In Paris geht ein Phantom umher. Ein berüchtigter Kunstdieb bricht in Pariser Museen und Galerien ein, stiehlt Ausstellungsstücke nur um sie später wieder unversehrt an ihren Platz zurück zu bringen. Was steckt dahinter? Ein ausgeklügelter Plan? Eine Verschwörung? Ein Scherz? Ein Spiel für den 3DS?
Richtig ist Letzteres und hinter den Ereignissen steckt SEGA, die versuchen mit Rhythm Thief & der Schatz des Kaisers an den DS-Rätsel-Traditionen von Layton und Phoenix Wright anzuschließen. Doch der junge Raphael ist nicht einfach ein Professor oder Anwalt; er ist ein Dieb mit Stil und jeder Menge Rhythmus im Blut. Als sein alter Ego Phantom R muss er im Groove bleiben, um sich der Verfolgung durch die Pariser Polizei zu entziehen und sieht sich somit mehr als 50 Musikspielen, -rätseln und -herausforderungen gegenüber. Doch ist Rhythm Thief ein heißer Feger auf dem Spiele-Parkett und schwingt es nur ein lahmes Tanzbein?
Um seinen Vater - einen berühmten Kunstfälscher zu finden führt Raphael ein Doppelleben: Morgens der unscheinbare Bube, der brav alten Damen über die Straße hilft und abends der elegante, mysteriöse Phantom R, der die ganze Stadt in Atem hält. Ziel seiner Begierde sind berühmte, französische Kunstwerke, die er sich unter den Nagel reißt. Doch trotz des Anscheins ist Raphael kein wirklicher Dieb. Was kaum einer ahnt: in den Museen der Stadt stehen meisterliche Fälschungen, die sein Vater einst gefertigt hat. Die Originale dagegen sind in Raphaels Keller. Also klaut er die Fälschungen aus den Museen und bringt zu einem späteren Zeitpunkt die Originale zurück.
Doch mittlerweile ist nicht nur mehr die Polizei hinter ihm her. Auch Privatdetektive und ein gefährlicher Ritterorden unter der Führung eines Mannes, der sich selbst Napoléon nennt, haben es auf ihn abgesehen. Alles was ihm bleibt, um die Wahrheit um seinen Vater aufzudecken, ist eine alte Münze, die Hilfe einer jungen Geigerin und sein treuer Hund Fondue.
Raphaels Schicksal liegt natürlich in den Händen des Spielers, der nicht nur die verschiedenen Pariser Schauplätze erkunden, sondern sich auch der Menge der Spiele und Rätsel stellen darf, die alle Thematisch durch die Musik zusammengebunden werden. Die Hauptstadt Frankreichs ist dabei fast immer frei erkundbar. Wie auf einem Spielbrett bewegt sich Raphael/Phantom R per Steuerkreuz von einer Location zur anderen, während der Spieler die schön gezeichneten Umgebungen dann mit dem Stylus erkunden kann. Dabei lässt sich mit Passanten für Hinweise oder extra Aufgaben plauschen oder die Umgebung nach geheimen Goodies wie Medaillen absuchen, welche man für neue Inhalte oder Spielhilfen eintauschen kann.
Doch Kern des Spiels sind die Rhythmusaufgaben. Kleine Aufgaben wie Schlösser knacken oder Notenblätter sortieren und richtig anordnen sind schnell mit dem Stylus gelöst. Spiele die Melodie nach, indem du auf die richtigen Felder drückst, ordne Töne in der richtigen Reinfolge an oder höre gleiche Töne aus einer Abfolge heraus. Allerdings fordert das Spiel auch häufig zu richtigen Minispielen heraus, deren Anspruch zwischen einfach, spaßig, aber auch stellenweise sehr frustrierend schwankt.
Akzeptiere den Cookiebanner und reloade um Inhalt zu sehen
Aber ich will doch lieber tanzen!
Rhythm Thief hält sich nicht zurück zum rechten Zeitpunkt genau wie bei Elite Beat Agents das Gelingen einer Aufgabe von dem Taktgefühl des Spielers abhängig zu machen. Hintergrundmusik und Geschehen gehen dabei Hand in Hand. Phantom R schleicht sich an den Museumswachen vorbei, muss sich aber zum richtigen Zeitpunkt hinter den zahlreichen Statuen und Skulpturen verstecken. Warngeräusche der Wachen, sowie der schneller oder langsamer werdende Beat im Hintergrund geben den Takt vor, in der Phantom R die richtige Haltung einnehmen muss, um einer Entdeckung zu entgehen. Mit diesem Beispiel ist die Fülle an Minispielen freilich nicht getan. Auch Geigenspiele alá Guitar Hero, Tänze gegen Phantom R-Doppelgänger, musikalische Kochwettbewerbe, Schwertkämpfe oder Verfolgungsjagden müssen überstanden werden.
Dabei wird entweder mit dem Stylus gezeichnet oder geklopft, das Steuerkreuz und die Buttons rhythmisch gedrückt oder per Gyrosensor gleich das ganze 3DS-System nach rechts, links oder nach oben geschwenkt. Obwohl die Aufgaben teilweise sehr schwer werden können, bleiben diese stets fair und gehen bis auf ein paar wenige Ausnahmen gut von der Hand. Alle in der Geschichte gespielten Herausforderungen, lassen sich jederzeit auf dem System noch einmal spielen und motivieren für eine High Score-Jagd. Rhythm Thief ist in dieser Ansicht wahrlich eine flotte Nummer.
Auch die Präsentation muss sich nicht wie der Kunstdieb selbst versteckt halten. Erzählt wird die Geschichte genau wie bei Professor Layton öfters in animierten Zwischensequenzen, welche diesen in der Qualität in nichts nachstehen, wenn nicht sogar übertreffen. Obwohl die Geschichte selbst kein bahnbrechendes Meisterwerk ist, wird sie doch so in wunderschönen Bildern erzählt und kann den vollen Charme ihrer Figuren richtig entfalten. Auch bei der Musik sind wahre Ohrwürmer dabei, welche noch zum Spaß der verschiedenen Minispiele beitragen. Wie kein anderes 3DS-Spiel empfiehlt es sich hier mit Kopfhörern zu spielen, um in den vollen Genuss von Bild und Ton zu kommen.
Aus unerfindlichen Gründen zieht Rhythm Thief zwischendurch allerdings die Bremse. Und ausgerechnet jene, die für den Spielspaß zuständig ist. Wie vorhin erwähnt darf der Spieler sich durch Paris bewegen, indem er verschiedene Ortspunkte ansteuert, wo er einen gemalten Hintergrund mit dem Stylus erkundet. Doch das Spiel selbst führt einen regelmäßig wie am Faden durch die Gegend. So ist es notwendig für kleinere Details mit einer Person zu sprechen, die einem kurzerhand auf der Karte angezeigt wird. Klappert man den Gesprächspartner ab, verweist er einen zumeist auf eine andere Person, sodass ein weiterer Ort besucht werden muss. Das Hin und Her geht dann so lange, bis sich endlich das nächste spannende Spiel einstellt.
Solange muss man sich eine Weile durch (im Gegensatz zu den Zeichentricksequenzen) unvertonte Gespräche durchklicken, deren Inhalt sich in einem Nebensatz abhandeln ließe. Dazu kommen diverse Rätsel, die den Namen kaum verdient hätten. Glänzten die Rhythmusspiele noch mit einigem Anspruch, so sind die Denkaufgaben komplette No-Brainer. Meist bestehen sie darin, dass man ein bestimmtes Geräusch aufnehmen und dieses an einem bestimmten Ort abspielen muss, um weiter zu kommen. Der Findungsprozess ist allerdings in der Regel nicht länger als es braucht die Aufgabe zu lesen.
Eine Bibliothekarin versperrt den Eingang zu einem Bücherbereich für Mitglieder. Phantom R muss allerdings dort hinein, und merkt gleich an, dass er sie wohl ablenken muss. Die einzig ansprechbare Person im Raum teilt einem großzügig mit, dass die Bibliothekarin die ganze Zeit zum Telefon am anderen Ende des Raumes rennt. Am Ende des Raumes steht ein Telefon. Welches Geräusch muss Phantom R wohl aufnehmen, um dieses unfassbar schwere Rätsel zu lösen? Leider werden derlei Aufgaben an keiner Stelle spannender oder schwieriger, sodass sie sich als reine Spielzeitstreckung herausstellen. Warum sich das Spiel hier selbst ein Bein stellt und sich aus dem besagten Rhythmus bringt, ist völlig unverständlich.
Positiv
+ Wunderschöne Zeichentricksequenzen
+ Ohrwurmmusik
+ Vielseitige Musikspiele
+ Charmante Charaktere und Geschichte
Negativ
- Spielerischer Leerlauf zwischendurch
- Völlig belanglose Rätseleinlagen