2012 – Es ist soweit! Die Welt geht unter, die Apokalypse naht. Über Jahrhunderte wurde die Menschheit auf diesen Moment vorbereitet, viele sahen den letzten Tag kommen, viele versuchten ihn zu verhindern, doch am Ende liegt das Schicksal der gesamten Welt in den Händen eines Mannes: Desmond Miles. Jedenfalls, wenn es nach Ubisoft geht. Er ist der Nachfahre der mittlerweile bekanntesten Assassinen in der Videospielgeschichte, nämlich Altaïr ibn-La'Ahad und Ezio Auditore da Firenze und darf sich auch im dritten Teil der Reihe auf die historischen Spuren eines verwandten Profi-Killers begeben. Nachdem bereits die Zeit der Kreuzzüge und der Renaissance abgedeckt wurde, führt sein Vorfahre Connor Kenway uns zur amerikanischen Revolution, wo auch das letzte Geheimnis verborgen liegt, um den drohenden Weltuntergang abzuwenden. Aber sind wir ehrlich: Uns ist das Schicksal der gesamten Menschheit sowieso völlig egal. Viel interessanter ist, was Ubisoft nun mit Assassin’s Creed III inhaltlich abliefert, um Desmonds Geschichte und das mittlerweile fünfjährige Franchise abzuschließen. Kann Ubisofts bisher größtes Spieleprojekt tatsächlich Großes leisten oder steht uns eine Katastrophe apokalyptischen Ausmaßes bevor?
Desmond Miles hat vermutlich mehr Assassinen mit weißen Kapuzen in seinem Stammbaum vorzuweisen als jeder andere Mensch auf der Welt, umso besser ist er als Versuchskandidat für den Animus geeignet, einem Gerät, welches ihm erlaubt die Erlebnisse seiner Vorfahren mitzuerleben – von ihrer Geburt bis zu ihren letzten Atemzügen. Allerdings wurde weder Altaïr noch Ezio mit so viel Umsicht und Zeitaufwand begleitet wie es dem neuen Protagonisten Connor zu Gute kommt. Tatsächlich nimmt sich das Spiel unglaublich viel Zeit um seinen Ursprung samt Vater und Mutter zu erklären, seine Wurzeln und seine Kindheit zu zeigen, sowie ihn durch die Ausbildung zum Assassinen zu führen. Insgesamt kann es gut 10-12 Stunden Spielzeit dauern, bis ihr endlich die volle Kontrolle über Connor in seinem weißen Assassinen-Anzug habt. Obwohl es auch teilweise eine Geduldprobe darstellt, gibt sich Ubisoft hier viel Mühe um die Motivation des halb-englischen, halb-indianischstämmigen Assassinen dem Spieler verständlich und sein Konflikt persönlich zu machen. Eine Mühe, die sich tatsächlich zu Kosten der Story-Präsentation auszahlt. Selbst wer sich nicht für die franchiseumfassende Story um Desmond interessiert, findet in Assassin’s Creed 3 alleine eine umfassende und packende Geschichte, bei der Ubisoft keineswegs an der guten Inszenierung spart. Historisch wird dabei die Amerikanische Revolution zwischen 1753 und 1783 umfasst und orientiert sich an tatsächlichen Ereignissen im Amerikanischen Widerstand wie etwa die Boston Tea Party, lässt aber auch Figuren wie George Washington oder Thomas Jefferson auftreten. Der Konflikt der Kolonisten und der Briten wird dabei mit dem fiktiven Krieg der Assassinen gegen die Templer verstrickt und dürfte bis zum Spielende jeden Fan der Reihe zufriedenstellend unterhalten. Zum Glück scheut hier Ubisoft nicht die Mühe das zu Ende zu bringen, was man mit dem ersten Teil der Reihe 2007 begann.
Best of Assassin’s Creed
Spielerisch wiederum bewegt sich Assassin’s Creed 3 auf sicherem Grund und fühlt sich wie ein gesammeltes „Best of“ aller Gameplay-Mechaniken der Reihe an. Klettern funktioniert geschmeidig und flüssig animiert wie immer, hat aber bekannte, gelegentliche Aussetzer, in denen Connor sich urplötzlich weigert ein Dach hoch zu klettern oder einfach an einer Häuserwand hinaufläuft, anstatt drum herum zu rennen. Neu ist allerdings, dass man seine Klettereinlagen auch außerhalb von dicht besiedelten Gebieten unter Beweis stellen kann. Das koloniale Amerika bietet nicht nur Städte von immenser Größe wie Boston oder New York, sondern auch üppige Wälder, durch die Tiere, Wilderer und ab und zu britische Truppen marschieren. Allerdings dürfte sich keiner so geschickt über Baum und Stauch bewegen wie Connor selbst. Hier funktioniert das Klettern ebenso einfach und übersichtlich wie die bekannten Sprünge von Häuserdach zu Häuserdach, wobei der Assassine an Bäumen und deren Ästen so elegant klettert und schwingt, dass Tarzan vor Neid blass werden würde. Trotz den übersichtlichen Wegen durch die Baumkronen, bleibt die Optik der amerikanischen Natur aber glaubhaft, anstatt wie steriles Videospielleveldesign anzumuten.Auch recht unverändert bleibt das Kampfsystem der Serie. Wer Gegner nicht aus dem Versteck heraus überrascht, muss es eben im direkten Kampf mit ihnen aufnehmen. Dies bleibt wie gewohnt übersichtlich, aber auch relativ einfach. Connor kann weiterhin angreifen, Verteidigungen durchbrechen und kontern, wobei letztere Kampfhandlung zumeist völlig ausreicht um alle Scharmützel zu seinen Gunsten zu dominieren. Mit einem Warnzeichen wird jeder bevorstehende Angriff der Gegner angekündigt, sodass ein Konter mit anschließendem Gegenangriff äußerst leicht von der Hand geht und die meisten Feinde sofort tot zu Boden schickt. Normale Feinde sind derart hilf- und wehrlos gegen den Assassinen, dass Connor von gut 30-40 feindlichen Soldaten umzingelt werden könnte und trotzdem ohne einen Kratzer siegreich hervor gehen könnte. Immerhin gibt es neben den einfachen britischen Soldaten auch Höhergestellte, die sich im Kampf nicht einfach mit einem Konter töten lassen – dafür lassen sie sich eben so einfach entwaffnen, was sie daraufhin auch zur leichten Beute macht. Aber nicht nur normale Angriffe werden für den Assassinen angekündigt, auch wird man visuell darauf aufmerksam gemacht, wenn einen Feinde per Muskete aufs Korn nehmen wollen. Dafür lassen sich aber auch nahe Feinde als Schutzschild missbrauchen, damit Connor nicht vom Kugelhagel durchsiebt wird. Insgesamt wirken die vielen geschmeidigen und spektakulären Kampfmanöver, die Connor auf dem Kasten hat, äußerst beeindruckend und lassen die Gefechte durchaus sehr aufregend aussehen. Schade nur, dass sich die Schlachten mit unzähligen Soldaten derart einfach gewinnen lassen, dass es oft leichter ist den offenen Kampf mit den feindlichen Briten zu suchen, als mühevoll herum zu schleichen und aus dem Verborgenen zuzuschlagen. Auch eine Flucht vor den Feinden ist in der Regel mühseliger, als sie einfach alle im Kampf zu schlagen bis keiner mehr da ist, der einen verfolgen könnte. Wer trotzdem die subtileren Mittel des Tötens bevorzugt, wird mit der Auswahl auch zufrieden sein. Ob Gegner mit Pfeilen aus der Ferne töten, mit einem Pfeifen zum Versteck locken und schnell ausschalten oder sich an sie anschleichen, um mit der bekannten verstecken Klinge schnellen Prozess zu machen – Alles wie gewohnt und weiterhin effektiv. Nur der Wechsel zwischen den verschiedenen Waffen gestaltet sich etwas umständlich, da nur vier Hilfsmittel gleichzeitig auf den Schnellzugriff gelegt werden können. Für weitere Gegenstände muss ein träges Menü herhalten.