15 Euro für vier Stunden Spiel
Wer kann diesen Preis rechtfertigen? Nun, Limbo kann es. Wie es das macht kann man nur schwer beschreiben. Es ist eines jener Spiele, die man alleine genießt. Wenn der Fernseher die einzige Lichtquelle im Zimmer ist, sitzt man aufrecht vor dem Schirm und umklammert das Gamepad. Die Anlage steht auf voller Lautstärke und langsam aber sicher werden die Pupillen immer größer. Limbo ist eines jener Spiele, bei denen man vergisst zu blinzeln. Dabei liest es sich recht bescheiden: Schwarzweiß, von links nach rechts, wo ist da die frische Brise?
Um die zu spüren muss man Limbo gespielt haben. Abgedroschen mag es klingen, aber man muss Limbo erlebt haben. Die Entwickler bedienen sich einfacher Stilmittel, bringen deren Wirkung aber auf den Punkt. Und am Ende obsiegt natürlich das Zusammenspiel.
Das merkt man gleich nach dem Spielstart: Kein bunter Bildschirm, sondern eine einfache, simple Darstellung. Das Menü ist nicht verschachtelt, gibt nicht viel her. Aber es funktioniert. Und dann seid ihr im Spiel. Könnt noch nicht deuten was euch hier erwartet. Es geht von links nach rechts, wie in den guten alten Zeiten, und man braucht nur zwei Tasten um den kleinen Jungen zu steuern. Er kann hüpfen und mit Objekten interagieren. Mehr kann er nicht. Nicht mal sprechen. Die Hintergrundmusik haben die Entwickler auch direkt weggelassen. Warum ablenken lassen? Limbo funktioniert mit Geräuschen. Es wird dadurch sogar intensiver als manch anderer Titel mit Orchester. Man hört den Jungen rennen, sieht wie er sich bemüht in der Welt von Limbo zu überleben. Und man hört die Fallen: Scharf schnappende Bärenfallen, donnernde Steinfallen, knarzende, rostige Maschinen und im richtigen Moment spitzt sich alles zu und gipfelt in Gänsehaut. Die Optik schließt sich an. Keine Farbe, wenig Details, die Welt ist optimiert. Auf das notwendigste beschränkt. Minimalismus in all seiner Perfektion. Es ist düster, morbide, faszinierend. Schatten huschen über den Schirm, nicht immer sieht man alles. Es wird viel mit Licht gespielt obwohl es schwarzweiß ist. Es sieht fantastisch aus, durchdacht.
Doch Limbo kann noch mehr. Es erzählt eine Geschichte. Aber nicht mit Worten, nicht mit Zwischensequenzen, nicht mal mit Text. Sondern einfach durch das Szenario. Große Maschinen die plötzlich in einen Wald übergehen, sonderbare Geschöpfe die euch scheinbar fürchten und ein kurzer Abspann, der viele Fragen aufwirft. Es regt an sich Gedanken zu machen, sich eine eigene Theorie zurecht zu legen. Und es tut gut daran.
Blickt man hinter diese tolle Fassade, was man eigentlich nicht tun sollte, so bleibt ein Jump & Run mit vielen interessanten Rätseln. Mal kommt es aufs Timing an, mal auf eure Kreativität. Ihre Hausaufgaben haben die Entwickler auf jeden Fall gemacht: Keine Ladezeiten, keine Kinderkrankheiten und der Autosave verhindert jeglichen Frust. Die Kopfnüsse zu lösen macht Spaß, vor allem weil Limbo dabei eine ganz eigene Atmosphäre mit sich bringt. Die ist am Ende auch das, was Limbo diese grandiose Wertung beschert. Makellos ist aber auch dieses Abenteuer nicht, denn mit nur etwa vier Stunden Spielspaß, ist Limbo zu kurz geraten. Viel zu kurz würden wir nicht sagen wollen, aber mindestens eine Stunde mehr hätte es sein müssen. Und auch wenn uns die Rätsel gefallen haben, ein bisschen schwieriger hätte es insgesamt ruhig sein dürfen.