Ein Quickie mit Lara...
Lara Croft and the Guardian of Light ist in vielerlei Hinsicht etwas ganz Besonderes. Zunächst einmal ist die Hauptdarstellerin der weltberühmten "Tomb Raider" Serie nicht nur Hauptdarstellerin, sondern auch Namensgeberin des Titels. Der Entwickler Crystal Dynamics möchte hier deutlich machen, dass dieser Arcade-Titel auf keinen Fall ein echter "Tomb Raider" - Teil ist, sondern mehr oder weniger ein "Spin-Off" darstellt. Doch das ist nicht alles, was dieses Spiel andersartig macht. Da ist außerdem noch die Tatsache, dass das Spiel kein Vollpreisspiel ist, sondern ein Arcade-Titel. Somit begibt sich Lara Croft in ein völlig unbekanntes Terrain, was der Archäologin aber keine Schwierigkeiten bereitet, denn die Fanbasis ist sowieso froh das nach Tomb Raider: Underworld seit über zwei Jahren mal wieder ein Lebenszeichen der stets gut bewaffneten und adretten Lady vorzufinden ist. Doch das ist immer noch nicht alles was diesen Titel vom bekannten Tomb Raider unterscheidet. Da wären neben den erzählerischen Elementen auch die spielerischen Komponenten, die sich gegenüber den "grossen Brüdern" völlig unterscheiden.
Zunächst einmal wäre da die Story, welche in kurzen comicartigen Episoden schnell und hastig erzählt werden. Während einer Expedition in Mittelamerika findet Lara den Spiegel des Rauchs. Beim Entfernen des Artefakts aus dem Schrein erwacht ein böser Dämon namens Xolotl. Dieser prophezeit den Untergang der Welt und die Unterwerfung der Menschheit. Nach dessen Flucht erscheint Totec, ein Wächter des Lichts. Totec behauptet das Xolotl bis zum Anbruch des nächsten Tages zurück in den Spiegel gebannt werden muss, sonst würde seine Macht zu groß sein um ihn zu besiegen. So machen sich also beide Protagonisten auf die Verfolgung um das Unheil abzuwenden. Ja, die Story ist kurz und knapp. Alles wird innerhalb von zwei Minuten in einem kleinen Comic-Strip erzählt und auch innerhalb des Storyverlaufs wird es keine grossen Überraschungen geben. Das ist ein wenig schade, denn gerade die mystischen Hintergründe der "Tomb Raider" Reihe waren immer eine starke Säule der Spiele. Aber wie bereits erwähnt läuft hier einiges anders. Da wäre zum Beispiel die isometrische Kameraperspektive, die wir aus Spielen wie Diablo kennen. Lara so auf Distanz zu sehen wirkt zunächst ungewohnt, ist dem Gameplay allerdings sehr dienlich, auch wenn der Überblick aufgrund fest installierter Kameraperspektive ein wenig leidet. Manche Ecken sind schlecht einsehbar, wenn sie sich hinter Steinformationen verstecken. Auch Items sind oft nicht gleich gut erkennbar, sobald sich diese hinter einem Busch verbergen. Kleinere Probleme treten hier auch auf wenn Sprungeinlagen in die Hose gehen, weil der Spieler die Positionen der Landezone aufgrund der Perspektive nur schwer einschätzen konnte. Dies ist zwar ärgerlich, aber aufgrund der fairen Rücksetzpunkte verkraftbar. Unabhängig von der Perspektive stellt sich das Spiel grafisch auf einem akzeptablen bis guten Niveau dar. Die Umwelt wirkt stimmungsvoll und die kräftigen Lichteffekte bringen viel Leben ins isometrische Bild. Viele Objekte erlauben eine Interaktion, was sich zusätzlich positiv auf die festgelegte Ansicht auswirkt.
Neben der veränderten Perspektive sind natürlich auch das Gameplay und die Steuerung gegenüber der gewohnten "Third-Person" völlig andersartig. Das Spiel lässt sich nicht nur einzeln bewältigen, sondern auch im Koop mit einem zweiten menschlichen Spieler. Das ist die eigentliche Stärke dieses Spiels. Zu zweit die Rätsel lösen und die Unmengen an Monstern zu besiegen, macht unglaublich viel Laune. In einigen Abschnitten ist echter Teamgeist gefragt, um das Überleben der Protagonisten zu gewährleisten. Wer Fehler macht, reißt den Anderen automatisch mit in den Abgrund. Doch auch alleine kann das Abenteuer bewältigt werden. Das Leveldesign passt sich dann überraschend gut an die Gegebenheiten an, was den Entwicklern hoch anzurechnen ist. Denn wer zunächst den Koop-Modus gespielt hat wird im Einzelspieler auf völlig neue Lösungsansätze zurückgreifen müssen. Dass das Spiel nicht ausschliesslich aus Rätseln besteht ist bei unserer waffennärrischen Hauptdarstellerin natürlich nicht verwunderlich. Im Gegenteil, die Ballereinlagen überwiegen und gehen in manchen Abschnitten richtig zur Sache. Das Waffenarsenal reicht von den bekannten Doppelpistolen, über Schrotflinten und Gewehre, bis hin zu Flammenwerfern und Gatlings. Eine der wichtigsten Waffen ist allerdings Totecs Speer, denn dieser wird nicht nur zum Töten der Monster verwendet, sondern auch zum Klettern. So lassen sich nämlich Vorsprünge erreichen, oder grosse Klippen überwinden. Im Koop kann zusätzlich Totec noch Lara mit seinem Schild höher springen lassen, indem er es über seinen Kopf hält.
Die Steuerung wirkt zu Beginn ein wenig unübersichtlich und gerade das Schießen fällt ein wenig schwer, da über den rechten Analogstick die Schußrichtung bestimmt wird und per RT gefeuert wird. Zusammen mit dem linken Analogstick der zur Bewegung der Protagonisten verwendet wird, kommt da ein wenig Irritation ins Spiel. Doch nach einiger Zeit hat man das im Griff und dann stellt der Spieler fest, dass dieses Konzept gar nicht mal so undurchdacht ist. Mit 14 Leveln ist der Umfang des Spiels für Arcade-Verhältnisse akzeptabel und beschäftigt den Spieler sechs bis sieben Stunden. Ein hoher Wiederspielwert stellt sich besonders durch das Erfüllen der zahlreichen Nebenaufgaben ein, welche mit speziellen Items belohnt werden, die während des Spiels als Upgrades verwendet werden können. Diese Items stellen sicherlich keine komplexe Grundlage im Gameplay dar, sind dafür aber herrlich einfach und wirken auch nicht überflüssig. Eine bittere Pille ist allerdings die Tatsache, dass der Koop-Modus zunächst erst ausschliesslich an der heimischen Konsole zu zweit gezockt werden kann. Erst Mitte dieses Monats wird es mit Veröffentlichung der PS3-Version möglich sein auch online im Team tätig zu werden.
Positiv:
- Umfang überzeugend
- Steuerung nach Eingewöhnungsphase funktional
- Items sind simpel, wirken aber nicht überflüssig.
- Langzeitmotivation bei Sammlern sehr hoch
- Koop-Modus absolute Oberklasse
Negativ:
- Story wirkt etwas zu sehr aufgesetzt
- ab und zu geht die Übersicht verloren
- Online-Koop wird nachgeliefert