Rhythmus, Tanz und Terraforming
Während der echte Sommer irgendwie nicht so wirklich in Fahrt kommt, steht beim "Summer of Arcade" nun schon das zweite Spiel zum Download bereit, das schon im Vorfeld für viele angeregte Diskussionen sorgte: From Dust ist jetzt für 1.200 MS Points zu haben und bringt euch in die mehr oder weniger göttliche Situation, die Landschaft nach eurem Willen zu verändern.
Das tut man aber nicht zum reinen Vergnügen oder um den Landesgartenpreis zu gewinnen, sondern um eurem Stamm einen sichere Umgebung zu schaffen. Ihr beginnt stets mit einer kleinen Gruppe Wilder - wenn ich sie mal so nennen darf - die auf den Spuren ihrer Ahnen wandeln und deren Wissen in sich aufnehmen möchten. Ziel ist es, die Siedler zur nächsten "Passage" zu geleiten, was den Abschluss des Levels darstellt. Damit das gelingt, müsst ihr Dörfer bauen. Errichten kann man jene Dörfer um Totems, die auf der Karte verteilt sind. Mit Tanz und Musik stampfen eure Eingeborenen ein paar Hütten aus dem Boden, außerdem gedeiht dadurch die Pflanzenwelt und kann sich von nun an über die gesamte Karte ausbreiten.
Natürlich wäre das alles fürchterlich uninteressant, gäbe es da nicht jemanden der euch vom friedlichen Treiben abhalten wollte. Vergesst Kanonen, Endgegner oder Raumschiffe, hier ist es die Natur die sich euch mit ihren Urgewalten in den Weg stellt: Wasser formt sich zu Springfluten, Vulkane übergießen die Landschaft mit Lava und sandige Dünen versperren euch den Weg. Eure Stammesmitglieder haben diesen Kräften wenig entgegen zu bringen, weshalb man nun selber aktiv werden muss. Mit den beiden Schultertasten könnt ihr Sand, Wasser oder Lava aufnehmen und an anderer Stelle wieder freigeben. Der Sand, der bis vor wenigen Sekunden noch keinerlei Sinn hatte, wird plötzlich zur Brücke, oder staut das Wasser auf. Selbiges kann umgeleitet werden um bestimmte Areale trocken zu legen, bzw. zu überfluten. Wer sich die brodelnde Lava packt und mit Wasser verbindet, der erschafft eine massive Felswand. Das interessante daran, sind die direkten und indirekten Konsequenzen eures Tuns: Die sprudelnden Quellen wählen immer den Weg des geringsten Widerstandes und manchmal dauert es einen kurzen Moment, bis man merkt was man angerichtet hat. Eure Hauptaufgabe ist es, durch das Verändern der Landschaft die Dörfer und euer kleines Volk zu schützen, so dass an jedem Totem ein Dorf entstehen kann. Dafür reicht nicht immer euer Einsatz allein. Hier und da findet man Steine des Wissens, die den Dorfbewohnern beibringen, wie man sich selbständig gegen Flutwellen und ähnliche Schäden schützt.
Es macht sehr viel Spaß zu beobachten, wie die Elemente gegeneinander oder miteinander agieren und wie neue Strukturen in der Umwelt entstehen. Gerade zu Beginn spielt man viel herum, probiert dieses und jenes und startet bei Bedarf das Level neu. Jedes "eroberte" Totem schaltete übrigens eine Spezialfähigkeit frei, die ihr für wenige Sekunden nutzen dürft. Wasser verdampft, Feuer wird gelöscht, man kann aber auch Fließgewässer in eine Art Gelee verwandeln und so in eine Starre versetzen. Wie ihr das nutzt um ans Ziel zu kommen, ist euch dabei völlig selbst überlassen. Aufpassen müsst ihr in vielen Leveln, bei denen eine kleine Uhr mit läuft. Die setzt euch nicht etwa ein Zeitlimit - so etwas gibt es bei From Dust nicht - diese Uhr warnt euch vor der nächsten Katastrophe, wie einer Flutwelle oder einem bedrohlichen Lavastrom.
Obwohl From Dust ein sehr reizvolles Gemisch aus Puzzle und Strategie geworden ist, bietet es auch genügend Angriffsfläche für Kritik. Es gibt beispielsweise zu wenig Möglichkeiten um mit den Einwohnern zu interagieren. Sie laufen ziemlich planlos durch die Gegend und können zu den wenigen wichtigen Punkten auf der Karte herbeigerufen werden. Auch dann sind die Laufwege bisweilen etwas wirr, was euch das Leben unnötig schwer machen kann. Die 15 Level des Spiels beschäftigen euch nicht unbedingt wochenlang, man hat aber das Bedürfnis jedes davon mindestens noch einmal zu spielen. Wie ich oben kurz erwähnte, verbreiten sich Pflanzen auf der Karte. Eine kleine Nebenmission ist es, die Inseln und Areale komplett mit Palmen und Büschen zu überziehen, was meist nur mit einer ausgeklügelten Taktik zu realisieren ist. Darüber hinaus hat Ubisoft hier und da ein paar "Erinnerungen" in den Leveln versteckt und aus dem Hauptmenü lassen sich zudem noch zahlreiche Challenges anwählen und spielen.
Einer der größten Trümpfe die From Dust ausspielt, sind Atmosphäre und Präsentation. Das Spiel baut von Beginn an eine mysteriöse und innovative Stimmung auf und gibt sich optisch wie akustisch sehr reizvoll. Das Spiel der Elemente erweckt die kleinen Welten zum Leben, die ihr mit der Kamera aus der Ferne oder von ganz nah beobachten könnt. Die gelungene Farbwahl und die schicken Effekte tun dann ihr übriges. Für einen Arcade Mix aus Strategie und Puzzle, sieht From Dust umwerfend gut aus und bringt viel exotischen Charme in euer Wohnzimmer. Effekte stehen bei der Akustik im Mittelpunkt, die bisweilen sogar euren Subwoofer dröhnen lassen. Besonders gut gefallen die düsteren Trommelschläge, wenn z.B. ein neues Dorf entsteht oder eine Flutwelle abgewehrt wird. Afrikanisch angehaucht und sehr passend.
Unterm Strich ist From Dust ein gelungenes Spiel, aus dem Ubisoft aber eventuell noch mehr hätte machen können. Der frische Wind macht Freude, die Spielmechanik wäre hier und da aber noch zu verfeinern gewesen. Zwei Level mehr hätten es schon sein dürfen und mehr Sidequests in den Missionen hätten diese auf Dauer noch interessanter gemacht. Leider ist der Weg ans Ziel meist auch zu einfach und nach etwa zehn Leveln weiß man einfach zu gut was zu tun ist. Eine Geschichte hätte gegebenenfalls auch Motivation gespendet. Davon abgesehen ein wirklich empfehlenswertes Abenteuer, welches das miserable Wetter zeitweise in den Hintergrund rücken lässt.