine eigene Figur in Tausend bunte Legoschnippsel zersprengt, taucht sie ohne Umschweife wieder frisch und munter an der gleichen Stelle auf. Diese Gameplay-Elemente, die ohnehin nicht unbedingt die Stärke des Wii U-Titels waren, sind aber alle immerhin unbeschadet übersetzt worden, inklusive der recht netten, wenn auch simplen Parcour-Verfolgungsjagten über Häuserdächer. Die zusätzlichen Fähigkeiten durch freischaltbare Kostüme wie Verbrecher oder Feuerwehrmann sind wiederum fast 1 zu 1 aus großen Konsolenspiel übernommen worden und bieten praktisch kaum etwas Neues, was noch einmal stark die Uneigenständigkeit von Lego City Undercover: The Chase Begins unterstreicht. Wer das Wii U-Spiel kennt, dem wird die 3DS-Variante einfach nicht wie ein eigenes Spiel vorkommen. Immerhin: Das Sammeln und Finden von Superbausteinen zum Errichten von Superbauten überall in Lego-City ist weiterhin vorhanden und ein netter Anreiz die kleineren Areale auch brav zu durchforsten. Auch wenn es sich nicht mehr so groß anfühlt, so ist der Erkundungsreiz und die vielen freischaltbaren Nettigkeiten weiterhin eine Stärke der Spielreihe, auch in der geschrumpften Lego Metropole.
Berührungspunkte
Technisch bewegt sich Lego City hier zwischen zwei Fronten. Zum einen sind die Kulissen tatsächlich sehr hübsch geworden, auch die Weitsicht ist durchaus annehmbar. Zum anderen sind die Kulissen sehr klein und durch die bereits erwähnten Ladezeiten zerstückelt, während trotzdem viele Objekte einfach so in der Gegend aufploppen, wenn man sich ihnen nähert. Der 3D-Effekt ist durchaus ansehnlich und die Animationen der Figuren sind auf gewohntem Niveau, die mangelnden Gesichtsausdrücke nehmen hier aber viel von dem bekannten Charme weg. Zu guter Letzt wird auch kaum von dem Touchscreen des 3DS Gebrauch gemacht, was ziemlich ungewöhnlich ist, da sich gerade dieser bei vielen Gelegenheiten anbieten würde. Der Wechsel der Kostüme funktioniert entweder nur über eine Schnellauswahl, die einfach durch die verschiedenen Kostüme schaltet bis man das gewollte gefunden hat oder über ein Menü, welches erst einmal das Spiel pausiert, während man sich durch die Liste auswählt. Alle Kostüme einfach übersichtlich auf einmal auf dem Touchbildschirm auswählbar zu machen wäre eigentlich ein logischer Schritt gewesen, der aber nicht gegangen wurde. Immerhin nutzen einige Minispiele, wie das Tresorknacken, den Touchscreen mal ab und zu aus. Im Ausgleich wird das Umherschwenken des Wii U-Gamepads als Umgebungsscanner mit dem selben Prinzip für den 3DS und seinen gyroskopischen Fähigkeiten ersetzt. Nettes Detail: Wer Ohrstöpsel benutzt, kann das gesuchte Objekt auch räumlich „erhorchen“, weil es einen 3D-Klang von sich gibt. Dies ist zwar nicht wirklich notwendig, aber einer der wenigen Momenten, an denen The Chase Begins mal Vorteile aus der Hardware zieht, auf der es sich befindet.