Dank Takeyasu Sawaki gehört El Shaddai wohl zu den Spielen mit dem außergewöhnlichstem Artdesign. Zuvor war der Entwickler bereits an der Produktion von Spielen wie Okami beteiligt und bewies zu dieser Zeit ein Händchen für besondere Grafik. Doch Artdesign ist nicht alles und so stellt sich die Frage, ob El Shaddai mit seinen Pastellfarben nur blenden will, oder ob mehr hinter dem Titel steckt. Bibelsetting trifft Action-Adventure. Ob das gut gehen kann?
Der Himmel bebt, der himmlische Rat ist erzürnt. Eine Welt voller Tumulte und kriegerischer Auseinandersetzungen offenbart sich unter ihnen. Schuld daran sind sieben gefallene Engel. Als himmlische Wächter der Menschheit geboren, verließen sie die anderen Engel. Der Versuchung erlegen über die Menschheit zu herrschen fielen die Grigori auf die Erde und übten einen negativen Einfluss auf deren Entwicklung. Und als sei dies nicht schon schlimm genug, errichteten sie mit dem Turm zu Babel ein blasphemisches Denkmal zu ihren eigenen Ehren. Der Rat kann diesen Geschehnissen nicht Tatenlos zusehen und so fassen sie den Entschluss eine große Flut über die Erde zu schicken, welche Engel samt Menschheit vernichten soll. Doch bevor es zu diesem biblischem Ereignis kommt, betritt ein Mensch namens Enoch die himmlischen Pforten um gegen diesen Plan anzukämpfen. Im Gegenzug zu den abtrünnigen Engeln fordert er den Verzicht auf die Sintflut. Genau an dieser Stelle betritt der Spieler die Welt von El Shaddai und soll die Menschheit vor der großen Flut retten, indem er die sieben Engel in ihre himmlischen Gefängnisse zwängt und ihre Seelen reinigt. In der Rolle von Enoch wird man zunächst vollkommen unbewaffnet in das Spielgeschehen geschickt. Als Freund und Helfer steht dabei ein ziemlich skurriler Engel namens Lucifel an der Seite, welcher für das Speichern des Spiels verantwortlich ist. Doch scheint er sich während des Spiels viel lieber mit Gott über sein Handy zu unterhalten, anstatt helfend zur Seite zu stehen. Eine weitere Aufgabe von Lucifel besteht darin, die Story zu erzählen. Zu Beginn wirkt das recht unübersichtlich und verwirrend, was den Einstieg für den Spieler sehr anstrengend macht. Doch mit voranschreitender Spieldauer findet man sich in die recht dünn gehaltene Geschichte ein und versinkt im Artdesign des Spiels.
Man macht sich also in der Gestalt von Enoch auf, um das Versteck der sieben flüchtigen Engel zu finden und stellt dabei fest, dass die menschlichen Mittel leider viel zu begrenzt sind, als dass sie einem Engel Paroli bieten könnten. Die einzige Lösung scheint rohe Gewalt durch himmlische Machteinwirkung zu sein. Diese erlangt unser Protagonist durch die heiligen drei Waffen. Allem voran das Arch, eine Art himmlisches Schwert, mit dessen Hilfe man den verschiedenen Feinden gehörig den Hintern versohlt. Und zu unserer Überraschung funktioniert das auch super einfach und macht einen riesen Spaß. Das Kampfsystem von El Shaddai ist einfach und übersichtlich. Prinzipiell gibt es drei Hauptfunktionen. Blocken, angreifen, springen. Durch verschiedenes Timing erreicht man zudem die unterschiedlichsten Kombos und Attacken. Im Laufe des Spiels erhält man zudem die Möglichkeit seine Attacken mit Hilfe von helfenden Engeln zu verstärken um noch verheerenderen Schaden zu verursachen. Bei jedem Angriff wird die Waffe allerdings durch die verdorbene Seele des Gegners beschmutzt, sodass ihre Wirkung mit der Zeit nachlässt und kaum Schaden erzielt werden kann. Aus diesem Grunde gilt es den Zustand der Waffe immer im Auge zu behalten, um sie rechtzeitig wieder zu reinigen und nicht an Wirkungskraft ein zu büßen. Beim Reinigen der Waffen ist das Timing besonders wichtig, da Enoch in der Zwischenzeit angreifbar ist. Das Besondere an dem Kampsystem von El Shaddai ist die Tatsache, dass man mit nur drei Waffen ein unglaublich interessantes System erstellen konnte. Neben dem Arch stehen dem Spieler noch Pfeile und Schilde zur Verfügung, mit dessen Hilfe er seine Gegner zur Strecke bringen kann. Um diese Mittel zu erlangen, kann der Spieler seine Feinde entweder entwaffnen oder aber eine auf der Spielwelt gefundene Waffenkapsel sofort aktivieren. Dabei spielt die Auswahl der Waffe eine wichtige Rolle, da jeder Gegner eine bestimmte Schwäche besitzt. Durch die Waffenauswahl und Reinigung entsteht so ein recht taktisches Kampfsystem, bei welchem es notwendig ist die Schwäche des Gegners gezielt und effizient herauszufinden und auszunutzen. Neben den klassischen Endgegnerfights trifft Enoch auf mehrere verschiedene Typen von Feinden, wobei er auch durchaus alleine gegen vier Stück auf einmal antritt. An schwierigen Situationen mangelt es also nicht.
Fakt ist: Jeder Entwickler versucht mit der Videospielproduktion ein Unterhaltungsmedium zu erschaffen. Dabei gehen sie aber alle unterschiedliche Wege und realisieren ihre Projekte mit Hilfe verschiedenster Mittel. Die einen versuchen das Spiel so realitätsnah wie möglich zu machen. Andere wiederrum versuchen die Spiele so aufregend und actiongeladen wie möglich zu gestalten. Und wieder andere, so wie in Falle von El Shaddai, erschaffen einfach nur ein wunderbares Kunstwerk. Beim Zocken des Spiels bekommt das Auge die kunstvollsten Leveldesigns serviert, die es zur Zeit gibt. Es wirkt so als sei das Spiel mit Aquarell- und Pastellfarben an einer Leinwand gepinselt worden. Die zahlreichen Farbeffekte unterstützen diesen Effekt, sorgen aber leider auch ab und an für Unübersichtlichkeit. Dennoch: So ein Artdesign erhält man sehr selten präsentiert. Und daher sollte man an jeder Kulisse für einen Moment inne halten und einfach nur den Anblick genießen. Bei all den vielen Effekten und den strahlenden Farben kommt ab und an die Frage auf, ob die Entwickler durch LSD inspiriert wurden. Uns gefällt das jedenfalls. Neben den Standart 3D-Passagen kommt man bei El Shaddai auch in den Genuss von klassischen 2D-Arealen mit typischem Jump'n'Run Gameplay. Neben der einzigartigen Grafik sorgt der Soundtrack dafür, dass das Bibelsetting die passende Atmosphäre bekommt. Soundtracks die an den Kirchenchor von nebenan erinnern und mystische Magie im Zimmer verteilen sind keine Seltenheit. Doch trotz der tollen Grafik und dem Soundtrack schafft es das Spiel nicht die Story fesselnd zu vermitteln. Das Storytelling wirkt flach und für Einsteiger sehr verwirrend. Durch gelegentliche Zwischentexte oder Erzählungen von Lucifel versucht der Entwickler zwar eine gewisse Spannung aufzubauen und die Geschichte zu erzählen, doch dabei hat man oft das Gefühl als wolle man sich mit Hilfe von homoerotisch anmutendem Charakterdesign selbst nicht ernst nehmen. Des weiteren ist das Spiel aufgrund von seinem extrem linearen Leveldesigns wenig abwechslungsreich.
Pros:
-einzigartiges Design
-gute Steuerung
-freie Tastenkonfiguration
-Online Ranglisten
-freischaltbare Extras
-gutes Kampfsystem
-Kombination 2D und 3D Passagen
Contra:
-keine deutsche Sprachausgabe (nur Japanisch und Englisch)
-sehr linear
-Kämpfe wiederholen sich
-Keine Engergieanzeige beim 1. Durchlauf
-an einigen Stellen recht unübersichtliche Kameraführung
-recht dünne Story