"Gebt mir das Spiel!" Zornig betrat der Publisher das Büro des Entwicklers. "Niemals, es ist nicht fertig!", schrie der Entwickler und krallte sich an the Cursed Crusade. Doch der Publisher hatte kein Mitleid. Mit einem geschickten Hieb schlug er den Entwickler nieder und entriss ihm das Spiel, um es auf den Markt zu werfen.
Selbstverständlich ist das so nicht passiert, könnte aber sein. Anders lassen sich die unglaublich vielen Bugs und Fehler im "verfluchten Kreuzzug" einfach nicht erklären. Da bewegen gerade sprechende Figuren ihren Mund einfach nicht, dann rollt meine Ballista plötzlich einfach durch ein verschlossenes Tor hindurch und hin und wieder fehlen die akustischen Effekte. Das ist schade. Publisher Atlus bestraft also sich selber, aber vor allem uns Spieler, denn gerade die ersten 30 Minuten sind harter Stoff und man muss sich zusammenreißen, um das Spiel nicht sofort wieder aus der Konsole zu nehmen. Hat man das überwunden entpuppt sich the Cursed Crusade als Spiel mit tollen Ansätzen, hier und da ein wenig Potential aber einfach zu wenig Leidenschaft und Programmierkunst.
Wie ihr euch sicher schon gedacht habt, thematisiert das Abenteuer die Kreuzzüge des Mittelalters, die noch immer etwas mysteriöses und undurchschaubares an sich haben. Ihr übernehmt im Spiel die Rolle des jungen Denz de Bayle, der seinen Vater in Jerusalem suchen will. Nur mit seiner Hilfe bekommen die de Bayles ihr Land zurück und können die Familienehre wieder herstellen. Durch die tapfere Rettung seines Lebens schließt sich euch außerdem der gesetzlose Spanier Esteban Noviembre an. Ab diesem Zeitpunkt seid ihr als dynamsiches Duo unterwegs, habt aber nicht nur mit dem Kampf gegen nicht-Christen zu tun, sondern noch ein viel größeres Problem: Ein Fluch lastet auf euch und der Tod höchstselbst versucht euch eure Seelen zu entreißen. Durch die lebhaften Dialoge zwischen Denz und Esteban gewinnt das Spiel an Atmosphäre und der Plot ist eigentlich ganz gut verbaut. Wer was für dieses Thema übrig hat dürfte jedenfalls zufrieden sein.
Nicht wirklich zufrieden darf man aber mit dem sein, was Entwickler Kylotonn uns spielerisch auf den Fernsehschirm zaubert. Da wäre zunächst die Steuerung, die mir zu keiner Zeit im Spiel als verlässlicher Partner erschien. Das kommt nicht von ungefähr, arbeitet doch die störrische Kamera immer gegen mich, reagiert viel zu langsam auf "Szenenwechsel" und setzt das Spiel schlicht und ergreifend mangelhaft in Szene. Die Übersicht geht in den engen Gängen von Burgen und Schlössern häufig verloren. Tun muss man bei the Cursed Crusade ehrlich gesagt nicht wirklich viel. Ihr kreuzt eure Klingen zum Block mit der rechten Schultertaste und teilt eurerseits Hiebe, Stöße und gefährliche Konter aus. Dabei kombiniert ihr eure Aktionen zu Kombos und habt für die Feinde des Christentums ziemlich brutale Finisher mit dabei. Da rollen auch mal Köpfe oder Kehlen werden kurzerhand mit Lanzen durchstoßen. Immer wieder stürmen die dummen und plump agierenden Feinde euch entgegen und schnell verfällt man in eine unliebsame Langeweile. Ist der Ansturm vorbei, darf nach dem Weg gesucht werden. Meist muss man ein schweres Objekt zur Seite schieben oder einen kleinen Wall hochklettern - spannend... Gibt es keinen offensichtlichen Weg, sollte man vielleicht die finstere Macht des Fluchs nutzen: Auf Knopfdruck verwandelt sich die Welt in ein paralleles Universum der Hölle. Und wie durch ein Wunder findet man hier Schwachpunkte in Wänden und kann Holztüren mit Feuer verbrennen - was offensichtlich sonst nicht machbar gewesen wäre.
Die Hölle ist nicht nur bei den enorm faden Rätseln euer Retter, auch im Kampf könnt ihr den Fluch zu eurem Vorteil nutzen und gewinnt mit euren diabolischen Alter Egos enorm an Kraft und Energie. Wichtig ist außerdem die Wahl der Waffe. Neben Speeren und Doppelschwertern gibt es auch noch Breitschwerter und Knüppel. Die Waffen zerbrechen häufig und ihr müsst das Werkzeug der Gegner aufsammeln. Leider spielt sich the Cursed Crusade wirklich unglaublich stumpf und uninteressant, ist komplett frei von Innovation und "Aha" Momenten und langweilt schnell. Einigermaßen positiv hervorzuheben ist der Umfang, die Missionsstruktur im Hauptmenü und die Siegpunkte die ihr erspielt. Damit verfeinert ihr Kampfstile und stärkt euren Helden. Ein etwas größerer Pluspunkt ist der kooperative Spielmodus, bei dem euer Kumpel in die Rolle von Esteban schlüpft. Geteiltes Leid ist eben halbes Leid.
Kommen wir zu guter Letzt zur technischen Kontrolle, die ich eingangs bereits kritisiert habe. Traurigerweise bleibt auch die Optik hinter den Erwartungen zurück. Matschige Texturen, Clipping Fehler ohne Ende, nicht elegante Animationen, enge Level, keine Weitsicht, wenig Atmosphäre. The Cursed Crusade sieht einfach nicht gut aus. Dafür klingt es nicht schlecht, denkt man zunächst, da der deutsche Publisher dtp Entertainment sich um sehr bekannte und gute Sprecher bemüht hat. Leider haben die ihre Sache weniger gut gemacht als gewohnt und darüber hinaus klingt es immer so, als stünde man direkt im Tonstudio. So bleibt mir nichts weiter, als the Cursed Crusade mit einer Wertung abzustrafen, die es verdient. Es ist weder fertig, noch interessant, sieht nicht gut aus und nur wenn man sich durchbeißt, bekommt man ein ganz klein bisschen was vom Spiel zurück.