Die Launchperiode einer jeden Konsole ist für Entwickler die Gelegenheit gleich zu zeigen, in wieweit man die neue Hardware beherrscht. Außerdem ist in der Regel das Softwareangebot so überschaubar, dass auch vermeidlich zweitklassige Software mit guten Verkaufszahlen punkten kann. Ubisoft ist zum Start des Nintendo 3DS voll dabei und hat eine ganze Latte an Titeln veröffentlicht, die sogar mit großen Namen aufwarten können. Einer dieser Titel trägt den Namen "Splinter Cell 3D", was alleine schon große Erwartungen weckt. Gehört das Remake des Klassikers auch zur Kategorie der schnellen Geldmache oder aber wird Sam Fisher seinem Ruf auch in 3D gerecht?
Chaos Theory 3D
Kein Mario, kein Link, kein Kirby...nein, beim Start des Nintendo 3DS laufen die Dinge ein wenig anders ab. Während Capcom mit den Street Fightern ordentlich Kloppe verteilt und Nintendo ein paar süße Hunde auf uns loslässt, schickt Ubisoft ihren Ausnahmeagenten ins Rennen um die Gunst der Spieler. Sam Fisher präsentiert sich in einem Schleichspiel der alten Schule, was nicht von ungefähr kommt. Im Kern ist Splinter Cell 3D nämlich ein Remake des Klassikers "Chaos Theroy", welches seiner Zeit besonders auf der Xbox für Furore gesorgt hat.
Splinter Cell ist schon immer einer dieser Titel gewesen, die mit vielen Gadgets und Fähigkeiten aufgewartet hat und eine entsprechend komplexe Steuerung bot. Sam Fisher ist bei seinen Observationen mit dem feinsten High-Tech ausgestattet und es ist schon ein kleines Wunder für sich, dass er an seinem Körper so viele Waffen und Hilfsgeräte unterbringen kann. Ebenfalls essentiell für ein Splinter Cell ist das Schleichen und Beobachten, was den richtigen Einsatz der Kamera, mit der man den Blickwinkel einstellen kann und die Bewegungen des Feindes zu jedem Zeitpunkt ins Visier nehmen kann, voraussetzt. Summiert man diese beiden tragenden Elemente der Serie und betrachtet man sich im Anschluss die Bedienelemente des Nintendo 3DS, kommt man nicht umher sich zu fragen, ob das komplexe Gameplay überhaupt auf einen Handheld eloquent übertragen werden kann.
[img right]144269[/img] Den scheinbar größten Mangel bildet wohl das Fehlen eines zweiten Analogsticks. Ubisoft hat sich hierfür der vier Aktionstasten bedient und auf eben diesen die Kamerasteuerung untergebracht. Sam Fisher selbst wird mit dem Slide-Pad in Bewegungen gebracht, womit der größte Teil der zur Verfügung stehenden Tasten belegt ist. Diese Methode wurde schon zu seligen N64-Zeiten praktiziert und macht auch auf dem Nintendo 3DS, nach einer gewissen Einspielzeit, eine doch erstaunlich gute Figur. Der Rest der komplexen Steuerung wurde ebenfalls sehr geschickt integriert, wofür neben den Schultertasten auch das digitale Steuerkreuz verwendet wurde. Alles andere (beispielsweise die schnelle Waffenwahl) wurde sinnigerweise auf dem Touchscreen untergebracht. Es gibt an vielen Stellen im Spiel zwar einige "unbequeme" Eingaben für verschiedene Auswahloptionen, die über den Touchscreen geregelt werden müssen, aber insgesamt kann man sich mit diesem System durchaus anfreunden. Die kompakte Bequemlichkeit eines PS3- oder Xbox 360 Controllers hat man allerdings nicht, schließlich spielen wir hier immer noch auf einem Handheld, was man auch zu spüren bekommt.
Das Spielzeug eines Superagenten
Das gesamte Repertoir an Spielzeug, mit dem Sam in Splinter Cell 3D hantiert, wurde auf dem Touchscreen untergebracht und kann zu jedem Zeitpunkt mittels Berührung aufgerufen werden. Dazu zählen solche Klassiker wie die Pistole mit Schalldämmung oder auch das Gewehr mit einer deutlich höheren Durchschlagskraft. Kenner wissen aber, dass solche Waffen nur in Ausnahmesituationen Verwendungen finden, denn schließlich machen sie auch eine Menge Krach. Wir, in der Rolle des Superagenten, sind zwar nicht so zimperlich, was Explosionen angehet, allerdings zieht es sehr schnell die Aufmerksamkeit der Umgebung auf sich. In der Rolle des lautlosen Killers also eher eine Waffe, dessen Panel man auf dem Touchscreen nicht so häufig antippen sollte. Vielmehr wandert der Finger auf die beiden High-Tech-Spielzeuge mit dem richtigen Durchblick. Oben links befindet sich eine Scannerbrille, mit der man wichtige Informationen einholen kann und sogar Computer aus der Ferne manipulieren kann. Auf der rechten oberen Ecke des Touchscreens befindet sich das Nachsichtgerät, was maßgebend den Styl der Serie geprägt hat. Leider aber wird die Nachtsicht sehr schlicht auf dem Nintendo 3DS dargestellt. Zwar bekommt man auch in der tiefsten Dunkelheit dank dieser Brille jede Bewegungen der Feinde und sogar Infarot-Scanbereiche der Sicherheitskameras zu sehen, allerdings präsentiert sich das Ganze in einem schwarz-weißen Look, der so gar nichts mehr von dem Original auf der Xbox hat.
Die Agentenstory mit Tiefgang?
Splinter Cell 3D hat definitiv Tiefgang, schließlich wird das gesamte Spielgeschehen auf der oberen Bildschirmhälfte in echtem 3D präsentiert. Besonders punkten kann das Ganze in diesem in der Regel sehr ruhig verlaufendem Spiel nur an bestimmten Punkten. Hängt man beispielsweise an der Außenmauer eines Hochhauses oder begibt man sich anhand eines Seiles eben von diesem herab, entfaltet der 3DS seine Fähigkeiten. Das sind die Augenblicke die durch den 3D-Effekt eine Bereicherung erfahren. Ansonsten lässt sich das Spiel im Prinzip genauso gut in 2D-Spielen, denn für den Spielinhalt hat die Tiefenwirkung keinerlei Relevanz. Übrigens haben die Entwickler den 3D-Regler an den richtigen Stellen komplett ausgeschaltet. Nutzt man beispielsweise ein Optisches Kabel, welches man unter die Tür schieben kann, wird der 3D-Effekt abgeschaltet, denn schließlich kann man sich durch die Neigungsbewegungen des Nintendo 3DS im Raum umsehen, was ja erfahrungsgemäß mit einem eingeschalteten 3D-Effekt nicht reibungslos funktioniert. Hut ab, hier haben die Macher wirklich gut mitgedacht und die Eier gehabt nicht zwingend alles in 3D darzustellen.
[img left]144268[/img]Das tatsächliche Spiel und dessen Story ist, wie man es eben von der Serie und den Titeln mit der Erweiterung "Tom Clancy's" kennt, sehr komplex und bietet beste Hollywood-Agenten-Thriller Qualitäten. Alles wird mit gelungenen Rendersequenzen und einer guten deutschen Sprachausgabe (wahlweise auch englische Sprachausgabe!) untermauert. Von der Qualität dieser Arbeiten konnten wir uns aber schon vor rund fünf Jahren überzeugen, denn schließlich ist alles aus Chaos Theory, dem dritten Teil der Splinter Cell Reihe, übernommen worden. Die Umsetzung wurde lediglich auf das Handheld-Format getrimmt. Die Level wurden deutlich kompakter gestaltet, so dass lange Laufwege eher zur Ausnahme zählt und auch die Anzahl der Gegner wurde deutlich reduziert. Das typische Splinter Cell Gefühl ist nach wie vor vorhanden, aber in dieser Hosentaschen-Version fühlt sich das Ganze passenderweise eher wie ein schnelle Abenteuer für Zwischendurch an. Der Mehrspielermodus aus dem Original wurde übrigens ersatzlos gestrichen.
[img right]144270[/img] Es gibt dafür aber auch Bereicherungen, die neu hinzugekommen sind. Ähnlich wie es der große Bruder in Form von Splinter Cell: Conviction auf der Xbox 360 vorgemacht hat, werden auch in Splinter Cell 3D Missionshinweise auf die Spielumgebung projiziert, was nicht nur schick aussieht, sondern auch richtig hilfreich ist.
[head]Positiv:
[/head]+ das beste mobile Splinter Cell
+ alle wichtigen Elemente der Serie sind auch auf der 3DS-Version enthalten
+ Rendersequenzen und deutsche Sprachausgabe (wahlweise sogar englisch!)
+ gelungener 3D-Effekt an den passenden Stellen und sogar der Mut 2D an den richtigen Stellen einzuschalten
+ an den Handheld angepasste Version des Klassikers "Splinter Cell: Chaos Theory"
Negativ:
- mit dem komplexen Gameplay ist der 3DS etwas überfordert (ein zweites Slidepad wäre wünschenswert)
- Wegfall des Multiplayers
- grafisch deutliche Abstriche im Vergleich zum Original