God of War: Ghost of Sparta
Sobald eine Serie mehr als drei Fortsetzung erhält, wird es in der Regel kritisch. Innovationsarmut macht sich breit, irgendwie hat man alles schon mal gesehen und am Ende macht der neueste Titel nur halb soviel Spaß wie das Original. Auch Kratos könnte dieses Schicksal ereilen, immerhin ist Ghost of Sparta nach zwei PS2-, einem PS3- und einem PSP-Titel bereits der fünfte Teil mit unserem Lieblingsgriechen. Hat Kratos noch was auf dem Kasten?
Die Handlung von "Ghost of Sparta" ist zwischen dem ersten und zweiten PS2-Teil angesiedelt. Kratos ist zwar zum "Gott des Krieges" aufgestiegen, doch seinen ersehnten Frieden hat er nicht gefunden. Visionen seiner sterblichen Vergangenheit plagen ihn, worauf sich der Kriegsgott nach Atlantis begibt, um dort Antworten auf seine Fragen zu finden. Doch alles worauf er trifft sind die verdorbenen Geheimnisse vergangener Tage und natürlich eine ganze Menge aggressiver Gegner.
Wer einen Teil der God of War-Serie gespielt hat weiß, was ihn mit "Ghost of Sparta" erwartet. Die "Ready at Dawn"-Studios haben sich auf keine Experimente eingelassen und präsentieren ein klassisches Action-Fest der alten Schule. Als Kratos metzelt ihr euch mit euren Chaosklingen und zahlreichen Kombos durch abwechslungsreiche Schauplätze und Horden von Gegnern. Neben bekannten Gegner-Typen wie Minotauren oder Medusen gibt es auch Neuzugänge wie spuckende Egel oder Gegner, die mit Klingen statt Klauen aufwarten. Im Großen und Ganzen halten sich die Innovationen jedoch in Grenzen, was übrigens leider auch für die Bosskämpfe gilt. Die gelegentlichen Begegnungen mit dem Meeresungeheuer Skylla sind zwar extrem spektakulär in Szene gesetzt, kommen neben ein paar anderen Bosskämpfen aber leider doch recht selten vor.
Auf eurer gut acht Stunden dauernden Reise erkundet ihr natürlich nicht nur Atlantis, sondern besucht auch Orte wie die Insel Kreta, den schneebedeckten Aroania-Pass oder den Fluss der Trauer. Das Leveldesign glänzt dabei neben einem nahezu perfekten Wechsel aus Kletter- und Kampfpassagen mit den God of War-typischen Elementen mal bricht euch plötzlich der Boden unter den Füßen weg, mal werdet ihr aus heiterem Himmel von riesigen Monstern angegriffen und mal müsst ihr im richtigen Moment abspringen, um einen klaffenden Abgrund zu überwinden. Dabei kommen immer wieder die klassischen Quick-Time-Events zum Einsatz, bei denen ihr im richtigen Moment die vorgegebene Taste drücken müsst. Hier hat sich Ready at Dawn übrigens von God of War 3 inspirieren lassen die Tasteneinblendungen erscheinen an der Bildschirmseite, in der die Tasten angeordnet sind. Auch Rätsel sind wieder mit von der Partie, kommen aber nicht in dem Maße zum Einsatz, wie man es von bisherigen Teilen gewohnt war. Hier beschränkte man sich auf die typischen "Öffne Tor A mit Hebel B" oder "Schiebe die Kiste auf den Mechanismus"-Klassiker. Von Zeit zu Zeit taucht ihr auch wieder in Unterwasser-Abschnitte ab. Diese sind jedoch wenig spektakulär und haben keine nennenswerten Herausforderungen zu bieten.
Wie immer gehören die guten alten Chaosklingen zu Kratos` Standardwaffen und bleiben es auch nahezu bis ans Spielende, denn bis zum furiosen Finale erhaltet ihr nur eine einzige neue Waffe. Mit Spartaner-Speer und Schild habt ihr nicht nur eine größere Reichweite, sondern könnt euch auch vor Sturmböen und Feuerwalzen schützen. Dank der neue Fähigkeit "Theras Fluch", welche ihr bereits zu Beginn erhaltet, könnt ihr eure Chaosklingen mit effektiven Feuerangriffen aufrüsten. Damit geht ihr nicht nur gegen aggressive Pflanzen vor, sondern auch gegen gepanzerte Gegner oder öffnet damit spezielle Tore und Türen. Die Energie ist allerdings begrenzt und regeneriert sich erst nach einer gewissen Zeit automatisch. So kommt eine gewisse taktische Komponente in die Kämpfe. Daneben gibt es noch neue Spezialangriffe wie etwa einen Blitzangriff, mit dem ihr im Jedi-Stil eure Gegner grillt. Habt ihr genügend rote Orbs gesammelt, die von erledigten Gegnern hinterlassen werden, könnt ihr wie gehabt alle Waffen und Ausrüstungsgegenstände upgraden. Darüber hinaus geben euch wieder die grünen Orbs neue Lebensenergie, während blaue die Magieleiste auffüllen. Durch das sammeln gut versteckter Minotauren-Hörner, Gorgonen-Augen oder Phönixfedern erweitert ihr in typischer Serientradition eure jeweiligen Energieleisten.
Nichts auszusetzen gibt es an der Steuerung, die seit jeher zu den großen Stärken der God of War-Serie zählt und an der nichts verändert wurde. Kenner und Anfänger finden sich binnen weniger Sekunden zurecht und entfesseln im Nahkampf tödliche Kombos oder schleudern Speere auf weiter entfernte Gegner. Darüber hinaus hat Kratos sogar einen neuen Move erlernt. In bester Ultimate Fighting-Manier könnt ihr Gegner rammen und zu Boden werfen, um Sie schließlich mit euren Fäusten zu bearbeiten. Das alles geht so leicht von der Hand, dass die Kämpfe fast schon etwas zu leicht sind. Ready at Dawn haben den Schwierigkeitsgrad im Vergleich zum Vorgänger gesenkt, sodass man meist ohne große Probleme durch die Gegnerhorden marschiert. Unterstützt wird dies noch durch die teilweise durchwachsene Gegner-KI, die oft nur Kratos umkreisen, ihn jedoch kaum angreifen.
Grafisch hat sich im Vergleich zum phänomenalen Vorgänger wenig getan, allerdings hat bereits dieser Teil die etwas betagte PSP-Hardware an ihre Grenzen getrieben. "Ghost of Sparta" sieht einfach fantastisch aus und ist das technisch wohl beeindruckendste PSP-Spiel. Abwechslungsreiche, epische Settings, atemberaubende Kamerafahrten und eine kinoreife Inszenierung lassen wieder das typische God of War-Feeling aufleben. Die zwei Jahre Entwicklungszeit nutzten Ready at Dawn glücklicherweise dafür, die Engine weiter zu optimieren. Tearings kommen kaum noch vor, dafür müsst ihr ab und zu Slowdowns in Kauf nehmen. Besonders der bombastische Soundtrack, den ihr unbedingt mit Kopfhörern genießen müsst, hat es uns angetan. Zwar ähneln sich viele Themen und wurden zum Teil sogar eins zu eins vom Vorgänger übernommen, das stört jedoch kein bisschen.
Nachdem ihr "Ghost of Sparta" beendet habt, stehen euch noch viele weitere Boni und Extra-Inhalte zur Verfügung, die neben dem nochmaligen durchspielen auf einem höheren Schwierigkeitsgrad für weitere Unterhaltung sorgen dürften. Im Austausch für rote Orbs könnt ihr Artworks und Videos freischalten, oder euch in der wieder enthaltenen Arena zahlreichen Herausforderungen stellen. Wie bei Dantes Inferno habt ihr nun sogar die Möglichkeit, eigene Abschnitte zu basteln und Gegner, Schwierigkeitsgrad und weitere Parameter selbst festzulegen.
Fazit:
Ghost of Sparta ist wie Angelina Jolie mit grauen Haaren: Immer noch verdammt sexy, erste Alterungserscheinungen sind jedoch nicht von der Hand zu weißen. Ohne Frage ist es ein klassisch-geniales God of War mit allen Qualitäten, dass jedoch etwas an Innovationsarmut leidet. Kenner werden nicht viel bahnbrechende Neuerungen finden. Das Upgrade der Chaosklingen in Feuerwaffen durch "Theras Fluch" ist zwar cool und sorgt für frischen Taktikwind in den Kämpfen, dennoch hätten wir uns etwas mehr gewünscht. Auch die wenig neuen Gegner-Typen und der sträflich geringe Anteil an Bosskämpfen stören etwas. Dafür entschädigen allerdings wieder die tadellose Steuerung, die bombastische grafische sowie soundtechnische Präsentation und die spannenden Story, die interessante Details zu Kratos´ Vergangenheit enthüllt. Jeder PSP-Besitzer und God of War-Fan muss hier einfach zugreifen, auch wenn wir vom nächsten Teil etwas mehr erwarten.
Positiv:
- bombastische Präsentation
- tadellose Steuerung
- abwechslungsreiches Leveldesign
- neue Waffen und Magieangriffe
- großer Umfang
- spannende Handlung
- zahlreichen Boni (Artworks, Arena-Kämpfe etc.)
Negativ:
- unausgegorene Gegner-KI
- wenig Neues
- schwache Rätsel
- zu wenig bombastische Bosskämpfe
- relativ niedriger Schwierigkeitsgrad