Drehen wir ein wenig die Zeit zurück (womit wir ja seit letzter wieder in Übung sind) und blicken wir auf die Starttitel des Nintendo DS, erleben wir ein kleines Déja-Vu. Auch beim Start des ersten Nintendo DS ging ein Ridge Racer an den Start der, für die damalige Zeit typisch, von allen Vorzügen der neuen Hardware profitieren wollte. Ridge Racer DS bot beispielsweise eine Touchscreen-Steuerung, die für präzisen Rennspaß sorgen sollte. Dass das Ganze leider mehr aufgesetzt wirkte und im Nachhinein betrachtet als Feature auch lieber hätte ganz gestrichen werden sollen, ist uns heute rückblickend klar. Umso erfreulicher ist es, dass diese Fehler beim Start des Nintendo 3DS nicht wieder gemacht wurden. Ridge Racer 3D nutzt nicht krampfhaft irgendwelche besonderen Features der neuen Nintendo Hardware, es konzentriert sich viel mehr auf das was es ist: Ein Arcade-Racer für den schnellen Rennspaß. Dabei hat Namco bei der Umsetzung sich nur auf die Tugenden der Serie fokussiert und ein rundes Spiel abgeliefert, welches besonders Fans der Serie zufrieden stellen wird und für Neueinsteigern einen potentiellen Kandidaten für den ersten Nintendo 3DS-Titel darstellt.
Start your engines!
Zur Zeit der PSOne noch zu Recht als Ikone gefeiert, hat die Ridge Racer Serie während der Xbox 360- und PS3-Ära viel von ihrem Glanz verloren. Einzig auf der PlayStation Portable hielten die Umsetzungen die Fahne des Vorzeige-Arcade-Racers hoch und im Prinzip setzt die Nintendo 3DS-Version auch genau hier an. Technisch bewegt sich das Spiel auf diesem Niveau und lebt von seinen typischen Elementen: Packender Soundtrack, schnelle Flitzer und arcade-lastiges Gameplay. Alle Zutaten also, die ein gutes Ridge Racer eben ausmachen. Die 3D-Version des Namco-Racers verzichtet auch in diesem Anlauf ganz bewusst auf alle realistischen Gesetze der Physik oder gar dem Versuch einer Simulation. Es gilt einzig und allein wieder einmal aufs Gas zu treten und sich mit Karacho in die Kurven zu legen - genau das macht Ridge Racer aus und uns Spaß.
[img right]143570[/img] Alle Standardmodi, die man von einem Rennspiel erwarten darf, haben ihren Weg auf die 3DS-Umsetzung gefunden. Es gibt einen Grand Prix-Modus, bei dem man nach und nach die verschiedenen Fahrzeuge und Rennstrecken freischaltet, die Schnelle Tour, damit es sofort auf die Rennpiste gehen kann und normale Standardrennen, bei denen man alle persönlichen Vorlieben einstellen darf. Markenrennen, Zeitrennen und vor allem der lokale Multiplayer (bei dem jeder 3DS mit einer Spielkarte ausgestattet sein muss) runden das Gesamtpaket ab. Was leider aber fehlt ist die Möglichkeit sich Online in direkten Duellen mit Freunden und der ganzen Welt zu messen. Als Trostpflaster kann ein klein wenig die StreetPass-Funktion des Titels herhalten, die eure Rennzeiten protokoliert und bei jeder Begegnung mit anderen Ridge Racer 3D-Spielern die Daten gegeneinander antreten lässt und analysiert.
Ridge Racer at it's best
Ridge Racer für den Nintendo 3DS bietet ein Best-of der bisherigen Serie, denn sowohl die gebotenen Strecken als auch die Fahrzeuge sind aus allen bereits erhältlichen Teilen zusammengewürfelt und in diesem Ableger vereint wurden. Der Flair und Geist des beliebten Arcade-Racers wird durch ein stylisches Intro eingeleitet und spätestens beim Erklingen des Soundtracks während der Rennen fühlt sich der Veteran wieder heimisch. Die größte Herausforderung und damit auch der Großteil der Spielzeit, wird im Grand Prix Modus geboten. Man beginnt mit einem Standardfahrzeug und muss sich Cup für Cup, die immer aus vier Rennen bestehen, durchsetzen. Die Faustregeln für ein gutes Abschneiden bei diesen Rennveranstaltungen wurde in Ridge Racer 3D konsequent beibehalten. Grundsätzlich gilt es den Windschatten der Vorderleute auszunutzen, durch Dirfts den Boost aufzuladen und diesen im richtigen Moment auszulösen. Die Einstellungen für den Turboboost kann zwar in verschiedenen Varianten genutzt werden, aber in der am wohl häufigsten Standardausführung, besitzt jedes Fahrzeug über drei Nitro-Kammern. Durch geschickte Drifts auf den Straßen füllt sich jede Kammer nach und nach auf und kann sogar kombiniert eingesetzt werden. Die Geschwindigkeit mit der sich die Kammern auffüllen hängt von zwei einfachen Faktoren ab: Umso schneller man sich in den Drift begibt und umso heftiger die Kurve ist, umso schneller steigt euer Nitro. Mittels Druck auf rechte Schultertaste löst man die erste Kammer und mittels linker Schultertaste löst man zwei Kammern auf einmal aus. Ist der euer Vorrat an Nitro komplett aufgefüllt, kann man durch Betätigen beider Schultertasten gleichzeitig den ultimativen Geschwindigkeitsrausch auslösen.
Gesteuert wird das Ganze wahlweise mit dem digitalen Steuerkreuz oder dem neuen Slide-Pad, wobei die zweite Variante nicht nur bequemer platziert ist, sondern auch eine erstaunliche Präzision bietet. Die Aktionsknöpfe B oder X dienen zum Gasgeben und A oder Y halten für das Bremsen hin. Wenn man sich für das manuelle Schalten entscheidet übernehmen die A- und Y-Tasten das hoch- und runterschalten. Zu dieser einfachen Buttonbelegung gesellt sich auch ein ebenso einfaches Kamerasystem, denn insgesamt gibt es nur zwei Perspektiven zur Auswahl. Entweder man verfolgt das Rennen aus einer Kamera, die hinter dem Fahrzeug platziert ist, oder man genießt den 3D-Effekt aus der Cockpit-Perspektive.
Stichwort 3D: Ridge Racer 3D nutzt das Feature der neuen Nintendo-Hardware sehr gekonnt. Im regulären Rennverlauf mag das Ganze auf den ersten Blick nicht unbedingt zu den besten Paradebeispielen für die Funktion herhalten, aber umso intensiver man sich mit dem Titel beschäftigt, erkennt man wie sehr der Effekt das Spiel bereichert und wie gekonnt es von den Entwicklern an der richtigen Stelle eingesetzt wurde. Befindet man sich auf einer flachen Strecke mit wenig Randbebauung, so mag der 3D-Effekt im Rennen nicht besonders auffallen. Geht es aber beispielsweise in einen Waldabschnitt, in dem euch aufgewirbelte Blätter entgegen kommen oder durch eine Pfütze, bei der Wassertropfen euch die Sicht nehmen, so fühlt man sich richtig in die Welt eingesogen. Der gebotene 3D-Effekt hängt sehr stark von der Strecke und dessen Architektur ab. Gerade die Rennen in der Stadt, in der sich die Straßen winden und die mit Sprungpassagen aufwarten steigern das Erlebnis ungemein. Spielerische Vorteile sind hier vielleicht nicht zu verbuchen, aber eine Steigerung des Rennerlebnis ist ganz klar auszumachen, denn auch der wichtigste Faktor für ein Rennspiel, die Geschwindigkeit, wurde bei dieser Umsetzung vorbildlich integriert. Kombiniert man also die richtige Dosis und vor allem den Einsatz zur richtigen Zeit des 3D-Effektes mit dem Geschwindigkeitsgefühlt des Titels, kann man nur bestätigen, dass Ridge Racer 3D ein absolut gelungenes Rennspiel den Nintendo 3DS geworden ist. Wehrmutstropfen bekommt man lediglich in Form von wirklich schwachen Texturen auf den Wagen und dem fehlenden Online-Multiplyer serviert.
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Positiv:
+ Ridge Racer wie es leibt und lebt
+ gelungener Einsatz des 3D-Effekts
+ intensives Geschwindigkeitsgefühl
+ guter Umfang (viele Strecken und ein motivierender Grand Prix Modus)
+ die Steuerung mittels Slide-Pad funktioniert tadellos
Negativ:
- die Fahrzeuge wurden mit sehr groben Texturen bestückt
- kein Online-Multiplayer
- leider ist der 3D-Effekt nicht bei jeder Strecke gleich intensiv