Pokémon Schwarz und Weiß Review
Diamanten, Perlen und Platinum sind von Gestern. Bei den neuen Editionen der Pokemon-Reihe setzt Nintendo auf den Kontrast zwischen Schwarz und Weiß. Der dritte Nintendo DS-Ableger sollte es angesichts der Verkaufszahlen seiner vorrangegangenen Editionen nicht schwer haben. Schließlich erfreuen uns die kleinen Taschenmonster jedes Mal von Neuem und gehören bei nahezu jedem Nintendofan zum Grundequipment. Und das, obwohl die Spiele an für sich alle nur minimale Unterschiede aufweisen und das Gameplay immer dasselbe ist. Was also macht Pokemon so erfolgreich? Ist es das Sammelfieber, welches den Spieler in seinen Bann zieht oder doch der Wunsch Champion zu werden und die TOP4 zu bezwingen? Und schaffen es die neuen Editionen Weiß und Schwarz diese Erfolgsserie glorreich weiterzuführen? Für meinen Geschmack zu viele Fragen, deswegen geht es jetzt mal ans Eingemachte.
"Befreit die Pokemon!"
Am Grundprinzip von Pokemon hat sich nichts geändert und trotzdem kann das Spiel noch begeistern. Das Abenteuer beginnt in eurem idyllischen Heimatort Avenitia. Zusammen mit euren Freunden Bell und Cheren, welche zugleich auch eure Rivalen sind, macht ihr euch auf den Weg zu Professor Esche um eure neuen Pokemon in Empfang zu nehmen und die Reise durch die Einall-Region zu beginnen. Zur Auswahl stehen wie üblich Pokemon des Typs Feuer, in Form von einem Ferkel namens Floink, Wasser, verkörpert durch den Otter Ottaro und der Pflanze Serpifeu. Mit einem Pokedex ausgerüstet schickt euch Professor Esche in die weite Welt von Einall, mit dem Auftrag so vielen Pokemon wie möglich zu begegnen und Informationen über sie zu sammeln. Erpicht darauf der beste Poketrainer aller Zeiten zu werden und den Champion der Pokemon Liga zu besiegen, bekämpft ihr auf eurem Weg zahlreiche Arenaleiter, welche sich schließlich als Freunde rausstellen und euch mit Rat und Tat zu Seite stehen. Einzigartig für ein Pokemonspiel ist hier die außergewöhnliche Charaktertiefe, welche dem ganzen Spiel einen frischen Hauch von Leben verleiht.
Natürlich darf in einem Pokemon Spiel auch kein gegnerisches Team fehlen. In Pokemon Schwarz/Weiß macht euch Team Plasma das Leben schwer. Im Stil einer verrückten Sekte versuchen sie durch Ansprachen und Propaganda die Menschen davon zu überzeugen, dass sie ihre Pokemon von der Qual der Unterdrückung durch den Menschen befreien sollen. Falls ihre Worte keine Wirkung zeigen, schrecken sie nicht davor zurück, durch ihre fiesen Machenschaften die Pokemon gewaltsam von ihren Trainern zu trennen. Die Präsentation von Team Plasma sorgt für eine interessante Perspektive und verleiht dem Spiel einen besonderen Charakter, welcher auch dafür sorgt, dass Pokemon Weiß/Schwarz die vermutlich beste Story der gesamten Reihe besitzt.
Los Serpiroyal, Zekrom und Flampivian! ALLE DREI! AUF IN DEN KAMPF!!!
Der wesentliche Unterschied zu den vorherigen Editionen liegt darin, dass ihr in Edition Schwarz/Weiß während der Story nur mit neuen Pokemon konfrontiert werdet. Insgesamt sind es 156 neue Geschöpfe, von denen einige recht interessant aussehen und andere absolut misslungen sind. Am Ende bleibt das Aussehen jedoch trotzdem Geschmackssache und fließt deswegen nicht in unsere Wertung ein. Da man den Pokemon nun allerdings im Kampf ununterbrochene Bewegungsanimationen geschenkt hat, erscheint das eigene im Vordergrund gehaltene Taschenmonster in einer Qualität, welche sehr an 3D-Dot-Games für die PS3 erinnert. Verpixelter geht es nicht!!! Doch neben diesen Totalaussetzern bietet der neue Pokemontitel zahlreiche Stellen, an dennen man als Spieler ins Staunen gerät. Denn für einen Nintendo DS hat man geschickte Kameraführung und riesige Bauwerke wie gigantische Brücken und einer Stadt, welche eine beeindruckende Skyline besitzt doch einiges aus der Umgebungsgrafik herrausgeholt.
Neben den zahlreichen neuen Pokemon wurden einige neue Gameplayelemente hinzugefügt, welche den Schwierigkeitsgrad leicht angeheben. Neben den Doppel-Kämpfen wurden nun auch 3-vs-3-Kämpfe ins Spiel intergriert. Bei dieser neuen Kampfart gibt es zwei Unterarten. In der ersten Variante können pro Runde alle drei Pokemon angreifen. Dabei ist es allerdings nur möglich, das benachbarte Pokemon zu attackieren.
Anhand dieses Beispiels sollte das Vorgehen besser verdeutlicht werden:
Spieler
A1 B1 C1
Gegner
A2 B2 C2
-Pokemon A1 kann nur Pokemon A2 und B2 angreifen.
-Pokemon B1 kann alle gegnerischen Pokemon angreifen
-Pokemon C1 kann nur Pokemon C2 und B2 angreifen.
-doch Außnahmen bestätigen die Regel: einige Attacken betreffen ALLE Pokemon, sogar die eigenen...
Durch dieses neue Kampfsystem erlangt das Spiel viel mehr taktische Tiefe und hebt den Schwierigkeitsgrad erheblich an. Da die Kämpfe jedoch eher selten vorkommen, muss man gestehen, dass das Spiel bei Gesamtbetrachtung, dennoch bei einem ziemlich geringen Schwierigkeitsgrad bleibt. In der anderen Variante des 3-vs-3 Kampfs kann immer nur ein Pokemon pro Runde attackieren. Zu Beginn wählt man drei Pokemon aus. Eines davon übernimmt die Kampfposition. Nach jeder Runde lässt sich diese Position auf eines der anderen beiden Pokemon rotieren. Dieses rotieren bewirkt, dass man nie weiß, mit welchem Gegnerpokemon man es zu tun bekommt. Daher ist es sehr schwer, sich auf die Elemente des Gegners anzupassen. Auch diese Art des 3-vs-3 Kampfs sorgt für stärkere Fokussierung auf die Taktik im Spiel. Neben den Neuerungen im Kampfsystem wurde die Onlinekompatibilität weiter ausgebaut. Mit Hilfe des C-Gear und der Pokemoncenter kann der Spieler über die Nintendo Wi-Fi Connection gegen andere Spieler antreten.
Dabei bietet das C-Gear insgesamt drei Möglichkeiten zur Verbindung der DS-Systeme. Über das Infrarot (IR) können bis zu vier DS-Systeme in unmittelbarer Nähe verbunden werden, um anschließend ihre Pokemon gegeneinander antreten zu lassen oder sie zu tauschen. Über die einfache W-LAN-Connection lässt sich die Spielsynchro aktivieren. Über diese Synchronisation gelangt man in das Zentrum von Einall, der Kontaktebene, und kann mit anderen Spielern gemeinsam bestimmte Routen der Umgebung erkunden und Kämpfe austragen. Das letzte Onlineelement des C-Gear ist unter Drahtlosverbindung zu finden. Auch hier kann man die Kontakteben betreten, allerdings verbindet man in diesem Modus direkt mit einem Freund und nicht mit Fremden. Neben der Kontaktebene findet man hier außerdem noch den Viso-Caster. Dieser ermöglicht es euch mit bis zu vier Personen gleichzeitig einen Videochat zu führen. Am besten ihr versucht die ganzen Onlinefunktionen selbst aus. Denn neben dem C-Gear gibt es in den Pokemoncentern noch weitere Funktionen, welche eure Pokemonwelt um die Freiheit des Internets erweitert. Die Möglichkeiten sind also recht komplex und leicht unübersichtlich.
Frühlingsgefühle im Theater ausleben?
Neben all diesen neuen Internetfunktionen hat man noch zahlreiche Nebenquests in das Spiel eingebaut. Ihr könnt eure Pokemon jetzt nach Lust und Laune in einem Theater schöne Pirouetten ausführen lassen und dabei den Applaus des Publikums einheimsen, oder aber durch die Kampfmetro ziehen und eure Kampftechniken verbessern. Falls euch das nicht reicht, könnt ihr natürlich wie bei jedem anderen Pokemon-Spiel auch, durch die Region ziehen und soviele Pokemon wie möglich fangen. Doch euch muss bewusst sein: Nur durch das Fangen, bekommt ihr nicht alle Pokemon. Wie in den Vorgängern ist man auch in diesem Teil dazu gezwungen, durch das Tauschen von Pokemon seinen Pokedex zu vervollständigen. Das funktioniert auch gut, solange der Tausch zwischen den neuen Versionen statt findet. Sobald man das Spiel einmal durchgespielt hat, bekommt man auch die Möglichkeit mit Hilfe der Transfermaschine alte Pokemon auf das neue Spiel zu portieren. Umgekehrt ist das leider nicht möglich. Selbst das Zurückgeben der alten Pokemon ist anschließend nicht mehr möglich. Deswegen sollte man sich den Tausch zweimal überlegen.
Aufgrund der Jahreszeiten im Spiel verändert sich auch die gesamte Spielwelt und passt sich an. Sogar die Pokemon selbst passen sich dem Wetter an und lassen sich im Winter ein dichtes Fell wachsen. Durch das Wetter werden auch einige Effekte der Pokemon verstärkt. Somnivora kann sich beispielsweise bei strahlendem Sonnenschein besser selbst heilen als bei Regen. Der Wettereinfluss geht sogar soweit, dass durch Hagel- und Sandstürme die Pokemon KP verlieren können. Trotz allem bleibt das Wetter lediglich ein Feature, welches keiner brauch. Die Veränderungen sind so gering, dass sie kaum auffallen.
Pro:
+156 neue Pokemon
+sehr große Welt
+Zahlreiche Onlinfunktionen
+Funktionen für 3DS und DSi
+zahlreiche Nebenquests
+schöne Kameraführung
+nette Umgebungsgrafik
+beste Pokemonstory bisher
+einzigartige Characktertiefe für ein Pokemon-Spiel
+3-vs-3-Kämpfe
Contra:
-Onlinefunktionen leicht unübersichtlich
-trotz 3-vs-3-Kämpfe zu einfach
-mittelklassiger Sound
-sehr verpixelte Kampfanimationen
-Jahreszeiten spielen kaum eine Rolle