Woran denkt man zurück, wenn man auf 25 Jahre Final Fantasy zurückblicken kann? An epische Konflikte zwischen Gut und Böse? An Dramen, Liebesgeschichten und Tragödien? An Blitzball, Gunblades und gelbe Reitvögel? Das ist sicher alles richtig, doch Square Enix möchte der langen Serien-Historie vor allem durch die Musik gedenken. Die akustische Untermalung von insgesamt 13 Final Fantasy-Spielen wurde versammelt, zusammengeführt auf 70 der bekanntesten Songs der Reihe. Dazu spendiert Square Enix noch ein wenig Rollenspiel-Flair zum musikalischen Abenteuer, lässt altbekannte Helden wieder auftreten und mischt das ganze mit einem Rhythmus-Spiel auf dem 3DS: Fertig ist Theatrhythm Final Fantasy. Ohne Zweifel eine gewagte Mischung für die nostalgischen Rollenspielfreunde, doch kann der Mix auch von Musik-Gourmets genossen werden oder sorgt er eher für Ohrenschmerzen und blutende Finger?
Tippen im Takt
Die beiden Götter Chaos und Cosmos überwachen die gesamte Schöpfung und zwischen ihnen entstand der Musikkristall, der die Welt mit Harmonie versorgt. Natürlich aber muss Chaos seinem Namen gerecht werden und bringt das Universum in Ungleichgewicht, sodass das Licht des Kristalls schwächer wird. Nun bleibt es einer Gruppe aus vier Helden überlassen diesen wieder zum Leuchten zu bringen. Dazu müssen sie Musikwellen, Rhythmia genannt, sammeln und begeben sich dafür auf ein musikalisches Abenteuer. Allerdings führt diese nirgendwo genau hin, jedenfalls nicht in einem erzählerischen Sinne. Trotz der netten Einleitung verzichtet Theatrhythm auf eine zusammenhängende Geschichte und lässt den Spieler lieber die Spiele Final Fantasy I bis Final Fantasy XIII erneut Revue passieren, indem es die fünf einprägsamsten Lieder jedes Spiels auffährt. Um musikalisch mitzumischen ist der Stylus des 3DS die erste und einzige Wahl. Wie von anderen Rhythmus-Spielen gewohnt erscheinen Noten im Einklang der Melodie in bunten Kreisen auf dem oberen Bildschirm, die auf dem Touchscreen im richtigen Takt angetippt werden müssen. Rote Noten wollen nur einmal angetippt werden, grüne jedoch wollen länger gehalten und zum richtigen Zeitpunkt wieder losgelassen werden. Die gelben Noten wiederum werden gestrichen, wobei ein Pfeil anzeigt, in welche Richtung man den Stylus über den Bildschirm zieht. Damit ist auch schon das ganze Prinzip erklärt und es kann direkt mit der Reise durch 25 Jahre Final Fantasy losgehen.
Seine vier Gefährten für das Abenteuer sucht man sich hierbei aus allerlei Serien-Prominenz zusammen. Die Haupthelden aller 13 Spiele stehen bereit gemeinsam für die Musik in die Schlacht zu ziehen. Für Retro-Freunde lassen sich der Krieger des Lichts (Final Fantasy I), Firion (Final Fantasy II), der Zwiebelritter (Final Fantasy III), Cecil Harvey (Final Fantasy IV), Bartz Klauser (Final Fantasy V) und Terra Branford (Final Fantasy VI) rekrutieren. Den meisten eher bekannt werden die neueren Helden ab der PlayStation-Ära sein, wie Cloud Strife (Final Fantasy VII), Squall Leonhart (Final Fantasy VIII), Zidane Tribal (Final Fantasy IX), Tidus (Final Fantasy X), Shantotto (Final Fantasy XI), Vaan (Final Fantasy XII) oder Lightning (Final Fantasy XIII) sein. Hat man sich für einen Anführer und drei Mistreitern daraus entschieden, so kann man sich als nächstes den einzelnen Spielen widmen.
Musik durch die Zeit hindurch
Jedes Spiel der Serie wird dabei in drei Stages unterteilt, Titelmusik und Schlussmusik nicht mitgezählt: Kampf, Umgebung und Ereignis. Die Reise über das Land wird mit der Field Music Stage wiedergegeben. Noten verlaufen übersichtlich von links nach rechts, während grüne Noten nicht nur mit dem Stylus gehalten werden, sondern auch im Klang der Musik nach oben und unten geführt werden müssen. Bei der Battle Music Stage geht es dann kämpferisch zur Sache. Angelehnt an das Kampfsystem der alten Spiele, stehen die Helden in einer Reihe einigen bösen Monster gegenüber, während sich die Noten auf jeden Charakter einzeln zubewegen. Mit getroffenen Noten führen die Helden Angriffe gegen ihre Gegner auf, lassen Zaubersprüche los und vermöbeln rhythmisch alles, was ihnen in den Weg kommt. Schlussendlich ist auch noch die Event Music Stage von Bedeutung, denn diese geben die Begleitmusik des markantesten, emotionalen Moments des Spiels wieder. Im Hintergrund läuft dabei eine Zusammenstellung der cineastischeren Szenen, sodass die Erinnerung nicht nur akustisch aufgefrischt wird. Der Verlauf der Noten ist allerdings dabei etwas wirr, da es diese sich nicht von rechts nach links oder von oben nach unten bewegen, sondern überall herumschwirren. Die Linie mit den Noten bewegt sich im Kreis, schlägt Haken, Zickzack-Kurse oder sonst alles, was ihr gerade so in den Sinn kommt. Da hier besonders viel Wert auf Takt gelegt wird, kann der wirre Aufbau also schon einmal eine Note kosten. In jeder Stage gibt es auch einen kleinen Musikabschnitt, in denen die Noten in Silber erscheinen. Dieser Abschnitt wird Feature Drive genannt und wer diese Noten akkurat erwischt, darf sich über einen Bonus freuen, in etwa einen Beschwörungsangriff während den Kämpfen oder während der Reise die Verwandlung in einen Chocobo. Die Titelmusik und Schlussmusik sind dafür reine Bonus-Stages, in denen sich ohne Stress neben den eigentlichen Aufgaben zusätzliche Rhythmia sammeln lassen. Diese gesammelten Musikwellen schalten neue Musikstücke, Herausforderungen, Optionen und allerlei Sammelbares frei, mit denen man sich fortwährend weiterbeschäftigen kann.
Lass die Puppen tanzen
Der Rollenspiel-Anteil liegt hierbei aber auf den vier Charakteren. Diese sammeln Erfahrungspunkte mit jedem erledigten Event, steigen Level auf, verbessern ihre Werte wie Stärke, Magie, Agilität und Glück und erlenen neue Fähigkeiten. Diese haben alle direkten Einfluss auf die sämtliche Event-Stages des Spiels. Die Gruppe teilt sich bei jeder Stage die Lebensanzeige ihres Anführers, der für jede verpasste Note Schaden erhält. Im Gegensatz dazu teilen die Charaktere mit einem höheren Level auch mehr Schaden bei der Battle Music Stage aus. Die Kämpfe gehen immerhin nur so lange wie das Musikstück und hören auf, ob das aktuelle Monster bereits besiegt wurde oder nicht. Wer die kleineren Monster schneller vom Platz hauen kann, hat auch die Chance den Bossmonstern der jeweiligen Spiele zu begegnen, die sich unter anderem aus bekannten Final Fantasy-Bösewichten wie Kefka oder Sephiroth zusammensetzen. Die Auswahl an Fähigkeiten können wiederum Schaden reduzieren, Angriffe und Zauber verstärken oder die Wahrscheinlichkeit auf seltene Gegenstände erhöhen, von denen jeweils auch eines für weitere Boni mit in die Schlacht genommen werden darf. Insgesamt gibt es dem ganzen Rhythmus-Spiel nicht nur eine einzigartige Note, auch motiviert es bereits bekannte Events erneut zu spielen. Dabei ist die Auswahl an neuen Herausforderungen nicht gerade gering: Ständig sieht man sich neuen Liedern oder neue Schwierigkeitsstufen gegenüber stehen, die noch mehr Rhythmia, Erfahrungspunkte und Schätze versprechen. Dabei darf man extra freigeschaltete Kampf-Lieder im Chaos Shrine auch mit drei Freunden per drahtlose Verbindung gemeinsam spielen, was als nette Dreingabe aber nicht unbedingt nötig ist.
Musikalisch dürfte dabei für jeden Geschmack etwas dabei sein. Von der berühmt berüchtigten Kampfmelodie One-Winged Angel aus Final Fantasy VII über den kitschigen Japan-Pop-Song Suteki Da Ne (Isnt it Wonderful?) aus Final Fantasy X bis zu 16-Bit-Retroklänge wie Terras Theme aus Final Fantasy VI ist eine ganze Bandbreite an Musikrichtungen abgedeckt. Die Soundqualität ist dabei die meiste Zeit ausgesprochen gut und kommt glasklar aus dem 3DS heraus, nur vereinzelte Lieder wie die Anfangsmelodie zu Final Fantasy X klingen etwas übersteuert und kratzig in den hohen Tönen. Auch etwas zu wünschen übrig lässt der Chibi-Look sämtlicher Helden, die eher wie Handpuppen mit leblosen Knopfaugen aussehen. Grafisch ist Theatrhythm ohnehin nicht sonderlich anspruchsvoll, da sie sich meist aus sehr einfachen Umgebungen, Figuren oder schlicht Videosequenzen anderer Spiele zusammensetzt.