Es war einmal im Land Veil ein mächtiger Sphinx namens Ataraxis, der gütig über die Stadt Nexus herrschte. Doch ein böser Fluch unbekannter Herkunft befiel den Regenten und schickte ihn in einen endlosen Schlaf. Sogleich machten sich fiese Heerscharen von Monster über Veil her und nur ein Held aus einem fernen Land war in der Lage Nexus und das ganze Reich zu retten. Oder so Ähnlich. Während sämtliche Namen aus Heroes of Ruin so wirken, als wären sie direkt aus einem Zufallsgenerator gepurzelt, so ist der wahre Held oder Bösewicht doch wesentlich namenhafter: Square Enix, der mit Schützenhilfe von n-space beschloss, den 3DS mit einem Action-RPG alter Hackn Slay-Schule zu beschenken. Doch ob dies nun Fluch oder Segen für Spieler ist, muss sich in dieser Geschichte noch herausstellen. Insofern muss diese Erzählung ohnehin ganz anders anfangen. Also, es war einmal ein Handheld namens 3DS...
Ausflug in unbekannte Gefilde
Nur um das ganze abzukürzen: Wegen einer epischen, fesselnden Geschichte wird keiner sich Heroes of Ruin widmen wollen. Im Grunde ist irgendwas in Veil mächtig schief gelaufen und eurer Verantwortung überliegt es, alles wieder richtig zu stellen, schließlich plündern sich diese Schatztruhen und töten sich diese Monsterhorden nicht von alleine. Bevor sich aber in die Schlacht gestürzt werden darf, muss erst einmal der eigene Held festgelegt werden. Vier unterschiedliche Klassen stehen dabei zur Auswahl. Der Verteidiger, der als muskulöser Löwenmensch mit einem großen Zweihandschwert auf Gegner eindrischt, hat auch ein paar Heilzauber im Angebot. Wer jedoch Fernkämpfer bevorzugt, wird wiederum auf den Revolverhelden schwören, der gleich mit zwei von den namengebenden Waffen herumballert und ganze Gruppen von Monstern in einen Kugelhagel versinken lässt. Dann wären da noch die Alchitektin, die zwar keine Gebäudepläne entwerfen kann, aber als weiblicher Pedant zu einer Magierklasse mit allerlei schmerzhaften Zaubern um sich wirft und schließlich der Barbar, der sich selbstverständlich auf rohe Körperkraft verlässt. Jedoch kann man das Aussehen der Figur nicht großartig anpassen, denn die Optionen dafür sind stark limitiert. Dabei lässt sich gerade nur die Frisur, Haut- und Haarfarbe ändern, danach muss man sich mit dem geschaffenen Helden zufrieden geben. Zumindest spielen sich alle vier Klassen angenehm unterschiedlich und können verschiedene Taktiken zur Monsterbekämpfung aufweisen.
Doch alleine müsst ihr diese Odyssee gar nicht auf euch nehmen, denn eine von Heroes of Ruin herausstechenden Eigenschaften ist der flexible und ausgearbeitete Online-Modus, der noch eine wahre Seltenheit auf Nintendosystemen ist. So erlaubt das Spiel nicht nur ein Solo-Spiel, sondern auch eine lokale Mehrspielerpartie mit Freunden. Selbige lassen sich auch Online finden, wobei alternativ drei Fremde für eine Runde herhalten können (inklusive Sprachchat!). Gemeinsam können so Aufgaben bewältigt, Monster bekämpft oder erbeutete Ausrüstung getauscht werden. Dies gestaltet sich erstaunlich einfach und problemlos, auch das Spiel scheint weiterhin ohne Unterbrechung flüssig zu laufen.
Diablo für die Hosentasche
Gespielt wird, wie bei dem Genre üblich, aus der Vogelperspektive. Mit dem Slid-Pad steuert ihr euren Helden durch fünf verschiedene Dungeontypen, während ihr drei Spezialfähigkeiten auf Y, X, und A verteilt. Der B-Knopf ist dann für das rudimentäre Draufkloppen zuständig, lässt sich aber gedrückt zu einem aufgeladenen Angriff steigern, der Verteidigungen durchbricht. Die rechte Schultertaste wiederum ermöglicht eine Abwehr gegen einfache Angriffe, während eine Bewegung mit Schultertaste in eine Ausweichrolle resultiert. So weit hat man also genug Möglichkeiten, damit die Kämpfe nicht in eine reine Button-Smash-Orgie enden, vor allem weil viele der erlernbaren Fähigkeiten Heilzauber, Defensivmanöver und mächtige, wenn auch nur vorrübergehende Verstärkungen beinhalten. Diese verbrauchen aber rollenspieltypisch Mana, welches sich nur nach einiger Zeit von selbst regeneriert, daher muss der Gebrauch von diesen Fähigkeiten gut überlegt werden. Die Auswahl an erlernbaren passiven und aktiven Kräften ist allerdings für jede Klasse sehr überschaubar, obwohl diese in jeweils drei Kategorien unterteilt sind. Doch die Menge ist gerade hoch genug, dass man sich einen eigenen Spielstil und eine eigene Taktik zurechtlegen kann, auch wenn sie sich danach nicht groß verfeinern lässt. Die Herausforderung der Kämpfe reicht auch vom immer wieder kehrenden Kanonenfutteransturm bis zu durchaus langwierigeren Bosskämpfen, die den Spieler in die Ecke drängen können.
Wirklich brenzlig wird es aber nie, da jeder Held mit einer ausreichenden Menge Heil- und Manatränke ausgestattet ist. 20 Stück an der Zahl für beide Sorten darf der Abenteurer als Obergrenze mit sich führen, doch in jedem Dungeon befinden sich massenhaft Behälter mit weiteren Tränken, während auch Monster diese lebenserhaltenden Flüssigkeiten fallen lassen. Der Überschuss ist derart groß, dass man wohl bis zum Ende des Spiels nie das Ende seines Vorrats zu Gesicht bekommen wird. Das bedeutet aber auch zugleich, dass damit die Herausforderung Kämpfe zu bestehen weit absinkt, da es auch keine Limitierung gibt wie viele Heiltränke sich der Held hintereinander einwerfen kann. Neben unzähligen Tränken lassen sich natürlich auch viele Waffen und Ausrüstungsgegenstände bei Monstern und versteckten Truhen finden. Dabei vergleicht das Spiel vorbildlich wie sich die Werte einer z.B. neuen Halskette gegen die bereits ausgerüstete verhält, was die Entscheidung zwischen zwei neuen Accessoires sehr einfach gestaltet, auch lassen sich Gegenstände an Ort und Stelle direkt in Gold umwandeln, falls sich die Taschen vom gesammelten Kram anstauen sollten. Der Verkauf davon in der Hauptstadt Nexus bei einem Händler bringt aber mehr Gold ein, welche sich gleich in neue Ausrüstung investieren lässt. Dies ist auch sehr sinnvoll, da sich Gold im Gepäck rasch anhäuft. Wer spart, wird schnell herausfinden, dass die Geldbörse nur eine bestimmte Menge fassen kann und jede weitere Goldstücke achtlos auf dem Boden liegen bleiben müssen.
Das Ende in Ruinen
Optisch ist Heros of Ruin ein zweischneidiges Schwert, was sich aus einer Mischung aus verwaschenen Texturen, aber dafür nette Lichteffekten zusammensetzt. Der überaus plastische und gut umgesetzte 3D-Effekt wiederum macht den großen Unterschied, sodass die unbewegten Bilder zum Spiel der eigentlichen Grafik nicht gerecht werden. Trotzdem leidet das Rollenspiel visuell vor allem unter dem belanglosen Artstil, der sich durch das Design der Helden, Monstern, Ausrüstung und Umgebung zieht. Dazu kommt, dass sich ein häufiges Déjà-vu einstellt, was die Dungeonstruktur angeht, diese wiederholt sich nämlich ärgerlich oft. Genauso generisch klingt die musikalische Standard-Untermalung, die weder stört, aber auch nicht begeistern vermag. Am Ende unterstützen sie die allgemeine und ordentlich umgesetzte Spielerfahrung eines Action-RPGs für den 3DS. Einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt jedoch der Umfang. Die Geschichte wird einen Abenteurer höchstens 6-7 Stunden beschäftigen, danach ist nicht nur das Stufenende von ca. 30 erreicht. Auch bietet Heroes of Ruin nicht an das Spiel mit demselben Charakter auf höherer Schwierigkeitsstufe zwecks stärkerer Monster und besserer Ausrüstung erneut zu spielen. Wer das Ende zu sehen bekommt, dem bleiben höchstens noch die kommenden Online-Herausforderungen. So gibt es für Spieler mit Onlineanschluss Tages- und Wochenherausforderungen (in etwa: töte diese Woche 30 Netzspinnen), deren Bewältigung einem Zugriff auf besonders mächtige Gegenstände gibt. Doch ohne weiterführende Spielmöglichkeit bleibt dafür auch die Motivation aus. Da sich die Klassen jedoch ausreichend genug voneinander unterscheiden, lohnt sich ein Spielneustart auf einem anderen Speicherstand mit einem neuen Charakter.